Der Mathematik-Student Joshua Cornelius hat mit zwei Freunden ein Fitness-Workout ohne Geräte entwickelt. Mit dem eigenen Körpergewicht sollen Kraft- und Ausdauerübungen durchgeführt werden. Ergänzt wird das Angebot durch Trainingspläne und Ernährungstipps.
Vor einem Jahr gründete Joshua Cornelius, 25, mit zwei Freunden das Fitness-Start-up Freeletics. Unterstützt wurden sie vom Münchner Center for Digital Technology and Management von TU und LMU. Freeletics besteht aus einer App und einer Webplattform und bietet ein neuartiges Trainingskonzept: kurze, hochintensive Kraft- und Ausdauerübungen, die nur mit dem eigenen Körpergewicht durchgeführt und als Video bereitgestellt werden. Zusätzlich gibt es Trainingspläne und Tipps zur Ernährung. Die erzielte Trainingsleistung – gemessen an der für ein Workout benötigten Zeit – kann mit Freunden geteilt und verglichen werden. Mittlerweile verzeichnet das Unternehmen 660 000 registrierte Nutzer weltweit. 30 Prozent kommen aus Deutschland. Aber auch in Ländern wie Brasilien, Frankreich oder Spanien ist Freeletics populär.
Was benötigt man für Freeletics?
Joshua Cornelius: Platz. Wir verzichten auf Geräte. Vor allem wenn man draußen trainiert, bietet sich zusätzlich eine Fitnessmatte an. Und irgendwas, an dem man Klimmzüge machen kann. Der aufwendige Weg ins Fitnessstudio entfällt, Ausreden zählen nicht mehr.
Wie sind Sie und Ihre Freunde auf die Idee gekommen?
Wir haben nicht Sport, sondern Mathematik, BWL und Chemieingenieur studiert. Doch wir sind alle sehr sportaffin. Wir waren vor allem aber natürlich alle drei gelegentlich im Fitnessstudio. Und da haben wir einfach nach einer Weiterentwicklung von Fitness gesucht.
Das müssen Sie genauer erklären.
Wir wollten eben ein Fitnesskonzept, das an die Bedürfnisse des 21. Jahrhunderts angepasst ist. Viele Menschen haben nicht mehr die Zeit, zweimal die Woche zum Sportverein oder ins Fitnessstudio zu fahren. Mit dem Programm können sie mit wenig Zeitaufwand das Maximale rausholen, denn unsere Übungen sind sehr effektiv, und trainieren kann man überall. Hinzu kommt der Community-Aspekt. Wenn ich ein Workout absolviere, bekommen die Leute, die ich in der App freigeschaltet habe, das mit. Sie können meine Leistung kommentieren, das motiviert ungemein.
Sie haben Ihr Fitness-Hobby zum Beruf gemacht.
Das war der Traum, und das hat auch geklappt. Und jetzt ist es unser Hauptberuf. Ich kümmere mich vor allem ums Marketing, Mehmet um die Buchhaltung und die Finanzen. Andrej macht unter anderem das Produktmanagement. Aber wie das eben so ist bei einem Startup, die Aufgabenbereiche sind nicht so strikt abgesteckt und wir machen irgendwie dann doch alles gemeinsam.
Was ist der Unterschied zwischen der App und der Webplattform?
Es gibt eine kostenfreie App und eine Pro-Variante, jeweils für iPhone und Android. Mit der kostenlosen kann man nur auf einen Teil der Übungen zugreifen, mit der Pro-Variante für 4,99 Euro auf alle. Über die Webseite aber verkaufen wir unseren Trainingsplan und den Ernährungsguide. Und darüber generieren wir, neben den Einnahmen durch den Verkauf der App, auch den Umsatz, der das Unternehmen trägt. Allerdings werden wir App und Webplattform in den nächsten Wochen immer mehr verschmelzen. Es wird also dann auch in der App selbst sowohl Trainingsplan als auch Ernährungsguide geben.
Was kosten Trainingsplan und Ernährungsguide?
Der Trainingsplan kostet 39,90 Euro für 15 Wochen. Der Ernährungsguide 29,90.
Wie viele der 660 000 registrierten Nutzer nehmen dieses Angebot in Anspruch?
Das darf ich nicht verraten, sonst könnte man ja errechnen, wie viel Umsatz wir machen. Aber es sind keine 50 Prozent, so viel kann ich sagen. Man kann aber das Angebot auch gut nutzen, ohne zu bezahlen. Nur wenn man gezieltere Anleitungen haben will, kostet es Geld.
Was sind Ihre Pläne für die nächsten Wochen und Monate?
Wir wachsen gerade, momentan haben wir etwa 15 Mitarbeiter und zusätzlich Werkstudenten und Praktikanten. Wir wollen die nächste Herausforderung schaffen für jene, die das Trainingsprogramm schon absolviert haben. Aber wir werden auch einen leichteren Einstieg ermöglichen für alle diejenigen, denen die jetzigen Übungen zu anspruchsvoll sind.
Marco Runge
Foto: Freeletics