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Pop, Poesie und Provokation: Diese jungen Menschen sorgen 2018 dafür, dass München bunt, spannend und lebenswert bleibt.

Jede Woche treffen wir auf junge Münchner, die München zu „unserem“ München machen: zu einer spannenden Stadt, die man erst kennt, wenn man ihre Macher kennen und schätzen lernt. Wer diese Stadt im kommenden Jahr bunter und lebenswerter macht? Wir wissen es nicht. Und wagen trotzdem einen Ausblick: Münchens junge Leute 2018.

Pop-Hoffnung

Es ist ein Statement. Oder einfach aufreizend cool. Lotte Friederich, 24, trägt ein bauchfreies Top, ein weite Hose – und dazu Adiletten. Schlappen sind klasse, passen aber stiltechnisch nicht ganz zu den Songs, die Lotte, die ihr Musikprojekt Loriia nennt, gerade aufnimmt. Es sind reduzierte, ja intime Popsongs, am Klavier oder ausschließlich vom schwebenden Klang eines Synthesizers begleitet. Doch deutlich ist der Jazz-Einfluss hörbar. Seit 2015 absolviert sie ein Studium in Jazzgesang an der Münchner Musikhochschule. Lotte sang schon in Projekten mit DJs und Rapper, seit Kurzem existiert Loriia: Im Frühjahr steht ihre erste Solo-Tour an, später Konzerte mit Band. Und sie will 2018 ihre Aufnahmen veröffentlichen – für Plattenfirmen könnte Loriia interessant sein, taucht sie doch ihre Songs durch eingestreute Blue-Notes in ein besonders harmonisches und atmosphärisches Zwischenlicht. „Ich bin ein sehr nachdenklicher Mensch, der eigentlich extrem zuversichtlich denkt, aber sehr sensibel auf Erfahrungen, Gefühle und andere Menschen reagiert“, sagt sie.

Text: Michael Bremmer

Foto: Kate Filippova

Endlich Urlaub

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Wenn Studierende reisen, dann oft spontan und möglichst günstig. Das wissen auch Fabian Höhne, 24, und Frederic Lapatschek, 21. „Wir waren morgens früh am Flughafen und wollten günstig verreisen. Wir sind von Schalter zu Schalter gelaufen, aber keine Fluggesellschaft wollte uns ein günstiges Ticket verkaufen, obwohl die Auslastung der Flugzeuge nur bei 40 oder 50 Prozent lag“, erklärt BWL-Absolvent Fabian den Missstand, aus dem heraus er zusammen mit Frederic, der Wirtschaftsinformatik studiert, die Online-Plattform „Flyla“ ins Leben gerufen hat. Durch Verträge mit den Fluggesellschaften will Flyla diese ungenutzten Kapazitäten zu vergünstigten Preisen an Studierende vermitteln.

Text: Maximilian Mumme

Foto: Flyla

Deine Bar, deine Songs

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„Dieser Moment, wenn du in die Gesichter der Gäste schaust, die sich freuen: ‚Für diesen Song habe ich auch gevotet‘, das ist schon cool“, sagt Philipp Kaiser, 28. Er ist der Entwickler der App „Digital Jukebox“, die die Idee der klassischen Jukebox aus den Siebziegerjahren wieder zurück in Kneipen bringen soll. „Barbetreiber spielen ihre Playlists meist in zufälliger Reihenfolge. Ihnen ist egal, welches Lied als nächstes kommt. Den Gästen hingegen nicht“, erklärt Philipp. Mit einem Voting-System sollen die Barbesucher die Playlist der Kneipe ordnen können – Lieblingslieder nach vorne, ungeliebte Songs nach hinten. Anfang Februar soll die App veröffentlicht werden.

Text: Maximilian Mumme

Foto: Julia Späth

Weltretter

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Abitur ist die eine Sache. Abitur in Armenien und dann auch noch die Zukunft eines ganzen Landes nachhaltiger gestalten eine andere. Cedric Solms, 19, absolvierte im Mai 2017 sein internationales Abitur in Armenien. Doch anstatt diese Zeit einfach nur in der Schule abzusitzen, hat sich der Münchner mit seinem Kommilitonen Mikhail Zamskoy dazu entschlossen, die Stiftung „Re-apaga – Die Zukunft neu gestalten“ zu gründen. „Wie in vielen anderen Ländern ist auch in Armenien Elektroschrott, Plastik und Aluminium zu einer großen Belastung für die Umwelt geworden. Diesem Problem wollen wir uns stellen“, sagt Cedric. Ziel von „Re-apaga“ ist es, ein nachhaltiges Müll-Management und Recycling-System zu erschaffen.

Text: Laura-Marie Schurer

Foto: Privat

Preiswürdig

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Außergewöhnliche Momente ist Maximilian Bungarten, 23, gewohnt. Als Model war er auf den Laufstegen der Pariser Fashion-Week zu sehen, und feierte Filmpremieren in Kassel und Florenz. Das Jahr 2018 beginnt für ihn spektakulär. Mit seinem Kurzfilm „Squash“ ist der HFF–Student
für den Max-Ophüls-Preis nominiert. „Der Film thematisiert einen Befreiungskampf. Es geht also um Gegensätze, Macht, Unterdrückung und Masochismus. Für 2018 plane ich einen zweiten Teil der Filmreihe“, sagt Maximilian, der diesen Sommer seinen Abschluss an der Filmhochschule macht.

Text: Anastasia Trenkler

Foto: Florian Peljak

Kunst hinterm Tresen

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Fein dekorierte Cocktails mit Sorbet-Krone und Namen wie „Panama Papers“ oder „Turtle Toe“: Simon Köster, 26, und Lukas Motejzik, 29, beweisen, dass die Arbeit an der Bar nicht nur ein Studentenjob ist, sondern auch Kunst. Mehr als dreieinhalb Jahre arbeiten Simon und Lukas nun schon zusammen in der Zephyr Bar im Glockenbach. „Wir ergänzen uns perfekt“, sagt Simon. „Und vor allem sind wir gute Freunde.“ Im Februar 2018 werden sie eine Bar in der Münchner Altstadt eröffnen. Genaueres verraten sie noch nicht

Text: Anna-Elena Knerich

Foto: Privat

Ekel und Ästhetik

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Auf einem großen Keramikteller liegt etwas Weißes, Glibberiges, das aussieht wie Kaviar. Nur dass es keine Fischeier sind, sondern Vaginalsekret, das die Künstlerin Sandra Bejarano, 26, gekocht und mittels Molekularküchentechnik in Form von Kaviar gebracht hat. „Ich spiele immer mit der Perzeption der Betrachter: Zunächst sind sie neugierig, fragen, ob man das essen kann – und wenn sie wissen, woraus das Kunstwerk besteht, ekeln sie sich“, erklärt Sandra. Trotzdem bleibe eine gewisse Attraktion, weil sie Wert auf Ästhetik lege. Seit 2013 studiert sie an der Akademie der bildenden Künste. Früher arbeitete sie viel mit Rotwein, mittlerweile mit menschlichen Körperflüssigkeiten. Im Februar stellt sie ihre Diplomarbeit aus – auch sie besteht aus ihren Körperflüssigkeiten.

Text: Anna-Elena Knerich

Foto: Willi Gwiadowski

Ohne Müll

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Mode war für Lisa Haas, 24, schon immer ein Ausdruck der Persönlichkeit. Sie hat daher früh angefangen, Kleider zu nähen oder Stoffketten zu häkeln. „Mich fasziniert bei der Mode vor allem das Zeitlose und ich möchte Kleidung entwerfen, die man immer wieder tragen kann.“ Die Bedeutung von „Zeit“ hat sie daher als Thema für ihre Abschlussarbeit der Mediadesign Hochschule ausgewählt und eine Kollektion entworfen, mit der sie zu den fünf Finalisten beim  Young-Designer-for-Tomorrow-Award gehört hat. 2018 bringt sie eine T-Shirt-Kollektion heraus, die sie nach dem Zero-Waste-Prinzip entworfen hat – es entstehen keine Stoffreste

Text: Serafina Ferizaj

Foto: Bettina Ebert

Klassik für junge Menschen

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Bei einem Festival denken Menschen unter 30 eher selten an klassische Musik. Und doch veranstaltet Tom Wilmersdörffer, 27, mit einem Team von derzeit 15 Leuten im September 2018 das Hidalgo-Festival, das klassische Musik mit Kunst und Performance verbindet. „Wir wollen die klassische Musik aus dem Museum herausholen und für eine junge Szene ansprechend gestalten“, sagt Tom über das Projekt.

Text: Marina Sprenger

Foto: Jakob Steiger

Schlafpartys

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Gängige Partys und Club-Nächte nehmen der Musik ihre Relevanz. Die Besucher sind zum Feiern da, sie betäuben ihre Sinne häufig mit Unmengen Alkohol. Eine Gruppe junger Münchner um Lukas Weinlein, 23, will mit ihrem Musik- und Kunstlabel „IO“ den Kulturgenuss in neue Bahnen leiten. „Wir wollen der bestehenden Szene ausweichen“, sagt Lukas. Im Kontrast zu Partys, wie man sie kennt, schmeißt IO Schlafpartys. Die Musik, die das Label veröffentlicht – Hypnotic Techno –, begleitet den Besucher auf dem Weg von der Alltags- in die Traumwelt. Morgens, wenn die Party vorbei ist, werden die Gäste geweckt und zurück in den Alltag geschickt.

Text: Hubert Spangler

Foto: Kim Tracés

Kraft und Technik

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Mit zwölf ging Jasper Friis, heute 17 Jahre alt, ins American-Football-Training zu den Starnberger „Argonauts“. Der Sport schien naheliegend – große und schwere Jungs sind dort in der „Offensive-Line“ gefragt. Es hat einige Seasons gedauert, bis Jasper seinen Körper verstand, danach ging dafür alles sehr schnell: Jugend-Bundesliga, Bayern-Auswahl, Team einer kalifornischen High-School. Björn Werner, einer der wenigen Deutschen, die den Sprung in die amerikanische National Football League geschafft haben, unterstützt Jasper. „Er hat den Colleges Videos von mir gezeigt“, sagt Jasper. Die Videos haben die University of California überzeugt. Von Januar an spielt er bei den California Golden Bears in der ersten College-Liga.

Text: Hubert Spangler 

Foto: Rebecca Soqui

Bühne statt Hörsaal

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Bei den deutschsprachigen Meisterschaften kam er ins finale Stechen, seit Kurzem hält er zudem den Titel des Münchner Stadtmeisters: In der Münchner Poetry Slam-Szene führt derzeit kein Weg an Yannik Sellmann, 22, vorbei. Er kam 2014 für ein Jurastudium nach München, doch schnell waren für ihn die Slambühnen dieser Stadt interessanter als der Hörsaal, nach vier Semestern brach Yannik sein Studium ab. Gemeinsam mit Philipp Potthast organisiert er seit November die monatliche Lesebühne „Poetry unplugged“ in Freising – dieses Projekt wird 2018 fortgesetzt.

Text: Carolina Heberling

Foto: [sla(m]dr), Enrico-Meyer

Mehr Bass

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In der jungen Bass-Szene könnte München eine Schlüsselrolle zur Vernetzung von DJs aus ganz Europa zukommen. Das liegt vor allem an Ghosttown, ein Münchner Kollektiv aus fünf DJs, das die vielfältigen Aspekte der britischen Soundsystem-Clubkultur in München etablieren will. 2018 werden die DJs ihre gleichnamige Veranstaltungsreihe im Sunny Red weiter etablieren und Newcomer sowie bekannte DJs aus Italien, England und Tschechien an die Isar bringen. „Da entsteht gerade eine ganz neue Szene“, sagt Dario Rizzi, 20. An der Musik fasziniert ihn vor allem der bewusste Einsatz von Frequenzen, die für das menschliche Ohr nicht mehr wahrnehmbar sind. „Das spürst du im ganzen Körper“, sagt er.

Text: Louis Seibert

Foto: privat

Subkultur

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Auch eine dicht bebaute Stadt wie München besitzt unbekannte Orte, die zum Staunen verleiten können. Aaron Kokal, 26, wird 2018 mit zwei Mitstreitern ein leer stehendes Fabrikgebäude im Osten Münchens beziehen und dieses zum Kunst- und Kreativgelände umfunktionieren. „Wir wollen etwas auf die Beine stellen, das sich für die Subkultur aus der Großstadt wie ein sicherer Hafen anfühlt“, erzählt Aaron. Diesen sicheren Hafen hat er bereits im Münchner Umland mit dem „Midsommar“-Festival etabliert. 2018 wird das Festival zum ersten Mal legal stattfinden.

Text: Louis Seibert

Foto: Privat

Partys unter Brücken

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Bruno Schneegaß, 25, Fabian Barthel, 27, Michi Semler, 24, und Max Lehmann, 24, eint ihre Vorliebe für elektronische Musik. Sie haben das Kollektiv „Time Tripping“ gegründet und organisieren unkonventionelle Partys in München. „Die Isarbrücken sind eine der wenigen Plätze Münchens, an denen solche lebendigen, unverfälschten Partys möglich sind“, sagt Fabian. 2018 will die Crew nun ein mehrtägiges Festival in Time-Tripping-Manier organisieren.

Text: Amelie Völker

Foto: Marco Gierschewski

Provokant und lustig

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Garam Salami mischt die Münchner Comedyszene auf. Salami ist sein Künstlername, seinen echten Namen will er nicht veröffentlichen. Er spielt einen jungen Flüchtling, der nach Deutschland gekommen ist. In seinen Shows spielt er häufig darauf an, wie Garam die deutsche Kultur und die Flüchtlingsthematik wahrnimmt. Dabei stößt er nicht immer auf die Sympathie des Publikums: „Ich will nicht komplett verträglich sein. Ich provoziere nicht mit Absicht, sondern spreche vor allem bei polarisierenden Themen wie der Flüchtlingsthematik unangenehme Dinge an, mit denen manche Leute nicht klarkommen“, sagt er. Für 2018 plant er, einen einstündigen Garam-Salami-Film zu drehen. Um was es dabei genau geht, bleibt aber noch geheim.

Text: Serafina Ferizaj

Foto: Privat

Thriller

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Kurzfilme, Musikvideos und Werbeclips drehen, an der Produktion eines Kinofilms mitwirken, für all das diverse Preise und Ehrungen abräumen – was sich bereits nach einem Lebenswerk anhört, haben 2bert/Pitchama Video schon sehr früh geschafft. Hinter diesem Projekt stecken Albert Bozesan, 20, und Robert Sladeczek, 21. Seit 2013 setzen sie gemeinsam Projekte um. Im März wird ihr aktueller Kurzfilm „Jack & Cooper“ beim Münchner Jugendfilmfestival „flimmern und rauschen“ zu sehen sein. Außerdem steht ein neuer Sci-Fi-Thriller an. Das Thema: „aufgetaute Mammuts und ein Supervirus“.

Text: Wolfgang Westermeier

Foto: Katharina Schnekenbühl

Langzeitbelichtung

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Anders als andere Modefotografen kombiniert Quirin Siegert, 20, Mode- und Landschaftsfotografie: Mit dem Kontrast zwischen dem inszenierten Foto in der gegebenen Natur versucht er eine gefühlvolle und sinnliche Stimmung einzufangen, die beim Betrachten „zum Träumen anregt“. Für 2018 plant er, ein Model ein Jahr lang zu begleiten: „Bei Shootings arbeiten Model und Fotograf eng zusammen. Ich möchte festhalten, wie sich beide verändern, wenn sie viel Zeit miteinander verbringen.“

Text: Serafina Ferizaj

Foto: Kaj Lehner

Rollenspiele

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Maresa Sedlmeir, 22, ist die deutsche Stimme der US-amerikanischen Schauspielerin Bella Thorne, die im März 2018 in der Hauptrolle im neuen Teenie-Kinofilm „Midnight Sun“ zu sehen sein wird. Ihre bisher aufregendste Sprechrolle war für Maresa übrigens die der Tyene Sand in Game of Thrones. „Auch wenn es keine Hauptrolle war, für mich als großer Game of Thrones Fan war es eine Riesenehre, dort mitmachen zu dürfen.“

Text: Amelie Völker

Foto: Florian Peljak

Themenwechsel

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Schon diese Entscheidung ist außergewöhnlich. Aline Mossmann, 24, hat 2017 mit ihrem Medizinstudium aufgehört, um Modedesignerin zu werden: „In der Medizin ging es nur um die Hülle eines Menschen. Mir ist jedoch das Innere des Menschen wichtig. Ich möchte zeigen, dass Mode nicht nur aus Klamotten besteht, die man sich überzieht.“ Dazu entwirft sie eine Kollektion, die das vor allem in der Modewelt kontroverse Thema Magersucht thematisiert. Sie entwirft dabei unter anderem eine Jacke aus Gips oder Kleider aus Plastik, um zu zeigen, wie sich die Betroffenen mit der Krankheit fühlen oder Kleider mit Gestellen und einer Art Membran darüber, um die Knochen darzustellen. Mit dieser Kollektion wird sie sich 2018 an der renommierten Modeschule Royal Academy of Fine Arts in Antwerpen bewerben.

Text: Serafina Ferizaj

Foto: Privat

Innere Werte

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Die Kommunikationsdesignerin Mona Sardari, 25, beschäftigt sich mit Fehlern. Ihre Illustrationen sind ein Statement gegen spaßbefreiten Perfektionismus, ein mit variierenden Strichstärken gezeichneter Aufruf zu mehr Mut gegenüber der eigenen Fehlbarkeit. „Alle Menschen ähneln sich in ihren Wünschen und Zielen. Dabei sind es unsere Makel, die uns interessant machen“, sagt die 25-Jährige. Dieses Jahr ist ein spannendes Projekt mit der Münchner Fotografin Nicola Powell geplant. Gemeinsam wollen sie eine Porträtreihe anfertigen und durch die Kombination von analoger Fotografie und Illustration die Persönlichkeiten der ausgewählten Menschen sichtbar machen: „Wir wollen nicht nur das Äußere, sondern auch das Innere zeigen.“

Text: Wolfgang Westermeier

Foto: Jakub Rzucidlo

Content statt Fame

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München Mitte heißt ein neuer Münchner Blog, der 2018 online gehen wird. Beiträge von Ilke Rosenzweig werden dort zu lesen sein – ein Pseudonym, hinter dem eine Gruppe junge Münchner der visuellen Kunst steckt. Aktuelle Themen aus Gesellschaft und Politik werden „kontrovers und assoziativ“ behandelt, um beim Betrachter eine persönliche Auseinandersetzung zu provozieren. Der Name des Blogs ist unverkennbar eine Anlehnung an die Berliner Hipster-Szene und verrät zudem, welches Publikum man zu erreichen sucht. Ihre Anonymität wahren die Kreativen bewusst, denn „es geht nicht um Fame, sondern um guten Content“.

Text: Lukas von Stein

Foto: privat

Neue Shows

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Der Münchner Comedian und Moderator Michael Mauder,
24, startet gleich mit zwei neuen Comedy Projekten ins neue Jahr. Seine
Late-Night-Talkshow „Sonntag Abend Brunch“ gibt es ab dem 14. Januar einmal im
Monat an einem Sonntagabend im Stemmerhof in Sendling zu erleben. Michael
führt als Moderator durch den Abend, flankiert von „Band“ Pajo. „Ich bin Jimmy
Fallon und er ist Steve Higgins und the Roots in einer Person“, erklärt Michael
die Konstellation. Die beiden wollen in jeder neuen Show Künstler und
Außenstehende präsentieren, die zu einem Thema ihre Meinung und Expertise zum
Besten geben. Michaels zweites
Projekt, eine Comedy-Mixed-Show, startet ebenfalls im Januar im „Zehner“ in der
Thalkirchnerstraße. Michael fungiert auch hier als Moderator, er darf zudem die
Comedians aussuchen, die dort auftreten sollen. Neben Comedy-Newcomern aus ganz
Deutschland, sollen hier insbesondere Acts aus München auftreten. „Ich will
hiermit auf jeden Fall versuchen, die Münchner Comedy-Szene zu stärken“, sagt
Michi.

Text: Amelie Völker

Foto: Johannes Vogl

Schöne Stadt

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In München hat sich eine junge Fotografen-Szene etabliert – auch deswegen findet man hier jede Menge Models.

München – Ihre Haut ist unfassbar blass. Die langen roten Haare reichen ihr bis über die Brust. Unzählige Sommersprossen zieren das schmale Gesicht. Nackt steht die junge Frau mit ihren dünnen Beinen auf einem Felsen. Es weht Wind. Um sie herum unzählige Berge. Diese Fotografie hat etwas Fantastisches, Mythisches. Dem Fotografen, Korbinian Vogt ist es gelungen, die natürliche Schönheit des Models in Szene zu setzen und eine ganz besondere Art der Ästhetik zu schaffen.

Denn Cate Red, die rothaarige junge Frau im Mittelpunkt von Korbinians Werk, entspricht nicht gerade dem Model-Klischee aus Solariumbräune und strahlendem Kameralächeln. Sie steckt weder in hipper High-End-Fashion-Kleidung, noch posiert sie mit der Hand an der Hüfte für das Cover eines Modemagazins. Für Münchner Fotografen ist Cate schon lange keine Unbekannte mehr. In den vergangenen Jahren hat sie mit vielen verschiedenen Künstlern dieser Stadt zusammengearbeitet.

„Mein großes Glück war es, bereits am Anfang mit dem Modefotografen Stefan Glathe zusammenzuarbeiten. Dank dieser Kooperation hatte ich von Beginn an hochwertige Bilder in meinem Portfolio. Das hat mir viele Türen geöffnet, auch in München“, sagt die 27-Jährige. Heute ist ihr Gesicht in den Fotomappen vieler deutscher Fotografen zu sehen. Der Weg vom Hobbymodel bis hin zu großen, professionellen Fotostrecken und ersten Werbeaufträgen ist jedoch lang.

Auch Lara Vogel, 19, ist eine erstaunliche Entwicklung gelungen. „Bei mir kam die Modelsache eher durch Zufall. Einer meiner Freunde ist Fotograf. Wir haben Bilder gemacht und die habe ich dann auf Facebook gestellt. So wurden andere Künstler auf mich aufmerksam. Anfangs habe ich auch selbständig Fotografen angeschrieben und bin dadurch zu einer Zusammenarbeit gekommen. Im Allgemeinen hilft es, sein Portfolio ständig zu erweitern“, sagt die junge Münchnerin. Auf Instagram hat sie fast 7500 Follower. „Ich war für einige Zeit bei einer Agentur. Weil ich aber nur 1,63 Meter groß bin, hielt ich meine Chancen, Werbeaufträge zu bekommen, für eher gering. Jetzt arbeite ich ohne Agentur und das funktioniert auch gut“, sagt sie. Lara kann sich nicht vorstellen, jemals hauptberuflich als Model zu arbeiten. Im Oktober wird sie mit dem Studium der Kommunikationswissenschaften beginnen.

Cate Red, Lara Vogel, beide Namen werden häufig genannt, wenn man über die Münchner Modelszene spricht. Für den Fotografen Korbinian Vogt ist klar: „In München gibt es mit Sicherheit eine Modelszene. Die funktioniert wie ein Netzwerk, wie ein großer Freundeskreis.“

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Auch Fotografiestudentin Nadja Ellinger sucht für größere Projekte bevorzugt Menschen aus, mit denen sie bereits zusammen gearbeitet hat. „Das Verhältnis ist vertraulicher, man versteht einander. Das erleichtert die Arbeit. Manchmal ist mir aber auch nach neuen Gesichtern, dann suche ich einfach über die sozialen Netzwerke“, sagt Nadja. „Es gibt viele junge Frauen, die einfach aus Spaß modeln, oder ihr Portfolio erweitern möchten“, sagt sie. „Was in München allerdings auffällt, ist der Mangel an männlichen Models“, fügt Nadja hinzu. Wirklich erklären kann sie ihre Beobachtung allerdings nicht. Maximilian Bungarten, selbst Model, hat eine Vermutung: „München ist der falsche Ort, um Fotostrecken für Magazine zu produzieren. Diesen Bereich findet man dagegen in London. Was hier in München gut funktioniert, sind Werbejobs. Das ist allerdings nicht so ganz mein Ding“, sagt der 23-Jährige. Obwohl Maximilian mit Fotografen wie Milena Wojhan zusammengearbeitet hat und in vielen Magazinen zu sehen war, kann er sich nicht vorstellen, das Modeln zum Beruf zu machen. Er studiert derzeit an der Hochschule für Fernsehen und Film, „wo es momentan ganz gut läuft“.

Aber: München ist teuer. Der Großteil aller Studenten hat einen Nebenjob, um die Lebenshaltungskosten im überteuerten München zu finanzieren. Einige haben Werkstudentenjobs, viele kellnern, andere modeln, so wie Ada Binaj, 22: „Ich sehe mich in erster Linie als Musikerin und nicht als Model. Es ist eine gute Sache, um zu lernen, wie man sich präsentiert, und auch ein klasse Nebenjob“, sagt sie. Ada ist Bassistin bei zwei Münchner Bands, sie absolvierte an der Berufsfachschule für Musik eine Ausbildung für Jazz, Rock und Blues. „Ich hatte mich damals auf den Vorschlag meiner Mutter hin bei einigen Agenturen beworben. Ich kann mir nicht vorstellen, das jemals hauptberuflich zu machen. Als Nebenjob funktioniert das dagegen gut“, sagt sie. 

Text: Anastasia Trenkler

Fotos: Nadja Ellinger,
Korbinian Vogt