Band der Woche: LCAW

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Seine Mutter und seine Schwestern sind in der Klassik unterwegs, aber Leon Weber alias LCAW zieht es in eine andere Richtung. Früher war der Musiker als House-DJ bekannt, nun wagt er sich mit Eigenkompositionen in die Popwelt vor.

Das Wort frühreif wird oft negativ verwendet. Man stellt sich einen Streber vor, der trotz geringer Erfahrung alles besser weiß und altklug kommentiert. Der Münchner Musiker, Produzent und DJ Leon Weber, alias LCAW, zeigt jedoch eine Art der frühen Reife, die ziemlich beeindruckend ist. Der 23-Jährige, der als House-Remixer von Indie-Tracks schon vor vier Jahren international bekannt wurde, veröffentlicht nun Ende März mit „Meet me in the Middle“ seine erste EP mit eigenen Tracks. Für die erste Single „Hummingbird“ konnte er die britische Sängerin Sophie Ellis-Bextor als Gast gewinnen. Die ist 38 Jahre alt und hatte 2001 mit „Murder on the Dancefloor“ ihren ersten Nummer-1-Hit. Dennoch hat man hier nicht das Gefühl, dass eine gesetzte Sängerin sich mit jugendlichem Produzenten verjüngen möchte oder dass ein junger Musiker versucht, den Stil eines erwachsenen Stars zu kopieren. In „Hummingbird“, einer leichfüßigen Disco-House-Nummer, treffen zwei Musiker auf gleicher Höhe aufeinander, auch wenn sie 15 Jahre Erfahrung trennen.

„Manchmal schreibe ich ein Lied und habe direkt eine Stimme im Kopf, die perfekt dazu passen würde“, sagt Leon. Als er an seiner EP arbeitete, war das mit der Stimme von Sophie Ellis-Bextor der Fall. Doch weil Leons Remixes eben da schon international erfolgreich liefen, befand sich der junge Musiker in der glücklichen Lage, die Person hinter der Stimme, die er im Kopf hatte, auch ganz reell anfragen zu können. Aufgenommen wurde der Song dann in einem Londoner Studio, in dem auch schon James Blunt oder Adele gearbeitet hatten. Herausgekommen ist eine ziemlich zugängige Pop-Nummer, deren Produktion reif und gesetzt wirkt. Da komponiert jemand, der sich handwerklich und stilistisch sehr sicher ist – obwohl das, neben ein paar Singles, das erste Mal ist, dass Leon mehrere selbstgeschriebene Songs gebündelt veröffentlichen wird. Für Leon ist dieser Song dabei auch der Beginn einer neuen künstlerischen Richtung. Man hört zwar seine Anfänge als House-Remixer durch, doch „Hummingbird“ ist ein richtiger Popsong, den er als „eine moderne Art von Disco und Funk“ beschreibt. Es hat in Leons Karriere allerdings ein bisschen Zeit gebraucht, bis es zu so einer Zusammenarbeit und dieser stilistischen Positionierung kommen konnte. Während er in seinen Remixes immer das musikalische Material anderer Künstler weiterverarbeitete, hat er hier selbst komponiert. Um damit in die Öffentlichkeit zu gehen, wollte und musste er sich sicher sein.

Schon 2014, als seine Laufbahn als DJ und Remix-Produzent bereits internationale Kreise zog, arbeitete er an Original-Tracks, also an Eigenkompositionen. Doch bis er diese für gut genug befand, um sie zu veröffentlichen, dauerte es. Da schwingt ein ziemlich hoher Anspruch an die eigene Musik durch, der vielleicht auch daher kommt, dass Leon von frühester Kindheit an mit klassischer Musik konfrontiert war. Seine Mutter und seine beiden Schwestern sind Berufsmusikerinnen in der Klassik. Leon selbst spielt Klavier und Cello, gewann den Wettbewerb „Jugend musiziert“ und spielte im Bundesjugendorchester. Für eine Karriere in der Klassik habe ihm das permanente Üben jedoch zu wenig gelegen, erklärt er. Sich aber in der Musik fest zu beißen, lange an etwas zu arbeiten und zu feilen, das ist – neben dem musikalischen Grundverständnis – wohl etwas, was er aus der klassischen Ausbildung mitgenommen hat. Gleichzeitig befähigt ihn nun genau das, Songs zu produzieren, die trotz seines Alters auf dem internationalen Pop-Markt bestehen können. 

Stil: Pop/House
Besetzung:
Leon Weber (Komposition, Produktion)
Seit:
2013
Aus:
München
Internet:
www.lcawmusic.com

Text: Rita Argauer


Foto: Yunus Hutterer

Kammerflimmern

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Mindsight liefert ein Liveset, LCAW bemalt den Himmel und der Abend endet mit Frauenpower an den Decks. Der Sound Of Munich Now Electronica zeigt eine musikalische Seite Münchens, die man so nur im Harry Klein oder Bob Beaman antrifft. 

Rote Lettern – biegt man heute Abend in die Hansastraße ein, kann man in großer Schrift FEIERWERK lesen. Der Ort, an dem normalerweise viele Bands ein Zuhause haben, bietet heute Raum für elektronische Klänge.

In einer dunklen Höhle blenden Lichteffekte zu Elektrobeats, die in der Brust dröhnen. Die Visual Künstler Vital Electronica, Proximal und 2Spin tauchen die Kranhalle in eine besonders bunte Landschaft. Die Lichter sind abwechselnd mal pink, mal grün, dann weiß. Die Bildschirme zeigen Punkte, Blumen, Gestalten und in großen Lettern MINDSIGHT oder auch SHIMÉ. 

Das Opening gestaltet Jean Blanc, der die Menschen mit seinen Remixes erstmal wachrüttelt. Die Menge wippt mit. Dann zeigt Mindsight eine Live-Show, die die ersten Tänzer begeistert zurück lässt. Doch es vergeht keine Minute ohne Beat – LCAW übernimmt jetzt das Deck. 

Die Kranhalle wechselt wieder die Farben und LCAW legt nach. “Painted Sky” wird zum Punkt, wo jeder weiß: München kann elektronische Tanzmusik. Shimé übernimmt und zeigt, dass auch das Münchner Publikum Techno hört. Rasant wechseln die Gestalten am Mischpult, die Stilrichtung bleibt dieselbe. Pech & Schwefel bietet der darauffolgenden Frauenpower eine gute Vorlage. Die Menge genießt die Nacht und nimmt einen kurzen Zug an der frischen Luft.

Jetzt startet Arta Narini, die verschiedene Einflüsse in ihren Synths zusammenbringt. Es folgt: House. Bei Essika werden die Beats schwerer, die Füße leichter. Eine Welle der musikalischen Verbundenheit geht durch die Menge. Bevor es hell wird, kommt jeder nochmal auf die Tanzfläche. Und es lohnt sich. Es bleibt laut. Die letzten Techno-Beats ertönen, dann sagt auch Marcella gute Nacht. 

In der Eingangshalle leuchten die Lichter immer noch. Sie haben die gleiche Farbe wie die roten Lettern draußen. Für diese Nacht hat elektronische Musik in München ein neues Zuhause: das Sound Of Munich Now Electronica. 

Von: Jenny Lichnau und Sandra Will

Foto: Sandra Will

Die SZ Junge Leute Spotify Playlist im Oktober

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München
hat eine Pop-Debatte. Ob berechtigt oder nicht soll an anderer Stelle
beantwortet werden. Auffällig an dieser Playlist ist aber, wie viele unserer
Redakteure diesen Monat Lieblingslieder eben von Münchner Künstlern haben. Ganz
ohne dass wir nachgeholfen haben. Wirklich.

 Warhaus
– Machinery

Sylvie Kreusch. Um diesen Namen im
Internet zu finden, muss man eine ganze Weile suchen. Wieso man es trotzdem tun
sollte? Die weitgehend unbekannte Sängerin aus Belgien unterstützt den
ebenfalls belgischen Musiker Maarten Devoldere bei seinem Soloprojekt
„Warhaus“. Jedenfalls auf dem Album, auf dem sie meist eher eine zweite Stimme
im Hintergrund ist. Wenn man sich jedoch die Live-Aufnahmen von Warhaus
ansieht, wird man sofort in den Bann dieser unglaublichen Sängerin gezogen, die
mit ihrer außergewöhnlichen Stimme mehr ist als eine Background-Sängerin.
Gemeinsam mit modernen Drums und Trompete entsteht eine aufregende Mischung
zwischen melancholischen Melodien und lyrischen Texten, die die Liebe und das
Zwischenmenschliche ganz allgemein besingen.

Marina
Sprenger

 

Mavi
Phoenix – Quiet

An einem Tag die erste eigene Platte
aufnehmen, am nächsten Tag Matura schreiben: Die Österreicherin Mavi Phoenix
ist 1. ziemlich jung und macht 2. ziemlich ausgereifte Musik für ihr Alter.
„Quiet“ ist der erste Vorgeschmack auf ihre zweite EP und zeigt, dass sie sich
im letzten Jahr nochmal weiterentwickelt hat. Vielleicht das nächste große
Talent aus Österreich – zumindest aber gut geeignet zum Mittanzen!

Elisabeth
Kagermeier

 

Hanni
El Khatib – You Rascal You

Laut, kraftvoll – vielleicht sogar
etwas böse. “I’ll be glad when you dead, you rascal you”, teilt Hanni
El Khatib einem (oder einer) Unbekannten in der ersten Zeile von “You
Rascal You” mit. Dass der Original-Song uralt (1929) und ich das Cover aus
einer Werbung kenne, ist egal. Ab der ersten, mächtigen Sekunde interessiert
das niemanden mehr.

Matthias
Kirsch

 

Philipp Poisel – Bis ans Ende der Hölle

Jetzt, wo die kalte Jahreszeit kommt,
kann man auch wieder mal ein bisschen Philipp Poisel hören. Seine Stimme klingt
für manche vielleicht etwas zu weinerlich. Aber gerade das zeichnet diesen
sagenhaften Künstler auch aus!

Barbara
Forster

  

Kytes
– In the morning

Es ist genau dieser Moment zwischen dem
ersten Mal blinzeln am Morgen und der greifbaren Vorfreude auf den Tag. Die
Sonne geht langsam auf, aber es dauert noch. Genauso dauert es, bis die Gitarre
zum ersten Mal einsetzt. Bass und Keyboard sind im Vordergrund – und die Stimme
von Michael Spieler, die plötzlich so ganz anders klingt. Kytes und ruhige
Songs, das geht? Ja – und wie!

Sandra
Will

 

Jacob
Brass – Into Your Heart

Heute einmal zwei Botschaften in einem
Mini-Text: Traurige Lieder machen glücklich! Und: In München gibt es so viele
tolle Musiker. Jacob Brass ist einer von ihnen. Vielleicht ist er gar der größte Singer-Songwriter der Stadt,
auf jeden Fall einer derjenigen, die so viel Potenzial haben und dafür viel zu
wenig Beachtung bekommen. Halt, es kommt noch eine dritte Botschaft: Wer München-Musik
entdecken will, sollte am 5.11. den Sound Of Munich Now im Feierwerk nicht
verpassen!

Michael
Bremmer

 

KAFVKA
– Berlin, Berlin

Erfolgsrezept: Man gebe die Texte von
Kraftklub und die rockigen Grooves von Rage Against The Machine zusammen,
mische einmal kräftig durch und würze mit einer Prise Gesellschaftskritik.
Heraus kommt Kafvka. Die vier Jungs aus der Hauptstadt sind für mich eine der
Neuentdeckungen des Jahres, und so scheinen tausende Zuhörer auf Rock im Park
doch wesentlich angemessener als das 30 Mann starke Publikum bei ihrer
Release-Show in München. Auch wenn sie es im letzten Song “Hit Hit
Hit” abstreiten, ihr im April erschienenes Album “Hände hoch!”
steckt voller Volltreffer. Einer davon ist “Berlin, Berlin”, eine
nicht ganz ernst gemeinte Lobeshymne auf ihre Heimatstadt.

Max
Mumme

 

Felix
Krull – Cäsarenwahn

Zugegeben, ich höre gerne deutschen
Rap. Meistens aber eher Sachen wie K.I.Z. oder Casper, gerne auch Materia. Aber
der Ansatz von Felix Krull gefällt mir gut, musikalisch nah an Acts wie
Alligatoah oder Tom Thaler & Basil, mag ich am selbst ernannten „Stemmer“
neben dem sauberen Stil und gutem Flow vor allem die herrlich abgehobenen
Texte. Bisschen wie Aggro Grünwald, nur eben auch von den Raps her gut. Und
aus München, muss man heutzutage ja dazusagen…

Philipp
Kreiter

 

Drangsal
– Will Ich Nur Dich

Die Achtziger sind wieder da! Wenn ich
damals schon gelebt hätte, würde ich jetzt bestimmt in verschwommene
Erinnerungen an die Zeit der Neuen Deutschen Welle abdriften. Das ist nicht der
Fall und wahrscheinlich auch besser so. Ich feiere eh viel lieber Drangsal, der
es schafft, den abgedrehten Sound von damals wieder zu beleben und gleichzeitig
absolut zeitgemäß klingen zu lassen.

Katharina
Würzberg

LCAW
– Painted Sky

Im Herbst darf es gerne mal etwas
ruhiger sein. Mit “Painted Sky” von LCAW habe ich den perfekten Track
für lange Autofahrten im Regen und Leseabende im Bett für mich entdeckt. Noch
dazu darf ich mich auf “Sound of Munich Now Electronica” freuen. Da sehe
ich den Künstler dann bei seinem Live-Auftritt!

Anastasia
Trenkler

 

State Radio – Riddle in Londontown

Manchmal gibt es diese Lieder, bei
denen ich weinen und lachen gleichzeitig möchte. Eine solche Entdeckung ist
„Riddle in Londontown“ von State Radio für diesen Oktober. Leise, aber trotzdem
schnell fangen die beiden Musiker der US-amerikanischen Band diesen Song an,
aber spätestens im Refrain reißt er richtig mit, zwischen Melancholie und
Euphorie. Ein bisschen wie der Herbst das mit mir macht, zwischen Kaminfeuer
und Blätterigen.

Theresa
Parstorfer

Foto: Philip Klett, Spring Pictures

„Ich hatte nie Lust auf ein bürgerliches Leben“

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Erst Klassik, jetzt Techno: Seine Tracks wurden mehr als 16 Millionen Mal im Internet abgespielt, nun tritt Leon Weber alias LCAW beim Sound Of Munich Now auf.

Dass Leon Weber Musiker werden sollte, war eigentlich schon bei seiner Geburt klar. Er ist in einer Musiker-Familie aufgewachsen, seine Mutter ist Professorin an der Musikhochschule Graz, seine Schwestern sind Orchestermusikerinnen. Leon lernte Klavier und Cello, spielte im Bundesjugendorchester, gewann bei „Jugend musiziert“. Doch mittlerweile hat der 21 Jahre alte Münchner mehr als 16 Millionen Klicks auf Soundcloud und Youtube, wurde mit seinen Remixen von Indie-Songs innerhalb eines Jahres über die Grenzen Europas hinaus bekannt, jettet nun für seine DJ-Sets um die Welt und hat gerade unter dem Künstlernamen LCAW seine erste selbst komponierte Single über Sony/Columbia veröffentlicht.

SZ: Wann war der Moment, als du dich zum ersten Mal als Berufsmusiker gefühlt hast?

Leon Weber: Anfang 2015. Zu der Zeit kam das Management dazu, es liefen die ersten Gespräche mit großen Labels, die Zukunft wurde geplant und damit festgelegt, dass es für mich Musik als Beruf sein wird.

Gab es da ein Zögern? Einen Moment , in dem du dich gefragt hast, ob das wirklich der Weg ist, den du einschlagen willst?

Ich hatte nie Lust auf ein bürgerliches Leben. Aber ein Zögern gab es trotzdem. Vor allem, als es dann um den Zeitplan und meinen Kalender ging, sollte das Ganze denn erfolgreich werden. Das hat mich schon ein bisschen nach Luft schnappen lassen.

Wegen der vielen Termine?

Ja. Wenn man als Musiker erfolgreich wird, dann ist der Kalender so extrem voll – dann wird das mit dem Privatleben irgendwann recht eng.

Du bist jetzt auf der ganzen Welt unterwegs. Wie baut man sich in so einem Lebenskonzept Konstanten auf? Was sind für dich die Momente des Ankommens oder der Heimatgefühle?

Meine alten Freunde geben mir Bodenständigkeit, vor allem auch dann, wenn die Gesprächsthemen weggehen von der Musik. Da gibt es aber auch surreale Momente: Als ich zuletzt vier Wochen auf Tournee in Australien und in Asien war, habe ich dort die verrücktesten Sachen erlebt. Als ich nach Hause kam, habe ich mich mit Freunden getroffen und wollte wissen, wie es denen geht: Der eine hat sich gerade für ein Studium eingeschrieben, der andere beginnt ein Praktikum – und ich saß nur daneben und dachte mir: Das ist doch auch ein schönes Leben. Gleichzeitig war ich aber überglücklich über das, was ich zuvor erlebt hatte.

Du hast mit Remixen angefangen, gerade hast du deine erste eigene Single veröffentlicht. Wann hast du angefangen, selbst Songs zu schreiben?

Ich habe zuerst die Remixes veröffentlicht, ich habe aber zur gleichen Zeit auch schon Originale geschrieben. Nur war der Qualitätsanspruch an meine eigenen Sachen deutlich höher als bei den Remixen, deswegen habe ich die meisten am Anfang zurückgehalten. Später hat mich dann mein Verlag mit tollen Musikern und Sängern im Studio zusammengebracht, damit ich das auch qualitativ hochwertig produzieren konnte. Ich wollte auf den Moment warten, an dem die Originale ein Fortschritt zu den Remixes sein konnten.

Du veröffentlichst auf einem Major-Label und bist in einem großen Verlag. Dein Management aber übernimmt das kleinere Münchner Szene-Label Gomma. Warum?

Das war genau die Balance, die ich gesucht habe. Mathias Modica von Gomma hat mich vor längerer Zeit angeschrieben, er dachte, ich sei ein amerikanischer DJ auf Tour in München. Dann hat sich aber herausgestellt, dass wir seit 21 Jahren im gleichen Viertel leben. Mathias hat mich beraten, wollte mir helfen, einen Manager zu finden, bis sich herausstellte, dass er eigentlich der ideale Manager für mich ist. Ich bin das Gegenteil von dem, was sie sonst mit Gomma machen, die sich ja immer bewusst vom Mainstream abgesetzt haben.

Wenn man deine Remixes und deine Musik hört, ist dieser Indie-Bezug aber auch noch spürbar …

Ich finde beide Welten spannend, ich war aber auch immer hin- und hergerissen, wo ich jetzt wirklich hingehen soll. Letztlich ist mir klar geworden, dass man vielleicht auch beides machen kann. Wenn man von beidem etwas nimmt, kann man das zu etwas Neuem zusammenbringen.
Was nimmst du aus dem Mainstream, was kommt aus dem Indie?
Zum Beispiel meine aktuelle Single. Martin Kelly, der Sänger, kommt eigentlich aus dem Indie-Bereich. Ein Schotte, der mit Gitarre Folk-Lieder spielt, und der jetzt in einem Dance-Song erscheint. Und das war ja auch das, was ich mit den Remixen gemacht habe: Ich habe clubbige Beats unter musikalische Indie-Strukturen gelegt. Und das ergibt eine moderne Mischung aus House, Indie, Folk und Shoegazer-Sound.

Wo siehst du deine musikalische Zukunft? Als DJ oder als Pop-Produzent?

Eher als Produzent. Ich möchte auch ein Live-Set bauen. Wenn man James Blake oder Radiohead live sieht, ist das inspirierend. Das tollste DJ-Set kann einen aus den Socken hauen, das tollste Live-Set ist aber noch einmal sehr viel emotionaler.

Wie reagiert deine klassisch musizierende Familie mittlerweile auf deine Musik?

Wirklich sehr interessiert. Wir haben Abende, an denen wir uns hinsetzen und die Musik analysieren und dann kommt die Kritik, die zum Teil auch sehr harsch ausfallen kann. Sie sehen aber auch, dass mich das persönlich erfüllt, was ich da mache.

Gibt es Überschneidungen für dich zwischen der Klassik und dem Pop?

Ja, teilweise schon. Meine Musik ist nicht vergleichbar mit dem Anspruch einer Symphonie. Aber die Instrumentierung oder die Melodien – ich versuche da viel aus der klassischen, vor allem aus der romantischen Musik mitzunehmen. Die Musik, die ich jetzt mache, wird ja auch öfter als melancholisch beschrieben, so eine Rotwein-Stimmung. Wenn ich in meiner Kindheit und Jugend andere klassische Musik gehört hätte, also zum Beispiel Wiener Walzer, dann klänge wohl auch meine Musik anders.

Interview: Rita Argauer

Die SZ Junge Leute Spotify Playlist im September

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Noch einige Tage läuft das
Oktoberfest in München – und der ein oder andere Wiesn-Besucher könnte das
Bedürfnis haben sich die Kugel zu geben, wenn er noch einmal ein Lied von
Andreas Gabalier hören muss. Gut, dass gerade noch rechtzeitig unsere Playlist
um die Ecke kommt und Alternativen bietet – mit viel guter Mucke und viel made
in Munich!

DOPE
LEMON – Fuck Things Up

Menschliches
Zusammenleben ist eine ständige Herausforderung. Einer
baut Mist, ein anderer ist traurig und am Ende hat es keiner so gemeint. Angus
Stone aka Dope Lemon erinnert mich mit seiner stoischen Gelassenheit daran,
dass wir Geschehenes manchmal einfach hinnehmen müssen, ohne uns lange den Kopf
darüber zu zerbrechen. Denn: Sometimes we just fuck things up.

Katharina Würzberg

 

AMI – Blessing & Curse

Diese
raue und doch weiche Stimme, die dich mit so viel Gefühl und Leichtigkeit
mitnimmt. Mitnimmt in die Geschichte, die sie und die sanften Akkorde erzählt.
Hier ist es die einer Liebe – die auch wehtun kann. Einfach nur schön
zu zuhören.

Stephanie Albinger

 

Passenger
– Young As The Morning Old As The Sea

Leicht
und melodisch kommt der neue Song von Passenger-Sänger Mike Rosenberg daher. „Young
As The Morning Old As The Sea“ erzählt vom Fernweh und der damit verbundenen Suche
nach dem Glück. Rosenberg nimmt seine Zuhörer mit auf eine gedankliche
Fernreise nach Norwegen und Schweden über Russland bis hin nach Spanien. Die
leichten Gitarrenklänge wirken
beruhigend und gleichzeitig wehmütig – eine Kombination, die Rosenberg
meisterlich beherrscht. „I wanna be sunny and bright as a sunrise, happy and
full as the moon, I’m fleeting like fireworks fading too soon.” Dem ist nichts mehr hinzuzufügen.

Barbara Forster

 

Green Day – Bang Bang

Nach
vier Jahren Absenz melden sich die kalifornischen Punkrocker von Green Day zurück
– und das gleich mit einem Knall. Die erste Singleauskopplung “Bang
Bang” aus ihrem zwölften Studioalbum “Revolution Radio” prangert
Massenschießereien in den USA und deren Rezeption in den sozialen Medien an.
Mit hohem Tempo, reduzierten Power Chords und orientalisch anmutendem
Tonmaterial in der Bridge erinnert der Song an die frühen Werke der Band. Das
Album erscheint am 07. Oktober – die erste Single macht auf jeden Fall Lust auf
mehr.

Maximilian Mumme

 

Lotte Kestner – Bluebird of
Happines

Endlich
Herbst. Endlich kurze Tage. Endlich Entschleunigung. Für den Herbst habe ich
20 000 Lieblingslieder und Liebeslieder. Das hier zum Beispiel. Zu sehnsüchtig
für den Tag, zu schmerzhaft für ein Schlaflied – aber jeder Song der
Trespassers-Williams-Sängerin ist beruhigender als Kräutertee.

Michael Bremmer

 

Brock Berrigan – A Night in Vegas

Allein
der Songtitel lässt genug Bilder im Kopf auftauchen. Der imposante 60s Bigband
Sound, passend zu einer Nacht am Pokertisch in der großen Stadt, wird verfolgt
von einem erfrischendem Boombap-Rhythmus. In Film Noir Manier lassen die
Damenvocals womöglich auf den weiteren Verlauf des Abends im Hotelzimmer
schließen…

Bobbie Spangler

 

Anges Obel – Familiar

Vor kurzer Zeit hat die dänische Singer-Songwriterin Agnes Obel ihr neues Album
“Citizen of Glass” mit der Single “Familiar”
veröffentlicht. Ein Geschenk für graue verregnete Oktobertage, die da kommen
mögen – ihre Melodien sind so gedämpft wie die Stimmung, die man kriegt, wenn‘s
draußen kalt ist und man mit Tee und Kuschelsocken auf dem Sofa bleiben will.
Und doch hellen sie solche Tage auch ein wenig auf – kraftvoll
wie leicht akustisch umgesetzt und dabei so episch, wie es man es zuletzt von
Enya kannte. Die neue Single “Familiar” ist neben den ruhigen Klaviermelodien
auch geprägt von Cello-Parts und leichten Elektro Einklängen, wie sie momentan
eben überall mit drin sein müssen.

Anne Gerstenberg

Mumford and Sons – The Boxer

Ja,
weder „The Boxer“ noch Mumford and Sons ist neu, und ja, vielleicht auch nicht
sehr innovativ, aber dafür umso schöner. Für mich ist diese Version des Simon
and Garfunkel-Klassikers ausnahmsweise, und ganz im Gegensatz zu derzeit
kursierenden Remakes anderer Songs dieser Ikonen, ein eindeutiger Zugewinn.
Traurig und voller Hoffnung zugleich. Das zerreisst innerlich und legt
gleichzeitig eine tröstende Hand auf die Schmerzen.

Theresa Parstofer

 

Okta Logue – Distance

Man
fühlt sich wie auf einer Zeitreise, wenn man Okta Logue hört. Da sind Einflüsse
aus den letzten Jahrzehnten der Musikgeschichte, leicht psychedelisch dank der
Orgel und den Synthie-Klängen, dann wieder modern und indielastig dank der
Gitarre. Mit den beiden Alben „Tales of Transit“ und „Diamonds and Despair“ fällt
man beim Zuhören einfach aus der Zeit und aus jeglicher Musikkonvention heraus,
denn jeder Song überrascht aufs Neue mit märchenhaften und außergewöhnlichen
Varianten einer Musikrichtung, die eigentlich nicht wirklich einzuordnen ist.
„Distance“ hat mich vor allem mit seiner Bass-Line gepackt, die gegen Ende den
Song immer noch weiter vorantreibt und sechs Minuten eines grandiosen Songs
ausfüllt, der eigentlich perfekt den Stil der Band einfängt.

Marina Sprenger

 

Mark Forster – Chöre

Jeder
hat mal Selbstzweifel. Wenn man vor großen Herausforderungen steht, wenn man
Angst davor hat etwas nicht zu schaffen oder wenn man zurückgewiesen wurde. Was
da hilft, sind ein paar aufbauende Worte und die hatte Mark Forster mit „Chöre“
in diesem September für mich.

Anastasia Trenkler

 

The
Whiskey Foundation – Man of the Moon

Seit ich
die Whiskeys als Vorband von AC/DC live gesehen hab, laufen sie bei mir rauf
und runter. Man of the Moon ist mein absolutes Lieblingslied und das nicht nur
wegen Murats cooler Stimme, sondern weil das Lied eine Mischung aus den frühen
Werken der Stones und Muddy Waters ist. Kopfhörer
rein, Sonnenbrille auf und sich wie in einer verrauchten Bar in den 60ern
fühlen

Serafina Ferizaj

 

LCAW – Painted Sky

Kaum zu
fassen, dass der neue Song des Münchners Leon Weber alias LCAW in den Radios
rauf und runter läuft. 2013 wurde LCAW quasi über Nacht zum angesagten DJ in
ganz Europa und legt seitdem auch auf Festivals auf. Dieser Song hat die
perfekte Mischung zwischen Elektrosound und coolem Indiepop, er vertreibt
sommerleicht den düsteren Herbst und zeigt, wie bunt der Himmel mit den
richtigen Klängen sein kann.

Sandra Will

 

Noname
feat. Xavier Omär – All I Need

„Im a fucking rapper. You don’t have to keep saying
female.“ Das hat
Noname vor Kurzem auf Facebook gepostet und verdammt, sie hat so recht. Ein
Grund mehr diese junge Musikerin nicht zu unterschätzen!

Jacqueline Lang


KYTES – Room 509

Das
Album das Munich’s Finest KYTES letzte Woche rausgehauen haben ist ein Brett,
das haben wir ja schon geklärt. Besonders gut gefällt mir „Room 509“, das Lied
reißt mit seiner Energie einfach mit. Round and round!

Philipp Kreiter


Pete Doherty – I Don’t Love Anyone (But You’re Not Just Anyone)

Nach
seinem ersten Soloalbum 2009 hat Pete Doherty sich letzte Woche
überraschend mit einer Single zurückgemeldet. „I Don’t Love Anyone (But
You’re Not Just Anyone)“ heißt die Ballade. Der poetische Song passt
perfekt zum wehmütigen Abschied vom Sommer, aber auch zur ersten Tasse
Tee im Herbst auf dem Sofa. Mehr von Pete Doherty gibt’s dann im
Dezember mit dem Album „Hamburg Demonstrations“, dessen Aufnahmen in der
deutschen Hansestadt entstanden sind

Elisabeth Kagermeier


Ein Abend mit: Leon Weber alias L C A W

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Leon Weber alias Lcaw ist Musiker und DJ. Zwar ist er erst 21, aber verwüstete Hotelzimmer während der Tournee, das kennt er schon.  Wenn er gerade mal nicht in Australien, Shanghai oder New York die Leute mit seiner Musik zum Tanzen zu bringt, findet man ihn im Nachtleben seiner Heimatstadt München.

Hier beginnt mein Abend: Bei mir zu Hause. Ich bin immer gerne Gastgeber  für das frühe Abend-Programm.  

Danach geht’s ins/zu: Wenn es Tanzabende sind: ins MIAO, MMA oder ins Harry Klein. Für Abende in einer Bar sind das Katopazzo oder das Cafe Kosmos sehr empfehlenswert

Meine Freunde haben andere Pläne. So überzeuge ich sie vom Gegenteil: „Ich gebe die erste Runde aus.”

Mit dabei ist immer: Jemand, der spontane und verrückte Ideen hat.

An der Bar bestelle ich am liebsten: Augustiner, im Ausland Gin Tonic.

Der Song darf auf keinen Fall fehlen: Ich denke einiger der wenigen Artists, die regulär in meinen Playlisten auftauchen, ist „Totally Enormous Extinct Dinosaurs”, wenn es ein bestimmter Track sein muss: “Household Goods”.
Ansonsten darf von “Bonobo” das Lied “Kong” nicht fehlen.

Mein Tanzstil in drei Worten: Hoffentlich schaut keiner

Der Spruch zieht immer: “Hier haste nen Fuffi… “

Nachts noch einen Snack. Mein Geheimtipp ist:
Da gibt es München ja leider nur wenig gute Alternativen zum Döner

Meine dümmste Tat im Suff war: Nach einem Auftritt, auf meiner Australien Tournee, mit den anderen DJs und Freunden für die Afterparty auf mein Hotelzimmer zu gehen. War ein wunderbarer Abend, aber die Folge war eine gigantische Hotelrechnung. ( Kommt leider öfter vor )

Das beste Frühstück nach einer durchfeierten Nacht gibt`s bei:
Mama.

Diesem Club/dieser Bar trauere ich nach: Dem Atomic Cafe, schöne Erinnerungen sind mit dem Club verbunden.

Webseite: https://soundcloud.com/l-c-a-w , www.facebook.com/Official.LCAW

Stephanie Albinger
Foto: Marco Lowes