In dem neuen Album „Der Tag an dem Berge aus dem Himmel wuchsen“, von der Band Monza, geht es um eine Zukunftsdystopie – einer Zeitreise, die dem Hörer auf subtile und unbehagliche Weise die Zustände des eigenen Lebensraums vor Augen führt Weiterlesen „Band der Woche: Monza“
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Monza
Konventionen? Darum kümmert sich die Münchner Band Monza wenig. Das Trio lässt sich stilistisch in keine Schublade stecken – und arbeitet sogar mit Instrumenten, die man beim Spielen nicht berühren muss.
Der Name ist ein wenig prollig: Monza, ein Auto. Monza, eine Stadt, die am bekanntesten für ihre Auto-Rennbahn ist. Und Monza, eines der Pseudonyme, die sich Dieter Bohlen als Produzent gab. Doch das Münchner Trio Monza (Foto: privat) schmückt sich zwar mit dieser Oberflächlichkeit der Fun-Kultur der späten Achtzigerjahre, doch die Musik, wie deren Textgehalt schießen da gehörig dazwischen. Denn Spaß vermittelt die laute Gitarrenmusik der Band nicht. Eher Unwohlsein, Wut und Unzufriedenheit untermalen die düstere Zukunftsvision, die sie in ihrer ersten Single „Maschinen mit Augen“ postulieren. Doch unter diesen Gefühlen, die im Punk und im Hardcore zum guten Ton gehören, liegt bei Monza ein feines Austarieren zwischen Melodik und Krach, sowie zwischen schwelgender Rock-Rhythmik und maschineller Sample-Ästhetik.
Im März 2013 gründeten die drei Münchner die Band. Doch nicht, um Anschluss an eine bestimmte Szene zu finden – mehr begreifen sie ihre künstlerische Arbeit als fortlaufenden Prozess, der sich stilistisch nicht eindeutig festlegen will. Die Mittel, die sie dafür nutzen, sind dabei puristisch wie einfach: Bass, Gitarre, Schlagzeug und der deutschsprachige Gesang von Bassist Thorsten Kerl lassen sich entweder energetisch-melodisch mitreißen oder kippen mit Gebrüll und Lautstärke in eine Verweigerungshaltung. Doch wo andere Bands den nötigen Krach mit Gitarren-Feedbacks und Verzerrungen erzeugen, hört es bei Monza auch schon auf mit der Konvention: Denn Bassist Felix Reek sorgt mit einem Theremin für die gewünschten Störgeräusche und die Atonalität. Ein sphärisch-singende Instrument, das ohne Berührung des Musikers gespielt wird und so nicht nur wegen seines dünnen, aber durchdringenden Klangs geisterhaft wirkt. In den Zwanzigerjahren als eines der ersten elektronischen Instrumente erfunden, fand es bisher in der experimentellen Klassik genauso Anwendung wie in den Soundtracks zu Science-Fiction-Filmen. In einer Hardcore-Band ist das bisher aber recht ungewöhnlich, passt aber dennoch gut zu Monza, die zwar sanft aber konsequent ihre Musik gekonnt außerhalb der stilistischen Konventionen ihres Genres platzieren.
Die Single „Maschinen mit Augen“ haben sie im vergangenen Jahr auf dem Punk-Sampler „In München nix los!“ veröffentlicht, die ersten Konzerte folgten in den einschlägigen Läden dieser Szene, wie dem Kafe Kult oder dem Kafe Marat. Und nun, fast ein Jahr nach der Bandgründung soll es im Frühjahr eine Tour und ein ganzes Album geben.
Rita Argauer
Stil: Hardcore / Noise / Experiment
Besetzung: Felix Reek (Gitarre, Geräusche, Theremin), Thorsten Kerl (Bass, Gesang), Hannes Drensler (Schlagzeug)
Aus: München
Seit: 2013
Internet: monzanoise.bandcamp.com/