Fragen über Fragen – Matt Kovac

Es ist immer wieder schön, mit neuen Fotografen zu arbeiten. Jeder ist in seiner Art und Weise verschieden, kommt aus einer anderen Ecke, ist Vollprofi oder hobbymäßig interessiert, diese Diversität gefällt mir

, sagt Musiker Matt Kovac, der bei unserer Ausstellung

“10 im Quadrat – Reloaded”als Model mitgewirkt hat. Wir haben ihm ein paar Fragen gestellt.

Du stehst mit deiner Kunst öfter mal
vor Publikum. Wie war es für dich, so oft fotografiert zu werden?
Es macht Spaß! Es ist
immer wieder schön, mit neuen Fotografen zu arbeiten. Jeder ist in seiner Art
und Weise verschieden, kommt aus einer anderen Ecke, ist Vollprofi oder hobbymäßig interessiert,
diese Diversität gefällt mir.

Hat das Mut erfordert? 
Nein, ganz im
Gegenteil, Ich hab mich sehr darauf gefreut! 

Bist du auch mal in andere Rollen
geschlüpft? / Hast du andere Seiten an dir kennengelernt? 
Da müsste ich
mir jetzt was aus den Fingern saugen… Ich bin eigentlich immer Ich selbst
geblieben, habe aber natürlich diverse Facetten meines Ichs zeigen müssen vor
der Kamera… spannend auf jeden Fall!

Welche Begegnung hat dich am stärksten
geprägt? 
Ich bin ein großer
Fan von Diego. Er ist ein unglaublich interessierter, motivierter Typ,
sehr entspannt als Fotograf, extrem ambitioniert und talentiert zugleich.
Ich glaube, er wird damit sicher Erfolg haben. 

Bist du auch mal an deine Grenzen
gestoßen? 
Das
letzte Shooting mit Anna, zusammen mit Leon, war doch eines der kältesten, das
ich je mitgemacht habe: -10 Grad auf der Panzerwiese…. Der Kaffee danach war selten
so wunderbar warm, haha.

Foto: Eva-Marlene Etzel

Zeichen der Freundschaft: Kippen-Kaffee-Kränzchen

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Aus der regelmäßigen Flucht vor schlechten DJs und Alkoholleichen hat sich die Freundschaft unserer Autorin und ihrer Freundin heraus entwickelt. Mittlerweile sind sie dickste Freunde. Ein bestimmtes Ritual verbindet sie besonders.

„Geh’n wir noch eine rauchen?“ Ich nicke. Irgendwie ganz selbstverständlich. Mechanisch stehe ich auf, und Mimi folgt mir nach draußen zur Tür. Wir schlüpfen in unsere Jacken und verlassen den kleinen Tisch unseres Lieblingscafés, dem Ort, an dem wir uns regelmäßig zum Reden und zur Suchtbefriedigung treffen. Mimi und ich teilen die selben Laster: Tabak, schwarzer Kaffee und gute Gespräche.

Gerne bezeichne ich Mimi als meine Raucher-Freundin. Wahrscheinlich weil damit alles begann. Auf Partys wurde uns das sinnlose Betrinken manchmal zu viel. Und wenn die Alkoholleichen begannen, hin und her zu wanken und sich taktlos und ohne Taktgefühl zu den schlechten Beats des DJs zu bewegen, dann suchten wir zusammen oftmals schnell das Weite. Oder die nicht all zu
weit entfernte Raucherecke. Dort konnten wir stundenlang gemeinsam quatschen und die Welt um uns herum vergessen.

Wir haben uns nicht gesucht und doch irgendwie gefunden. Vielleicht sind wir uns anfangs auch ein bisschen aus dem Weg gegangen. Und doch treffen wir uns mittlerweile ein Mal die Woche auf so eine Art Kippen-Kaffee-Kränzchen.
Da stehen wir nun also draußen vorm Café. Mimi in Chucks und Hippie-Hose. Ich im schwarzen Seidenkleid mit rot bemalten Lippen. Zwei Mädchen, auf den ersten Blick so unterschiedlich und doch verdammt gleich. Ein wenig seelenverwandt. Wir leben in ein und derselben Welt. Einer Welt, die so manch einer nicht verstehen kann.

Zurück am Tisch. Wir schlürfen beide unser schwarzes Glück aus großen weißen Tassen und reden. Denn wenn Mimi und ich reden, dann reden wir auch wirklich miteinander. Nur selten um den heißen Brei herum. Smaltalk, der liegt uns nicht. In jedem Gespräch wird ins Detail gegangen. Die eine erzählt, die andere hört gespannt zu. Wir berichten vom stressigen Arbeits- und
Schulalltag. Wir reden über Beziehungstiefen und Singlehöhen. Ich bringe Mimi Optimismus bei und lerne Pessimismus zu verstehen. Wir reden über den Sinn des Lebens und die Gesellschaft, die wir viel zu oft verfluchen. Wir schimpfen über Leistungsdruck und ständigen Konsum und wir lesen uns gegenseitig unsere Gedichte und Texte vor.

Mimi und ich sind manchmal so unterschiedlich wie Tag und Nacht, hip und Hippie, bunte Muster vs. schwarz und düster, Partynacht vs. neben dem Freund am nächsten Morgen aufgewacht, positive Gedanken vs. Schultern sacken. Und doch sind wir Aliens vom selben Stern, die sich von Kaffee und Kippen ernähren, viel zu gern.

Text: Anastasia Trenkler

Foto: Yunus Hutterer

Konzentriert

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Uni-Stress? Patrick Schmuck macht daraus eine Geschäftsidee. Sein “Performance Powder” soll eine gute Alternative zu Kaffee, Enegery-Drinks oder gar verschreibungspflichtigen Medikamenten darstellen, wenn der Leistungsdruck zu hoch wird.

München – Der Stoff wird getestet. Patrick reißt das kleine Tütchen auf. Feines, weißes Pulver rieselt auf die Serviette. Geschmacksprobe: frische Minze mit erstaunlich bitterem Nachgeschmack. Dann wird auf den Kick gewartet. Aber irgendetwas stimmt nicht. Der fröhliche Lärm schwatzender Studenten, das Klappern der Teller voller Rührei von glücklichen Hühnern und Bio-Petersilie, der Geruch von frisch gebackenen Croissants. Nein, das ist keine Umgebung für Koks oder härtere Sachen.

Auch Patrick Schmuck, 28, erinnert in etwa so sehr an einen Drogendealer wie Hulk an eine Ballerina. Sein weiß-blau gestreiftes Hemd wird von einer blauen Hose und grauen Schuhen ergänzt. Sehr modisch, sehr gepflegt. Ebenso sein akkurat gestutzter blonder Bart und die zurückgekämmten Haare. Seine dunkelbraunen Augen scheinen manchmal nach etwas über den Köpfen der Frühstücksgäste in dem kleinen Café am Gärtnerplatz zu suchen.
Vor etwa drei Jahren, nachdem Patrick angefangen hatte, Wirtschaftspsychologie zu studieren, ist ihm die Idee gekommen, ein Produkt zu entwickeln, das es, seiner Meinung nach, noch nicht gab. „Performance-Powder“ nennt er das, was heute auf dem unbehandelten Holztisch vor ihm liegt.

Er dreht das kleine Kartonpäckchen in seinen erstaunlich großen Händen. Schlichtes, aber hippes Design. Das Firmenlogo: zwei runde Augen, ohne Zweifel die Andeutung einer Eule. Sie symbolisiert Weisheit. Sie ist aber auch ein Nachttier, ein Jäger. Auf der Jagd nach summa cum laude, nach Bestleistung, selbst zu später Stunde. „Summacum“, so heißt das Konzentrationsmittel, das Patrick entwickelt hat. Dass Studenten zu Medikamenten greifen, um besser lernen zu können, ist bekannt – Patrick will nun eine gute Alternative anbieten.

Aber ist es wirklich so schlimm? Vera (Name geändert), 21, studiert im vierten Semester Medizin in München. „Kaffee, Energy-Drinks, Koffeintabletten und Guarana sind weit verbreitet“, sagt sie. Aber ja, es gebe auch Leute, die Ritalin nehmen. Sehr beliebt seien auch Beruhigungsmittel, gerade vor mündlichen Klausuren. „Die sind leichter zu bekommen.“ Auch der Jurastudent Lukas (Name geändert) weiß, „dass es Kommilitonen gibt, die sich entsprechendes Zeug einwerfen“, auch wenn er selbst vor Prüfungen bei Energy Drinks bleibt.

„Aufputschmittel wie Ritalin wirken nicht nur auf die Psyche“, warnt der Psychiater und Sportmediziner Daniel Drexler. Die Mittel verändern den Schlafrhythmus, unterdrücken die Ruhephasen und können schnell in die Abhängigkeit führen. Zwar wird nicht jeder, der einmal Ritalin genommen hat, gleich zum Junkie, doch oft entwickelt sich daraus ein fataler Zyklus: Denn nach dem Aufputschen kommt die Ruhelosigkeit. „Unter Studenten werden die Schlaftabletten ,Dorm‘ immer beliebter“, sagt Drexler. Die bekommt man ohne Rezept in der Apotheke.

Tagsüber künstliche Hochleistung, dann mit Pillen durch die Nacht – läuft nicht grundsätzlich etwas falsch an den Unis, wenn Studenten den Lernstoff nicht mehr bewältigen und den Leistungsdruck ohne Hilfsmittel nicht mehr aushalten können? Patrick streicht sich über den Bart. Ja, das habe auch er erschreckend gefunden. Eine Antwort darauf hat er nicht, eine grundsätzliche Lösung auch nicht. Auch er ändert nichts am Druck, auch er will daran verdienen, dass Studenten immer noch effizienter sein wollen. Aber er glaubt, Studenten mit seinem Konzentrationsmittel dahin gehend helfen zu können, dass sie nicht mehr zu ungesunden oder gar gefährlichen Mitteln greifen müssen, um sich durch die Prüfungszeit zu dopen.

„Ich würde sagen, Summacum ist vom Koffeingehalt einfach wie eine starke Tasse Kaffee. Nur sinnvoller.“ Sinnvoller, weil ein „Stick“ nicht nur eine ähnlich hohe Menge an Koffein enthält, sondern auch Vitamine und Magnesium. Wenn er Aussagen über die Wirkung seines Produkts veröffentlicht, ist Patrick vorsichtig. Nichts darf gegen die „Health Claims“ verstoßen, sehr genaue Vorschriften, wie Produkte aus dem Nahrungsergänzungsmittelbereich beschrieben werden dürfen. Ob er gedacht hätte, dass es so aufwendig sei, ein kleines Mittelchen zu entwickeln und vor allem zu vermarkten. Er seufzt. „Nein. Aber man wächst da rein.“ Sowohl Unternehmensberater für Start-ups als auch ein Sachverständiger für Lebens- und Nahrungsergänzungsmittel seien ihm zur Seite gestanden. Dass er sich gründlich mit jedem Aspekt seines Produkts auskennt, zeigen die Fachbegriffe und Erklärungen, die er, ohne nachdenken zu müssen, parat hat. Von Inhaltsstoffen und Wirkungsmechanismen über legale Richtlinien bis hin zu den Herstellungsprozessen.
Geschäftsmann ist Patrick schon: Summacum soll die Nummer eins auf dem Konzentrationsmittelmarkt werden und europaweit vertrieben werden. Er spricht von weiteren geplanten Produktvariationen, von groß angelegten Werbekampagnen und von „Summacum-Dealern“, die schon an Universitäten in Deutschland unterwegs sind, um das Mittel unter Studenten zu verbreiten. Bei dem Begriff Dealer muss er selbst lachen. Ja, wenn man Leuten auf der Straße das Päckchen anbietet, seien viele erst einmal skeptisch. Was macht das mit mir, wird oft gefragt.
„Wenn man dann aber erklärt, wie die einzelnen Bestandteile des Mittels wirken, sind eigentlich alle begeistert“, sagt er. Zudem will er die Wirksamkeit von seinem Produkt noch einer wissenschaftlichen Studie unterziehen. Dennoch, Summacum soll kein Lifestyle-Produkt werden. Es soll kein Brausepulver sein, „das sich die Kids eins nach dem anderen reinziehen. Es soll seinen Zweck erfüllen.“

Seinen Zweck erfüllen – das soll es auch für Patrick. Er wollte schon immer von seinen eigenen Ideen leben. Das scheint auch jetzt schon gut zu funktionieren. Bis vier Uhr morgens habe er noch mit einem seiner Mitarbeiter an Marketingstrategien gebastelt. Gut, dass die Strategie für ein Mittel entwickelt werden muss, das einen auch zu diesen späten Stunden noch wach halten sollte. 

Weitere Infos: facebook.com/summacum

Theresa Parstorfer

Foto: Stefan Klitzsch