Das Startup „CBD [MANUFAKTUR]“ des Münchner Rappers Lukas Eichhammer
Schlagwort: LUX
Die SZ Junge Leute Playlist im Juli 2018
Mit einem etwas überarbeiteten Konzept kommt heute unsere neue Playlist raus. Mehr Lieder, weniger Text und ein Redaktionsexpertenteam, das die Liste mit aktuellen Releases aus München und der Welt auffüllt. Viel Spaß!
Wo kann man … Deutsch-Rap hören? 5 Konzert-Tipps
München ist zu brav, zu spießig, nicht dreckig genug für
Rap? Als ob! München kann Hip-Hop und erst recht Deutsch-Rap. Wir
stellen euch fünf Veranstaltungen vor, die das beweisen. Unter den Interpreten sind einige Münchner Musiker, aber auch gern gesehener Besuch.
1) Ali As im Ampere
Der Rapper Ali As gehört schon seit einiger
Zeit zu den bekannten Gesichtern des Genres. Nachdem der Musiker 2015 als Vorband von Motrip mit auf Tour war, hat er es in den vergangenen Jahren bis an die Deutsch-Rap-Spitze geschafft. Was viele nicht wissen: Ali As ist ursprünglich Münchner. Spätestens seit seinem
Song „Von den fernen Bergen“, der von SXTN gefeatured wurde, ahnt man was er von “Grünwalder It-Girls” und der Münchner Schickeria hält. Am 20.
Oktober kommt er im Rahmen seiner “Insomnia Tour” zurück nach
Hause und wird im Ampere auftreten.
2) Sound Of Munich Now im Feierwerk
Wo sonst wird der Klang der Stadt München besser präsentiert, als bei Sound Of Munich Now? Am 11. November wird klar,
dass Rap, genauso wie Singer-Songwriting und Indie, zu München gehört. Bei dem
Festival des Feierwerks und der Süddeutschen Zeitung vertreten gleich zwei
Interpreten ihr Genre. Grasime und O zeigen, dass Battle-Rap nicht zwingend mit
Deine-Mutter-Punchlines und babbohafter Attitüde funktionieren muss. Die Songs
von LUX’ neuem Album “24/7 Powernap”, das gemeinsam mit Cap Kendricks und Tom Doolie produziert wurde, wirken
entschleunigend und gehören mit Sicherheit zur Kategorie „chilliger
Deutschrap“.
3) Johnny Rakete in der Milla
Wenn wir gerade schon von chilligem
Deutsch-Rap sprechen: Johnny Rakete gehört mit Sicherheit zu den entspannteren
Dudes seines Genres. Der langhaarige Rapper mit Hipster-Brille kommt
ursprünglich aus Fürth, hat sich aber in den vergangenen Monaten dennoch regelmäßig in
der bayrischen Landeshauptstadt blicken lassen. Nach seinem letzten Auftritt
beim Theatron-Musiksommer am Olympiasee, wird er nun am 16. Dezember wieder zurück kommen. An diesem Samstag wird in der Milla gerappt.
4) Bavarian Squad im Clap Club
Sechs Rapper und vier DJs performen am 18.
November im Clap Club. Mit dabei sind auch Roger Rekless und Monaco F.
Versprochen sind einige Songs aller Künstler und eine gemeinsame Performance am
Ende. Die Veranstalter bekennen sich zur einzig wahren Aussage: „Weil Mundart einfach besser ist!“.
Dieses Event sollte man also auf keinen Fall verpassen.
5)
SXTN in der Muffathalle
Ja, ja schon klar: Nura und Juju kommen ehrlich gesagt aus dem hippen Berlin und besuchen uns ledeglich. Egal! Allein schon die Tatsache, dass man die beiden
Mädls zu uns nach Bayern holt, zeigt, dass man hier begriffen
hat was guter Deutsch-Rap ist. Nachdem die beiden Rapperinen einige Monate
zuvor das benachbarte Übersee beim Chiemsee Summer Festival unsicher gemacht
haben, kommen sie nun am 21. Oktober zu uns in die Muffathalle.
Text: Anastasia Trenkler
Band der Woche: LUX
Statt seine Autobiographie zu schreiben, hat Lukas Eichhammer alias LUX eine autobiographische Platte namens L.U.K.A.S aufgenommen. Seine Songs bestechen durch eine mutig-lapidare Ehrlichkeit und gliedern sich in den neuen Trend Münchner Rapper ein, auch mal Schwäche zu zeigen.
Man muss schon einigen Mut haben, um seine Autobiografie zu veröffentlichen. Es gehört wohl zu den beliebtesten Small-Talk-Kunst-Gesprächen, gehässig zu fragen, warum denn ausgerechnet der oder diejenige sich denkt, sie müsse der Welt ihren oder seinen Lebensweg erzählen. In der Arroganz dieser Stammtisch-Logik hat damit sowieso niemand die Berechtigung dazu, seine Lebensgeschichte in Schriftform zu veröffentlichen. Außer vielleicht John F. Kennedy oder John Lennon – aber die wohl auch erst, seit sie schon tot sind, was das Projekt Autobiografie in ein abstruses Licht rückt. Nun ist das Aufschreiben der eigenen Geschichte natürlich auch immer ein bisschen narzisstisch, etwas das das sich echauffierende Volk unschön an seinen eigenen Voyeurismus erinnert. Deshalb werden lieber weiter Selfies auf Facebook gepostet und in der hiesigen Jedermanns-Chronik Autobiografisches in Kurzsätzen in die Welt geballert.
Der Münchner Rapper LUX hat sich also ein gefährliches Terrain gesucht. Immerhin widmete er der eigenen Geschichte sein ganzes Debütalbum. Im vergangenen Sommer hat er das veröffentlicht, es trägt seinen Vornamen: „Lukas“. Und schon auf der vorausgegangenen EP fand sich ein Song, in dem er alle Grenzen zwischen Privat-Persönlichkeit und Künstlertum einriss und seine eigene Jugend relativ schonungslos und detailreich in Liedform umriss. „L.U.K.A.S.“ heißt der und darin erfährt man etwa, dass er seinen ersten Zungenkuss in der Grundschule von einer Anna bekam. Dass er nach eigentlich recht erfolgreicher Jugend-Schauspielkarriere leider an keiner Schauspielschule genommen wurde. Dass er zwei Muttermale hat und dass sein Freundeskreis „ziemlich verkifft“ ist. Dass er 1990 in München-Schwabing geboren ist und gerne Leberkas isst. Die Lebensgeschichte eines Münchner Jugendlichen in Reimform über einen lichten, jazzigen Beat seines Produzenten Cap Kendricks.
Hip-Hop war schon immer das Genre der Popmusik, das sich am meisten mit sich selbst beschäftigt und sich mit Freude auf sich selbst bezieht. Die Rapper und Musiker werden so zu ihren eigenen Protagonisten, die sich gekonnt und geschickt zwischen Realness und Kunstfigur inszenieren. Man merkt das etwa daran, wie oft Rapper ihre eigenen Pseudonyme in Texte einbauen. Oder wie sehr sie sich mit diesen Figuren identifizieren, wenn sie in Battles gegeneinander antreten und wie sie auf persönlichen und privaten Schwächen des anderen herumhacken, wenn es darum geht, das Gegenüber zu dissen. Doch Lukas geht mit seinem Album noch einen Schritt weiter und hebt die Frage, inwiefern Popmusik authentisch sein kann oder nicht, auf ein anderes Niveau.
Denn er gibt eigentlich zu viel von sich preis, als dass er in der in der Hip-Hop- Coolness bestehen könnte. „Wenn ich Musik mache, ist es mir wichtig etwas von mir zu erzählen. Wenn ich damit ein paar Leute erreiche und berühre, habe ich schon alles erreicht“, sagt er. Und damit bringt er etwas auf den Punkt, was sich in der Münchner Rap-Szene schon seit einigen Jahren angedeutet hat. Denn auch, wenn das musikalisch und in der Attitüde doch alles recht unterschiedliche Kandidaten sind, eint etwa die Creme Fresh-Splitter Fatoni und Keno, deren Protegé Edgar Wasser oder Manekin Peace und eben LUX etwas: Sie vertreten in ihrer Selbstinszenierung eine Art Underdog-Mentalität. Und die tritt an, als Gegenpol zu all der Coolness. Es scheint als hätte sich unter Münchner Rappern ein Tonfall etabliert, sich selbst in Schwächen und wunden Punkten zu zeigen; mit unter eine ganz humanistische Botschaft: Nicht stärker, weiter, schneller heißt es hier, sondern schaut, was ich nicht kann, und es funktioniert dennoch. Bei Keno in eher intellektueller Form, bei Fatoni schlau, bei Edgar Wasser zynisch. Und bei LUX mit dieser mutig-lapidaren Ehrlichkeit. Gerade arbeitet der an seiner nächste EP. Sein Thema diesmal: Das Älterwerden und Zukunftsängste.
Stil: Hip-Hop
Besetzung: Lukas „LUX“ Eichhammer (Raps, Texte), Cap Kendricks (Produktion)
Aus: München
Seit: 2012
Internet: www.lux40.bandcamp.com
Foto: Nils Schwarz
Von: Rita Argauer
Großes Format
Vom kuschelnden Schauspieler bis zum ehrgeizigen Rapper, von der gemeinnützigen Studentenorganisation bis zur sozialen Modedesignerin: Diese jungen Menschen sorgen 2016 dafür, dass München bunt, spannend und lebenswert bleibt.
Foto: Amelie Satzger
Jede Woche treffen wir auf junge Münchner, die München zu „unserem“ München machen: zu einer spannenden Stadt, die man erst kennt, wenn man ihre Macher kennen und schätzen lernt. Wer diese Stadt im kommenden Jahr bunter und lebenswerter macht? Wir wissen es nicht. Und wagen trotzdem einen Ausblick: Münchens junge Leute 2016.
Leonard Hohm
Schauspieler
Es gibt Menschen, die kennt man nicht, und doch ist man vertraut mit ihnen. Genauer gesagt: mit ihren Stimmen. Leonard Hohm, 25, ist einer von ihnen. Der Schauspieler ist wirklich sehr häufig zu hören. Er spricht Werbung für Firmen wie Sony oder Bosch, synchronisiert Serienfiguren und hat zig Hörbücher eingelesen. „Sprechen kann zum Sport werden, da wir unter starkem Zeitdruck arbeiten“, sagt Leonard. Nebenher spielt er noch Theater. 2016 sind neben einem Theaterprojekt auch weitere Hörbücher geplant: „Ich liebe die Arbeit im Studio und spiele gerne mit meiner Stimme. Aber was schon nervt: Wenn deine Freundin dann abends sagt: Lass mal nicht kuscheln, lies mir lieber was vor!“
Foto: Yunus Hutterer
Amelie Satzger
Fotografin
Irgendwie kommt sie aus einer anderen Welt. Wenn Amelie Satzger, 20, sich selbst fotografiert, dann sieht sie aus wie eine Fee, manchmal auch wie eine Gottheit aus dem antiken Griechenland. Es sind jene mythologisch angehauchten Selbstporträts, die die Fotografin erfolgreich machen. Angefangen hat das auf der Nordseeinsel Föhr: Familienurlaub mit den Eltern. Irgendwie langweilig. Also hat Amelie, damals 19, ihre Kamera genommen und die Fotos dann auf Instagram gepostet. Die Bilder kamen an: Innerhalb weniger Wochen hatte sie mehrere Tausend Follower, auf der Fotoplattform 500px sind es mittlerweile mehr als 19 000. Amelie studiert Fotodesign an der Hochschule München. 2016 werden Amelies Selbstporträts auf der Kunstmesse Stroke zu sehen sein.
Foto: Amelie Satzger
Bianca Kennedy
Künstlerin
Bianca Kennedy taucht ab. Die 26-Jährige, die Medienkunst an der Akademie der Bildenden Künste München studiert, widmet sich derzeit der Badewanne. „Das ist für mich ein ganz besonderer Ort“, sagt Bianca, denn dort würden Klassenunterschiede aufgehoben. Wer in die Badewanne geht, ist nicht arm oder reich, der ist für einen Moment lang befreit von seiner eigenen Geschichte. Abtauchen, die Füße übers Wasser gleiten lassen und sich dabei vorstellen, man habe gerade einen Wal in den Wellen entdeckt, so ist das zumindest in Biancas filmischer Arbeit „Sonar Sounds“. Die junge Künstlerin hat in den vergangenen Monaten mehr als 200 Badeszenen aus berühmten Filmen gesammelt, die sie in der Videoinstallation „We are all in this together“ miteinander verbindet. Parallel arbeitet sie mit ihrem Freund Felix Kraus an einer Filmtrilogie, die das Leben von Mensch-Tier-Pflanze-Pilz-Hybriden in einer fernen Zukunft imaginiert.
Foto: Adrienne Meister
Sophia Klink
Literatin
Wenn Sophia Klink Texte schreibt, spielt die Natur darin eine große Rolle. Die 22-Jährige versucht in ihrer Prosa die Dinge zu verarbeiten, die sie aus ihrem Biologiestudium kennt: „Ich wollte einfach zeigen, wie toll diese Welt ist. Es weiß zum Beispiel kaum einer, dass Regenwürmer zehn Herzen haben.“ Die Natur wird bei ihr zum Reibungspunkt für die Sehnsucht ihrer Figuren nach Ruhe abseits der Stadt. 2015 hat Sophia das Literaturstipendium der Stadt München erhalten, das Autoren ein Arbeiten frei von finanziellem Druck ermöglichen soll. Gefördert wurde ihr Romanprojekt „Luftunterfläche“, dessen Erstfassung demnächst fertig werden soll. Sophia Klink liest am 15. Januar 2016 im Keller der kleinen Künste.
Foto: Thomas Freimuth
Florian Kamhuber
und Fabian Halbig
Filmemacher
Es darf gelacht werden: Florian Kamhuber, 25, und Fabian Halbig, 23, produzieren mit ihrer Filmfirma „Nordpolaris“ Stoffe, die den Zuschauer mit intelligentem Humor unterhalten sollen. Vergangenen Sommer haben die beiden ihren ersten Langspielfilm produziert, der 2016 Premiere feiert: Die Tragikomödie „Dinky Sinky“ (Regie: Mareille Klein) erzählt die Geschichte einer Sportlehrerin, die unbedingt schwanger werden will. Die Hauptrolle übernahm Residenztheater-Schauspielerin Katrin Röver, der Film-Fernseh-Fonds Bayern förderte das Projekt mit 50 000 Euro. Für das kommende Jahr sind bereits viele neue Projekte geplant: Die beiden produzieren eine Sitcom, die die Männerdomäne Baumarkt ironisch aufbricht, und Fabian, Schlagzeuger der Killerpilze, bringt mit seiner Band ein neues Album heraus.
Foto: Vera Brückner
Alexander Hoffmann
Veranstalter von „Cook and Code“
Die ersten Schritte in der IT-Welt will Alexander Hoffmann Anfängern in seinem Projekt „Cook and Code“ vereinfachen. Der 27-Jährige organisiert Veranstaltungen, bei denen Experten und Neulinge zusammenkommen und in lockerer Atmosphäre ihr IT-Wissen auffrischen können – zum Beispiel wird auch zusammen gekocht. Für das Jahr 2016 hat sich Alexander eine Menge vorgenommen: „Beim Social Hackathon am 23. Januar werden sich drei bis vier soziale Projekte vorstellen, die ein bestimmtes Problem mit ihrer Website haben“, sagt Alexander. Über einen ganzen Tag hinweg versuchen sich die Teilnehmer an einer Lösung für diese Probleme.
Foto: privat
Hannah Klose
Netzwerkerin
Netzwerkerin Hannah Klose, 24, bringt Menschen zusammen. Zum Beispiel als Vorstandsmitglied des Projekts „Rock Your Life“, das Hauptschülern Mentoren an die Seite stellt, um den Übergang ins Berufsleben zu erleichtern. Aber auch darüberhinaus hat sie 2016 viel vor: Hannah organisiert die Intrapreneurship Conference 2016 in München mit und stellt als Heartleaders-Botschafterin Veranstaltungen rund um wertschätzende Kommunikation in der Arbeitswelt auf die Beine. Außerdem holt sie bei 12min.me einmal im Monat Sprecher für Vorträge zu Business-Themen auf die Bühne – in lockerer Atmosphäre und strenger Zwölf-Minuten-Taktung. Wo Hannah Menschen verbindet, ist das Ziel meist dasselbe: Statt Ellbogenmentalität soll Arbeit Raum für Innovation, Erfüllung und Potenziale bieten.
Foto: mantro.net
Alina Birkner
Malerin
Ist Malerei nun in oder out, hip oder verstaubt? Immer wieder wird ihr in der Kunst der Tod prophezeit. Davon lässt sich Alina Birkner, 26, nicht beeindrucken. Die Malerin studiert an der Akademie der Bildenden Künste und schließt ihr Diplom im Februar ab. Alina pinselt mit Acryl geometrische Formen in Pastellfarben auf eine nasse, meist großformatige Leinwand. Ihr Können stößt auf so viel Begeisterung, dass sie im Oktober 2015 gemeinsam mit ihrem Vater René Birkner, der eigentlich Filmplakate gestaltet, ein riesiges Fresko für die Ausstellung des Möbeldesigners Konstantin Grcic in der Pinakothek der Moderne malen durfte. 2016 steht aber erst einmal die eigene, abstraktere Kunst auf dem Plan: zum Beispiel im Münchner Centercourt, wo Alina von Januar an vier großformatige Arbeiten zeigt.
Foto: Korbinian Vogt
Lux
Rapper
Es gab schon schlechtere Zeiten für Hip-Hop aus München. Edgar Wasser wird bundesweit gefeiert, Fatoni ist dieses Jahr mit seinem Album „Yo Picasso“ durch die Decke gegangen. Und München hat noch mehr Talente parat. Zum Beispiel Lukas Eichhammer, 25, alias Lux. Der Musiker hat 2015 das erste Album veröffentlicht, tourte mit Kumpel Edgar Wasser durch Deutschland. „Ich habe Blut geleckt“, resümiert er. Schon als Kind zieht es Lukas auf die Bühne: Er spielt im Residenztheater und eine Hauptrolle im Kinofilm der Kinderreihe „TKKG“. Mit 16 beginnt er zu rappen, 2012 kommt die erste EP. Lukas wird nächstes Jahr 26. Zehn Jahre Lux – Zeit, erwachsen zu werden? Ja. Deshalb kommt im Frühjahr eine neue EP und mit ihr ein neuer Lux. Es geht um Zukunftsängste, ums Rumhängen und Älterwerden – ganz genau weiß Lukas das auch nicht. Er rappt: „Ich bin nicht Lux, nur sein Synchronsprecher.“
Foto: Nils Schwarz
Mercedes Diaz de Leon
Mode-Designerin
Es ist keine einfache Angelegenheit, dem Massenkonsum den Rücken zu kehren – vor allem nicht, wenn es um Mode geht. Mercedes Diaz de Leon, 28, hat es trotzdem versucht: Im Sommer eröffnete sie den „Nui Conceptstore“ in Neuhausen, der ausschließlich fair produzierte Mode von deutschen Jungdesignern und ihr eigenes Label Nui verkauft. Die gebürtige Mexikanerin, die in Deutschland aufgewachsen ist, hat ihr Handwerk an der Meisterschule für Mode in München gelernt. Nach dem Abschluss war sie ernüchtert: Alle tragen das Gleiche, kaufen bei großen Ketten Stücke, die nach kürzester Zeit im Schrank verstauben. Mercedes’ Laden ist keine Revolution. Aber ein Schritt in die richtige Richtung: eine Verkaufsplattform für talentierte Jungdesigner, die nachhaltig, lokal und fair produzieren und für den Modeliebhaber sonst allenfalls über Plattformen wie Dawanda erreichbar wären.
Foto: privat
Equalhats
Gemeinnütziges Studentenprojekt
Sechs junge Münchner Studenten haben die Mütze zu einem Symbol der Solidarität erhoben. Ihr Motto: „Mache einen fremden Namen zu deinem.“ Auf den Mützen stehen Namen. Namen von Flüchtlingen, die bereits in Deutschland angekommen sind. Über den Namen wird das Gleichheitszeichen eingestickt. So setzt jeder mit der Mütze ein Statement. Bisher sind circa 400 Mützen verkauft und 2500 Euro eingenommen. Neben dem Studium ist oft zu wenig Zeit, aber für die nächsten Semesterferien plant das Team von Equalheads einen Sommerersatz für die Mütze zu finden. „Wir wollen auf jeden Fall weitermachen“, sagt Pauline Kargruber, Mitbegründerin des gemeinnützigen Studentenprojekts Equalhats. Die Mützen werden fair und im Inland produziert, alle Erträge gehen an die Aktion „Deutschland hilft“. Welcher Name auf der Mütze steht, ist nicht wichtig, man erfährt es auch nicht vorher. Das Zeichen, das man setzt, zählt.
Foto: privat
Nalan381
Hipster-Pop
Es ist zuletzt gut gelaufen für das experimentelle Duo Nalan381. „Sie sind gekommen, um München ein bisschen mehr Sex einzuhauchen“, schrieb etwa der Bayerische Rundfunk. Und auch die SZ hat sich nicht zurückgehalten mit Lob: „Ätherische Töne mit hauchenden, hallenden, klagenden Stimmen, die verlaufen wie Wimperntusche im Swimmingpool.“ Nicht zuletzt deswegen haben Nikolaus Graf aka Nik Le Clap und Nalan Karacagil große Pläne für 2016. Die Findungsphase ihrer Musik ist abgeschlossen, im kommenden Jahr wollen sie mit einer neuen Platte über die Münchner Bühnen hinauswachsen. Ein Konzert in Berlin ist fix, sogar noch vor der Release ihrer Platte am 13. April in der Münchner Bar „Unterdeck“. Ihrem Indie-R ’n’ B bleiben sie treu, „aber der Sound wird interessanter, weil wir ja jetzt wissen, wie der andere tickt“, sagt Nik.
Foto: Rosanna Graf
Autoren: Carolina Heberling, Matthias Kirsch, Susanne Krause, Jennifer Lichnau, Valerie Präkelt
“Dieses Biedermann Image wird einem aufgedrückt”
Standortfaktor Pop: Ist München jetzt wirklich so uncool, dass man
als Band keine Chance hat? Läuft alles prima? Oder muss die Stadt weit
mehr fördern als bisher? Wir haben bei LUX nachgefragt.
Ist es leicht, eine Band in München zu gründen bzw. aufrecht
zu erhalten?
Wenn man Bock darauf hat, Musik zu machen, dann wird einen
München nicht daran hindern. Kunst kann unter allen Umständen entstehen. Zu
sagen, man kann es nicht machen, weil man keine Unterstützung der Stadt hat,
wäre für mich eine faule Ausrede.
Was haltet ihr von
der Münchner Musikszene? Gibt es Schwierigkeiten oder auch Vorteile?
Ich glaube das ist ein Punkt an dem sich bei der Debatte
alle einig sind. Es gibt super freshe Musik aus München. Vielleicht muss man
ein bisschen tiefer diggen um sie zu finden, aber dann kann man auf pures Gold
stoßen. Manchmal würde ich mir wünschen, dass die Szene besser vernetzt wäre.
Ich glaube, wenn nicht jeder für sich, sondern alle zusammenarbeiten und an
einem Strang ziehen würden, könnten großartige Dinge passieren .
Würdet ihr euch von der Stadt mehr Unterstützung für die
Szene wünschen? Welche Art von Unterstützung? Was tut sie bislang zu wenig?
Absolut. Das fängt schon bei vermeintlichen Kleinigkeiten
wie der Ruhestörung an. Wie sollen sich denn Clubs und Konzertlocations
etablieren, wenn die ganze Stadt stillgelegt wird. Das ganze geht aber
natürlich noch viel tiefer. Orte wie das Gelände an der Domagkstraße, das
Backstage, das Import/Export oder der Schlachthof werden dem Erdboden
gleichgemacht und müssen für hässliche Neubauten und Bürokomplexe weichen.
Sowas ist schrecklich und wird von der Stadt total gefördert. München braucht
Freiräume und mehr Platz für Ateliers, Galerien, Studios, Proberäume, Bühnen
und Clubs. Ich glaube, wenn das gegeben ist, lösen sich viele Probleme wie von
selbst.
Haben es Bands aus München schwieriger national Fuß zu
fassen?
Zumindest Im Hip Hop Genre habe ich das Gefühl, dass wir hier
im Süden immer ein bisschen außen vor sind. Während sich die Szenen aus den
anderen Städten miteinander connecten können, merkt keiner so richtig was hier
in München überhaupt passiert. Ich glaube, das liegt hauptsächlich daran, dass
es in München weniger Strukturen gibt, die Rap-Musik betreut, promotet und
vertreibt. Es fehlt einfach an Presswerken, Labels, Bookern und Agenturen. Wir
lassen unsere neue Platte zum Beispiel in Leipzig pressen und von dort aus
vertreiben. Ganz einfach aus dem Grund, weil es hier in München keiner macht.
Wenn du es allerdings einmal geschafft hast, dir über die Grenzen der
Landeshauptstadt einen Namen zu machen, kräht kein Hahn mehr danach, woher du
kommst. Es geht immer noch darum was du machst, nicht woher du kommst, und das
ist auch gut so.
Habt ihr persönlich schon Erfahrung mit Vorurteilen
gegenüber Münchner Künstlern gemacht?
Dieses Biedermann Image wird einem schon gerne mal
aufgedrückt oder es kommen die typischen peinlichen Fragen. Da rebelliere ich
aber immer ganz laut und stelle klar, dass nicht jeder Münchner mit Chino, rosa
Ralph Lauren Pulli und Segelschuhen herumläuft. Und nein, Ich war noch nie im
P1. Wer sich seine Ecken in München sucht, in denen er sich wohl fühlt, der
findet sie.
Was zeigt, dass auch München eine tolle, alternative
Musikszene zu bieten hat?
Alleine daran, dass ich über diese Frage am längsten
nachdenken musste, zeigt, dass hier etwas schief läuft. Trotzdem fallen mir
aber natürlich auch hier ein paar Beispiele ein. Puls (das Jugend Programm des Bayerischen
Rundfunks) fördert aufstrebende Musiker aus München und bietet ihnen eine
Plattform ihre Musik zu verbreiten. Clubs wie die Milla organisieren Konzerte
von unbekannten, lokalen Künstlern in allen Genres. Die Glockenbachwerkstatt
veranstaltet seit über 10 Jahren Jams und gibt Newcomern eine Bühne. Festivals
wie die Magic Street Parade verwandeln ein ganzes Viertel in eine Party Meile
und spielen die ganze Nacht Musik in verschiedenen Locations. Es gibt die
Menschen, die etwas unternehmen und ich zolle ihnen großen Respekt.
Habt ihr schon mal geleugnet, aus München zu sein? Wenn ja,
warum – wenn nein, würdet ihr es tun?
Ich finde wir sollten nicht anfangen unserer Stadt den
Rücken zuzukehren, sondern viel mehr etwas gegen die Umstände tun. Wenn jetzt
alle Künstler, die noch übrig geblieben sind, wegziehen, wird es nicht besser.
Ich will mit meiner Musik München zurück auf die Karte bringen, und ihr wieder
mehr Identität geben. Wir haben Anfang des Jahres ein Künstlerkollektiv aus
bildenden Künstlern, Fotografen, Modedesignern, Filmemachern und Musikern
gegründet und Räume in Neuhausen angemietet. Im Januar kommt dann unsere neue
Platte raus. Damit wollen wir mit gutem Beispiel vorangehen und die Stadt
wieder bunter machen.
Foto: Nils Schwarz