Bandraumtour: Zu Gast bei Lyndenstrasse

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Die Musiker bezeichnen ihren Bandraum liebenswürdigerweise als “jungfräulich”. Was dort passiert, wird jedenfalls auch dort bleiben, denn: der Raum liegt zwölf Meter unter der Erde.

Wie würdet
ihr euren Proberaum in drei Wörtern beschreiben?

NOCH NICHT FERTIG 😉 Wir bauen noch einen Raum in Raum…

Was macht diesen Raum zu eurem persönlichen
Bandraum?

Der Raum ist praktisch jungfräulich,
alles was darin passiert wird der Raum zum allerersten Mal mit uns erleben.

Was war der schönste
Moment in eurem Proberaum?

Die Entscheidung ihn anzumieten.

Welche und wie viele Instrumente
stehen bei euch?

Bislang nur Gitarre, Bass, Laptop, die
enstprechenden Amps, PA und eine Standtom.

Was ist der merkwürdigste
Gegenstand in eurem Bandraum?

Wir.

Was gibt es zur Probe zu trinken?

Bier und Wasser

Was macht ihr in eurem Bandraum, wenn
ihr nicht probt?

Wir proben in der Regel sehr lange am
Stück,
ein bisschen Quatsch machen wir aber immer.

Wir hängen
aber eigentlich nicht nur einfach so im Proberaum ab, warum auch 😀

Teilt ihr euren Proberaum mit einer
anderen Band? Wenn ja mit wem?

Ja, mit den Jungs von blek le roc.

Könnte
man in eurem Bandraum auch wohnen? Warum ja bzw. nein?

Wir denken nicht dass das eine Option
ist, aber klar, technisch ginge das schon.

Was seht ihr wenn ihr aus eurem
Fenster schaut?

Wir haben kein Fenster, der Raum
liegt 12 Meter unter der Erde.

Was ist toll an eurem Raum?

Die zentrale Lage, er ist sicher,
trocken und beheizt 🙂

Was stört
euch?

Dass er kein Fenster mit Ausblick über
die Stadt hat.

Hier klicken und Lyndenstraße live in ihrem Proberaum genießen!

Ein Abend mit: Lyndenstrasse

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Die Münchner Band Lyndenstrasse beginnt ihre Abende ganz klassisch im Proberaum. Danach geht’s mit Kopfhörern zum Sound von Joy Division in die Kaktusbar. Wo so ein Abend noch hinführen kann, erfahrt ihr hier.

Hier
beginnt mein Abend:

Im Proberaum, angeblich noch innerhalb
Münchens, in der Zeit kann man aber auch zum Gardasee fahren.

Danach
geht’s ins/zu:

Kaktusbar im Westend, danach ToGo-Bier
bei King Butt, was war die Frage?

Meine
Freunde haben andere Pläne. So überzeuge ich sie vom Gegenteil:

Gästeliste!

Mit
dabei ist immer:

Kopfhörer,
Sticker und hemmungsloser Optimismus

An
der Bar bestelle ich am liebsten:

…auf den Deckel von Tisch 1

Der
Song darf auf keinen Fall fehlen:

Love will tear us apart – Joy Division

Mein
Tanzstil in drei Worten:

Entweder: Andere fragen einen ob sie
auch was davon haben können.

Oder: gleich Schieber

Der
Spruch zieht immer:

Bis jetzt zieht’s
ohne

Nachts
noch einen Snack. Mein Geheimtipp ist:

Ab 6 Uhr Antipastisandwich vom Rischart, damit an die
Isar.

Davor Salat in diversen Cocktails.

Meine
dümmste Tat im Suff war:

– Versuchen ohne Ticket nach Paris zu
fahren und dann bei den Bullen in Augsburg  auszunüchtern.

– Mit dem Taxi an den See,
anschliessend zum Flughafen, um nach London zu fliegen.
Zum Glück wollte uns Lufthansa nicht mitnehmen.

Das
beste Frühstück nach einer durchfeierten Nacht gibt`s im/bei:

– heimischen Wasserhahn

– Morgenland Falafelhaus, Berg am Laim,
bisschen wie Berlin am Laim

– Frühstück
3 im Preysinggarten

Diesem
Club/dieser Bar trauere ich nach:

– der alten Registratur

– Atomic, da haben wir noch nicht
gespielt!

Internetseite: 

www.lyndenstrasse.de

Band der Woche: Lyndenstrasse

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Aron Foltin und Dom Abé spielen eine Mischung aus Pop und Punk und das mit deutschen Texten. Immer mit dabei der Synthesizer und der Drum-Computer.

Das mit dem Ernst und der Wahrhaftigkeit ist in der Popmusik zu einem ziemlichen Problem geworden. So richtig ernst nimmt man schon aus Image-Gründen nichts mehr. Hinzu kommt, dass Musik, die sich aktuell so stark an Vergangenes anlehnt, sich per se nicht so ganz ernst nehmen kann – schlicht, weil die Musiker ihre Gegenwart nicht ernst nehmen. Und so gibt es derzeit die Bands, die sich trotz Retro-Chic wichtig nehmen, was im besseren Fall zu einer Zeitreisen-Ästhetik führt, wie es die Hard-Rock-Band Kadavar hinbekommt. Im schlechteren Fall jedoch stellt zu viel Ernst im Retro den Abklatsch-Charakter der Musik bloß und übertüncht sämtliche anderen Inhalte. Und dann gibt es aber auch noch die Musiker, die das mit dem Ernst und dem Wichtignehmen völlig aufgegeben haben und seelenlosen Indie-Charts-Pop spielen, dessen tieferer Sinn verborgen bleibt.
Interessanter ist da der Weg, den die Münchner Band Lyndenstrasse (Foto: privat) geht. Das Duo kennt sich zwar in Sachen Post-Ironie auch blendend aus, dennoch erschafft dessen Musik ein Moment, das mehr will. Das liegt an einem geschickten Geflecht aus Ironie, Humor, Wahrhaftigkeit und Anliegen, das zusammengebastelt wird. Dessen Seele ist zwar auch nicht immer greifbar, changiert aber trotzdem schillernd über der Musik. Gerade aus Österreich kamen da – eingefärbt in diversen Genres – Bands in den vergangenen Jahren, die dieses Spiel ziemlich gut beherrschten: Kreisky etwa, oder Ja, Panik. Und zuletzt Bilderbuch, größenwahnsinniger als ihre Vorgänger, aber auch verletzlicher. Die zwei Musiker von Lyndenstrasse lehnen sich in diese Richtung. „Du hast mich schon lange nicht so gesehen, wie ich es bin, und ich hab’ dich seit Langem nicht so gefühlt, wie du mich fühlst“, singt Aron Foltin da etwa zu Beginn des Songs „Du hast“. Irgendwo zwischen DAF und Falco pendelt sich das auf eine zwingende Wahrhaftigkeit ein; über den schnellenden Synthesizern und dumpfen Drum-Computer-Beats. Die Musik ist eine Verheißung, die sich musikalisch in der monotonen Komposition nicht einlöst, aber textlich plötzlich von einer anderen Welt zu erzählen vermag. Und dazu passt auch Arons lakonische Aussage zu seinen Inhalten: „Am Anfang will man natürlich keine Liebeslieder machen, macht man dann natürlich doch, ist ja auch der Standard“, sagt er. Politisch oder besonders geistreich zu sein, klänge auf Deutsch immer etwas gewollt, und schlauere Ansichten habe man in der Regel auch nicht als seine Hörer. Doch: „Auf jeden Fall sind die Inhalte immer mehr oder wenig erlebt, gerne auch mit etwas Humor betrachtet, wir lachen eigentlich sehr viel, auch wenn es furchtbar ernst klingt.“
Und damit verdreht Aron das mit der Ernsthaftigkeit auch noch einmal sprachlich. Doch die Musik, die weiß, was sie kann und was sie will: Aron und sein Kompagnon, der Jazz-Gitarrist Dom Abé, der für diese Band auf den Bass umgestiegen ist, haben vor drei Jahren begonnen, zusammen Musik zu machen. Damals noch zu viert als voll besetzte Band. Nachdem der Schlagzeuger nach Berlin zog, suchten sie nach Ersatz. Nachdem sie sich aber letztlich für die reduzierte Form aus Bass, Gitarre, Synthesizer und Drum-Computer entschieden hatten, sei die Richtung der Musik plötzlich viel klarer gewesen und der Songwriting-Prozess verlief schneller. Ihre verdrehte Seite der Pop-, respektive Daily-Soap-Idylle entstand. Eine Albumproduktion ist ihnen gerade weniger wichtig. Denn da stehen sie auch wieder auf der wahrhaftigen Seite: Sie wollen erst einmal möglichst viel live spielen.  

Stil: Synth-Pop / Post-Punk-Pop
Besetzung: Aron Foltin (Gesang, Gitarre, Beats und Synthies), Dom Abé (Bass, Beats und Synthies)
Aus: München
Seit: 2013
Internet: www.lyndenstrasse.de

Von: Rita Argauer

Foto: privat

Es gibt gute Institutionen in München

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Standortfaktor Pop: Ist München jetzt wirklich so uncool, dass man als Band keine Chance hat? Läuft alles prima? Oder muss die Stadt weit mehr fördern als bisher? Wir haben bei Lyndenstraße nachgefragt.

Ist es leicht, eine Band in München zu gründen bzw. aufrecht
zu erhalten?

Wir denken ja, so leicht oder schwer wie überall. Es ist
vielleicht nicht so leicht einen geeigneten Raum zu finden, aber das hält einen nicht ab
wenn man für eine Sache brennt. Als Künstler muss man in München für Ateliers oder
Proberäume etwas tiefer in die Tasche greifen, dafür sind Jobs in München aber oft auch besser
bezahlt. 

Was haltet ihr von der Münchner Musikszene? Gibt es
Schwierigkeiten oder auch Vorteile?

München ist voll von hervorragenden Bands, genauso gibt es
unzählige „klingen wie“-Bands, die den Musikern dennoch großen Spaß bringen.
Manchmal wundern wir uns dass nicht alle den Drang haben etwas eigenständiges zu machen. Schwierigkeiten in der Szene sind vielleicht dass es zu
wenige zentrale Orte gibt an den Bands spielen können. Insgesamt ist der Münchner Kulturbereich oft sehr
eingeschworen und man unterstützt sich gegenseitig. Manchmal ist das positiv, für neue aber
auch manchmal negativ. Das kenne ich vor allem aus der Kunstszene. Manchmal wird nicht
gerne geteilt.

Würdet ihr euch von der Stadt mehr Unterstützung für die
Szene wünschen? Welche Art von Unterstützung? Was tut sie bislang zu wenig?

Ganz klares Ja. Es gibt eindeutig zu wenige Proberäume in der Stadt. Hier
wurde schon viel versprochen, wenig ist passiert. München hat einfach keine leeren
Brachen die irgendwie genutzt werden könnten. Alles wird sofort verwertet. Flächen für
die Kreativwirtschaft helfen Künstlern und Musikern nur wenig. Da muss eindeutig mehr
passieren. Für Künstler und Designer gibt es Atelierförderprogramme
und Stipendien, für Musiker kenne ich da noch nichts. Das mag daran liegen dass man bei
Musikern nicht direkt von einer Gewinnerzielungsabsicht ausgeht, Mieten und Equipment
etc. gehen allerdings gut ins Geld.

Haben es Bands aus München schwieriger national Fuß zu
fassen?

Schwer zu beurteilen, ich denke es ist im Grunde ziemlich
egal wo die Band herkommt.Jemand der etwas sagt wie Zitat: „das höre ich mir garnicht
erst an wenn es aus München kommt“, hat eine eigenartige Vorstellung davon wie Kultur
entsteht. Natürlich waren früher Städte, in denen man sich von einem künstlerischem
Virus anstecken lassen konnte, wichtig. Siehe Berlin, London, Liverpool, Detroit, Seattle
und tausend weitere. Seit dem Internet ist es aber jedem möglich den Horizont in jede
Richtung zu erweitern. Viel erstaunlicher finde ich dass es die meisten auf
Englisch versuchen. Jaja ich weiß, derjenige denkt und fühlt auch bestimmt englisch. Ich denke
man kann auf deutsch ganz gut die Hosen runterlassen, gefällt dann vielleicht nicht
jedem, aber auch der Inhalt darf manchmal Teil der Kunst sein.

Habt ihr persönlich schon Erfahrung mit Vorurteilen gegenüber
Münchner Künstlern gemacht?

Nein, aber so etwas wird einem ja auch nicht zwingend
direkt mitgeteilt. Die Menschen haben so manches Vorurteil. Anfang der 00er Jahre sind mir in Berlin allerdings viele
Ex-Münchner aufgefallen die sehr stolz darauf waren in Berlin zu wohnen und nicht gerne auf
ihre Heimat angesprochen wurden.

Was zeigt, dass auch München eine tolle, alternative
Musikszene zu bieten hat?

Es gibt gute Institutionen in München wie die
Glockenbachwerkstatt, Theatron, Sound of Munich now, Puls, Digital Analog, und vieles mehr. Wenn man ein bisschen die Ohren offen hält findet man
unzählige talentierte Bands in München.

Habt ihr schon mal geleugnet, aus München zu sein? Wenn ja,
warum – wenn nein, würdet ihr es tun?

Nein, wir haben grundsätzlich kein Interesse am Dialog mit
Personen die andere auf ihre Herkunft reduzieren. Das ist im besten Fall einfach dumm,
im schlimmsten Fall sehr bedenklich.

Nein, das würden wir nicht tun. Ausser wenn der Tourmanager
von Madonna darauf besteht dass
der Supportact nicht aus München kommen darf 😀