München-Models: Kevin Drung

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In München leben viele schöne Menschen. Unter ihnen gibt es
auch einige Models. Ob hauptberuflich, als Nebenjob oder Hobby: Wir
porträtieren jede Woche ein Münchner Model und erzählen von dem Menschen
hinter dem hübschen Gesicht.

Internationaler Flughafen Malta. Überall hängen riesige Flatscreens, auf denen glückliche, reisende Menschen zu sehen sind. Einer von ihnen ist das Münchner Model Kevin Drung, 21. Seine Teilnahme im Imagevideo des Flughafens Malta sei bisher einer seiner größten Erfolge im Modelbusiness gewesen, sagt er.

Mit dem Modeln angefangen hat Kevin bereits mit 17 Jahren. Damals stand er noch für einen guten Freund, der begeisterter Fotograf war, vor der Kamera. Als die Fotos dann veröffentlicht wurden, fanden sich schnell Fotografen, die mit Kevin shooten wollten. Mittlerweile besitzt Kevin ein breit gefächertes Portfolio: von kommerziellen Werbebildern bis hin zu Editorials und High-Fashion-Shootings ist alles dabei. Im Mai 2016 durfte das Münchner Model auf der Berliner Fashion Week laufen. „Die Tage vor den Shows rennt man von einem Casting zum nächsten“, erzählt Kevin. „Natürlich probiert man, einen der begehrten Jobs zu ergattern. Ich hatte Glück.“

Im Januar wird Kevin seinen Bachelor in Tourismusmanagement absolvieren. Danach geht es für ihn erst einmal nach Südafrika. Schon lange will er den afrikanischen Kontinent bereisen. Er hat nun auch Kontakt zu einigen Agenturen und Menschen aus dem Modebereich aufgenommen. Diese hätten starkes Interesse an ihm und er selbst hofft, während seiner Reise viele Jobs als Model realisieren zu können.

Beruflich soll es für ihn aber nicht beim Modeln bleiben. Nach seinem Bachelor wird er im September 2018 seinen Master in Skandinavien beginnen.

Text: Laura-Marie Schurer

Foto: Alessandra Schellnegger

Mit Beethoven im Ostchinesischen Meer

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Raphaela Gromes, 25, hat an ihrem vierten Geburtstag ihr erstes Cello geschenkt bekommen. Heute arbeitet die junge Münchnerin als freiberufliche Musikerin – und ist manchmal auf Luxusschiffen unterwegs.

An der Reling eines großen Luxusschiffes stehen. Dir die salzige Brise des Ostchinesischen Meeres um die Nase wehen lassen. Vorbeischippern an asiatischen Städten wie Shanghai oder Hongkong. Ab und zu ein Cello-Konzert spielen. Und wissen: Das alles ist dein Job, das bekommst du bezahlt. 

Für Raphaela Gromes, 25 Jahre, ist dieser Traumberuf ein Teil ihrer Realität. Die junge Solo-Cellistin aus München ist nun schon zum dritten Mal an Bord der MS Europa gegangen, um dort Konzerte für die Gäste zu spielen. Und auch, um ein bisschen Entspannung zu finden. Letztendlich war es nicht ganz so erholsam wie gedacht. Aber dazu später mehr.

Raphaela verfolgt ihren Traum von einer Karriere als Cellistin schon seit Kindheitstagen. Mit nur 14 Jahren ist sie bereits Jungstudentin bei einem Cello-Professor in Leipzig. Während ihre Mitschüler in diesem Alter genug mit der Pubertät zu kämpfen haben, fährt Raphaela in ihrer Schulzeit an einem Gymnasium in München wöchentlich nach Leipzig, um zu üben. Und auch wenn Verwandte ihr nach dem Schulabschluss zum Jura- oder Medizinstudium raten, steht für sie fest: Sie möchte Cellistin werden. Seit 2010 studiert sie nun Cello an der Musikhochschule München und hat bald ihren Masterabschluss in der Tasche.

Ursprünglich wollten ihre Eltern, beide Cellisten, dass Raphaela Klavier lernt. Zur Abwechslung was anderes. Raphaela merkt jedoch schnell: Klavier ist nicht ihr Ausdrucksmittel. Sie fühlt sich viel wohler mit dem Bogen und dem Streichinstrument in der Hand. Als Kind hört sie zudem all die Cello-Stücke, die ihre Eltern den Musikschülern lehren. Klar, dass Raphaela dann sowieso viel lieber das Instrument spielen möchte, mit dem ihre Eltern so viel Zeit verbringen. Daraufhin bekommt sie zum vierten Geburtstag ein kleines Cello geschenkt und hat mit ihren Eltern gleich zwei Musiklehrer im Haus.

Bald schon gewinnt die talentierte Cellistin erste Wettbewerbe und später folgen zahlreiche Auszeichnungen und zwei CD-Aufnahmen. In den stets positiven Kritiken ist oft von denselben Merkmalen zu lesen: Raphaelas positive Ausstrahlung und ihr charmantes Lächeln, das sie bei den Konzerten trägt, als würde sie jedes Mal ihr Lieblingsstück spielen. Hat man denn als Cellistin so etwas wie ein Lieblingskonzert, das man besonders gerne hört und spielt? „Grundsätzlich versuche ich jedes Stück, dass ich gerade spiele, als das schönste von allen zu sehen“, sagt Raphaela. „Dann kann ich mich am besten mit dem jeweiligen Konzert befassen, ohne davon abgelenkt zu werden, was ich gerade eigentlich lieber spielen würde.“ Trotzdem gebe es Stücke, die ihr besonders nahe stünden. Die Cello-Sonate von Richard Strauss zum Beispiel. Ebendiese wurde von Raphaelas Eltern zu der Zeit gespielt, als Raphaelas Mutter mit ihr schwanger war.

Raphaela redet schnell. Kaum hat sie den einen Gedanken formuliert, hat sie schon das nächste Thema angeschnitten. Es scheint zu sein, als wäre sie dem Zuhörer stets einen Gedanken voraus.

Raphaela ist schon wieder beim nächsten Thema: Musik. Natürlich. Ob sie privat überhaupt noch Musik hört? „Eher wenig“, sagt sie. Denn der Arbeitsalltag der jungen Frau mit den dunkelbraunen Haaren und der blassen Haut besteht aus so vielen Klängen, klassischen Konzerten und einer Menge musikalischem Einstudieren, da hört sie am Feierabend dann eher mal B5 aktuell. Oder schaut sich die Tagesschau an. Auch viel Zeit für ein Privatleben oder Erholung bleibt da nicht mehr. Als selbständige freiberufliche Musikerin hat sie wenig Zeit zum Ausruhen. Es gibt keine geordneten Tages- geschweige denn Wochenabläufe. 

Raphaela sagt, sie sei gefühlt 24 Stunden und sieben Tage die Woche mit ihrem Beruf beschäftigt. Selbst das Buch, das sie momentan liest, handelt von dem Komponisten Gioachino Rossini. Mindestens drei Monate im Jahr ist Raphaela unterwegs. Auf Tournee, oder wie jetzt kürzlich: Auf einem Luxuskreuzfahrtschiff. Zwei Wochen auf der MS Europa durch das Ostchinesische Meer. Sie hat dort zusammen mit einem Kammermusik-Ensemble nur drei Konzerte gespielt, unter anderem Beethoven, Rossini und Schubert. Karrieretechnisch kein wichtiger Schritt. Das Publikum: schnell zufrieden gestellte Rentner in Traumschiff-Atmosphäre. Aber für Raphaela kam diese kleine Auszeit mehr als gelegen: Selbst ihr jüngster Urlaub in Rom war eigentlich keine richtige Erholung, sondern eine Sprachreise. Deshalb freute sie sich auf Sonne, Meer und neue Kulturen. Wenn sie Konzerte im Ausland spielt, hängt Raphaela grundsätzlich noch zwei Tage an, damit sie ein bisschen mehr von dem Land sehen kann als nur den Flughafen und den Konzertsaal. „Ich denke, das Kennenlernen verschiedener Kulturen macht einen nicht nur glücklicher, sondern inspiriert einen dazu, dass man mehr zu sagen hat auf dem Instrument.“

Neue musikalische Aussagekraft also durch Reisen anstatt stures Einstudieren der Noten? Raphaela sagt: „Es ist genauso wichtig zu lesen und zu reisen, wie zu üben.“ Musik, die nur auf Technik basiert, könne sie nicht spielen. Sie möchte nicht nur im Übe-Zimmer und in Konzertsälen sitzen. „Sonst würde ich noch verkümmern“, sagt sie. Raphaela will also das Leben und die Welt spüren, um die Erfahrungen auf ihr Spiel übertragen zu können. 

Apropos Welt spüren: Auf dem Ostchinesischen Meer war es unerwartet kalt, regnerisch und stürmisch. Was dazu führte, dass Raphaela eher unerholt und etwas erkältet zurückgekehrt ist. Trotzdem möchte sie die Zeit nicht missen: Neben den drei Konzerten und gelegentlichen Musikproben konnte sie bei den Landgängen Orte wie Taiwan, Shanghai oder Hongkong kennenlernen. Eine weitere positive Gegebenheit: Musiker werden auf dem Luxusschiff nicht wie Angestellte behandelt. Mit ihrem Gäste-Status dürfen sie auch in Luxussuiten schlafen. Allein deshalb würde sie so ein Angebot zukünftig in jedem Fall ein weiteres Mal annehmen. In der Hoffnung, das Wetter wäre das nächste Mal etwas sonniger.

Text: Amelie Völker

Bild: Christine Schneider

Backe, backe Masterplatz

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Es klingt nach einem Masterplan: Wer wieder im Hotel Mama eincheckt, sollte genügend Zeit haben, um die Abschlussarbeit zu schreiben. Wenn da nur nicht der Backofen wäre… 

Ein Haus, das man nicht putzen muss, zudem Vollpension und Wäscheservice: Sich für die Abschlussarbeit wieder zu Hause einzuquartieren, klang für Leonie nach idealen Voraussetzungen für konzentriertes Schreiben. In ihrem Freundeskreis ist sie nicht die Erste, die für die Bachelorarbeit im Hotel Mama eincheckt. Die Vorteile liegen auf der Hand: Es geht keine Zeit für Waschen, Putzen, Kochen und Einkaufen drauf. Noch dazu bietet die Einöde rund um Leonies Elternhaus wenig Möglichkeiten, sie von ihren sorgfältigen politischen Analysen abzuhalten. Soweit der Plan, legt Leonie mir dar. Jetzt muss sie nur noch anfangen zu schreiben.

Als wir uns das nächste Mal treffen, schenkt Leonie mir drei Kekse. Es sind nicht irgendwelche Kekse, es sind Kalligrafie-Kekse: Schneeflocken von perfekt gleichmäßiger Dicke, die mit einem komplizierten, exakt symmetrischen Muster aus weißem Guss und aufgeklebten Zuckerkügelchen überzogen sind. Natürlich sind es drei verschiedene Schneeflocken, wir wissen ja: Keine Schneeflocke gleicht der anderen. Sonst wäre Leonie wahrscheinlich auch zu schnell fertig geworden mit ihrem Prokrastinationsgebäck.

Es ist ein ungeschriebenes Gesetz: Hausarbeit scheint niemals so dringend zu sein wie dann, wenn man eigentlich fundierte wissenschaftliche Gedanken zu Papier bringen sollte. Die meisten Studenten verbringen dann den Großteil ihrer Zeit damit, Fenster zu putzen oder die Armaturen zu entkalken. Da Leonies Elternhaus weder genug verkalkte Hähne noch verschmierte Fenster hergibt, muss sie eben backen. Ziemlich dringend, natürlich – Politik muss warten, wenn der Spritzbeutel ruft! Leonies Fähigkeiten im Dekorieren von Gebäckstücken entwickeln sich sehr viel schneller weiter als das unliebsame Dokument auf ihrem Laptop.

Nur ihr schlechtes Gewissen kann in der Wachstumsrate gerade noch so mithalten. War da nicht eigentlich ein Masterplatz und eine Karriere, auf die sie hinarbeitet? Ich beruhige Leonie und verweise auf unseren gemeinsamen Plan B: ein Café eröffnen. Dafür bereitet sie sich gerade mustergültig vor. Und wenn sie weiter zu Hause wohnt, kann man davon irgendwann vielleicht sogar leben.

Von Susanne Krause