Von Freitag bis Freitag München – Unterwegs mit Anna-Sophie

Anna-Sophie ist gerade dabei sich in ihrer neuen Heimatstadt München einzuleben. Das Kultur- und Partyleben hilft ihr dabei – auf Langeweile und Einsamkeit wird sie vergeblich warten: dabei mit am Start: Goa-Party, Rockkonzert, Theater, Halloween-Grusel, das eat&style-Festival und natürlich der erste Abend des legendären Sound of Munich Now Festivals im Feierwerk.

Frische Woche, frischer Start. Mit Karacho! Als Neumünchnerin schätze ich die Vielfalt an Kultur und Musik sehr. Ich kann mich glatt nicht entscheiden, was ich am Wochenende als erstes unternehmen soll. Bevor ich meine Entscheidung fälle, lege ich das Album „Mood Machine“ von Whiskey Foundation ein und lass mich treiben. Von der Musik und der Vorstellung an das beginnende Wochenende. Immerhin ist es dann doch schneller soweit, als zu Beginn der Woche gedacht.

Am Freitag beschließe ich, dass das Wort „frei“ nicht ohne Grund in diesem Wochentag steht. Frei-Tag, Freiheit! Man muss sich auch mal treiben lassen zu können. Nicht ständig aufs Smartphone zu schauen um ja nichts zu verpassen und nicht die ganze Zeit über neue Artikelideen oder Blogprojekte zu denken. Für den Abend habe ich mehrere Optionen: Im Kulturprojekt München findet das Psychedelic Happiness Festival statt. Viele coole deutsche Acts und das Kollektiv Future Anarchy aus Israel sind am Start. So eine Goaparty reizt mich ja schon sehr. Bislang war ich noch nie auf einer – Goas an sich finde ich superspannend, auch wenn die Musik mit ihren hämmernden Beats ein wenig gewöhnungsbedürftig ist. Wie lange kann ich eigentlich durchtanzen ohne umzufallen? Gute Frage. Dann entdecke ich durch Zufall auf Facebook, dass die DONOTS am Freitag im Münchner Backstage spielen. Die Band sagt mir was und für Rockmusik bin ich immer zu haben. Die fünf Jungs existieren bereits seit über 20 Jahren als Band. Das aktuelle Album „Karacho“ ist komplett in deutsch gehalten. Ein Novum – Die Platte ist die erste komplett auf deutsch. Ich entscheide mich für die DONOTs.

Den Samstag verbringen viele mit den letzten Vorbereitungen für die Halloween-Kostümierung. Ich boykottiere die Nacht der Untoten und Zombies dieses Jahr, beschließe ich. In den Tag starte ich mit einem Frühstück im Daddy Longlegs. Dort gibt es vorzügliche AÇAI BOWLS mit reichlich Vitaminen. Die brauche ich auch, um mein Immunsystem zu stärken. Kranksein ist blöd und langweilig. Mittags schlendere ich mit einer Freundin durch die Straßen Münchens ohne ein bestimmtes Ziel. Dabei entdecke ich ein einen hübschen kleinen Laden in einer Seitenstraße und bin  entzückt. Viel Zeit zum Stöbern bleibt mir allerdings nicht. In der Zenith Kulturhalle findet vom 30. Oktober bis 1. November Deutschlands größtes Food-Festival „eat & style“ statt. Dort lädt ein vielfältiges Programm aus Workshops, Liveshows und speziellen Themenwelten zum probieren, entdecken und einkaufen ein. Die bunte Mischung an Produkten aus regionalen Manufakturen begeistert mich. Abends steht mit der Zombie Session Vol. 17 doch ein wenig Halloween-Feeling auf dem Programm. Mit dabei sind Bands mit vielversprechenden Namen wie Corona Diver und Pirates of Suburbia. Der Fokus liegt auf Musik aus den Genres Grunge, Punk, Noise und Stoner Rock.

Sonntags genehmige ich mir den Luxus auszuschlafen. Nach dem einem Pumpkin Spice Latte und einem himmlischen Croissant, steht ein Exkurs in die Geschichte und die Münchner Subkultur auf dem Plan. Die Ausstellung „Zeitgeschichten-Aufklärung“ zeigt die erste große Retrospektive zum Werk von Hanne Darboven. Die Konzeptkünstlerin wurde bekannt für ihre Schreibzeichnungen. Zugegeben: Ich kannte sie zuvor nicht, lasse mich aber überraschen und kann mir im Haus der Kunst gleich ein Exemplar des Magazins „MÜNCHEN IST DRECK“ sichern. Das neue Magazin über die Subkultur unserer Stadt gibt es nur an einigen Stellen zu kaufen. Ich bin gespannt!

Schon Montag! Die Zeit rast aber. Heute wird ein gemütlicher Tag, den ich mit einer Tasse Tee und Jack Kerouacs Roman „Unterwegs“ auf der Couch verbringe. Später geht es dann in die Stadt. Das CinemaxX zeigt eine Sondervorstellung von „Pedal the World“. Wer die Dokumentation der 18.000 Kilometer langen Fahrradweltreise von Felix Starck noch nicht gesehen hat, sollte das so wie ich unbedingt nachholen.

Viele Denkanstöße liefert mir das Theaterstück „Winnie und Adi – Das Duell“ am Dienstag im Theater Drehleier. Das Stück passiert ausschließlich auf Originalzitaten der beiden Protagonisten Winston Churchill und Adolf Hitler. „Churchill ist eine richtige politische Hure. Ein anmoralisches, wiederwärtiges Subjekt“, ließ Audi von sich verlauten. „Hitler ist ein Ungeheuer an Verruchtheit, unersättlichh in seiner Blut- und Raubgier, ein blutrünstiger Straßenjunge“, erkannte der britische Premier.

„Gestatten, Kästner!“ – Am Mittwoch begebe ich mich in die Welt des deutschen Schriftstellers Erich Kästner. Pünktchen und Anton habe ich als Kind geliebt, die politische und literarische Dimension seiner Werke verstand ich erst im Deutschunterricht. Die Ausstellung des Literaturhauses zeigt die erste Exposition über Kästners Leben und Schreiben.

Eine weitere Premiere für mich steht am Donnerstag an: Ich bin zum ersten mal im Ampere. Dort gibt Cäthe anlässlich ihrer „Vagabund Tour“ ein Konzert. Die Frau fasziniert mich. Sie hat ihren eigenen Stil und zieht ihr Ding durch und wie wir aus ihrem Song „Unter meiner Haut“ wissen steckt in ihr ein echter kleiner Punk. Bei der Outfitwahl für das Konzert bin ich kurz ratlos: Die Lederjacke ist ein Muss, aber sind die DocMartens dazu vielleicht zu viel (und zu unbequem)? Kurzerhand entscheide ich mich für meine geliebten Airforce 1. Richtige Wahl, in meinen Lieblingssneaker rocke ich den Abend. Natürlich in der ersten Reihe.

Am Freitag ist mir nach Party und Tanzen. Wie gut, dass der erste Tag des zweitägigen „Sound of Munich Now“ Festivals im Feierwerk ansteht. Los geht’s mit Electro in der Kranhalle.  Da ich weiß, wie lange die Schlange dort sein wird geht es für mich zeitig los. Nach einer langen Nacht mit vielen neuen Bands und Gesichtern falle ich daheim glücklich und beschwingt ins Bett.

Anna-Sophie Barbutev

Foto: Ruth-Anne Barbutev

Von Freitag bis Freitag München – Unterwegs mit Theresa

image

Herbstnostalgie und Sonnenstrahlenjagd: Theresa tanzt sich durch die letzten unifreien Tage: Bei Rage against Abschiebung im Feierwerk, bei Elektrik Kezy Mezy im Cord. Außerdem durchlebt sie noch ein paar Kindheitserinnerungen im Lenbachhaus beim Blauen Pferd und bei einer Pumuckl-Drehort-Führung.

Der Spätsommer gibt sich diese Woche noch einmal richtig
Mühe und zeigt mir, wie viel Lust ich habe, am 13. Oktober wieder eine Unibank
zu drücken. Aber man tut, was an kann und lebt im Augenblick. Deshalb Motto
dieser Woche: Herbstlaub sammeln und Sonnenstrahlen jagen. Sich ein bisschen in
Nostalgie verlieren. Und durch die Sternennächte tanzen.

Damit fange ich auch gleich am Freitag an, im Feierwerk bei
Rage against Abschiebung. Vor allem auf Kofelgschroa freue ich mich wie ein kleiner
fröhlicher Kürbis und mir sind es die 10 Euro Eintritt auf jeden Fall Wert, um die
verplanten Oberammergauer einmal wieder live auf der Bühne zu sehen. Vor allem, weil das Geld an den bayerischen Flüchtlingsrat geht und ich damit wenigstens ein klitzekleines politisches Statement senden kann. Rage against Abschiebung ist seit 1996 das größte, regelmäßig stattfindende, antirassistische Benefiz-Bandfestival im süddeutschen Raum.

Am Samstag bin nach einem langen Spaziergang im Englischen
Garten, inklusive Lesepause auf sonnenbeschienener Bank noch nicht ausgepowert
genug und mache mich deshalb gegen 23 Uhr auf den Weg zum Kong. Club Autonomica.
Damit meine Mama mir nicht immer vorwerfen kann, ich würde nur zu süßen
Indie-Bands und schnulziger Salsa-Musik tanzen. Ich schlage mich auch gut bei
Fur Coat, BAAL und Samsa und zuckle in den frühen Morgenstunden nach Hause. 

Ich finde, am Sonntag habe ich mir deshalb ein bisschen
Schonung verdient. Drehe mich sogar noch zweimal mehr in meinem herrlich
großen, neuen DOPPEL(!)bett um und lese weiter in meinem herrlich aufgeladen,
verspielten, prallen Buch “Jitterburg Perfume”. Heißer Tipp für alle, die auf
der Suche nach dem ewigen Leben und dem perfekten Duft sind.
Am Nachmittag muss ich an meinen Papa denken und mache mich
deshalb in nostalgischer Erinnerung an unsere früheren wöchentlichen
Kinobesuche in der großen Stadt gegen drei Uhr auf den Weg ins Theatertiner
Film, um mir “Der Sohn der Anderen” anzuschauen. Meine Befürchtung, dass das
zwar keine leichte Kost und deshalb nicht der optimale Film für einen einsamen
Kinonachmittag ist, bestätigt sich zwar, aber ich frage meinen Nachbarn, von
der anderen Seite des Ganges nach einem Taschentuch und fühle mich gleich nicht
mehr so alleine. Das Gute an bedrückenden Nachmittagsfilmen ist, dass man
sich am Abend noch zu Mama auf die Couch kuscheln und Polizeiruf gucken kann.

Am Montag geht es weiter mit Kindheits-Nostalgie. Ich fahre
zum Königsplatz, raschle durch das goldene Laub und gehe dann ins Lenbachhaus. Ich setze mich in eine Ecke in der Blauen Reiter-Ausstellung und stelle mir vor, wie es wäre, auf dem blauen Pferd in den Sonnenuntergang zu reiten. Daheim mache ich mir einen Gute-Laune-Tee und packe meine Aquarell-Farben aus. Die hat mir mein Papa gekauft, als ich in der Grundschule war, und mein erstes Kunstwerk war – das blaue Pferd von Franz Marc.

Letzten Donnerstag ist Ellis Kaut gestorben. Anlass, mal wieder
die alten Pumuckl-Kassetten auszupacken und – am Dienstag an einer
Pumuckl-Drehort-Stadtführung teilzunehmen. Der gebürtige Franke Sebastian
Kuboth zeigt seinen Gruppen, wo Meister Eders Werkstatt 1985 gleich nach dem
Dreh wieder abgebaut wurde und erzählt auch, dass die Autorin gar nicht
so zufrieden mit der filmischen Umsetzung ihrer Klabautermann-Geschichten
war. Ist mir egal. Ich mag den kleinen rothaarigen Strolch so und so, ob als
Buch, Kassette oder Fersehserie. 

Am Mittwoch muss dann aber endlich mal gut sein mit all
diesem Schwelgen in Kindheitserinnerungen, sonst werde ich wirklich noch traurig,
dass das Leben irgendwie  nicht mehr so
unkompliziert ist wie damals. Deshalb wird Nostalgie weggetanzt, diesmal wieder
mit Musik, die genau meinem “Musikgeschmack” (wenn es so etwas bei mir
gibt) entspricht: Elektrik Kezy Mezy spielt im Cord. Und The Tuts finde ich nicht nur
schon grundsätzlich cool, weil sie aus London kommen, sondern weil sie “impassioned
songs about sexism, feminism and everyday life-isms” machen.

Grandioser Auftakt für den
Wochenabschluss am Donnerstag: Ich schaffe es endlich einmal ins Rationaltheater, wo Nick & the Roundabouts unterstützt
von Ella Josaline “Half-Written Poems” zum Besten geben. Für mich klingt das alles mehr als nur halb, sondern eigentlich ziemlich ganz und ich schlendere unter dem, was man München an Sternenhimmel eben zu bieten hat, nach Hause.

Künstlerisch geht es am Freitag weiter, bei der Release-Party von “München ist Dreck” im Maxés.
Ich glaube, das mit dem Studieren überlege ich mir nochmal. Vielleicht male ich auch einfach nur noch expressionistische Aquarelle, die niemand versteht. Oder ich schreibe Gedichte. Über den Herbst, und eine Stadt, die wirklich golden sein kann, wenn die Sonne scheint.

Theresa Parstorfer

Foto: Tobias M Kraft

Neuland

image

“München ist Dreck”, so heißt das Künstler-Magazin, das Veronica Burnuthian zusammen mit 20 anderen Münchner Künstlern, Fotografen und Musikern gestaltet hat. Diese Woche erscheint die erste Ausgabe und soll dabei helfen die Münchner “Subkultur” besser zu vernetzen.

„München ist Dreck“. Das stimmt doch nicht, denkt man. Ist München
nicht bekannt dafür, eine sehr, sehr saubere Stadt zu sein? Aber genau diesen
Moment des Staunens, der Ungläubigkeit und der Perplexität will Veronica
Burnuthian, 25, mit der Aussage einfangen. Die junge Frau, die ursprünglich aus
Brüssel kommt, einer Stadt, in der es an manchen Orten sehr viel dreckiger ist,
als in München, hat im März diesen Jahres einen Aufruf an Künstler, Musiker,
Schriftsteller und Fotografen der Münchner „Subkultur“ gestartet, um Mitarbeiter
für ihre Idee eines Magazins über eben diese Szene zu gewinnen.
Subkultur, was ist das? „Leute, die Kunst machen und sich dabei nicht anpassen
wollen“, sagt Veronica. Auch ein politisches Statement sei damit verbunden.
Eher links, eher konsumkritisch, Leute, denen es nicht um den Profit, sondern
um den Inhalt geht. Deshalb wollen die rund 20 Mitarbeiter der ersten Ausgabe
des Magazins „München ist Dreck“ in erster Linie die Unkosten decken und
eventuelle Gewinne für das nächste Heft verwenden. Mittlerweile hat sich ein festes
Organisationsteam von 5 Leuten gebildet, die für das erste Heft von ungefähr 15
Autoren unterstützt wurden. Jeder von ihnen geht allerdings hauptberuflich
einer anderen Beschäftigung nach.

Diesen Freitag um 19 Uhr findet im Köşk eine Teaser-Party statt, bei der Künstler,
die im Magazin veröffentlicht haben oder darin vorgestellt werden, ihre Werke
zeigen. Ab September soll das Magazin für 5 Euro in Plattenläden und „kleineren Orten
wie dem Milla oder der Glockenbackwerkstatt“ erhältlich sein. Mitmachen soll
auch jeder können, der Lust darauf hat, denn Veronica will mit ihrem Projekt
vor allen Dingen die Künstlerszene, die in München sehr versteckt ist, besser
vernetzen.  

weitere Infos: https://www.facebook.com/pages/K%C3%B6%C5%9Fk-M%C3%BCnchen/405962982911069?fref=ts

Theresa Parstorfer

Foto: privat