Neuland: StudySmarter

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Damit das Lernen einfacher wird, haben vier Studenten der LMU und TU die App StudySmarter entwickelt.

Studieren soll Spaß machen. Vor allem das Lernen soll für jeden Studierenden einfach und motivierend sein, findet Maurice Khudhir, der mit Christian Felgenauer, Simon Hohentanner und Till Söhlemann – alle vier studieren an der LMU oder der TU – die App StudySmarter entwickelt hat. Studierende können dort ihre eigenen Vorlesungsfolien hochladen und bearbeiten: Indem man Sätze markiert, werden diese in einer Zusammenfassung aufgelistet. Folien können als wichtig eingestuft oder gelöscht werden – mit den selbst beschrifteten Karteikarten wiederholt man die gelernten Inhalte.

Das Konzept hat Erfolg: In den ersten zwei Tagen haben sich bereits mehr als 1000 Studierende auf der Plattform angemeldet. „Wir haben sehr viel positives Feedback bekommen, was uns insbesondere nach der langen Entwicklungsphase freut und Bestätigung gibt“, sagt Maurice, der auf ein Jahr Vorbereitungszeit zurückblickt, bis die App nun für alle Lernenden zugänglich gemacht werden konnte. Gefördert wird das Start-up unter anderem von der LMU und der TU.

 

Text: Jana Haberkern

Foto:

Maurice Khudhir

 

Von Freitag bis Freitag: Unterwegs mit Jana

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Unsere Autorin Jana ist am liebsten im Theater: Entweder sie steht selbst auf der Bühne oder schaut sich ein anderes Theaterstück an – wie “Die Stühle”. Zwischendurch trifft sie sich mit Freunden bei der Feuerzangenbowle, besucht das Filmfestival KINO ASYL oder rockt zur Musik von “LVNG” ab.

Endlich Freitag! Ein Ausruf, den man als Studentin mitten im Semester nicht zu laut von sich geben sollte. Zumindest komme ich mir etwas seltsam dabei vor, denn im Moment scheint die ganze Woche über Wochenende zu sein.
Den Freitagabend läute ich im Hoch X ein. Die Stühle wurde von Amrei Scheer mit Philipp Schulze und Fiona Grün inszeniert. Alle drei sind gerade mal 20 Jahre alt und ich frage mich, was wohl dabei herauskommt, wenn sich drei junge Menschen in die Lage eines alten, seit Jahrzehnten in einem Turm eingesperrten Paares versetzen und über das Leben und dessen Sinn nachdenken. Trotz des schweren Stoffs – oder gerade deswegen – ist mir nach der Vorstellung nach etwas Fröhlichkeit zumute und ich mache mich auf den Weg ins Import Export, wo sie heute das KINO ASYL begießen. Ein Filmfestival, das die vergangene Woche Filme von und mit Menschen mit Fluchterfahrung zeigte. Die Abschlussparty geht bis in die frühen Morgenstunden und ich schlafe bis weit in den Samstagmittag hinein.

Als ich am Samstag aufwache, erwarten mich ein Dutzend verpasster Anrufe meiner Freunde, die schon am Isartor auf mich warten. Ein Glück haben sie noch nicht den ganzen Kessel Feuerzangenbowle ausgetrunken, als ich endlich ankomme, und ich darf mich mit einer heißen Tasse Hochprozentigem auf unseren gemeinsamen Abend einstimmen. Der führt uns heute ins Munich
Center of Community Arts – das MUCCA und wir sehen uns dort das Theaterstück Reine Kopfsache an. Die beiden Schauspieler machen sich darin auf die Suche nach sich selbst, dem Anderen, dem Du, dem Ich, dem Wir und fragen sich, was in den Köpfen der Menschen wohl so passiert. So viel Tiefgründigkeit lässt uns in geradezu melancholische Stimmung verfallen und wir enden in einer philosophischen Diskussion über das Leben und das Sein.

Dieser Abend motiviert mich, am Sonntag einmal selbst auf der Bühne zu stehen – und meinem eigenen Glück auf die Spur zu kommen. Im Kösk gibt es ab heute jeden Sonntagnachmittag von 17-19 Uhr für alle Interessierten den Theaterworkshop GLÜCK. Die Teilnehmenden erforschen mit theatralen Mitteln das Glück und stellen Glücksvorstellungen auf den Kopf. Genau das Richtige, um einer anstehenden, sogenannten Winterdepression auszuweichen, denke ich mir.

Beflügelt von so viel Glücklichsein lässt sich der vorlesungslastige Montag doch gleich viel angenehmer einleiten und ich freue mich zur Abwechslung mal nur darauf, am Abend daheim Ingwertee zu kochen und ganz viel Serie zu schauen. Hach, ist der Winter schön.

Was, wenn der Student bereits am Dienstag in den Club gehen will? Tarne dich gut und nenne es „einen Konzertbesuch“. So mache ich es heute und verbringe meinen Abend in der Milla. Bevor sich Neufundland aus Köln die Ehre geben, spielen AberHallo, fünf Jungs aus Regensburg.

Mittwoch zählt ja auch für Normalos, sprich Verdienende, fast schon als Wochenende, oder? Oder vielleicht auch nicht, jedenfalls finde ich es höchste Zeit, die erste Bar in dieser Woche aufzusuchen und damit offiziell mein Wochenende zu beginnen. Wegen des Hauch schlechten Gewissens, das
mich seicht streift, möchte ich meinen exzessiven Bierkonsum an diesem Abend wenigstens mit etwas Kultur kombinieren und entscheide mich für die Kiste an der Münchner Freiheit, wo es an diesem Abend eine Lesung der Komparatistik Schreibwerkstatt gibt. Fleißige Studierende lesen ihre Texte vor und ich darf lauschen? Wunderbar. Das Bier schmeckt auch vorzüglich, ich bin glücklich. Vielleicht sollte ich das am kommenden Sonntag im Theaterworkshop mal erwähnen, es scheint ja doch recht einfach zu sein, die Sache mit dem Glücklichsein.

„Heute Abend LVNG?“ zischt mein Kommilitone mir am Donnerstagvormittag im Seminar zu. Kurz habe ich den Impuls, ihm auf den Rücken zu hauen, denn er muss sich verschluckt haben. Dann fällt es mir ein: LVNG, ausgesprochen aber Living, weise ich meinen Nebensitzer in die Namensgebung der altbekannten und nun irgendwie doch neu gewordenen Band LVNG aus
München ein. Anscheinend gibt es außer einem neuen Namen auch neue Musik, die diesmal ganz anders klingt. Wir machen uns nach der Uni also auf den Weg ins Muffatwerk, wo LVNG als Vorband von I’m Not A Band im Ampere ihre neuen Songs vorstellen. B mn hn Vkl mtsngn knn?

Und dann ist ja eh schon wieder Wochenende. Ich habe eigentlich gar keine Lust, am Freitag vor die Türe zu gehen, der Alkohol der letzten Woche reicht mindestens bis Silvester, und außerdem habe ich viel zu wenig geschlafen in den letzten Tagen. Deshalb muss es heute Abend unbedingt gemütlich werden. Und wo schafft man das besser als in der Glockenbachwerkstatt? Wenn Menschen aus überall Musik von überall spielen und GEMEINSAM in Großbuchstaben geschrieben wird. Gemeinsam macht eben doch alles viel mehr Spaß und deshalb wird der Freitagabend natürlich kein einsamer in den eigenen vier Wänden, sondern so funky wie der Titel der Veranstaltung: Beige Funky / die 2.

Text: Jana Haberkern

Foto: Privat

Zeichen der Freundschaft: Glitzerregen

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Glitzer ist nicht nur ein verbindendes Element zwischen unserer Autorin und ihrer Freundin Juli, sondern auch ein ganz besonders sympathischer, wirksamer Kommunikator. Ach ja 

und außerdem einfach überall.

“Ich stehe mit beiden Beinen fest im Glitzer”, steht auf dem Jutebeutel den ich von Juli zum Geburtstag geschenkt bekam. Und wenn Juli mit ihren in Ankersocken gekleideten Füßen auf einem Häufchen Konfetti-Glitzer in meinem Zimmer steht und mit unserem extra dafür angeschafften Schminkpinsel Glitzer in ihrem Gesicht verteilt, während wir Rotwein nippend die Atomic Café Playlist auf Spotify durchhören und mitgrölen, dann scheint es fast so, als wäre mein Jutebeutel ein für uns angefertigtes Unikat.

Was für andere ein lustiges Partygadget ist, ist für uns die dritte beste Freundin, die uns überall hin begleitet: Das besonders auffällig im Badezimmer drapierte Schächtelchen, in dem sich Glitzer in allen Farben dieser Welt finden lässt. Oder auch unser Restkontakt in die Außenwelt, wenn wir in unserem eigenen Kosmos verschwinden. Denn Glitzer verbindet, sodass wir auf jedem Konzert und auf jeder Party eine kleine Menge Menschen um uns versammeln, die von unserem freudebringenden Staub abhaben wollen. Und den teilen wir gerne und in rauen Mengen! Mal mit unseren Mitmenschen oder eben dann eher unfreiwillig an anderen Orten dieser Welt – in Julis großem Bett zum Beispiel, wenn wir nach einer durchtanzten Nacht mit einer Fertigpizza zwischen uns einschlummern. Oder in unseren Haaren: Dort verfängt sich das Glitzer meist besonders hartnäckig. Genauso wie in den Rillen des Holzbodens, auf unserer Kleidung oder auf dem Schreibblock, so dass das Glitzer selbst aus einer Vorlesung am Montagmorgen meine eigene kleine Party macht.

Im letzten Winter kamen wir dann auf die grandiose Idee, eine WG zu gründen. Noch bevor wir nach Wohnungen Ausschau hielten, kaufte Juli Bronze-Pulver im Baumarkt, mit dem wir unseren zukünftigen Esstisch bearbeiten könnten. Die Wohnung allerdings blieb uns bis heute verwehrt, doch Glitzer bleibt für uns einzigartige Kommunikation – kreuzt Juli in ihren Glitzerleggins bei mir auf, weiß ich direkt, dass ich heute nicht allzu früh ins Bett kommen werde.

Hey Juli, alles Gute zu deinem Geburtstag! Ich freue mich darauf, bei Kraftklub eine Menge Glitzer in dein hübsches Gesicht und in die Menschenmenge zu werfen und danach für dich staubzusaugen.

Text: Jana Haberkern

Neuland: Laurin Waldmann

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Inspiriert durch seine Freiwillligenarbeit hat Laurin Waldmann ein gemeinnütziges Projekt geschaffen, das Menschen aus 15 Ländern verbindet. Der Kolumbien direkt e.V. ermöglicht Schulpatenschaften und damit echte Chancen.

Kolumbien direkt e.V. wurde im Januar diesen Jahres von Laurin Waldmann zusammen mit seinem Team von zehn Gründungsmitgliedern als gemeinnütziger Verein ins Leben gerufen. Der Verein ermöglicht Patenschaften zwischen Schülern der Schule Colegio Ekklesía in Cali in Kolumbien und Paten, die ihnen den Schulbesuch durch finanzielle Unterstützung ermöglichen. Anders als in Deutschland ist es in Kolumbien völlig normal, eine Privatschule zu besuchen, ein Großteil der Schulen dort sind privat. Trotzdem können sich nicht alle Familien die Schule leisten. Der Verein unterstützt dann und schließt Patenschaften ab. Laurin hat Colegio Ekklesía und seine Schüler während eines Freiwilligendienstes dort kennengelernt und besucht sie seitdem regelmäßig. Gerade ist er in Singapur und hat dort weitere Paten für sein Projekt gefunden. Damit hat er Menschen aus 15 verschiedenen Ländern in Europa, Südamerika, Asien und Nordamerika für eine Patenschaft gewinnen können. Der Verein freut sich über Menschen, die Mitglied werden wollen. Auf ihrer Seite kolumbien-direkt.de gibt es Informationen zu den Projekten und den Möglichkeiten, diese zu unterstützen. 

Text: Jana Haberkern

Foto: Kolumbien direkt e.V.

Zeichen der Freundschaft: Rampenbier

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Bier, Theater und Zusammenleben und Zusammenarbeit – unsere Autorin berichtet von einem der tollsten Jahren ihrer Jugend.

Wir laufen die Rampe entlang, dann durch den langen Gang,
betoniert sind der Boden genauso wie die Wände und die Decke. Man hört schon
von hier den Wumps der Musik im Obergeschoss. Jemand Fremdem könnte man an
dieser Stelle niemals ernsthaft verklickern, dass wir gerade auf dem Weg ins
Theater sind. Viel zu sehr lässt die Atmosphäre auf eine Untergrund-Techno
Party schließen. Durch die schwere Türe werden wir die schmale Treppe hoch in
die bunten, provisorisch eingerichteten Räumlichkeiten unseres kleinen Theaters
geführt. Im riesig großen Proberaum ist das Licht aus und die Musik laut. An
jedem Möbelstück, auf jedem Schreibtisch, in der Einrichtung jedes einzelnen Raums
erkennt man den hier herrschenden, niemals endenden Arbeitsprozess. Jetzt sind
wir da. Und unsere Einflüsse haben direkten Einfluss auf die Arbeit an diesem
besonderen Theater.

Auf der Rampe sitzend denken wir nun – wenn wir alle wieder
gemeinsam für ein Projekt zusammen kommen –  an diese wunderbare Zeit,
wenn wir wieder einmal bis tief in den Abend hinein gearbeitet hatten, jemand
in weiser Voraussicht schon einmal eine Menge Bier gekauft hatte, und unsere
Energie noch stundenlang nicht nachlassen wollte. Aufgedreht von diesem Zauber
tanzten wir bis in die Morgenstunden in unserem Proberaum. Ich habe noch nie so
viel Gefühl gespürt wie in diesem Jahr, mit Euch. Diese Zeit gehört uns.

Als wir vor drei Jahren das erste Mal an dieser Rampe
ankamen, uns alle fremd waren, und ein Jahr dort miteinander verbringen
sollten, einte uns die unstillbare Lust, Theater zu machen, etwas zu bewegen.
Zu lange hatten wir auf der Schulbank stillgesessen, Matheformeln auswendig
gelernt und von einem Leben, frei mit der Kunst, geträumt. Plötzlich stießen
wir dort, vorerst unscheinbar, auf der Rampe auf Gleichgesinnte. Ein reger
Austausch begann, Freundschaften entstanden, wir als Team wurden zu einer
unschlagbaren Gemeinschaft. Es begann ein Jahr voll mit so vielen Eindrücken,
dass die Zeit nicht zum Verarbeiten reichte, ein einziger monatelang
anhaltender Rauschzustand. Wir verliebten uns ineinander, wir stritten uns
miteinander, wir wohnten zusammen, wir standen gemeinsam auf der Bühne und
leiteten Kindergruppen an. Das Rampen-Bier wurde zu einer festen Instanz unseres
Alltages, zwischen Schülergruppen und Schauspieltraining. Die Rampe war der
Aufgang des Theaters, für uns der Treffpunkt nach Feierabend, wenn wir die Aura
des Theaters noch nicht verlassen wollten. Auf der Rampe entwickelten wir
unsere Ideen gemeinsam weiter und lernten die Songtexte von Miley Cyrus’
Wrecking Ball und Lafees Virus auswendig. Wir schmiedeten Pläne für
Zusammenarbeiten nach unserem gemeinsamen Jahr, alle bereits in dem Wissen, dass
wir danach wieder sehr weit voneinander entfernt wohnen
würden.

In der Zwischenzeit – in den zwei Jahren seitdem unser Jahr
vorüber war– ist das Theater in ein Haus umgezogen. Unser Bunker von damals
ist für uns nicht mehr betretbar. Mit unserem Dosenbier sitzen wir deshalb
abends auf der Rampe und blättern wie in einem Fotoalbum durch unsere
gemeinsamen Erlebnisse – jemand erzählt von dem Abend, als wir “Die 5 Entdecker”
gründeten, mit einem Stapel “Cards against humanity” durch die Stadt liefen und
die Plakate zur Landtagswahl verschönerten, die CDU Plakate in Frischhaltefolie
wickelten und mit  „Ideen von gestern
frisch halten“ beschrifteten. Wie wir ins Freibad einbrachen und nackt durch
den Regen tanzten. Insider-Sprüche prasseln auf uns ein. „Krautsalat, du
Fotze!“, der wohl bekannteste, als ich Krautsalat aß und der Junge mit dem
Sprachfehler mir erklärte, wie das meine Verdauung beeinflusst. „Krautsalat? Du
furzen!“ sagte er. Ich war entsetzt: „Hast du gerade Krautsalat, du Fotze zu
mir gesagt?“. Oder als wir zu zehnt in einer Wohnung schliefen, an einem Tag
alle unsere Wäsche wuschen und im Wohnzimmer aufhängten. Am nächsten Morgen war
die Luftfeuchtigkeit im Zimmer ins Unermessliche gestiegen und unsere Kleidung
noch pitschnass. Wir steckten sie in die Mikrowelle, das war keine besonders
gute Idee. Der Abend als wir in der Stripperlounge, so war eine unserer WGs
benannt, völlig bekifft im Wohnzimmer rumlungerten und auf die Frage der
Anderen, was denn los sei antworteten: „Wir wollen nicht, dass ihr merkt, dass
wir bekifft sind.“  

Das Jahr war anstrengend, wir arbeiteten viel und steckten
all unsere Energie in die Projekte. Wir hatten kaum mal ein Wochenende frei,
erst Recht keine Zeit einem anderen Hobby nachzugehen. Trotzdem rauschen vor
unserem inneren Auge die ausgelassenen Momente vorbei. Die Premierenfeier mit
Sahneschlacht, Übernachtungsparties im Proberaum, Geburtstagsfeiern,
Inszenierungsideen, die Momente, wenn wir feststellten, dass wir ganz besondere
Menschen getroffen hatten, hier, an diesem Theater, auf dieser Rampe. Die
Geschichten nehmen kein Ende, genauso wie die Nächte an der Rampe, wenn wir
beieinander sind. 

Text: Jana Haberkern

Foto:
Yunus Hutterer

Zeichen der Freundschaft: Tonaufnahme läuft

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Das stressige, echte Leben kann man sich auch einfacher gestalten. Anstatt ihre Zeit mit anstrengender Terminsuche zu vergeuden, nutzen unsere Autorin und ihre Freundin die Möglichkeiten sozialer Netzwerke und besprechen alles in ellenlangen Sprachmemos.

Lisa ist 1994 und ich bin 1995 geboren. Wir sind die Schlusslichter der Generation Y und gehören der Kategorie Millennials an. Wir haben uns immer richtig viel zu erzählen und erledigen das mit unseren iPhones. Wir facetimen nicht, wir schicken uns Sprachnachrichten. Während andere Menschen sich den ganzen Tag über verzweifelt versuchen anzurufen, die gegenseitigen Anrufe immer wieder verpassen und zum Schluss gar nicht miteinander kommunizieren, oder sich die Finger wund tippen in displaylangen Nachrichten über ihr aktuelles Befinden, wählen Lisa und ich den für uns einfachsten Weg
und sagen uns alles was wir uns zu sagen haben immer genau dann wann wir eben Zeit haben.

Lisa ist die Konstante in meinem Leben, wir haben zusammen studiert, zusammen das Studium abgebrochen, sind zusammen aus München weggezogen, haben zusammen gewohnt, sind das fünfte Mitglied unserer jeweiligen Familien und uns gegenseitig Familie.Keiner gibt so brauchbare Tipps wie Lisa. Wenn andere versuchen, einem glaubhaft zu machen, dass man ja gar kein Problem hat, fordert Lisa einen dazu auf, es eben anders zu machen, wenn man es auf diese Weise problematisch findet. Lisa ist am Boden, sie ist realistisch und sie kennt mich gut genug, um einschätzen zu können, wenn ich mich wieder einmal mit unrealistischen Erwartungen und einer viel zu großen Naivität in die Dinge stürze. Deshalb sind Gespräche mit Lisa eine wunderbar bereichernde Form von Selbstreflektion, Therapie und Stressbewältigung.

Das Sprachnachrichten schicken ist für uns, seitdem wir das Studium abgebrochen und in die weite Welt gezogen, wieder zurück gekommen und wieder los gezogen sind, eine Konstante geblieben. Ich zelebriere das Anhören von Lisas Sprachnachricht geradezu. Da Lisa morgens viel früher aufsteht als ich, habe ich meistens beim Aufwachen bereits eine Nachricht, so zwischen zehn und fünfzehn Minuten lang, die ich mir während des Zähneputzens und
Kaffeekochens anhöre. Bevor ich das Haus verlasse antworte ich dann ausführlich. Im Laufe der Zeit haben sich klare Vorgehensmuster entwickelt: Während Lisa sich haargenau merken kann, welches Thema ich erwähnt und von welcher Problematik ich ihr erzählt habe und diese dann in derselben Reihenfolge, wie ich sie angesprochen habe, in ihrer Sprachnachricht abhandelt, rede ich meistens einfach drauf los, sage im Minutentakt “Du weißt schon was ich meine”, schicke mindestens drei Sprachnachrichten direkt hintereinander, in denen ich dann bereits Gesagtes nochmal wiederhole, es zurücknehme oder erweitere. Nachdem ich mir meine eigene Sprachnachricht dann noch einmal von vorne bis hinten selbst anhöre, um noch einmal zu überprüfen, ob das alles so stimmt, bin ich dann völlig verwirrt ob meiner eigenen Gedankengänge und verlasse durcheinander im Kopf das Haus. Abends hat Lisa dank ihrer systematischen Abarbeitung aller aktuellen Themen das Chaos dann wieder bereinigt und das Spiel kann von vorne beginnen.

Das Sprachnachrichten-Zelebrieren geht so lange, bis wir uns unseren Exzess eingestehen müssen – das Limit ist erreicht bei Sprachnachrichten ab 30 Minuten Länge, so ist es inoffiziell vereinbart – und bereit sind, den Aufwand auf uns zu nehmen und uns persönlich zu treffen um endlich einmal alles in aller Ruhe zu besprechen. Manchmal gehen wir dann etwas essen und verschicken per Snapchat unsere Mahlzeiten an unsere Freunde.

Text: Jana Haberkern

Foto:

Yunus Hutterer

250 Zeichen Wut: Rolltreppen-Fahrer

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Auch wenn es neue Regelungen gibt: Fahrt doch bitte anständig Rolltreppe.

Hier
findet ihr einen kurzen, prägnanten Merksatz, für alle die mit gewöhnlichen
U-Bahn-Aufgängen und deren Konventionen nicht oder wenig zurechtkommen oder
noch nicht in das System der Rolltreppennutzung eingewiesen wurden: Rechts
stehen, links gehen.

Text: Jana Haberkern

Wo kann man … Lebensmittel aus der Region einkaufen?

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Auch wenn eine Auswahl an Discountern direkt vor der Haustüre liegt – es gibt einige Gründe kleinen aber feinen Einkaufsläden einen Besuch abzustatten. Unsere Autorin stellt heute sieben Orte vor, wo man in München regional einkaufen kann.

1) OHNE – der verpackungsfreie Supermarkt (Schellingstraße 42) Vorzeigebeispiel der Super-Märkte ist wohl OHNE – der verpackungsfreie Supermarkt. Die Nudeln kommen aus Erding, Soja und Kaffee werden in München angebaut und von OHNE direkt dort bezogen. Du bringst die wiederverwendbare Verpackung für deine Lebensmittel selbst mit und kaufst keine vorgefertigten Portionen ein, sondern genau so viel wie du möchtest.

2) Hollerbusch – Naturkost (Daiserstraße 5)
Ihr wollt zwar nicht zum Vegitarismus konvertieren aber das billige Supermarkt-Fleisch taugt euren Moralvorstellungen auch nicht? Im Hollerbusch Naturkostladen in Sendling gibt’s immer samstags Biofleisch vom Biobauernhof. Und damit auch nichts liegen bleibt, gibt die Kundschaft bis zum Vortag seine Bestellung ab. Also: Am Freitag bestellen, am Samstag abholen.

3) Der grüne Korb (Oberföhringerstraße 212)
Im grünen Korb in Bogenhausen werden die Möglichkeiten des regionalen Anbaus bis ins Letzte ausgeschöpft – die Auswahl ist riesig und wirklich jeder kann dort seinen grünen Korb bis oben hin füllen.

4) Mutter Erde (Amalienstraße 89)
Bei Mutter Erde sind die Lieferanten fast ausschließlich direkt aus München. Wer also nach der Vorlesung noch schnell einige Kleinigkeiten für’s Abendessen besorgen möchte kann also einfach den Hinterausgang des Hauptgebäudes der LMU benutzen und steht dann quasi mitten im Mutter Erde. Ist ja eh viel näher als Norma oder Tengelmann.

5) Laden Gut & Gerne (Klugstraße 4)
Was im Laden Gut & Gerne verkauft wird, kommt vom Bauernhof aus Freising. Oder aus Moosburg. Jedenfalls immer regional.

6) Kornkammer (Haimhauserstraße 3a)
Die Hipster-Variante des Bioladens gibts – natürlich – an der Münchner Freiheit. Zwischen 1 Ayurveda und Superfood gibt’s hauptsächlich Bioprodukte von Bauernhöfen aus Bayern und Baden-Württemberg.

7) ERDGARTEN (Planeggerstraße 9a)
Der ERDGARATEN Bio-Supermarkt in Pasing verspricht 100% BIO-Produkte. Außerdem wird auch dieser Bioladen fast ausschließlich aus Süddeutschland beliefert.


Text: Jana Haberkern

Foto: Alessandra Schellnegger

Von Freitag bis Freitag: Unterwegs mit Jana

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Bei unserer Autorin dreht sich kommende Woche ganz viel um Theater – kein Wunder als Studentin der Theaterwissenschaften. Interessieren tut sie sich aber natürlich auch für anderes: zum Beispiel für das “Digital ist besser”-Festival von M94.5.

Dass Mitte Juli ist und sich sowohl das Sommersemester als auch die Spielzeit am Theater gleichzeitig dem Ende zuneigen, merke ich am trefflichsten, wenn sich die spannenden Lektüren in meinem Zimmer stapeln, dafür die Tasche mit der Sekundärliteratur für Hausarbeiten täglich schwerer wird, wenn der Kalender an allen Ecken und Enden überquillt und ich darin einfach keinen Platz mehr für ein Treffen mit meinen Freunden finde.

Am Freitag schlage ich diesen Kalender auf und das Gekrakel darin erinnert mich daran, dass dieses Wochenende auch für mich die Sonne scheint. Meine kleine Schwester kommt zu Besuch! Welcher Film aus den Achtzigerjahren bringt Familien zuverlässig gemeinsam auf die Couch? Ganz genau: La Boum – die Fete! Als Kinder sahen meine Schwester und ich uns den Film an und die junge Sophie Merceau wurde unser Vorbild für die anstehende Pubertät, während meine Mama in nostalgischer Stimmung keinen Gedanken daran verschwendete, dass ihr ähnliche Konflikte wie im Film bald mit ihren eigenen Töchtern bevorstehen würden. Ich hole meine Schwester also am Bahnhof ab und wir gehen schnurstracks zum Open Air Kino auf dem Mars Markt. La Boum wird dort heute gezeigt – und für uns in alten Zeiten geschwelgt.

Am Samstag kommen wir gar nicht schnell genug aus dem Bett, denn eine
Freundin von mir hat uns eingeladen, mit ihrer Gruppe bei der Christopher Street Parade mitzulaufen. Das wollen wir uns nicht entgehen lassen. Außerdem müssen wir heute unbedingt ins Lothringer13 Florida. Cana Bilir-Meier stellt dort aus – in Erinnerung an ihre Tante, die sich 1982 in Hamburg selbst in Brand steckte, um auf den herrschenden Rassismus aufmkersam zu machen. Da ich erst neulich einer spannenden Diskussion über den NSU-Komplex beiwohnen durfte, in dem auch die Aktion von Canas Tante Semra Ertan behandelt wurde, ist dieser Ausstellungsbesuch für mich heute besonders wichtig. Anschließend gehts in die Glockenbachwerkstatt – dort spielt unter anderem KLIMT. Die Musik ist zwar gut, aber noch besser finden wir es, hier gelandet zu sein, als wir erfahren, dass alle Einnahmen an “Hungry for Music” gespendet werden. Die Organisation spendet Musikinstrumente an Kinder aus aller Welt, die sich selbst keine leisten können.

Am Sonntag ist noch einmal Quality-Time angesagt, bevor ich meine kleine
Schwester wieder an den Bahnhof bringen muss. Zähneknirschend stimme ich zu, dass wir zum Tischtennistunier ins Import Export gehen. Ich weiß, dass ich
haushoch verlieren werde, denn schon als Kind musste ich mich bei diversen
Tischtennis-Kräftemessen im Familienkreis immer mit dem letzten Platz zufrieden geben. Ich beschließe, die anstehende Niederlage gelassen über mich ergehen zu lassen, bevor dann am Abend Abschiednehmen angesagt ist.

Der Montag beginnt so friedlich und ruhig wie schon lange nicht mehr: mit einem Spaziergang zur Uni. Dort angekommen überstehe ich sogar die Zeit im stickigen Seminarraum gut, zumindest mit der erfreulichen Aussicht auf ein Kaffeetreffen im Englischen Garten im Anschluss. Weil ich mich an so viel Gelassenheit in meinem Alltag durchaus gewöhnen könnte, möchte ich mir heute Abend im Lost Weekend den Vortrag zur 32-Stunden-Woche für alle anhören. Der Titel schreit für mich geradezu nach Entschleunigung im Arbeitsalltag – ein Aufruf, dem ich mich gerne anschließen will. Beim Stichwort Entschleunigung denke ich sofort an meinen anstehenden Urlaub, der dieses Jahr ein Surftrip sein wird. Zur Einstimmung fahre ich nach dem Vortrag ins Viehhof-Kino: Dort zeigen sie heute Abend nämlich den Film Biarritz Surf Gang.

Um die anstehende Spielzeitpause im August gut überstehen zu können, will ich
diese Woche unbedingt noch ganz viel Theater tanken. Am Dienstag sehe ich mir Balkan macht frei im Residenztheater an, der Regisseur Oliver Frljic ist bekannt dafür, provokativ zu inszenieren. Ich bin gespannt auf einen eigensinnigen Regisseur, der mit seiner sozialkritischen Stückentwicklung, dessen Muse er sich selbst war, schon in der vergangenen Spielzeit sein München-Debüt gab.
Bald sind Ferien? Irgendwas habe ich da wohl missverstanden, denn ich stelle mit Erschrecken fest, dass ich ja schon in ein paar Tagen in die Steiermark fahre – um zu arbeiten!

Am Mittwoch holt mich der Alltagstress, den ich die jüngsten Tage so
gut von mir abwenden konnte, wieder ein. Schlaftrunken sehe ich dem Kaffee auf dem Herd zu, wie er langsam hochkocht und die Kanne füllt. Ich wünsche mir, meine Akkus ließen sich auch mal so eben füllen. Stattdessen schleppe ich mich im Niedrig-Level durch die Stadt. Ich darf nicht vergessen, die Bücher zurück in die Bibliothek zu bringen, meine Hausarbeiten abzugeben, den Zug zu buchen, zu packen… Es scheint mir, die Liste wird immer länger. Egal, auch wenn die Zeit rennt, heute Abend habe ich was besseres vor, als mich mit so langweiligem Organisations-Kram zu beschäftigen. Denn im Volkstheater spielen sie paradies.fluten. Der Regisseurin Jessica Glause durfte ich vor einiger Zeit assistieren und habe sie als Künstlerin sehr schätzen gelernt. Umso mehr Vorfreude, endlich mal wieder etwas von ihr zu sehen.

Nachdem ich mich den ganzen Donnerstagvormittag in der Uni mit Theatertexten rumgeschlagen habe, freue ich mich umso mehr, heute Abend wieder Theater zu gucken, anstatt zu lesen. Ich habe eine Karte für MAUSER, wiedermal inszeniert von Oliver Frljic am Residenztheater. Was ich bisher so von begeisterten Freunden gehört habe, ist dieses Stück eine gelungene Abwechslung zum sonst eher klassischen Schauspiel am Resi.

Wie immer beginnt mein Tag auch am Freitag viel zu früh, und ich brauche wie
jeden Morgen erst einmal Radio in Extralautstärke. Aufwachen mit M94.5 ist
bereits fester Bestandteil meines Alltags. Wie soll das nur von Herbst an werden, wenn ich nicht mehr im Halbschlaf nur eine Taste drücken muss, um einen guten Start in den Tag zu haben? Beim Zähneputzen beschließe ich, meine Sorgen auf den Herbst zu verschieben und mich heute ausschließlich auf das “Digital ist besser” – Festival im Feierwerk zu freuen. Dass die Menschen von M94.5 einfach einen guten Musikgeschmack haben (und deshalb ein Recht auf ihre Frequenz hätten!) haben sie mal wieder bewiesen, als sie Drangsal für ihr Festival gebucht haben.

Text: Jana Haberkern

Foto: Privat