Balladen als Death Metal-Version

„Freundschaftsbänd“: Auf Einladung der Junge-Leute-Seite und des Indie-Labels Flowerstreet Records

covern sich nächsten Samstag neun Münchner Bands gegenseitig.

Die Silhouetten der Musiker spiegeln sich in den großen Fensterscheiben. Scheinwerfer und die volksfestgleiche Beleuchtung des Cord Clubs tauchen Bühne und Zuschauerraum in einen Mix aus rotem und violettem Licht. Über die Lautsprecher erklingt der Song „Finally Alone“ von Claire Jul. Doch statt wie sonst Keyboard und Drumcomputer sind Gitarre und Cajon zu hören, die Komponistin des Songs steht vor der Bühne und filmt den Auftritt mit ihrem Smartphone. Denn gerade interpretiert Flonoton den Song der Electropop-Sängerin auf seine ganz eigene Weise.

Neunmal gibt es diese Szene so oder so ähnlich an dem Abend. „Freundschaftsbänd – ein Abend der Bändfreundschaften“ lautet das Motto des Konzerts, das von der Junge-Leute-Seite der Süddeutschen Zeitung zusammen mit dem Münchner Indie-Label Flowerstreet Records veranstaltet wird.

Das Konzept ist einfach: Jede der neun Bands, bunt gemischt aus allen Genres, spielt zwei Songs. Erst covert sie den Song der vorherigen Band, dann spielt sie einen eigenen, der dann wiederum für die nächste Band zur Neuinterpretation freigegeben wird. So hört man jeden Song zweimal – mit insgesamt 18 Originalen und Coverversionen ist der Abend gut gefüllt.

Einen Song zu covern, ist für die meisten Künstler nichts Neues. Viele Bands starten ihre Karriere als Coverband, und zu Übungszwecken hat nahezu jeder Musiker bereits die Songs anderer Bands nachgespielt. Doch „wenn man ein Lied nicht nur covert, weil man es cool findet, sondern man die Person, die es geschrieben hat und es sonst performt, auch noch kennt, das ist dann noch ein bisschen schöner, ein bisschen persönlicher“, sagt Singer-Songwriter Florian Saur alias Flonoton, der Claire Juls Song für seine Version sogar ins Deutsche übersetzt hat. „Normalerweise covert man ja seine eigenen Heroen oder seine gerne-spezifischen Sachen“, fügt Andreas Keymer hinzu, der mit seiner Band Lester bei der nächsten Ausgabe des Freundschaftsbänd den Song eines anderen Künstlers in eine energiegeladene Punkrock-Nummer verwandeln wird, „doch hier bekommt man einfach einen Song vor den Latz geknallt, den man nicht kennt. Das ist viel lustiger.“

Am Samstag, 29. April, dreht sich das Cover-Karussell wieder. Von 20 Uhr an stehen im Cord Club erneut neun Bands auf der Bühne, die sich gegenseitig neu interpretieren. Mit dabei ist auch die Bavaro-Indie-Truppe LischKapelle. Gitarrist und Sänger Andreas Torwesten freut sich am meisten auf die Coverversion seines eigenen Songs. „Das ist eigentlich das Herrlichste, weil es sicher ganz speziell wird, im Publikum zu stehen und den eigenen Song in einer komplett anderen Version zu hören.“ 

Selbst gecovert zu werden, ist für die meisten Bands ein Novum. „Das ist sehr spannend. Gerade in unserer Liga ist das was, was eigentlich noch nicht vorkommt“, sagt Florian Saur. Deshalb ist Andreas Torwesten „der Band, die unseren Song erwischt hat, auch dann nicht böse, wenn sie eine Death Metal-Version davon spielen“.

Noch immer hält sich das Gerücht, dass sich aufgrund des Konkurrenz- und Erfolgsdrucks in der Münchner Szene eine Art Ellenbogengesellschaft gebildet habe, dass die Bands eher gegeneinander arbeiten als füreinander. Auch damit möchten die Künstler an dem Abend aufräumen. „Ich hatte noch nie das Gefühl, dass unter den Bands Ungunst herrscht“, sagt Andreas Torwesten, und Florian Saur bemerkt: „Wir schieben uns gegenseitig die Gigs zu und tun uns auch mit dem Fahren zusammen. Das wäre überhaupt nicht der Fall, wenn die Leute so ein Ellenbogendenken hätten.“

Ganz im Gegenteil: So ein Abend dient auch dazu, neue Bandfreundschaften zu schließen. Zwar trifft man sich in der Szene immer wieder auf gemeinsamen Konzertabenden und lernt sich so kennen, „wenn du aber gegenseitig deine Songs coverst, dann kommst du dir schon noch ein bisschen näher“, sagt Schiwani Kakor, die das letzte Freundschaftsbänd-Konzert begeistert als Zuhörerin verfolgt und sich auch die zweite Ausgabe schon fest im Terminkalender eingetragen hat. „Dadurch, dass du von einer anderen Band einen Song coverst, fällt einfach diese Hürde total weg, bis du ins Gespräch kommst. Du bist einfach gleich auf einer Ebene“, sagt auch Michael Rieder, der als Singer-Songwriter Nikolaus Wolf am zweiten Freundschaftsbänd-Abend für sanfte Gitarrentöne sorgen wird. Neben Lester, LischKapelle und Nikolaus Wolf werden auch noch die Singer-Songwriter Sarah Sophie, Lost Name und Alisha Prettyfield sowie die Indie-Rocker von Die Sauna, die Folkband Eliza und die HipHop-Stepptanz-Combo Swango auftreten. Michael Wolf von Monaco Sessions wird zusätzlich für eine Videoaufnahme des Abends sorgen. In welcher Reihenfolge die Künstler jedoch spielen, und wer wen covert, bleibt bis zuletzt geheim. 

Freundschaftsbänd – ein Abend der Bändfreundschaften mit Alisha Prettyfield, Die Sauna, Eliza, Lester, Lischkapelle, Lost Name, Nikolaus Wolf, Sarah Sophie und Swango. Cord Club, Sonnenstraße 18, München. Beginn: 20 Uhr. Eintritt: 7 Euro.

Text: Maximilian Mumme

Foto: Jean-Marc Turmes

Neuland: Ryan Inglis

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Ein Konzertmarathon für den guten Zweck: Die beiden Musiker Ryan Inglis und Freddy González ziehen am 1. April durch die Münchner Innenstadt. 

Dass Musiker durchaus eine soziale Ader haben, merkt man auch in München immer wieder. Der aus England in die bayerische Landeshauptstadt gezogene Singer-Songwriter Ryan Inglis bildet hier keine Ausnahme. Gemeinsam mit dem Münchner Sänger Freddy González, 28, und dem Filmemacher Michael Wolf plant der Brite einen Konzertmarathon durch die Münchner Innenstadt. Von der Theresienwiese aus wollen sie am 1. April zwölf Stunden lang durch die Straßen ziehen und Spender für ein humanitäres Projekt mobilisieren. Das gesammelte Geld kommt der nepalesischen Nichtregierungsorganisation „Karma Flights“ zugute, die damit vier verschiedene Schulen in der Region Gorkha unterstützt.

Ryan kennt die Situation. In dem oft von Erdbeben geplagten Land sei vieles weiterhin chaotisch. „Manche Eltern schicken ihre Kinder inzwischen lieber zur Arbeit, um Geld zu verdienen, als in die Schule“ sagt der Musiker. Dem will er entgegenwirken. Ein Jahr lang will er mit dem gespendeten Geld für die Verpflegungskosten der 188 Schüler aufkommen. So hofft er, mehr Kinder an die Schulen binden und die Bildungschancen der jungen Nepalesen verbessern zu können.  

Text: Louis Seibert

Foto: Karmaflights

Schöner hören

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Der Medienkaufmann, Schlosser, Regieassistent, Barkeeper und Kabelträger Michael Wolf hat seine Passion gefunden: Er setzt Musiker in München in Szene, mit Filmen ohne einen einzigen Schnitt

Ächzen von Holz dringt durch die kalte Winterluft. Als Michael Wolf das Tor zur Scheune öffnet, fällt eine ganze Ladung Staub auf seine sauber gekämmten Haare und auf die schwarze Lederjacke. Doch ihn stört das nicht, ein kurzer Blick zur Seite beruhigt ihn: Seine Kamera liegt noch immer gut geschützt in der Ecke, die hat nichts abbekommen. Das ist auch gut so, nicht nur weil sie Michaels wichtigstes Arbeitsgerät ist. Auch die Live-Session, die der Münchner gleich mit dem Augsburger Folk-Trio John Garner in dieser alten, verlassenen Scheune im tiefsten Oberbayern abhalten wird, hätte es sonst nicht gegeben.

Michael ist Filmemacher. Im August gründete er die „Monaco Sessions“ und setzt seitdem Künstler an ungewöhnlichen oder einfach schönen Orten der Stadt in Szene. Auf den Olympiaberg hat er seine Kamera schon mitgenommen, auch in den Nymphenburger Schlosspark. Und nun in diese modrige Scheune, die neben der modernen Filmtechnik wirkt, als entspränge sie einer anderen Welt.

Nicht nur Münchner Musiker seien zu diesen Sessions eingeladen, sagt er später draußen, während er sich an einer Tasse Tee die Hände erwärmt. „Auch die von außerhalb, die für ein Konzert hierher kommen und Lust auf eine kleine Session haben.“ Das sind Münchner Originale wie Lucie Mackert und Peter Fischer. Aber auch den britischen Sänger Ryan Inglis hat er schon vor seine Kamera gebracht, genauso wie die Amerikanerin Joanna King. 

Der 25-jährige Medienkaufmann will aufstrebenden Künstlern eine Plattform bieten „auf der sie gehört werden“, wie er sagt, und auch ein Porträt seiner Heimatstadt schaffen. „München hat so viele wunderschöne Orte“, schwärmt er. Da falle die Suche nach neuen Plätzen zum Drehen selten schwer. Michael macht selbst Musik, bis vor wenigen Jahren spielte er Gitarre, schrieb und sang die deutschen Texte der Pop-Rock-Band Lucky Melange. Von daher weiß er, wie schwer es sein kann, als Musiker Fuß zu fassen. „Ich wäre damals froh gewesen, wenn jemand eine Session mit uns gemacht hätte“ sagt er. Die Band löste sich aus einem Mangel an Probe- und Aufnahmemöglichkeiten auf.

Doch Zweifel an seinem Lebensweg kommen bei ihm keine auf. Michael ist kein Mensch, der sich von der Vergangenheit einholen lässt. „Ich stehe auch eigentlich nicht so gerne auf der Bühne und im Rampenlicht“, sagt er. Eines hat er aus seiner Zeit als Musiker auf jeden Fall gelernt: „Du kannst nie erwarten, dass dir Erfolg einfach vor die Füße fällt.“

Und mit diesem Grundsatz versucht der 25-Jährige nun, sich selbstständig zu machen. Der Wechsel hinter die Kamera war nie so wirklich geplant. Die Biografie des Münchners liest sich als langer Weg zur Selbstverwirklichung: Nach einer Schlosser- und Schweißerlehre arbeitete er mehrere Jahre als Praktikant und Auszubildender in einer Filmproduktionsfirma, jobbte als Regieassistent, Barkeeper und Kabelträger. „Das mit dem Filmen hatte mich inzwischen gepackt“, sagt Michael und so bewarb er sich für einen Platz an der Hochschule für Fernsehen und Film (HFF). Über einen Freund kam er auf die Idee, selbst Videos zu produzieren. „Ab da fing ich an, mir zu YouTube Gedanken zu machen. Und da mich die HFF nicht wollte, dachte ich mir, ich mache mein eigenes Ding.“ 

Das Filmen brachte er sich selbst bei, „mit viel Einsatz geht das schon“, sagt er und lacht. „Es kommt vor allem darauf an, einen cineastischen Blick zu entwickeln und sich dann einfach von seinem Unterbewusstsein leiten zu lassen.“ Große Pioniere wie Hitchcock nennt Michael da als Vorbilder genauso wie zeitgemäße Videoprojekte, etwa die „Mahogany Sessions“. 

Deren Einfluss auf seine Arbeit ist kaum abzustreiten: „Die Nähe zum Künstler in den Sessions hat mich sofort beeindruckt“, sagt er. Wie beim Vorbild aus Großbritannien passt Michael den Drehort an den jeweiligen Musiker an. Seine Videos kommen ganz ohne Schnitt aus. „One-Take-Prinzip“ nennt er das: „Jeder Schnitt würde das Video verfälschen und künstlich wirken lassen.“ Das Ganze ist zwar nicht wirklich neu – unter anderem drehten bereits die deutsche Indie-Band Kraftklub oder die Kanadierin Kiesza Musikvideos ohne Schnitt. Michaels Herangehensweise ist aber doch eine eigene. Die ungeschnittenen Aufnahmen wirken sehr intim, er selbst beschreibt sie als „ehrlich“.

Auch Kilian Unger alias LIANN ist nach zwei Videos beeindruckt: „Ich habe ihm vertraut bei der Kameraarbeit, und das hat sich gelohnt“, sagt der Singer-/Songwriter über die Aufnahme seines Songs „Chicago“ am Sendlinger Tor. Und wenn man merkt, wie elegant ein Close-Up der Gitarrenbünde in die Totale übergeht und die Musik mit der Umgebung verschwimmt, dann bekommt man eine Ahnung davon, wie viel Arbeit in diesen Filmen steckt.

Die sollen sich zukünftig auch auszahlen: Mit der Hilfe von Sponsoren hofft Michael, sich selbstständig machen und sich so ganz auf das Filmen konzentrieren zu können. „Und dann würde ich gerne auch Interviews machen und eigene Konzerte organisieren, um die Monaco Sessions als Marke weiter auszubauen.“

Ob er sich auch irgendwann einmal einen Wechsel zurück vor die Kamera und auf die Bühne zutraut? Michael schmunzelt. „Ich versuche langsam, wieder selbst etwas Musik zu schreiben“, sagt er und spricht von „Singer-/Songwriter-Zeug im Sportfreunde-Stiller-Stil“. Für die Monaco Sessions käme diese Musik dann allerdings nicht in Frage. „Höchstens mit einer Maske“, sagt er mit einem Augenzwinkern. Vielleicht blendet das Rampenlicht einfach weniger stark – durch eine Kameralinse betrachtet. 

Text: Louis Seibert

Foto: Ryan Inglis

Sie werden wir uns merken müssen

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Heavy-Metal-Musiker, die Festivals veranstalten, oder ein Regisseur, der in den Kammerspielen debütiert: Diese jungen Menschen sorgen 2017 dafür, dass München bunt, spannend und lebenswert bleibt

Jede Woche treffen wir auf junge Münchner, die München zu „unserem“ München machen: zu einer spannenden Stadt, die man erst kennt, wenn man ihre Macher kennen und schätzen lernt. Wer diese Stadt im kommenden Jahr bunter und lebenswerter macht? Wir wissen es nicht. Und wagen trotzdem einen Ausblick: Münchens junge Leute 2017.

About Barbara

Von Louis Seibert (Foto: Yves Krier)

 Noch kein Konzert in München, und doch ist die Aufmerksamkeit groß: mehr als 300 000 Klicks auf Youtube, Auftritte bei ProSieben und im kommenden Jahr dann ein eigenes Album. Und trotzdem, für Barbara Buchberger, wie die Sängerin hinter About Barbara heißt, hat sich seit der Veröffentlichung ihrer ersten Single „Bis der Himmel sich dreht“ nicht allzu viel verändert – vorerst zumindest. „Ich werde jetzt nicht anfangen, mich zu verstellen oder mich nach dem richten, was von mir erwartet wird“, sagt die 23-Jährige, die seit Schultagen mit verschiedensten Bands unterwegs war. Von Jazz bis Folk fand Barbara ihren eigenen Stil und schrieb eigene Songs, zunächst auf Englisch. Auf diese Lieder wurde das Münchner Produzentenduo „Achtabahn“ aufmerksam, aus einer Kollaboration heraus entstand die erste Single. Das Projekt soll auch im kommenden Jahr fortgeführt werden: Erst wird es im Februar eine Single geben, Mitte des Jahres dann das Album. Und im März gibt Barbara ihr erstes Konzert in München, als Support-Act im Strom-Club.

Christine Bluhm

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Von Jacqueline Lang (Foto: Kristijan Golesic)

 Mit 14 fing Christine Bluhm an, alles zu filmen, was in ihrem Leben passierte: Familienurlaube, ihren Abi-Ball und schließlich auch eine Freundin, die durch die Straßen von München stolziert, damals ihr erster Mode-Clip. Die Clips, die heute auf ihrem Blog myfashionclip.com zu sehen sind, erinnern stark an Clips von der Vogue – und so etwas spricht sich herum.
Für die Berliner Fashion Week 2017, sagt sie, habe sie bereits eine mündliche Zusage. Außerdem will sie die Filmfestspiele in Cannes besuchen.
Obwohl Christine sehr modeaffin ist, will sie auch in anderen Bereichen Fuß fassen. Im Frühjahr 2017 wird sie im Auftrag der deutschen Krebsgesellschaft einen Film über Prostatakrebs umsetzen. Für ihr Lehramt-Studium in den Fächern Französisch und Spanisch bleibt ihr zwar aktuell kaum Zeit, doch Christine  will 2017 auch noch ihr Staatsexamen absolvieren.  

Sebastian Waic

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Von Matthias Kirsch 

(Foto: Privat)

 Als der BWL-Student Sebastian Waic, 24, mit seiner Bachelorarbeit beschäftigt war, bemerkte er ein Problem: Jedes Jahr wird eine sechsstellige Zahl an BWL-Abschlussarbeiten geschrieben – und diese landen zum Großteil „auf den Ablagen der Universitäten“. Zusammen mit zwei seiner Professoren hat Sebastian  Junior Management Science GbR (JUMS) gegründet. „JUMS hat sich als erstes wissenschaftliches Journal für Abschlussarbeiten zum Ziel gesetzt, herausragende studentische Leistungen auf dem gesamten Gebiet der BWL zu identifizieren und zu würdigen“, erklärt Sebastian. Für 2017 soll die Möglichkeit für Studierende, sich im wissenschaftlichen Diskurs einzubringen, erweitert werden.  

José Marcelo Estupinan

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Von Anna-Elena Knerich 

(Foto: Max Wichmann)

 Angefangen hat alles mit einem Video, in dem ein Longboarder in hohem Tempo einen Alpenpass runterbrettert. Das faszinierte José Marcelo  so sehr, dass er sich im Juli 2015 zum ersten Mal auf ein Brett stellte und sich innerhalb kürzester Zeit die Technik und die zwei wichtigsten Slides beibrachte. „Mich reizte es aber schon immer, richtig schnell zu fahren“, sagt der heute 17-Jährige, darum konzentrierte er sich auf Downhill, schnelles Bergabfahren. Nach seinem Schulabschluss will Marcelo eine Ausbildung zum Zimmerer machen – außerdem hat er große Pläne für 2017: „Ich möchte erstmals bei einem großen Event abgesperrte Alpenpässe herunterfahren – so wie in dem Video!“  

Swen Lasse Awe

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Von

Anna-Elena Knerich 

(Foto: Federico Pedrotti)

Fernab von jeglicher Zivilisation leben vier Jugendliche und ein alter Mann in einem Steinbruch. Die Stimmung ist postapokalyptisch, nach und nach kristallisieren sich Machtstrukturen zwischen ihnen heraus. Darum geht es in dem Stück „Abraum“, das der 26-jährige Nachwuchsregisseur Swen Lasse Awe  im März uraufführen wird – in den Kammerspielen. Bereits bei der Langen Nacht der Neuen Dramatik 2016 hatte Swen Lasse in seinem letzten Jahr an der Otto-Falckenberg-Schule die Lesung des Stücks arrangiert: mit fünf Schauspielern von den Kammerspielen und der Schauspielstudentin Mira Huber. Der Autor von „Abraum“, Wilke Weermann, 24, gewann dafür den Münchner Förderpreis für deutschsprachige Dramatik. Kurz darauf fragten die Kammerspiele den Jungregisseur Swen Lasse, ob er das preisgekrönte Stück 2017 auf die Bühne bringen wolle.  

Azeret Koua

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Von

Marina Sprenger 

(Foto: Karina Garosa Design)

 Wenn der Vorhang aufgeht, dann ist Azeret Kouas Arbeit schon getan und das Ergebnis auf der Bühne zu sehen: zuletzt das Stück „Short Eyes“, das die junge Regisseurin für die Studiobühne der LMU inszeniert hat. Auch für die English Drama Group der LMU war Azeret  schon als Regisseurin tätig. Dabei bringt Azeret Themen, die ihr privat wichtig sind, in ihre Arbeit ein und setzt Zeichen für eine vielfältigere Kunstlandschaft. „Einer Stadt wie München könnte es gut tun, mehr Diversität auf und hinter der Bühne zu haben“, sagt die 23-Jährige und meint damit Offenheit gegenüber Gender-Equality, sexueller Orientierung und Herkunft. 2017 wird „Short Eyes“ wieder aufgenommen und danach steht schon die Planung an für das nächste Stück der Studiobühne – natürlich wieder mit Azeret als Regisseurin.  

Lennart Hammerer und Konstantin Kárpáty

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Von

Maximilian Mumme (Foto: Celine Schmidt) 

 „Wir wühlen im tiefen Underground, sind also quasi Trüffelschweine des Traditional Heavy Metal.“ So beschreiben Lennart Hammerer und Konstantin Kárpáty, beide 21, die Arbeit an ihrem Projekt „Trveheim“. Heavy Metal war vor allem in den Achtzigerjahren populär. Deshalb ist die Szene heute vom Aussterben bedroht. „Der Nachwuchs ist definitiv da, bloß wird er kaum gefördert”, klagen Lennart und Konstantin, die als Musiker einer Heavy-Metal-Band diesen Missstand selbst erfahren mussten. Als Reaktion darauf organisieren sie unter dem Namen Trveheim nun Festivals für die jungen Bands der Szene. Zur ersten Ausgabe des Events mit Bands aus ganz Europa kamen bereits 350 Zuhörer aus allen Altersklassen. Für das zweite Festival, das diesen Sommer stattfinden wird, erwarten die Organisatoren sogar noch einen Besucherzuwachs.  

Matija Kovac 

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Von

Katharina Würzberg 

(Foto: Gerrit Starczewski)

 Matija Kovac  kennt die großen Bühnen. Lange Schlangen am Einlass, kreischende Teenager in der ersten Reihe, ausverkaufte Shows. Mit seiner Band The Capitols hat der 21-Jährige in den vergangenen Jahren einen beachtlichen Beitrag in der Münchner Indie-Musik-Szene geleistet. Jetzt ist alles neu. Neue Frisur, neuer Name, neues Label, nur seine Mitmusiker bleiben die gleichen. Der junge Münchner hat unter seinem richtigen Namen Matija bei Clouds Hill Records in Hamburg einen Plattenvertrag unterschrieben. 2017 wird dort seine erste Single und danach sein Debüt-Album erscheinen. „Wir werden hoffentlich viele Konzerte und Festivals spielen“, sagt Matija, „das wird 2017 komplett definieren und im besten Fall erfüllen.“  

Philipp Nadler

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Von Hubert Spangler (Foto: Privat) 

 Eine Gruppe junger Münchner um Gründer Philipp Nadler adaptiert das etablierte Konzept des Poetry-Slams für die Musikwelt. „Sample Slam“ – so nennen sie die Events, bei denen Musikproduzenten auf Bühnen mit ihren Werken gegeneinander antreten. Zur Produktion jener Werke ist es den Soundtüftlern ausschließlich erlaubt, sich der begrenzten Audioschnipsel zu bedienen, die ihnen vier Wochen vorher zur Verfügung gestellt werden. „Einschränkung fördert die Kreativität“, sagt Nadler. Runde um Runde messen sich je zwei Künstler, deren Darbietungen von einer hochkarätigen Jury und zwischendurch auch vom Publikum bewertet werden. Am 21. Januar trägt die Heimatstadt München den Sample Slam wieder in der Glockenbachwerkstatt aus.

Tom Feldhäuser 

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Von

Hubert Spangler (Foto: Privat)

Das Gautinger American-Football-Talent Tom Feldhäuser, 21, hat es im vergangenen Jahr geschafft, sich auch in den Vereinigten Staaten zu beweisen.  Am kalifornischen Cabrillo College wurde Tom zum Offensivspieler der Saison gekürt, durch die Nominierung für das „All League Team“ zählt er jetzt zu den besten Spielern seiner Liga. In der Junior-College-Liga wollte Tom zunächst im US-Sport Fuß fassen und nebenbei seine Wettbewerbsfähigkeit unter Realbedingungen testen. Bei den Cabrillo Seahawks räumt er jetzt als „Offensive Lineman“ für den Ballträger die Gegner aus dem Weg. Nach seiner turbulenten Saison ist es jetzt an der Zeit, wie geplant den Sprung in ein Team aus den ersten beiden Ligen zu schaffen. „Ich werde mit Hilfe der Coaches mein Videomaterial verschiedenen Teams vorstellen“, kündigt er an. „Im Anschluss muss ich entscheiden, welches Angebot für meine Zukunft das vielversprechendste ist.“  

Michael Wolf

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Von

Louis Seibert (Foto: Privat)

 Eine verlassene Scheune, die Corneliusbrücke oder auch der stillgelegte Olympiabahnhof: Michael Wolfs neues Projekt „Monaco Sessions“ führt ihn immer wieder an ungewöhnliche bis ausgefallene Arbeitsplätze. Seit Ende August hält der 25-jährige Münchner Live-Sessions an den verschiedensten Orten in und um München ab. Ohne Schnitt, denn „dann lässt man den Zuschauer viel näher an den Künstler ran“, sagt er. Dabei steht der gelernte Medienkaufmann erst am Anfang eines ehrgeizigen Prozesses: Im kommenden Jahr will er neben den Sessions auch eigene Konzerte organisieren. Mit Sicherheit wird auch da die eine oder andere ungewöhnliche Location mit dabei sein.  

Julius Zimmer

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Von

Hubert Spangler 

(Foto: Luca Senoner)

 Mit dem monatlichen Event „Rant & Rave“ hat es Julius Zimmer, 23, geschafft, die in München oft überschaubare Halbwertszeit von Veranstaltungsreihen zu überstehen. 2011 zusammen mit ein paar House-affinen Freunden gegründet, hat sich Rant & Rave mit seinen starken internationalen Bookings im Münchner Nachtleben etabliert, sodass es aus dem Programm des Harry Klein nur schwer wegzudenken ist. „Da sich die Gäste mit uns identifizieren, richten wir das Booking nach unserem Geschmack“, sagt Julius. Als DJ nennt er sich J. Airforce, sein Debütalbum „Ex Pluribus Unum“ erscheint Ende Februar.  

Nathalie Schenkel

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Von

Anastasia Trenkler 

(Foto: Privat)

 Wie gelingt es, in der Modewelt aufzufallen, wenn es doch schon so gut wie alles gibt? Nathalie Schenkel  zeigt in ihrer Kollektion „Implying Lines“, dass dazu weder Pailletten noch schrille Farben nötig sind. Schnitt und Stoffe beinhalten die Besonderheiten, die erst auf den zweiten Blick auffallen. „Die Kleinigkeiten machen es aus“, sagt die 25-jährige Münchnerin. Das sehen andere genauso, denn im vergangenen Jahr gewann Nathalie mit ihrer Abschlussarbeit den Münchner Modepreis. Mit dem Preisgeld finanzierte sich die junge Designerin ein Praktikum in Paris. Trotz eines Jobangebots entschloss sie sich Ende Dezember dazu, nach München zurückzukehren. „Wenn ich mir eine Stadt in Deutschland aussuchen könnte, dann wäre das immer München“, sagt die Modemacherin zu ihrer Entscheidung. 2017 will Nathalie ihren Platz in der Münchner Szene finden. 

Manuel Palacio

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Von

Philipp Kreiter (Foto: Florian Podszus)

 Bei manchen Menschen fragt man sich, wann sie eigentlich noch Zeit zum Essen oder Schlafen finden. Manuel Palacio, 26, ist so einer. Der Münchner mit mexikanischen Wurzeln drückt der Club- und Bar-szene in der Stadt zunehmend seinen Stempel auf. In der Milla vermischt er unter dem Namen „Fancy Footworks“ Indie, Disco-Musik und Live-Elemente, um daraus, wie er es formuliert, „ein neues Club-Erlebnis, nahe an einem Livekonzert zu schaffen“. Außerdem gestaltete Manuel die neue Bar „Max Belle Spitz“ mit und versucht “das mexikanische Lebensgefühl nach München zu bringen.” 

Nicolas Jakob

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Von Matthias Kirsch (Foto: Studioline PEP)

Im Internet einkaufen – für die meisten Menschen ist das heutzutage normal. Jedoch setzt das Netzshopping voraus, dass man auf ein Konto oder Online-Zahlungsdienste zurückgreifen kann. Bisher ist die Nutzung dieser nur Erwachsenen vorbehalten – 2017 soll sich das ändern: Nicolas Jakob, 19, Student und „digital native”, hat, zusammen mit Christian Albrecht, 28, wismo, einen Online-Zahlungsdienst für Minderjährige, entwickelt. Als Jugendlicher sei Nicolas selbst frustriert darüber gewesen, dass er „keine Möglichkeiten hatte, modern zu bezahlen“. Wismo funktioniert wie eine Prepaid-Kreditkarte. Via Überweisung kann Geld auf ein wismo-Konto geladen werden, das sich jeder Jugendliche ab zwölf Jahren kostenlos eröffnen kann. Voraussetzung: Die Eltern geben ihr Einverständnis oder eröffnen das Konto selbst. Die App soll im Frühjahr 2017 erscheinen.  

Inside Golden

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Von Philipp Kreiter (Foto: Privat)

Das „Unter Deck“ ist rappelvoll, als Sam Sonner (23),
Clemens Finck von Finckenstein (23), Thomas Morse (24) und Mateo Haußleiter (24)
die Bühne betreten. Inside Golden nennen
sich die vier und es gibt sie erst seit wenigen Monaten. Aber das ambitionierte
Bluesrock-Quartett bringt schon jetzt ein abendfüllendes Programm auf die
Bühne. Erstaunlich souverän tritt die Band auf und auch das Publikum weiß das
zu würdigen. Gut, ganz unbekannt sind die vier auch nicht, Drummer Clemens etwa
spielt neben Inside Golden auch bei
Jesper Munk. Der Sound der vier Münchner ist aber ein ganz eigener, teils ruhig
und melancholisch, teils mitreißend und melodisch. Ihr
eigenes Potential kennt auch die Band: „Nächstes Jahr wollen wir erste
Aufnahmen machen, uns musikalisch weiterentwickeln und vor allem viele Konzerte
spielen“.  Man sollte hingehen.

Neolexon

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Von Matthias Kirsch (Foto: Privat)

Als Hanna Jakob und Mona
Späth nach ihrem Studium der Sprachtherapie mit praktischer Arbeit begannen, setzte
schnell eine Unzufriedenheit ein. Nicht etwa wegen falscher Berufswahl, sondern
im Gegenteil. „In der Sprachtherapie fand kaum technologischer Fortschritt
statt“, erklären die Beiden. Das Problem: Die vorhandenen Therapiemittel sind
begrenzt, veraltet und binden den Patienten an die viel zu wenigen
Therapiestunden. Hanna und Mona entschieden sich dafür selbst einen
Lösungsansatz zu finden und gründeten neolexon – ein Unternehmen, welches die
Therapie für Patienten mit Sprachstörung optimiert und vereinfacht. „Aktuell
stehen Therapeuten nur etwa 300 Fotokarten für ein Wortschatztraining zur
Verfügen“, bemängeln die Gründerinnen und erklären: „Durch die
neolexon-Datenbank kann in der neolexon-App auf tausende Wörter und Fotos
zugegriffen werden. Ebenso wird das digitale Training vom Therapeuten für jeden
Patienten individualisiert – so lernt ein Gärtner eher die Begriffe ‘Tulpe’ und ‘Rasenmäher’, während ein Fußballfan die Wörter ‘Tor’ und ‘Trikot’ trainiert“.
Seit November 2016 ist neolexon in einer kostenlosen Probephase und wird in
diesem Jahr speziell im Hinblick auf Kinder mit Sprachentwicklungsstörungen
weiter ausgebaut.

Florian Netzer

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Von Friederike Krüger (Foto: Simon Reichel)

Was genau 2017 auf Florian Netzer, 25, wartet, weiß er genauso wenig, wie wir. Aber produktiv soll es werden, künstlerisch, fotografisch, filmisch und sportlich. Sport ist für den Münchner zweierlei: Der Skater nutzt beinahe jede Möglichkeit, um sich in der Stadt mit dem Bord fortzubewegen. Asphalt, der in den Knien vibriert: Bewegung pur in einer Stadt, in der seiner Meinung nach alles geht, in der es nicht besser oder schlechter sei, als anderswo, in der es lieber ein, zwei “wirklich gut gemachte Dinge gebe, als 500 mal der selbe lieblose Mist”. Außerdem kommt er runter, wenn er fährt. Runter von einem Rhythmus, den er den Tag selbst bestimmen lässt. Er ist einer dieser Münchner, die man selten vor Mittag auf der Straße trifft, dafür aber umso häufiger in der Nacht, egal ob als Angestellter hinterm Tresen, oder als Gast in einer der vielen Läden, die ihn inspirieren und antreiben. Um finanzielle Sicherheit zu haben, jobbt er regelmäßig im Skateshop SHRN. Doch sein Ziel, auch für 2017, ist es, etwas zu schaffen, mit Fotos, Filmen, Malerei und Leuten, seine mentalen Skizzen umzusetzen und “perhaps” (Vimeo “Florian Netzer perhaps”) kommt etwas Neues von ihm. Am besten, man fragt ihn mal, wenn man ihn nachts trifft.