Von Freitag bis Freitag München: Unterwegs mit Serafina

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Diese Woche ist der Veranstaltungskalender in München
wieder gut gefüllt. Ob eine durchtanzte Nacht
im Bahnwärter Thiel, die Dokumentation “For In My Way It Lies” über
Jesper Munk auf dem DOK.fest, oder die neue Ausstellung im Lenbachhaus – unsere Autorin ist mittendrin.

Das
Wochenende ist da und nach einer eher arbeitsreichen Woche wird es Zeit
abzuschalten. Das geht am Freitag am besten im Bahnwärter Thiel, bei DIE Königin DER NACHT mit Fraenzen Texas. Falls mir
im Laufe des Abends der Techno doch zu hart wird, laufe ich ins nebenan
liegende und geliebte Strom, denn dort ist wieder Up the Bracket, wo ich zu
Indie-Klängen von Arcade Fire, Foals und Claire tanzen kann.

Meinen vom
Tanzen schmerzenden Füßen und meinem Brummschädel würde ich normalerweise eine
Pause gönnen, aber nicht an diesem Samstag:
Vormittags feiert die lang erwartete Dokumentation For In My Way It Lies auf dem
DOK.fest Premiere. Der Jungregisseur Lukas von Stein hat Jesper Munk backstage
begleitet und man erhält private Einblicke in das Leben des talentierten Blues-
und Soulmusikers. Im Anschluss wird Jesper Munk Songs aus seinem neuen Album
spielen

Mit einem
Ohrwurm von „Icebreaker“ noch im Kopf, fahre ich am Sonntag mit dem Rad ins Heppel & Ettlich zur dritten Runde des Polit Slams, bei dem
Politiker und Profi-Slammer mit selbstgeschriebenen Texten
gegeneinander antreten. Am Ende wird schließlich das Publikum entscheiden, wer
gewinnt. Das interessante Motto lautet dieses Mal „Ich habe was zu sagen!“,
bei dem laut Beschreibung die kleinen Geschichten erzählt werden, die die
Teilnehmer dazu geführt haben, in die Politikerlaufbahn zu gehen.

Auf den Montagabend freue ich mich besonders:
Gemeinsam mit einer Freundin besuche ich die Lesung „Neue Heimat“ im
Munich Welcome Café
: Drei Autoren der SZ-Kolumne „Neue Heimat“ lesen ihre
Texte vor und erzählen ihre individuellen Geschichten. Anschließend gibt die
1969 gegründete Folklorband Embryo ein
Konzert.

Am Dienstag geht es nach der hoffentlich
arbeitsamen Session in der Bib zum Kulturreferat der Studierendenvertretung der
LMU zum Kennenlern-Treffen von Wortkunst, bei dem
sich die Teilnehmer am Schreiben ausprobieren können: „Mit Worten spielen“ und
mit „Gedanken jonglieren“, Feedback dafür erhalten, das Vortragen üben, bis die
Texte am Ende bühnenreif werden.

Für den Mittwoch nehme ich mir den Besuch der
Eröffnung von raster
noton – white circle
im Lenbachhaus vor. Bei „white circle“ handelt es sich um
eine Licht- und Soundinstallation, die aus Leuchtstoffröhren besteht, die einen
Ring bilden und auf musikalische Impulse reagieren. Daraus soll dann quasi eine
Show entstehen, die mit Stroboskoplicht arbeitet und zum zwanzigjährigen
Jubiläum des elektronischen Musik-Labels „raster noton“ gegründet wurde.

Der Donnerstag ist für alle Münchner ein
besonderer Tag, denn an diesem Vormittag wird die Großdemonstration gegen das
umstrittene neue bayerische Polizeiaufgabengesetz stattfinden. Wer sich damit
noch nicht auseinandergesetzt hat, sollte es allerspätestens jetzt tun.
Treffpunkt ist um 13 Uhr am Marienplatz.

Und am Freitag ist das lang ersehnte
Wochenende wieder da. Nach der ereignisreichen Woche beschließe ich heute, mich
an die Isar zu hocken und mein Datenvolumen aufzubrauchen, indem ich auf
Facebook die Veranstaltungen für die kommende Woche abchecke.

Text: Serafina Ferizaj

Foto: privat

Von Freitag bis Freitag: Unterwegs mit Marietta

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Unsere Autorin ist zwar sehr im Praktikum eingespannt, doch trotzdem leidet ihre Abendplanung nicht darunter. Neben einem Kurzfilmfestival in der Muffathalle, besucht sie natürlich die Ausstellung

10 im Quadrat – Reloaded

im Farbenladen und verbringt die restlichen Abende musikalisch.

Zur Zeit sind meine Tage zwar geprägt durch qualvoll frühes
Aufstehen, aber jeden Morgen, wenn ich die Snooze-Funktion des Weckers mal
wieder ausreize, motiviert mich dann doch die Vorfreude auf eine wunderbare
Abendplanung zum Aufstehen, die so einen anstrengenden Praktikumstag schnell
vergehen lässt. Denn in einer Stadt wie München, in der es eine derart große
Auswahl an Veranstaltungen gibt, verdirbt mir auch kein langer Arbeitstag die
Lust auf abwechslungsreiche Abende.

Doch jetzt ist erstmal Wochenende! Freitagnachmittag
stolpere ich euphorisiert aus dem Praktikum, denn ich will gleich weiter – in
der Muffathalle findet heute der letzte Abend des flimmern & rauschen statt,
ein Kurzfilmfestival, auf dem einmal pro Jahr die besten Filme der jungen
Münchner Filmszene präsentiert werden. Ich mag das Genre des Kurzfilms: durch
die eindrucksvolle Knappheit, mit der ein Thema behandelt wird, gewinnt es
meiner Ansicht nach enorm an Aussagekraft. Die Message bleibt im Kopf. Auch die
Variation ist gewaltig – die Filmproduzentinnen und -produzenten aus allen
Altersklassen, vom Schulkind bis zum Filmhochschulabsolventen, präsentieren Momentaufnahmen
aus allen vorstellbaren Lebenslagen, die junge Menschen interessieren und
bewegen. Es werden Preise von einer Jury verliehen, aber auch das Publikum darf
mit abstimmen. Auf der Heimfahrt ist die Nacht dunkel, doch der Kopf bleibt
voller bunter Bilder.

Am Samstag schaue ich auf einen Sprung im Farbenladen
des Feierwerks vorbei. Dort ist in diesem Monat die Ausstellung der SZ Junge
Leute
Seite „10 im Quadrat Reloaded“ zu sehen. Zehn junge Fotografen
porträtieren zehn junge Künstler und Models in einem persönlichen Moment,
jenseits ihres öffentlichen Auftretens. Beeindruckt lasse ich die Bilder auf
mich wirken und es lohnt sich auch noch länger zu bleiben, denn im Farbenladen
werden alle Sinne gefordert: bei einem erfrischenden Radler kann man der
entspannenden Musik von Willing Selves lauschen und Heroine Twin
zaubern aus ihren sonst eher wilderen Klängen ein einzigartiges Akustik Set.
Schließlich sorgt Sebastian Ulrich mit unterhaltsamen Texten für eine
entspannte und fröhliche Atmosphäre, Meike Harms rundet den Abend mit ihrer
verträumten aber dennoch gewitzten Poesie ab.

Ich wohne dieses Wochenende quasi im Farbenladen, denn auch
den Sonntag verbringe ich hier: als Teil des SZ Junge Leute Teams
arbeite ich heute hinter der Bar und schaue mir das Geschehen mal von der
anderen Seite aus an. Heute wird ein neuer Trend getestet: ab 16.15 Uhr gibt es
eine Runde Bier-Yoga mit Gina von Pop Up Yoga München. Ich trinke mein
Bier lieber in entspannter und bequemer Körperhaltung, doch während ich die Verrenkungen
der Besucher beobachte erscheint mir der Gedanke plötzlich sehr
nachvollziehbar, dass diese Art des Bier-Konsums offensichtlich viel Freude zu
bereiten scheint. Wann bekommt man auch schon mal eine Yoga Stunde gratis? Auch
heute werden die Kunstwerke untermalt von Musik, erst von der sanften Stimme
des Singer-Songwriters Liann, dann schließt die Band SAMT den
Abend mit einer sphärischen Stimmung zum weit weg träumen.

 Nach dem ereignisreichen Wochenende kann ich am Montag
im Praktikum kaum geradeaus schauen. Trotzdem bekomme ich als bekennender
Musikjunkie nie genug von Konzerten: schon seit Wochen wartet mein Ticket für
das Konzert von Franz Ferdinand auf seinen Einsatz. Die TonHalle liegt
mittlerweile etwas versteckt hinter der Baustelle, der das Kultfabrikgelände
weichen musste, doch noch hält die alte Konzerthalle der fortschreitenden
Verdrängung von Kulturstätten stand.

Ich bin gespannt die Indie Band endlich mal wieder Live zu
erleben, denn das letzte Mal ist viel zu lange her. Nach ihren Experimenten
unter dem Namen „Franz Ferdinand & Sparks“ war ich erfreut, dass nach 5
Jahren wieder ein Album im back-to-the-roots-Stil veröffentlicht wurde. Und
natürlich hoffe auch ein paar alte Klassiker in der Setlist zu finden – „this
fire is out of control!“

Am Dienstag verschlägt es mich wieder auf ein
Konzert, und zwar spielen Django Django im Strøm – eine meiner liebsten
Konzertlocations in München. Auch hier bin ich neugierig wie die Band ihr neues
Album „Marble Skies“ live präsentieren wird. Der für das Ensemble so typische,
zweistimmige Gesang hat einen hohen Wiedererkennungswert und macht die Band
meiner Meinung nach sehr einzigartig.

Am Mittwoch feiert der Salon Irkutsk sein
7-jähriges Jubliäum. Da ich in der Nachbarschaft wohne und hier schon einige
längere Abende zwischen den so unverkennbar blauen Wänden verbracht habe,
schaue ich auf ein Feierabendradler in der Isabellastraße 4 vorbei. Die urige,
türkisblaue Bar mit dem unlesbaren Schild über der Tür ist schon längst kein
Geheimtipp mehr und wird aus allen Nähten platzen.

Am Donnerstag muss ich mich von all den Eindrücken
der Woche erholen und die Erlebnisse verarbeiten. Ich treffe mich mit einer
Freundin in der Bar 404 page not found, die jedes Mal, wenn ich seit der
Eröffnung hierher komme, irgendetwas Neues an Einrichtungsgegenständen oder
Dekoration hinzuzugewinnen scheint. Wir erzählen uns von unseren Erlebnissen
der Woche und das kommende Wochenende muss natürlich auch geplant werden. Ich
will noch jemanden finden, der am Freitag mit mir auf die neue
Partyreihe „Plug in Beats“ ins Feierwerk gehen möchte. Das Konzept der Party:
Alle Gäste können ihr Handy an die Anlage anschließen und einen von ihnen
selbst ausgewählten Track zur Playlist beisteuern.  Der Grundgedanke ist, geflüchteten Menschen
eine Möglichkeit zu geben, mit jungen Münchnern gemeinsam zu feiern und durch
die Mitgestaltung der Playlist, die Party zu einer besonders interkulturellen
Erfahrung zu machen. Es erscheint mir super zum Musik entdecken und Kontakte
knüpfen. „Hey, du hast ‘nen coolen Song ausgewählt, woher kommt der? Erzähl mir
die Geschichte dahinter!“ Eintritt ist frei – also, worauf warten wir noch?

Foto: privat

Fragen über Fragen – Eva-Marlene Etzel

“Ich liebe analoge Fotografie und Polaroids, aber im Job fotografiere ich vorwiegend digital. Das führt auch dazu, dass meist verhältnismäßig viele Bilder gemacht werden und dies ermüdet mich ziemlich,“ sagt Fotografin Eva-Marlene Etzel, die bei unserer Ausstellung “10 im Quadrat – Reloaded” mitgewirkt hat. Wir haben ihr ein paar Fragen gestellt.

Worum geht es bei
deinem Konzept? / Wie bist du darauf gekommen?



Ich liebe analoge Fotografie und Polaroids, aber im Job fotografiere ich
vorwiegend digital. Das führt auch dazu, dass meist verhältnismäßig viele
Bilder gemacht werden und dies ermüdet mich ziemlich. Deshalb war für mich
klar, ich will für dieses freie Projekt analog fotografieren. Spannend fand ich
beim Polaroid, dass tatsächlich nur zwei Bilder pro Model gemacht werden
konnten, da die Anschaffung der Filme sonst zu teuer würde. So haben wir uns
die Konzepte sorgfältig überlegt und hatten dann genau zwei Versuche diese
umzusetzen. Dies hat erstaunlich gut funktioniert und hat durch die Spannung
viel Spaß gemacht.

Wie war es, so viele unterschiedliche
Leute für eine Bild-Serie zu fotografieren?

Toll, aber auch ein organisatorischer Aufwand. Ich habe je fünf Models an zwei
Tagen zu mir nach Hause eingeladen, wo wir dann erst einmal ein bisschen
quatschen konnten. Ich habe, wenn Zeit und Interesse war, meine Meisterarbeit
gezeigt, so dass sich die Models etwas unter meiner Fotografie vorstellen
konnten. Schön war es bei den Musikern, während des Shooting deren eigene Musik
zu hören, so bekam ich einen direkten Eindruck von der anwesenden
Persönlichkeit.

Welche Begegnung hat dich am meisten
beschäftigt?

Am meisten Spaß hatte ich wohl mit Anouk, sie wollte mit Kakteen posieren und
hat dann direkt mit einem riesigen Kaktus, den wir in meinen Hausflur
aufspürten, innig gekuschelt. Im Gespräch kam heraus, dass sie hobbymäßig
selbst gerne fotografiert und so fragte ich sie kurzer Hand, ob sie das
Selbstportrait im Stil der Serie von mir machen will. Weiterhin hatte ich eine
sehr schöne Zeit und gute Gespräche mit Verena und Natanael, ich würde mich
wirklich freuen, wenn diese neuen Kontakte bestehen bleiben.

War es schwieriger, z.B. einen
Schauspieler/Musiker zu fotografieren (also selbst “Künstler”), als
professionelle Models und wenn ja, inwiefern?

Ehrlich gesagt fand ich es schöner. Wir haben ja alle Konzepte vor und während
des Shootings gemeinsam erarbeitet und es war toll, Künstler vor der Linse zu
haben, die ein gutes Selbstverständnis und kreative Energie mitbringen. Ich
würde in Zukunft gerne mehr mit Musikern und Schauspielern arbeiten.

Bist du auch mal an deine Grenzen
gestoßen? / Musstest du deine Vorstellung/ dein Konzept über den Haufen werfen,
weil es schlichtweg nicht ausführbar war?

Gott sei Dank hat alles geklappt, die Serie war aber auch auf Zufall und
Unvorhersehbarkeiten ausgelegt. Mit Natanael habe ich tatsächlich als einzigem
ein drittes Bild gemacht, da er relativ am Ende fotografiert wurde. Es war
abzusehen, dass die zwei Extra-Bilder, die ich als Sicherheit aufgehoben hatte,
nicht mehr benötigt werden und nun habe ich sogar noch ein Bild übrig.

Nimmst du die Szene dieser Stadt nach
dem Projekt anders war? Braucht es mehr Vernetzung?

Auf jeden Fall! Ich bin zwar gebürtige Münchnerin, habe aber während meines
Studiums von 2009 bis 2016 nicht hier gewohnt. Das heißt, ich bin erst relativ
kurze Zeit zurück in der Stadt und bin total begeistert, was es für eine
interessante junge Musik- und Theaterszene gibt. Vor allem, wenn man einige
Namen mit tollen Persönlichkeiten verknüpfen kann, ich freue mich schon darauf,
zu Konzerten und Vorstellungen unserer talentierten Modelle zu gehen!

Foto: Anouk Elias

250 Zeichen Wut: Sommerloch

Jeden Tag am See liegen und abends grillen wird auf Dauer auch langweilig. Leider scheint im Sommerloch aber nichts anderes möglich zu sein.

Jedes Jahr das Gleiche: Alles ausgestorben. Alle auf Malle. Rien ne va plus in der Heimat. Liebe Veranstalter, Clubbesitzer, Theater, Fernsehmoderatoren, Radiosender, Zeitungen, Wirte, Bands, Politiker: Es ist nicht jeder vier Wochen im Urlaub!

Text: Maximilian Mumme

Von Freitag bis Freitag: Unterwegs mit Marina

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Auch wenn die Wetteraussichten nicht die besten sind, trotzt unsere Autorin jedem Regenschauer und lässt sich ihren Sommer nicht verderben. Auf ihrem Wochenplan steht das Theatron, eine Vernissage und die
Surf Film Nacht München.

Bei den eher kühlen als sommerlichen Temperaturen, die mir
die kommende Woche bevorstehen, kommt bei Betrachtung des Wetterberichts noch
keine wirkliche Sommerstimmung auf. Also mache ich mir die eben selber:

Freitag
beginnt gleich mit einem vollen Programm. Zuerst in der Bar Altgiesing, mit der
Vernissage der Ausstellung Books and Birds
mit den Illustrationen von Simon
Marchner. Man kennt ihn in München, von verschiedenen Ausstellungen und weil er
hinter dem ein oder anderen Bandplakat und Albumcover lokaler Bands steckt.
Naturmotive, gebildet aus geometrischen Formen und klaren Farbflächen – klingt
wie ein Gegensatz, funktioniert aber super. Weil mir das noch nicht genug Kunst
war, ziehe ich weiter zur Preview der Stroke. Die Münchner Kunstmesse findet sonst
immer im Frühling statt, seit letztem Jahr gibt es auch eine Ausgabe im Herbst
und jetzt eine Preview, die Veränderungen ankündigt und mich schon seit Wochen
neugierig macht.Nach so viel Kunst brauche ich dann aber erstmal Entspannung
für die Augen. Also ab ins Kooks, Augen zu und Musik an, zu dem punkigen Mix
von DJ Robert Pointner. Ideal für einen Freitag Abend und perfekt für mein
entspanntes Sommerfeeling.

Samstagmorgen fällt es mir plötzlich wieder ein: Da warten
noch drei Hausarbeiten auf ihre Bearbeitung. Das hatte ich irgendwie geschickt
verdrängt – aber es hilft nichts, den Tag verbringe ich fleißig vor dem Laptop.
Abends geht es dann aber zum Theatron, das Festival ist im August nicht
wegzudenken, wenn man in München unterwegs ist. Außerdem spielen heute mit AMI
und Xavier Darcy
zwei meiner absoluten Lieblingsmusiker aus München, die ich in
dieser Kombination nicht verpassen will.

Sonntag bin ich tagsüber wieder mit den Hausarbeiten
beschäftigt – jedenfalls ein bisschen. Um doch noch vom Uni-Stress
abzuschalten, habe ich mir mit dem Film „Gaza Surf Club“ bei den
Filmkunstwochen ein entspanntes Abendprogramm gesucht. Es geht um junge
Palästinenser, die ausbrechen wollen aus den begrenzten, von den Hamas
regierten Gebieten, und das zumindest in einem Moment schaffen: auf dem Meer,
beim Surfen. Beeindruckt von diesem Film falle ich nach dem Wochenende erstmal
müde ins Bett.

Wie jeder andere auch mag ich Montage nicht besonders. In
die Arbeit fahren um eine Uhrzeit, die ich eigentlich gerne eher schlafend
erleben würde – naja, kann man nicht ändern. Dafür lege ich nach der Arbeit
noch einen Abstecher zur Praterinsel ein, wo gerade der Open Air Bar Market
stattfindet. Besonders die Madam Bar mag ich sehr gerne und freue mich über die
Möglichkeit, meinen Montag entspannt ausklingen zu lassen.

Am Dienstag zieht es mich wieder zum Theatron, wo heute
Adulescens auftreten. Mit mitreißendem Electro-Pop inspiriert von Post-Rock und
Elektro mischen sie das Publikum ordentlich auf. Da macht zuhören Spaß und ich
kann mitwippen und den Abend genießen.

Der nächste musikalische Höhepunkt sind zwei bekannte
Singer-Songwriter aus der Münchner Musik-Szene im Minna Thiel. Jacobey und
Nikolaus Wolf spielen beim Schienen-Bus-Konzert und verzaubern die Zuhörer
einerseits mit eingängigen, leicht melancholischen Melodien und
charakteristischer Stimme bis hin zu großartigen Songs, die mit ihren Texten
direkt unter die Haut gehen. So sollte ein Mittwoch doch aussehen!

Wer hätte es gedacht: Donnerstag bin ich schon wieder auf
einem Konzert. Diesmal im Maxe Belle Spitz, bei We Speak in Colors, dem
Indie-Projekt des Amerikaners Andrew Armstrong, ein Künstler, der mit seinen
eindrucksvollen Songs und einer sanften Stimme Bilder von Sonne und Fernweh
zaubert. Kein Wunder, denn der Musiker ist in den letzten Jahren selten an
einem Ort geblieben und treibt sich durch die USA und die ganze Welt. Support
gibt es von Ben Deen, Singer-Songwriter ursprünglich aus München, mit bluesigen
Songs über das Leben.

Am Freitag gehe ich es ruhig an und greife ein anderes Thema
dieser Woche wieder auf: Surfen. Bei der Surf Film Nacht München erfahre ich,
wie die spanische Surfkultur entstand, die heute Menschen aus der ganzen Welt
anzieht. Nach dieser Woche voller Konzerte und Filmerlebnisse falle ich müde
ins Bett – meine Hausarbeiten habe ich natürlich schon wieder vergessen.

Text: Marina Sprenger

Foto: Privat

Mein München: Feierwerk

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Lange hat Michael Schauer, 25, selbst im Feierwerk gearbeitet, mit seiner ehemaligen Band “Ropes” ist er sogar mehrmals dort aufgetreten und immer noch besucht er dort regelmäßig Konzerte – kein Wunder also, dass er viel mit diesem Ort in der Hansastraße verbindet. 

„The World is a Beautiful Place & I am No Longer Afraid to Die“ ist ein ungewöhnlich langer Name für eine Band und umso einprägsamer. Irgendwie eine schöne und beruhigende Vorstellung, keine Angst vor dem Tod zu haben.
 Das Bild machte Michael Schauer, 25, beim letzten Song ihres Konzertes im Feierwerk, der Staub noch in der Luft. Die Band, die sich dem atmosphärischen Emocore verschrieben hat, scheint nach einem gelungenen Konzert zufrieden mit sich selbst, die Spannung fällt ab. Das sei einer der wenigen Momente gewesen, in dem Raum auf der Bühne war, die normalerweise bei der achtköpfigen Band ziemlich bepackt ist. Besonders gern fotografiert der Soziologie- und Philosophiestudent bei Konzerten: „Die Musiker driften immer so cool ab und ihr Körper entwickelt dabei eine Eigendynamik. Diese versuche ich einzufangen.“ Die Bühnen des Feierwerks kennt Michi nicht nur aus seiner Zeit als Mitarbeiter, sondern auch als ehemaliger Frontmann der Münchner Hardcore Band „Ropes“ nur allzu gut: „Es bleibt natürlich immer eine besondere Verbindung, man kennt die Leute und kommt gern oft zurück.“ Das Feierwerk ist neben Partyveranstaltung unter anderem für seine Jugendarbeit und politische Aufklärungsarbeit firm bekannt.„Das sind alles Dinge, die das Feierwerk für München wertvoll machen. 

Von:Gabriella Silvestri

Endlose Playlist

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Tapefruit bietet eine riesige Song-Wiedergabeliste, an der jeder, der sich auf der Seite, die wie ein Blog funktioniert, registriert, mitarbeiten kann.

München – Musik, und die Leidenschaft, sie anzuhören, selbst Musik zu machen und neue Musik zu entdecken, das ist es wohl, was Matthias Schmidt, 26, bis heute so fasziniert. Zu Schulzeiten, in seiner Klasse und mit der Parallelklasse, habe es einen regen Austausch über Musik gegeben, alle waren offen gegenüber dem Musikgeschmack der anderen, alle hörten gern „den coolen Sound aus der anderen Ecke“. Dem drohte dann allerdings das Ende, als es auf das Abitur zuging. Dies wollten er und sein langjähriger Freund Fabian Nußberger verhindern und beschlossen, eine Seite zu erstellen, die genau dieses Konzept weiterführt: „Die Idee war, eine endlose Playlist zu erstellen“, sagt Matthias.

„Tapefruit“, oder vielmehr das siebenköpfige Team rund um Matthias, sehen sich zwar als den klassischen Blog, zum anderen aber auch als eine Art Community. Das Ziel ist es, eine Playlist zu erstellen, mit Songs, die alle völlig unabhängig von Genregrenzen, Bekanntheitsgrad, Alter der Künstler oder Alter der Aufnahme hinzugefügt werden. „Es gibt Videos, die 40 Klicks bei YouTube haben, und Videos, die 4,5 Millionen Klicks haben, die bei uns auf der Playlist landen“, sagt Matthias.
Wie die Seite denn funktioniere? „Die Playlist wird in zwei Schritten erstellt: Vorschläge, dann das Voting, und so wird die Playlist erstellt. Wer die Playlist mitgestalten will, kann sich als Nutzer registrieren und von da an jede Woche einen Song für die Liste vorschlagen. Wichtig ist, dass der Song irgendwo im Netz zu hören sein muss“, erklärt Matthias. Alle Vorschläge, die in einer Woche gesammelt wurden, stünden in der darauffolgenden Woche zur Wahl für die Playliste und jeden Sonntag würden dann die Stimmen ausgezählt; der Gewinner erhalte seinen Ehrenplatz auf der Playliste, die inzwischen fast 400 Titel umfasst.

Aber Tapefruit ist nicht nur eine Seite mit einer endlosen Playlist. Irgendwann kam dem Team der Gedanke, die Kontakte, auch zu regionalen Bands oder Musikern, die sich über die Seite ergaben, zu nutzen. Und so beschlossen sie, selbst einmal eine Konzert- und Party-Reihe zu veranstalten – etwa alle drei Monate. Die erste Veranstaltung fand in der Zwischennutzung „Die Repüblik“ statt, dann ging es im Cord Club weiter, mittlerweile sind sie in die Milla umgezogen. Meist mit Bands aus München oder Bayern, zu denen sie durch Song-Vorschläge Kontakt haben oder die selbst auf das Tapefruit Team zugekommen sind. Anschließend wird aufgelegt. Die nächste „Tapefruit-Party“, wie Matthias sie nennt, wird voraussichtlich Ende November stattfinden, nach der Abgabe seiner Masterthesis.

Aber nicht nur er selbst beteiligt sich am Fortbestehen der Seite, derzeit seien bis zu 15 User regelmäßig aktiv, sagt Matthias. Das bedeutet, sie reichen Vorschläge ein und stimmen für die Playlist ab. „Ich kann behaupten und das freut mich sehr, dass es noch nie Zeiten gegeben hat, in denen keine Vorschläge eingingen“, sagt er und lacht. Zudem besuchten bis zu 200 Leute die Seite pro Tag. Es gebe außerdem auch noch viele, die die Seite regelmäßig besuchen, aber eben nicht als Benutzer angemeldet und aktiv seien.
Zudem gibt es neben der Seite und den regelmäßigen Konzert-und Partyreihen einen Blog, auf dem pro Woche ungefähr ein bis zwei Artikel zu musikalischen Themengebieten veröffentlicht werden.

Und doch, der Wunsch, „mal etwas in der Hand halten zu können“, Tapefruit zum Anfassen sozusagen, ist geblieben, und so plante er zusammen mit Thomas Schamann eine Print-Ausgabe, die Anfang Juli diesen Jahres erschienen ist. Das kleine Heft im Hosentaschenformat bietet auf 32 Seiten verschiedene musikalische Inhalte wie etwa ein Interview mit der Band „Karaba“. In der Print-Ausgabe steckt viel Herzblut, das merkt man, wenn Matthias davon spricht, die Themenauswahl ist sehr persönlich, gründlich von den Tapefruit-Mitgliedern ausgewählt. Das Layout hätten sie an einem Wochenende „durchgeprügelt“. „Es gibt leider keinen so richtig organisierten Vertrieb“, sagt er. Sie hätten die Hefte dabei und legten sie dann alle immer mal wieder an der Uni, in verschiedenen Cafés und Bars, wo sie selbst auch öfter mal sind, aus. Und im Milla kann man sie natürlich bekommen.

Wie genau es mit Tapefruit weitergeht, das wisse er selbst noch nicht so genau, sagt er, aber natürlich solle die Seite fortbestehen, das sei ihm sehr wichtig. „Konkrete Termine gibt es nicht, aber viele Ideen“, sagt Matthias schmunzelnd. Eine Radiosendung etwa. Und natürlich hofft er darauf, dass auch in Zukunft immer weiter Vorschläge eingereicht werden. Und dass es aktive User gibt. Er werde sicher weitermachen: „Meine Faszination für Musik werde ich nicht so schnell verlieren!“  

Stephanie Albinger

Foto: Victoria Männel