Von Freitag bis Freitag München – Unterwegs mit Mira

Mira scheut den
weiß-blau-behimmelten Spätsommer. Statt zum tausendsten Mal in diesem Jahr
irgendwo in der Sonne rumzuliegen, macht sie sich lieber auf ihren Weg von
Ausstellung zu Konzert zu Tanz zu Ausstellung. Und freut sich auf das bisschen
an vorausgesagten Wolken.

Für Deutschland ist so ein Sommer wie dieses Jahr
ungewöhnlich. Hatte es schon lange nicht mehr gegeben. Insofern geht der
Ideenreichtum bei Außenaktivitäten irgendwann zu Neige. Gut, wenn dann das
Wetter vielleicht sogar mal wieder etwas unbeständiger werden soll. Aber auch
sonst werde ich diese Woche höchstens auf meinem Weg von Veranstaltung zu
Veranstaltung Zeit draußen verbringen. Ich will endlich mal wieder auf Konzerte
und ins Kino gehen. Und in verschwitzten und viel zu eng zusammen gedrückten
Mengen tanzen. Alle anderen können sich ja schon wieder in den Englischen
Garten legen, vorausgesetzt, das Wetter lässt es zu. Ich beginne das Wochenende
am Freitagvormittag aber zuerst mit
einem Besuch in der Kunsthalle München. An diesem Tag beginnt die Ausstellung „Jean Paul Gaultier“.
Der unangepasste Modeschöpfer, von dem ich erst kürzlich ein sehr sympatisches Interview im
SZ-Magazin gelesen habe, ist von 11 bis 12 sogar selbst anwesend, um die
Ausstellungskataloge zu signieren. Abends suche ich das Import Export am
Leonrodplatz auf, um mir SASEBO und G’rag &
die Landlergeschwister
anzuhören. Das Import Export macht mir mit seinen
Veranstaltungen immer wieder Freude, und an diesem Tag ist der Eintritt sogar
frei, was mein Herz gleich nochmal höher schlagen lässt.

Am Samstag werde
ich den Tag gemütlich beginnen, mit Kaffee in der Küche zu Musik und Zeitung.
Am Abend gehe ich ins Ampere zum Jalla World Music Club.
Wer Spaß am ausgelassenen Tanz ohne Hipster-Etikett hat, kommt hier für gewöhnlich
zu Balkan und Arabic Beats auf seine/ihre Kosten.

Der Sonntag wird
dann vormittags eher inaktiv bleiben. Gegen Nachmittag werde ich nochmal in der
Flüchtlingsunterkunft in der Richelstraße bei der Donnersbergerbrücke
vorbeischauen, ob sie Hilfe gebrauchen können. 

Am Montag mache
ich mich frisch beschwingt auf in die neue Woche. Abends gehe ich ins Kino, wobei
es mir schwer fällt, mich zu entscheiden. Entweder „45 Years“
mit Charlotte Rampling, oder die Daniel-Kehlmann-Verfilmung „Ich und
Kaminski“
mit Daniel Brühl in der Hauptrolle. Ich entscheide mich für
letzteren und hoffe, dass der Geldbeutel am Ende der Woche noch genug hergibt,
um Charlotte auf der Leinwand zu erleben, die als Rentnerin hinter die Fassade
der Liebe blicken muss.

Am Dienstag verzagt
mein aufregendes Abendprogramm etwas. Ich widme mich dafür den vielen Büchern,
die ich schon lange lesen wollte und gehe früh zu Bett.

Mittwochs gehe
ich in die Pinakothek
der Moderne
, in der an diesem Tag der Eintritt immer frei ist, wandere
stundenlang durch das weitläufige Gebäude und schaue mir unter anderem
Fotografien aus der Zeit der Weimarer Republik an. Interesting!

Durch das Eingesparte in den vorherigen Tagen kann ich mir
am Donnerstag den Eintritt wieder
leisten und gehe in die Villa Stuck zur Retrospektive
/ Evelyn Hofer
. Das Titelbild finde ich schon mal sehr ansprechend.

Am Freitag fahre ich mit einer niederbayerischen Freundin
„in die Heimat“ zur Viechtacher
Literaturrevue
. Die soll „voll gut“ sein, sagt sie. Ich glaube ihr.

Mira Sonia Bahl

Foto: privat

Käppi zur Lederhose

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„Tradition neu definiert“, das ist der Leitspruch der Firma „Bavarian Caps“- sie kreieren Trachtenkäppis und vereinen so Hip-Hop und Folklore-Stil

München – Das junge Start-up „Bavarian Caps“ fertigt Hip-Hop-Caps im Folklore-Stil – also mit Edelweiß, aus grauem Filz. „Tradition neu definiert“ ist der Leitspruch. Gegründet wurde es vor knapp zwei Monaten von Johannes Sänger, 27, Peter Schels, Sebastian Kolbinger und André Lang, alle 28. Die vier stammen ursprünglich aus Regensburg, sind inzwischen mehrheitlich auch in München verwurzelt und seit langem befreundet. André Lang erscheint zum Interview passend im beigefarbenen Leinenhemd und mit Edelweiß-Käppi.

SZ: Wie ist die Idee entstanden?

André Lang: Die Ur-Idee stammt vom Peter Schels. Der ist leidenschaftlicher Cap-Träger. Und auf dem Oktoberfest vergangenes Jahr wurde er dann angesprochen, warum er denn da keines trage. So hat er diese Marktlücke entdeckt. Weil Cap mit Lederhose einfach nicht zusammengeht. Er hat dann angefangen, sich Gedanken darüber zu machen, und sich mit ein paar Freunden zusammengesetzt. Und dann ist das Thema immer ernster geworden.

Warum sollte man ein Cap tragen?
Es ist locker und praktisch. Ein Cap hat noch keinem geschadet. Sonst beschäftige ich mich aber nicht so viel mit Trends.

Und warum unbedingt der Bezug zur Tradition?
Manche Leute sagen, so ein Stilbruch wie Lederhose mit Cap geht ja überhaupt nicht. Wir haben aber auch extrem viel positives Feedback geerntet. Wir wollen Tradition ja nicht abschaffen, sondern sehen uns eher als Alternative oder Weiterentwicklung zu ihr. Tradition ist ja nicht abgeschlossen, sondern auch ein fortlaufender Prozess. Und vielleicht tragen wir unseren Teil zur zukünftigen Tradition bei.

So ein Cap kostet 35 Euro. Produziert wird derzeit in China, bleibt das so?
Am Anfang war es eine fixe Idee, und auch mehr für uns selbst gedacht. Anfangs wollten wir nichts verkaufen. Aber dann war die Anfrage im Freundes- und Bekanntenkreis so groß, dass wir immer weiter bestellt haben. Den Online-Shop gibt es jetzt seit ungefähr fünf Wochen. Wir wollen das Unternehmen erst einmal zum Laufen bringen, so dass wir unsere Ausgaben wieder reinholen können. Wir haben uns keine Hilfe für das Start-up geholt und alles selbst gemacht. Also würde ich nicht sagen, dass wir total auf dem falschen Weg wären. Langfristig wollen wir die Produktion aber auf jeden Fall nach Deutschland oder zumindest Europa verlegen.

Steht der finanzielle Aspekt gar nicht so im Vordergrund, wenn bisher vor allem für Bekannte produziert wird?
Ich würde sagen, es ist eine Mischform. Ich müsste ja lügen, wenn ich ein Unternehmen führe und sage, ich denke nicht an das Finanzielle. Wir stecken ja alle viel Kraft und Energie rein und stehen voll dahinter. Es ist ein kleines Abenteuerprojekt. Wir sind eben ein junges Start-up, das gerade dabei ist, das alles Schritt für Schritt zu entdecken.

Derzeit ist „Bavarian Caps“ aber nicht die Haupteinnahmequelle.
Es ist überraschend gut angelaufen. Ich glaube aber, es ist unrealistisch, dass wir
irgendwann davon leben werden. Wir wollen das weiterentwickeln, sodass wir alle ein gutes Gefühl dabei haben. Aber derzeit ist jeder von uns beruflich ziemlich fest anderweitig verwurzelt. Es ist eine Nebengeschichte.

Gab es schon Reklamationen?
Zwei Caps haben wir zurückgeschickt bekommen. Eine war zu groß, bei der anderen weiß ich es nicht mehr. Dafür habe ich aber schon Leute in der Stadt mit unserem Cap rumlaufen sehen. Das ist dann ein schönes Gefühl.

Interview: Mira Sonia Bahl

Foto: privat