Sie sind von Münchens Bühnen nicht mehr wegzudenken. Aber wie haben die Musiker und Musikerinnen eigentlich angefangen? Für die Junge-Leute-Seite haben Künstler in ihrem Fotoalbum geblättert. Heute: Umme Block.
Schlagwort: NouNours
Band der Woche: NouNours
Zwei junge Frauen machen Musik. Sie nennen sich NouNours. Also französisch für
Teddybär. Dabei ist das, was die beiden Münchnerinnen machen, viel
reifer als Lolitas Lollipop-Charme.
Ein bisschen fragt man sich schon: Wie konntet ihr das nur machen? Warum habt ihr euch diesen Namen ausgesucht? Wer denkt da nicht an Säuglinge, Kleinkinder und das ewig Infantile als Mädchenklischee zwischen männlich evozierter Verniedlichungsstrategie und Kleinhalte-Mechanismus? Doch die zwei Damen haben sich entschieden. Irgendwann, als sie sich ein wenig mehr festlegen wollten und nicht mehr so wild zwischen Stilen, Genres, Songs und Ambitionen herumspringen wollten. NouNours (Foto: Franziska Schrödinger) ist bei diesem Festlegeprozess als Bandname herausgekommen. Also französisch für Teddybär. Dabei ist das, was die beiden Münchnerinnen machen, viel reifer als Lolitas Lollipop-Charme.
Obwohl die Besetzung des Duos klassisch ist: Akustik-Gitarre, ein bisschen Percussion und zweistimmiger Gesang. Aber das machen sie ziemlich gut. Die Gitarre ist rhythmisch, zum Teil fast jazzig, dann wieder südamerikanisch. Und sie klingen in ihrer Musikausübung unglaublich sicher. So sicher, wie man nur sein kann, wenn man von Kind auf mit Musik aufgewachsen ist (was sie beide sind) – und darüber setzen sie ein kokettes und bisschen affektiert-britisches Englisch, das ein wenig an Lena Meyer-Landruth erinnert. Eine im großen Pop-Biz durchaus vielversprechende Mischung. Vor ein paar Jahren rührten Tasmin und Oda alias Tuo mit dieser Mischung die Münchner Szene auf – oder besser auch die der Kaffeehaus-Besitzer, denn die haben auch ein gesteigertes Berufsinteresse an solcher Musik. Man kann ja nicht immer nur Boy (auch so ein Frauen-Duo) auflegen, das wird den Gästen irgendwann zu langweilig.
Doch bei all diesen Vergleichen, die sich durchaus anbieten, ist das Bild, das NouNours vermitteln, ein wenig inkonsistenter. Und das tut ziemlich gut. Denn die Voraussetzungen, das kommende Mädchen-Duo zu werden, haben sie: Zudem, dass sie im Songwriting recht viel richtig machen, singen sie auch noch gut, also besonders. Die Hauptsängerin Leonie Klinger hat eine warme, intonationssichere Stimme, die vom Kindesalter an in diversen Chören geschult wurde. Ihre musikalische Mitstreiterin Klara Rebers kennt sie auch fast schon so lange, seit der Schule sind sie befreundet. Irgendwann haben sie ihre gemeinsamen musikalischen Vorlieben entdeckt und begonnen, zusammen zu musizieren. Vor sieben Jahren war das, seit dem ist ganz schön viel passiert. Und auch wieder nicht. Denn hier fängt das Brüchige des Duos an, der Wunsch, nicht auf der Erfolgsspur bleiben zu wollen. Ein Album gibt es etwa nicht: „Weil wir oft Rumspinnen und uns beispielsweise Projekte überlegen, wie ein und denselben Song in verschiedensten Genres auf zu nehmen.“ Aber irgendwann würden sie schon gerne mal ein Album machen. Konzerte gibt es auch eher unregelmäßig: Sie haben immer wieder Angebote, haben etwa mit dem Münchner Sänger Timothy Auld in Friedrichshafen beim „Seekult“-Festival gespielt, treten gleichzeitig bei Open-Stage-Sessions auf, aber alles ein bisschen zufällig und sporadisch. Oder die Bandfotos: Eines, streng inszeniert wie ein Hausmusik-Duo aus dem 19. Jahrhundert trifft auf Blödelfotos, die die Hinterteil-Fixierung der gegenteiligen Ausprägung weiblicher Popstars, allen voran Miley Cyrus, kopieren.
Seit einiger Zeit lebt Klara zum Studieren in Weimar. Die gemeinsame Zeit der beiden ist knapper. Doch der Hipster-Chic des Ostens könnte sich auch positiv auswirken. Denn auch Kaffeehaus-Gästen wird das Brave und Süße auch mal zu langweilig. Ein bisschen Auffälligkeit und Non-Konformität kann da nicht schaden. Wenn es NouNours schaffen, ihre wunderbaren Talente weiter zu kanalisieren und etwas konkreter damit zu werden, könnte das vielleicht der neue Soundtrack der Style-Cafés werden, während die lieblicheren Damen-Duos weiterhin in den spießigeren Etablissements laufen.
Stil: Songwriter-Pop
Besetzung: Leoni Klinger (Gesang), Klara Rebers (Gitarre und zweite Stimme)
Aus: München
Seit: 2008
Internet: soundcloud.com/nounoursmusic
Rita Argauer