Bandraumtour: Zu Gast bei Naked Feen

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Der Proberaum von Naked Feen ist nur acht Quadratmeter groß und beherbergt trotzdem vier Jungs mit ihren Instrumenten. Schnell werden die Sessions zu Saunagängen, denn auch hier gilt: Tür zu!

Wie würdet ihr euren
Proberaum in drei Wörtern beschreiben?

unsere kleine
Rumpelkammer

Was macht diesen Raum zu
eurem persönlichen Bandraum?

Nur wir finden
uns in dem Chaos zurecht

Was war der schönste
Moment in eurem Proberaum?

als nach vier
Döner und zwei Stunden Probe die Tür geöffnet wurde

Welche und wie viele
Instrumente stehen bei euch?

1x Cajon

1x Bass

1x Kazoo

2x Gitarre

1x Cowbell

1x Tamburin

1x Schellenkranz

1x Glockenspiel

3x Mundharmonika

1x Indianerflöte

1x Schlagzeug

1x Saxaphon
(manchmal)

= 15 Instrumente

Was ist der
merkwürdigste Gegenstand in eurem Bandraum?

Klopapier auf der
Hi-Hat

Was gibt es zur Probe zu
trinken?

Warmes Bier

Wie entstehen bei euch
Songs und welche Rolle spielt dabei der Proberaum?

Irgendwer spielt
was und dann steigen alle ein

Welcher Song ist z.B.
dort entstanden?

Havana

Was macht ihr in eurem
Bandraum, wenn ihr nicht probt?

die Tür auf

Teilt ihr euren Proberaum
mit einer anderen Band? Wenn ja mit wem?

8 m² sind schon
für eine Band zu klein

Könnte man in eurem
Bandraum auch wohnen? Warum ja bzw. nein?

Nachdem die
Klotür rausgerissen wurde, ist es zu gefährlich

Was ist toll an eurem
Raum?

Es ist definitiv
nie zu kalt

Was stört euch?

dass wir keine
Klotür mehr haben

Wie habt ihr euren
Proberaum gefunden?

Unser damaliger
Manager…

Foto: Naked Feen

„München ist kein leichtes Pflaster”

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Standortfaktor Pop: Ist München jetzt wirklich so uncool, dass man
als Band keine Chance hat? Läuft alles prima? Oder muss die Stadt weit
mehr fördern als bisher? Wir haben bei Naked Feen nachgefragt.

Ist es leicht, eine Band in München zu gründen bzw. aufrecht
zu erhalten?

Ich glaube, dass es in München genauso wie in jeder
anderen Großstadt Menschen gibt, die Musik machen möchten. Eine Band zu gründen
ist daher nicht schwer. In unserer Band ist es so, dass wir alle „Zugroaste“
sind. Wir haben uns über Anzeigen gefunden. Und es war nicht so, dass auf die
Anzeigen niemand oder nur eine Person geantwortet hat. Die Band
aufrechtzuerhalten war auch nie ein Problem. Klar, wenn du laute Musik machst,
brauchst du einen Proberaum. Du findest wahrscheinlich  leichter einen Proberaum als eine Wohnung.
Ist beidesmal aber eine Geldfrage. Die meisten Deals sind scheiße.

Was haltet ihr von der Münchner Musikszene? Gibt es
Schwierigkeiten oder auch Vorteile?

Ich lese immer wieder, dass früher die Bands ihre
Ellbogen ausgefahren hätten und sich jetzt aber unter die Arme greifen würden.
Innerhalb eines Genres kennt man sich, respektiert sich und spielt sich
vielleicht ab und zu mal Gigs zu im Sinne von „Mit meiner Band kann ich da
nicht spielen, aber fragt doch mal Band XY.“

Musikszene ist auch so ein großer Begriff, bricht man das
aber auf einzelne Genres runter, sind es immer wieder die gleichen Namen, die
man auf Plakaten liest oder als Vorband von anderen Künstlern sieht. Und
wahrscheinlich ist das sogar normal, man sollte lieber mal in anderen Städten
diese Fragen zur Musikszene stellen. Fakt ist: München hat diesen schlechten
Ruf; Berlin wird immer hochgelobt – aber wie sieht das in anderen Großstädten
Deutschlands aus?

Würdet ihr euch von der Stadt mehr Unterstützung für die
Szene wünschen? Welche Art von Unterstützung? Was tut sie bislang zu wenig?

Ja, das ist der wirklich wichtige Punkt! München zeigt
sich als Kulturstadt, macht es Musikern aber unglaublich schwer. Es gibt
einfach zu wenig Proberäume und auch zu wenig Orte, die handgemachte Musik
fördern. Thomas Lechner vom Feierwerk setzt sich ja seit Jahren für mehr
Proberäume ein. Ohne Proberäume können keine Bands entstehen und wachsen. Da
muss man ansetzen. Und da gibt es die Leute, die das ausnutzen. Wir hatten mal
am Hohenzollernplatz für einmal Proben die Woche (jeweils 4 Stunden) 140€ im
Monat gezahlt, weil wir nichts anderes gefunden hatten. Dagegen muss die Stadt
agieren und Räume schaffen, die fair bezahlbar sind. Eine befreundete Band
probt dreimal die Woche in Giesing und teilt sich den Proberäum mit zwei
anderen Bands. Die zahlen dafür 300 € im Monat. Das finde ich auch grenzwertig.

Haben es Bands aus München schwieriger national Fuß zu
fassen?

Das kann ich schlecht beurteilen. Wir versuchen ja gerade
erst Bayern zu verlassen. Am Anfang wollten wir uns in der eigenen Stadt erst
einmal einen Namen machen und dann den Kreis langsam ausweiten. Die Kytes
machen das ja sehr gut. Ich denke, es ist alles eine Frage der Bereitschaft.
Klar brauchst du Leute, die deine Musik hören wollen. Viel ist aber auch
Promo-Arbeit. Wenn du noch nie in Köln aufgetreten bist, dann kannst du nicht
erwarten, dass viele Leute zu deinem Konzert dorthin kommen. Du musst das
aufbauen…oder hast Glück und deine Musik wird im Werbespot eines
Mobilfunkanbieters rauf und runter gespielt. Gehört aber auch zur Promo-Arbeit.

Habt ihr persönlich schon Erfahrung mit Vorurteilen
gegenüber Münchner Künstlern gemacht?

Nein, noch nie. Ob du aus Kassel, Bielefeld oder München
kommst, spielt im ersten Moment keine Rolle. Im zweiten wirst du schon gefragt,
wie es so in München ist. Da ist es aber nicht die Musikszene, die ein
bestimmtes Image hat; die Stadt selbst hat dieses biedere und arrogante Image.
Ich habe schon öfter gehört, ich solle nach Berlin ziehen. Da passe ich viel
besser rein. Die Leute meinen aber eher den Lebensstil als die Musikszene.

Was zeigt, dass auch München eine tolle, alternative
Musikszene zu bieten hat?

Das zeigen Orte wie das Import Export, das Feierwerk,
das Kafe Kult oder auch der Radiosender M94.5. Aber ich befürchte, das wird in
Zukunft weniger werden. Ich wohne jetzt seit 8 Jahren in München und habe viele
tolle Läden schließen sehen. Ein paar neue sind entstanden, viele aber auch
wieder verschwunden. München ist kein leichtes Pflaster.

Habt ihr schon mal geleugnet, aus München zu sein? Wenn ja,
warum – wenn nein, würdet ihr es tun?

Ich habe mir schon einmal überlegt, sollte ich ein neues
musikalisches Projekt starten, dann würde ich nicht München als Heimatstadt
angeben. Das sagt doch schon alles.

Foto: Thomas Lietfien

Naked Feen (Indie-Rock)

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Naked Feen, das ist ganz klassischer Indie-Rock. Das Quartett setzt mit angezerrten Gitarren auf den wohlbekannten Sound, der nun schon seit fast einem Jahrzehnt die Rockszene beherrscht. Mit dieser Musik im Gepäck touren sie unter anderem durch die Münchner Wohnheime.

Hippies feierten hier zu Goa-Techno. Alles, bevor die Gitarrenmusik wieder die Radios enterte und Bands wie Franz Ferdinand und The Rifles bekannt wurden. Doch der Natraj Tempel in der Kultfabrik steht mittlerweile leer. Und wurde mit dieser Gitarrenmusik wiederbelebt: Die Münchner Band Naked Feen (Foto: Muriel Arnold) suchte vergangenes Jahr nach einem geeigneten Aufnahmeort; durch Zufall sind sie auf das verlassene Gebäude gestoßen und konnten dort ihre EP produzieren.

Doch vom Goa ist nichts zu hören: Es ist ganz klassischer Indie-Rock. Das Quartett setzt mit angezerrten Gitarren auf den wohlbekannten Sound, der nun schon seit fast einem Jahrzehnt die Rockszene beherrscht. Die Strokes hatten da ihren Einfluss; und da die sich ja bereits auf die ganz alte Rockszene bezogen haben, sind natürlich auch bei Naked Feen die Rolling Stones nicht zu überhören. Und wenn Bassist Volker Jacht sein Instrument gegen eine Orgel tauscht, schlagen sie mit den Doors die Brücke zu den Hippies.

Vor gut zwei Jahren hat sich die Band zusammengefunden. Sie kannten sich nicht schon aus Jugendtagen, sondern sind alle Wahlmünchner: zum Studium nach München, hier eine Band zusammengestellt – ganz unzeitgemäß  fanden sich die Musiker nicht über Facebook oder Myspace. Aushänge und Anzeigen im Stile von „Schlagzeuger sucht Bassisten“ brachten die vier Jungs zusammen. Auch ihre ersten Konzerten verliefen ungewöhnlich: Die Studenten kannten nicht so viele Menschen mit eigenem Wohnzimmer in München; hielten Wohnzimmer-Konzerte aber für den besten Weg, um mit dem Live-Spielen zu beginnen. Also organisierten sie eine Wohnheimtour. Sie tingelten durch die vielen Studentenwohnheime Münchens, was ihnen schnell eine beträchtliche Zuschauerzahl brachte. Mittlerweile haben sie aber auch schon Gigs im Feierwerk und im Backstage. Trotzdem stand auch diesen Sommer wieder eine Wohnheimtour auf dem Plan.

Stil: Indie-Rock.
Besetzung: Matthias Meiner: Gesang, Gitarre; Ralph Würschinger – Gitarre; Volker Jacht: Bass, Orgel; Markus Meier: Schlagzeug.
Aus: München.
Seit: 2010
Im Internet unter Facebook und Myspace.

Von Rita Argauer