In München hat sich eine junge Comedy-Szene etabliert – acht Kurzporträts
Schlagwort: michael mauder
Von Freitag bis Freitag München: Unterwegs mit Max
Unser Autor Max hat sich diese Woche einiges vorgenommen, ob er bei der Hitze – wie angekündigt – am Sonntag auch Radfahren wird, steht aber in den Sternen. Ein Besuch beim Lester-Fest sollte aber trotz der Temperaturen möglich sein – in der Glocke gibt es einen Biergarten
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Neuland
München bekommt ein neues Comedy-Programm: die Comedy-Schorle. Hinter dem Projekt stehen der Münchner Comedian Michael Mauder und sein Kollege Johann Theisen aus Stuttgart. Beide sind Mitte Zwanzig, beide sind noch jung im Comedy-Business und beide träumen schon länger von einem Soloprogramm. Bei der Comedy-Schorle geht es darum, „die Erfahrung zu sammeln, wie es denn ist, einmal 45 Minuten am Stück alleine gestalten zu dürfen“, sagt Michael. Normalerweise treten die beiden Comedians nämlich für maximal 15 bis 20 Minuten als Teil einer größeren Show auf. „Die Comedy-Schorle ist also ein sogenanntes Halbsolo, das wir uns zu gleichen Teilen teilen. Wir sind damit die ersten der neuen Comedy-Generation, die in München einen eigenen Soloabend gestalten“, sagt Michael. Wenn das Projekt gut läuft, soll in Zukunft auch anderen Comedy-Künstlern die Möglichkeit gegeben werden, zum ersten Mal ein langes Set spielen zu dürfen. Die erste Comedy-Schorle findet am Dienstag, 16. Oktober, im Theater Heppel & Ettlich an der Münchner Freiheit statt. Ornella Cosenza
Foto: Comedy Schorle
Fragen über Fragen – Michael Mauder
“Da ich auf der Bühne immer den größtmöglichen Spaßvogel raus lasse, durfte ich bei diesem Projekt auch mal eine ernstere Seite von mir zeigen, sagt Comedian Michael Mauder, der für unsere Ausstellung
“10 im Quadrat – Reloaded” porträtiert wurde. Wir haben ihm ein paar Fragen gestellt.
Du stehst mit deiner
Kunst öfter mal vor Publikum. Wie war es für dich, so oft fotografiert zu
werden?
Es war eine sehr spannende Erfahrung. Jedes Shooting war
komplett anders und es hat großen Spaß gemacht.
Hat das Mut
erfordert?
Auch wenn ich mich teilweise in wirklich absurde Posen und
Situationen stürzen musste, hat die angenehme Atmosphäre, die bei allen
Shooting geherrscht hat, das sehr leicht gemacht.
Bist du auch mal in
andere Rollen geschlüpft? / Hast du andere Seiten an dir kennengelernt?
Da ich auf der Bühne immer den größtmöglichen Spaßvogel raus
lasse, durfte ich bei diesem Projekt auch mal eine ernstere Seite von mir
zeigen.
Welche Begegnung hat
dich am stärksten geprägt?
Alle Fotografen sind sehr interessante Typen, und ich konnte
eigentlich von jeder Begegnung etwas mitnehmen.
Bist du auch mal an
deine Grenzen gestoßen?
Ich hab mich von Anfang an drauf eingestellt, dass das eine
sehr persönliche Angelegenheit werden würde. Daher war die größte Herausforderung
nur, mir nicht ansehen zu lassen, dass ich bei den Shootings draußen friere.
Brauchen wir mehr
Vernetzung in München?
Es kann nie genug Vernetzung geben. Deswegen ist es toll,
dass mit so einem Projekt junge Leute aus allen kreativen Bereichen zusammen
geführt werden.
Foto: Alina Cara Oswald
Nur Stimme und Körpersprache
Wir porträtieren an dieser Stelle bis zur Vernissage alle 20
mitwirkenden KünstlerInnen unserer Ausstellung
“10 im Quadrat Reloaded” im Farbenladen – mal Fotograf, mal
Modell. Heute: Standup-Comedian Michael Mauder.
Schon als Kind hörte sich Michael Mauder, geboren 1993,
Kassetten und CDs von Comedians an. Als Teenager faszinierten ihn die
Mechaniken dahinter. Trotzdem fing er erst einmal an, Geowissenschaften zu
studieren und nebenbei in einem Hotel an der Rezeption zu arbeiten. Trotzdem
stand er immer auf der Bühne, zum Beispiel mit seiner Metalband Abandoned Dreams.
Als sich seine Band 2016 auflöste, dachte er sich: „Jetzt probierst du aus, ob
du Comedy auch selber kannst.“
Seitdem hatte er mehr als 80 Auftritte als Standup-Comedian
– was bedeutet, Comedy ohne Requisiten, Einspieler oder Musikinstrumt. „Du bist
nur du und hast nur deine Stimme und Körpersprache zur Verfügung“, sagt
Michael. „Im besten Fall schaffst du es, zwei Stunden lang Leute zum Lachen zu
bringen.“ Was er dabei gelernt hat ist, dass „je mehr Arbeit du hineinsteckst,
desto weniger denken die Menschen, dass du Arbeit reingesteckt hast.“
In seinem Programm sind langjährige Erfahrungen als Single
genauso Thema wie Erlebnisse von seiner Arbeit als Rezeptionist im Hotel. „Als
Standup-Comedian stellt man sich bloß und zeigt Schwäche“, sagt Michael, „aber
das muss man machen, um sympathisch zu werden.“ Weil es, seiner Meinung nach, in
München zu wenig Comedy gibt, bemüht er sich derzeit mit Kollegen, die Szene zu
stärken. Neben Open Stages hatten Michaels eigene Mixed Shows im Januar
Premiere: „Sonntag Abend Brunch“ und „Stand Up Underground“. Der „Sonntag Abend
Brunch“ im Stemmerhof ist eine Comedy-Talk-Show nach dem Vorbild amerikanischer
Late-Night-Shows. Michael ist der Host, also der Gastgeber, und sein Kollege Pajo
der Sidekick. Als Moderator von „Stand Up Underground“ präsentiert Michael vier
Comedians aus dem Großraum München und Deutschlands sowie einen Newcomer.
Vor der Kamera für
„10 im Quadrat Reloaded” musste Michi aber nicht
unbedingt den Entertainer geben: „Da ich auf der Bühne immer den größtmöglichen
Spaßvogel raus lasse, durfte ich bei diesem Projekt auch mal eine ernstere
Seite von mir zeigen. Auch wenn ich mich teilweise in wirklich absurde Posen
und Situationen stürzen musste, hat die angenehme Atmosphäre, die bei allen
Shooting geherrscht hat, das sehr leicht gemacht.“
Text: Lena Schnelle
Foto: Alina Cara Oswald
Neuland: Wer wird Band des Jahres?
Wer wissen will, wer sich mit dem Titel “Band des Jahres” schmücken darf, muss sich den 15. Februar rot im Kalender anstreichen. Neben den nominierten Bands treten auch Comedians und Kabarettisten auf.
Hip-Hop trifft auf Bluesrock. Indie-Pop auf Art- und Alternative-Pop. Das Line-Up der Veranstaltung „Wer wird Band des Jahres?“ ist vielfältig: Chaem, Eliza, Matija, Ni Sala, Swango und Beta. Diese Bands und vier weitere standen zur Wahl für die Band des Jahres der Junge-Leute-Seite der SZ. In einer ersten Runde konnten Facebook-User für ihre Lieblingsband abstimmen. In einer zweiten Runde haben die Bands ein Ranking erstellt, wobei sie nicht für sich stimmen durften. Diese beiden Votings wurden zu einem Gesamtvoting verrechnet. Am Ende des Abends wird die Band des Jahres gekürt. Für ein buntes Rahmenprogramm sorgen die Comedians Julian Beysel, Sebastian Ulrich und Michael Mauder, die Kabarettisten und Musiker Julian Wittmann und Peter Fischer, Poetry-Slammer Philipp Potthast und Liedermacher Alex Döring. Bis spät in die Nacht kann zu House- und Funk-Klängen von DJ Alex Blum getanzt werden.
Wer wird Band des Jahres? Donnerstag, 15. Februar, Bahnwärter Thiel, Tumblinger Straße 29, Beginn 19.30 Uhr, Eintritt fünf Euro.
Text: Lena Schnelle
Foto: Fabian Christ
Von Freitag bis Freitag: Unterwegs mit Lena
Die Premiere von “Stand UpUnderground” des Comedians Michael Mauder möchte sich unsere Autorin nicht entgehen lassen. Genauso wie die EP-Release-Party von King Pigeon im Milla Club. Filme, Ausstellungen und Reiselust dürfen auch nicht fehlen.
Ins Wochenende starte ich am Freitagabend mit dem Besuch einer
Fotografieausstellung von Tobias Meier. Sie heißt „Plastic Vanity“. Er hat in
den letzten drei Jahren Puppen fotografiert, so wie er sie gefunden hat. Sie
haben ein Eigenleben entwickelt und die Gesichter zeigen Emotionen. Die ausgestellten Fotos im Feierwerk Farbenladen sehen echt cool aus. Ist mal was anderes…
Am Samstag schlafe ich nach der anstrengenden Arbeitswoche
aus und gehe eine Runde im Englischen Garten spazieren. Das ganze Gesitze im
Büro muss ja irgendwie ausgeglichen werden. Abends schaue ich bei der Villa
Flora vorbei, denn da ist wieder Zeit für den Mädelsflohmarkt: Klamotten,
Schmuck und andere Schätze wechseln dort die Besitzerinnen. Nachdem mein
Geldbeutel großen Verlust hinnehmen musste, brauche ich etwas zur Aufmunterung.
Was ist da passender als gute Musik? King Pigeon feiert im Milla den Release
ihrer EP „About the stock life“. Bevor ich zum Indie-Pop der Jungs abgehen
kann, lausche ich erst mal neugierig den Aggressive Swans. Das Duo ist eine
Alternative-Pop Band, die modernen, elektronischen Pop mit dem Musikstil der
80er kombiniert. Da ich noch total in Partystimmung bin, gehe ich mit Freunden
noch etwas trinken.
Am Sonntag bin ich betrübt, weil der Samstagabend und
der EP-Release vorbei sind. Deswegen schleppe ich eine Freundin zum „Comedy
Sprungbrett – Open Stage“ in die Vanilla Lounge an der Münchner Freiheit. Der
Comedian Alex Profant moderiert die Veranstaltung. Wer möchte, kann sein
Comedy-Programm zeigen. Der Abend stellt meine Bauch- und Mundmuskulatur auf
eine harte Probe. So viel habe ich schon lange nicht mehr gelacht.
Der Anfang der neuen Woche ist immer hart. Also brauche ich
für den Montag etwas Ruhiges. Perfekt ist da die „HFF Film Night vol. 2“ im
Lovelace. Alle drei Monate laden Studenten der Hochschule für Fernsehen und
Film zu einer Screening Night ein. Diesmal zeigen sie unter anderem einen Dokumentar-,
Spielfilm, eine Webserie und ein Action Musical. Besonders das Action Musical
beeindruckt mich, weil ich die Kombi Actionfilm und Musical so noch nie gesehen
habe.
Das ständige Hin und Her des Wetters nervt mich ziemlich und
ich wünschte, ich könnte in wärmere Gebiete fliehen und ein wenig durch die
Natur wandern. Deshalb passt es gut, dass am Dienstag die zwei Studenten
Korbinian Faust und Johannes Hochholzer erzählen, wie sie 14.650 Kilometer von
Patagonien bis Kolumbien gefahren sind. Der Reisevortrag „Auf’m Radl durch
Südamerika!“ wird sehr interessant. Ich überlege mir tatsächlich, im Sommer den
südamerikanischen Kontinent zu erkunden.
Nur noch zwei Tage bis zum Wochenende! Und der Mittwochabend
verspricht gut zu werden! Ich schnappe mir eine Freundin, um mir die Premiere
der StandUp-Show “StandUp Underground” im zehner Club anzuschauen.
Der StandUp-Comedian Michael Mauder präsentiert vier aufstrebende
StandUp-Comedians aus München und Deutschland. Den Club verlassen wir mit einem
breiten Grinsen. Hach, es gibt doch so viele kleine Dinge im Leben, die schön
sind.
Den Donnerstagabend verbringe ich gemütlich mit einer Tasse
Tee im Bett und einer guten Serie. Ein bisschen Ruhe und Entspannung muss auch
mal sein.
Dafür habe ich genug Kraft gesammelt, um am Freitagabend
wieder etwas zu unternehmen. Es zieht mich wieder mal in den Farbenladen. Dort findet
die Vernissage der Ausstellung „EQUILIBRIUM“ statt. Gregory Borlein ist
Malerei-Student an der Akademie der Bildenden Künste. Über seine Ausstellung heißt
es: „"EQUILIBRIUM" zeigt das Gleichgewicht von männlichen und
weiblichen Ästhetiken in der Malerei. Das Gleichgewicht von Oberfläche und
Räumlichkeit und der Komposition von Strukturen, Form und Farbe.“ Um das
möglichst beste Bilderlebnis zu haben, wird nicht das Konzept erklärt. Daneben
gibt es eine analoge Fotoserie. Danach muss ich meine überschüssige Energie noch loswerden. Ein bisschen Bewegung kann da nie schaden. Also
geht’s zum Austanzen der Arbeitswoche in den Live-Club Milla. Bei den Klängen
von Funk, Soul und HipHop vergeht die Zeit viel zu schnell und ich falle tot
ins Bett.
Text: Lena Schnelle
Foto: privat
Ein Abend mit: Michael Mauder
Tanzen gehört nun mal nicht wirklich zu den Aktivitäten, denen Michael Mauder an einem Freiatgabend gerne nachgeht. Dafür stehen aber gute Gespräche und ein kühles Helles auf dem Programm.
Name: Michael Mauder
Alter: 24
Beruf: Comedian
Internetseite: www.michaelmauder.de
Hier beginnt mein Abend:
In einem der hundert verschiedenen
Hipster-Burgerläden, die unsere schöne Stadt zu bieten hat.
Danach geht’s ins:
Cafe BlUe an der Implerstraße, das Jennerwein
in der Clemensstaße, oder jeden vergleichbaren Laden, in dem man sich noch
unterhalten kann und niemand auf die Idee kommt zu tanzen.
Meine Freunde haben andere Pläne. So überzeuge ich
sie vom Gegenteil:
„Keiner von uns hat daheim aufgeräumt und getanzt
wird nicht. Ich halt‘ jetzt so lange die Luft an, bis wir da hin gehen.“
Mit dabei ist immer:
Mein Handy, dessen Akku nach ca. einer Stunde
stirbt.
An der Bar bestelle ich am liebsten:
Ein kühles Helles
Mein Lieblingsgesprächsthema:
Am Anfang banaler Smalltalk und je später der
Abend wird desto deeper wird es. Am Ende gehts um Politik, Religion, Tod und
ähnlich spaßige Themen.
Der Song darf auf keinen Fall fehlen:
Im seltenen Fall von verbleibendem Akku auf dem
Heimweg: Twenty One Pilots – Trees
Mein Tanzstil in drei Worten:
Ich muss weg!
Der Spruch zieht immer:
Ich muss weg!
Meine dümmste Tat im Suff war:
Bei einem ähnlich alkoholisierten Freund und
regennasser Fahrbahn ins Auto steigen. Ging alles gut, war aber maximal dumm!
Das beste Frühstück nach einer durchfeierten Nacht
gibt’s im/bei:
Im „Tante Emma Cafe“ an der Belgradstraße!
Diesem Club/dieser Bar trauere ich nach:
Das
„Flex“ am Goetheplatz. Das gibt es zwar noch, aber da geht keiner
mehr mit mir hin.
Foto: Sofie Jokerst
250 Zeichen Demokratie: Heute mit Michael Mauder
Am 24. September ist Bundestagswahl. Wir haben politisch engagierte
junge Erwachsene gefragt, warum es gerade für junge Menschen so wichtig
ist, wählen zu gehen. Heute mit Michael Mauder.
“Wer nicht wählen geht, lässt Andere seine
Vertretung der nächsten vier Jahre bestimmen. Diese Entscheidung darf man nicht
Populisten und Protestwählern überlassen, sondern muss sich ihr selbst
stellen.”
– Michael Mauder, Comedian
Bitte keine Experimente
München lacht. Aber junge Comedians haben es trotzdem schwer. Eine Suche nach den Ursachen und ein Gespräch darüber, wie man sich in der Münchner Künstlerszene durchschlägt.
München lacht. Das schon. Aber bitte nur über altbewährte Witze. Keine Experimente. Donnerstagabend im Container Collective. Michael Mauder, 24, junger Comedian und Moderator, steht auf der Open Stage der Veranstaltung „München, was ich dir schon immer sagen wollte“. Mit kurzen Anekdoten aus seinem Leben – wie dem Umzug nach Ebersberg – bringt er die Leute im großen Veranstaltungscontainer zum Lachen. Zum Ende seines Beitrags hin wird der junge Münchner jedoch ungewohnt ernst: „Wenn ich als Stand-up-Comedian neues Material ausprobieren möchte, muss ich meistens nach Fürth oder Erlangen fahren.“ Woran das genau liege, wisse er nicht, „aber in München gibt es eher nur Bühnen für Hochglanz-Nummern“.
Die junge Comedy- und Kabarettszene in München. Eine Quelle von würdigen Nachfolgern für Münchner Größen wie Willy Astor, Günter Grünwald oder Michael Mittermeier? Darf man als Newcomer in diesem Gebiet überhaupt so groß träumen? Ein Treffen mit den drei ganz unterschiedlichen, aufstrebenden jungen Münchner Comedians Alex Döring, Michael Mauder und Julian Wittmann. Wie aufgeschlossen ist das bayrische Publikum? Und sehen sie das, was sie tun, mehr als Hobby oder doch als Berufsziel?
Alex Döring, 27, ist sich da noch nicht so ganz sicher. „Es gab Zeiten, da sollte das Liedermachen nur das zweite Standbein bleiben. Aber momentan könnte ich mir schon vorstellen, zumindest zeitweise für ein paar Jahre mal voll auf Musik zu setzen.“ Der junge Münchner wirkt, als wäre er mit seinen Gedanken woanders. Seine Masterarbeit wartet. Er kommt gerade aus der Bibliothek und muss auch später noch einmal dort hin. Nach einem abgeschlossenen Bachelorstudium in Germanistik und Geschichte studiert der 27-Jährige nun Politik im Master, bis er im August fertig ist. Seine Studienwahl ist auch in vielen seiner Songs deutlich erkennbar. Alex’ Lieder sind nicht nur mit viel Witz und Wortspiel geschrieben, sondern oftmals auch reich an gesellschaftskritischen Themen. In „Spiel mit offenen Daten“ heißt es beispielsweise: „Gläserne Bürger, die wir, wie ich glaube, sind, find’ ich klasse, weil das so schön sauber klingt!“ Alex setzt sich mit aktuellen Themen, aber auch mit Alltagssituationen oder menschlichen Charakterzügen auseinander. „Meine Lieder widme ich aber meist nur denen, die es verdient haben“, sagt er und lacht. Selbst würde er sich nicht unbedingt als Comedian bezeichnen, sondern eher als Liedermacher oder auch Musik-Kabarettist. „Ich glaube, ich habe nicht unbedingt den Fokus auf dem Gag, wie meine zwei Kollegen hier. Humor ist bei mir eher das Mittel zum Zweck.“
Einer der zwei Kollegen ist der junge Kabarettist Julian Wittmann, 23. Ein Bayer mit wilden Locken und lässigem Auftreten. Er kommt 15 Minuten zu spät, weil er sich am Abend noch einen alten VW-Bus kaufen möchte und dafür noch Dinge vorbereitet werden mussten. Gestresst wirkt er trotzdem kein bisschen. Eher wie ein bayerischer Hippie mit Gute-Laune-Haltung.
Diese Gelassenheit bewahrt er sich meist auch auf der Bühne. Außer es geht um die Unpünktlichkeit der Deutschen Bahn. Dann kann er sich, wie in seinem „Herbstliad“, schon mal in typisch bayerischer Manier darüber aufregen. Da Julian vor seinem Umzug in die Münchner Innenstadt täglich vom Landkreis Erding in die LMU pendeln musste, hat er in dieser Thematik vermutlich einen hohen Erfahrungswert. Julian bezeichnet seinen Humor übrigens als bayerisch, bierig und geschmeidig. Bei ihm ist es ebendieses bayerische Kabarett-Gesamtpaket, das ziemlich gut funktioniert: eingängige Melodien, eine raue, warme Stimme und die typisch bairische Mundart.
Sein Kabarett-Talent entdeckte Julian, als er für den Abschlussball seiner Realschule Lieder über die Lehrer schrieb und aufführte und danach viel positive Resonanz erhielt. „Ich habe dann gesehen, es macht mir Spaß und es macht den Leuten Spaß, das könnte man ja mal weiterverfolgen“, sagt er. Zunächst hat er dann sein Theaterwissenschaftsstudium an der LMU abgeschlossen und bewirbt sich jetzt dort für den Master. Parallel zum Studium hat Julian viele Auftritte. Und zwar nicht nur auf bekannten Münchner Bühnen, sondern auch im ländlichen Umland. Den Unterschied beim Publikum merke man sofort, sagt Julian: „In München ist das Publikum auf jeden Fall sehr, sehr anspruchsvoll. Die Leute werden hier ja nahezu zugeschissen vor lauter Veranstaltungen. Und wenn du jetzt in irgendeinem Dorf einen Abend spielst, dann kann es schon mal sein, dass du da die einzige Veranstaltung im ganzen Jahr bist. Das merkst du dann auch, da gehen die Leute hin und freuen sich einfach nur.“
Michael Mauder, 24, hat es da als junger Stand-up-Comedian in München nicht unbedingt leicht. Sagt er zumindest selbst: „Für klassischen Stand-up ist München echt schwierig. Da haben es die beiden Kollegen hier schon einfacher, weil es hier vor allem Liederabende und bayerisches Kabarett gibt. Aber wenn du mit Anfang 20 Stand-up über One-Night-Stands und Tinder machst, bist du hier eher falsch.“ Michael, der sich selbst schon mal als „65-jährigen Spießer, gefangen im Körper eines Anfang Zwanzigjährigen“ beschreibt, hat gar keinen so spießigen Lebenslauf. Nach der Schule hat er zunächst zwei Jahre bei der Fernsehserie „Sturm der Liebe“ in der Kameraabteilung gearbeitet. Danach hat er sein Geologiestudium kurz vor dem Bachelorabschluss abgebrochen „Eigentlich hätte ich es schon viel früher abbrechen sollen“, sagt er, „aber als mich ein Prof seine mündliche Prüfung nur dann bestehen lassen wollte, wenn ich ihm verspreche, dass ich später einmal keinen Beruf in diesem Feld einschlagen werde, habe ich beschlossen, es jetzt lieber bleiben zu lassen.“
Nach Abbruch des Studiums beschließt der junge Münchner dann das auszuprobieren, was er schon länger im Hinterkopf hat: Stand-up-Comedy. Auf einer Bühne in Stuttgart hat er seinen ersten Auftritt. Danach will er mehr, doch ein zweites Standbein musste her, als Absicherung. Um so besser, wenn dieses auch noch gut als Inspirationsquelle dient. Als Rezeptionist in einem Münchner Hotel trifft man laut Michael die verschiedensten (oder auch nervigsten) Leute, die er auch gut in sein Comedy-Programm einbauen kann.
Am liebsten erzählt der Comedian auf der Bühne aus dem Alltagsleben eines hoffnungslosen Singles: „Wenn ich mit 1,94 Meter auf eine Frau zutanze, ist das für sie so, als würde sie auf der Autobahn im Rückspiegel einen LKW auf sich zukommen sehen. Da ist es nur vernünftig, mir aus dem Weg zu tanzen“, erzählt er auf der Bühne. Und während man noch über seine authentischen Witze lacht, hat man gleichzeitig auch ein wenig Mitleid mit dem sympathischen jungen Comedian.
So richtig viele Auftritte in München hat Michael aber noch nicht gespielt. Eher ist er in Stuttgart oder auch mal in Ingolstadt unterwegs. „Man bräuchte in München einfach viel mehr Orte, an denen man sich ausprobieren kann. Eine Bühne mit Mikrofon und einem Publikum, das genau weiß, dass du kein Profi bist. In Berlin kannst du das teilweise fünf Mal in zwei Tagen machen“, sagt er.
Alex Döring tut sich da in seinem Bereich leichter: „Ich kann mich in meinem Metier eigentlich gar nicht so sehr beklagen. Ich finde, es gibt in München so viele offene Bühnen, wenn du willst, kannst du jeden Tag auf einer anderen spielen.“ Was bei ihm schwierig sei, wäre nun der nächste logische Schritt: die bezahlten Solo-Auftritte. Julian Wittmann hat diesen Schritt bereits geschafft, beispielsweise mit seinem Auftritt im Schlachthof. Trotz positiver Kritik hat Julian insbesondere vor solchen Auftritten jedoch noch großen Respekt. „Ich zweifle eigentlich vor jedem größeren, abendfüllenden Auftritt“, sagt er. Auch Alex hat manchmal so seine Selbstzweifel: „Wenn ich von der Bühne gehe, und es hat an diesem Abend gefühlt keiner gelacht, was schon auch vorkommt, denke ich mir, dass ich da schon irgendwie selbst dafür verantwortlich bin. Ich glaube, man kann schon jedes Publikum überall erreichen, man muss nur eben seinen Auftritt an die Zuschauer anpassen.“
Michael ist da nicht ganz der selben Meinung: „Na ja, das ist ja jetzt immer die Frage, ob du da Fehler in der Performance gemacht hast, weil das Publikum doof war, oder war das Publikum doof, weil du Fehler gemacht hast?“ Nach einer kurzen Denkpause nicken Alex und Julian zustimmend. Verschiedene Pläne für die Zukunft haben die drei auch schon geschmiedet. Michael wird von Januar 2018 an eine eigene Late-Night-Talkshow in München leiten. Und Alex möchte die Zeit nach dem Master-Stress nutzen, um neue Lieder zu schreiben und ein neues Album aufzunehmen. Und Julian? „Na ja, ich würde morgen gerne aufstehen in der Früh. Und am Abend dann ein Bier trinken“, sagt er und lacht.
Text: Amelie Völker
Foto: Sofie Jokerst