Integration mit Leselupe

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Das Projekt ComIn gibt Deutsch- und Computerkurse für Flüchtlinge mit Behinderungen oder chronischen Krankheiten.

„Ich bin Maram“, tippt die 25-Jährige in die Tastatur – mit ihrem Fuß. Denn die junge Frau aus Syrien sitzt im Rollstuhl und kann sich wegen ihrer Cerebralparese, einer Nervenkrankheit, nur schwer verständigen. Um dennoch am zweistündigen Deutschunterricht teilnehmen zu können, besitzt sie einen gespendeten Laptop, auf dem sie mit dem Fuß langsam jedes neu gelernte Wort eingibt. Dreimal in der Woche wird Maram von ihrer Unterkunft abgeholt, in der sie mit ihren Eltern und sechs Geschwistern lebt. Jedes Mal muss sie die drei Stockwerke getragen werden, denn das Heim ist nicht barrierefrei. Ein ehrenamtlicher Begleitdienst bringt sie ins großräumige Büro des ComIn-Projekts in der Türkenstraße, wo Deutsch- und Computerkurse für Flüchtlinge mit Behinderung angeboten werden.

„Wir sind derzeit auf der Suche nach neuen Räumlichkeiten“, sagt Ricarda Wank, die das Projekt 2003 gegründet hat und bis heute leitet. Gerade wenn mehrere Menschen im Rollstuhl kämen, sei der Computerraum zu eng – außerdem könnten in diesem Zimmer nicht zwei Kurse gleichzeitig stattfinden.

ComIn basiert auf den weltweiten Aktivitäten der Hilfsorganisation Handicap International und fördert die Einbindung von Migranten und Flüchtlingen mit Behinderung oder chronischer Erkrankung in München. Meist werden diese von Betreuern in Flüchtlingsunterkünften an das Projekt verwiesen. Dort werden sie dann beraten, welche Unterstützung und Förderung für sie sinnvoll sei – je nach Gesundheits- und Aufenthaltsstatus. „Syrer und Menschen aus anderen nicht sicheren Herkunftsstaaten erhalten leichter und schneller Unterstützung durch Stadt und Staat“, sagt Ricarda Wank. „Für Menschen aus den sogenannten sicheren Herkunftsstaaten hingegen ist es sogar mit Versichertenkarte schwer, an Hilfe zu kommen.“ Darum stellt ComIn den Bedürftigen Hilfsgeräte wie Rollstühle, Krücken, Blindenstöcke oder elektronische Leselupen zur Verfügung. Diese erhält ComIn von privaten Spendern – und es gebe immer Bedarf, sagt die Projektleiterin: „Immer wieder gehen beim Verleih Hilfsmittel kaputt, und die Geflüchteten können weder die Reparatur noch ein neues Gerät bezahlen.“ Eine elektronische Vergrößerungslupe kostet 690 Euro.

Für Menschen, die wegen einer Seh- oder Lernbehinderung nicht in Regelkurse eingebunden wurden, bietet das Projekt spezielle Integrationskurse an – geleitet von Haupt- und Ehrenamtlichen mit und ohne Behinderung: Den Deutschunterricht leiten Suad Mohammed, die kleinwüchsig ist und die Wirbelsäulen-Krankheit Skoliose hat, und der Somalier Abdi Karshe, der im Rollstuhl sitzt und derzeit im Krankenhaus ist. Suad Mohammed kam vor elf Jahren alleine aus dem Nordirak und besuchte erst den Deutschkurs von ComIn, bevor sie selbst unterrichtete.

„Vielen Betroffenen tut es gut, sich regelmäßig im Projekt zu engagieren und anderen Geflüchteten mit Behinderung helfen zu können“, sagt Ricarda Wank, die selbst im Rollstuhl sitzt. In Deutschland bleiben Menschen mit einer Behinderung oft im Fördersystem stecken, sie besuchen spezielle Schulen und arbeiten auf dem zweiten Arbeitsmarkt in Werkstätten für Menschen mit Behinderung. „Das ist oft eine große Umstellung für Betroffene aus anderen Kulturen: In Syrien etwa sind sie einfach überall bei ihrem Vater bei der Arbeit dabei, besuchen dann allerdings keine Schule“, erklärt die Projektleiterin. Gleichzeitig würden Menschen mit einer geistigen Behinderung in vielen Ländern oft versteckt, weil die Familien sich ihrer schämen und eine Diskriminierung fürchten.

Das komme aber auch in Deutschland vor. So sei der Behindertenausweis für viele Flüchtlinge ein schweres Stigma, insbesondere wenn die Behinderung sonst nicht sichtbar ist: Als der 21-jährige Hassan seinen Ausweis bekam, war er darüber sehr unglücklich, erzählt Ricarda Wank. Es habe lange gedauert, bis er auch die Vorteile davon – etwa die Freifahrt im Öffentlichen Nahverkehr – akzeptieren lernte.

Der junge Syrer nimmt auch am Deutschkurs teil. Wegen einer Lernbehinderung kann er nicht lesen und schreiben, in Kombination mit Bildern aber Wörter auf Deutsch aussprechen. Nach dem Unterricht räumt er unaufgefordert alle Materialien zusammen und schiebt Marams Rollstuhl. „Er ist immer hilfsbereit und unterstützt die anderen“, sagt Suad Mohammed, seine Lehrerin. Hassan sagt etwas auf Arabisch und sie übersetzt: „Er hat Schmerzen in den Beinen, aber für einen Arztbesuch braucht er einen Dolmetscher.“

Deutsch zu lernen, ist also der wichtigste Schritt für die Geflüchteten mit Behinderung, um ihr neues Leben in München weitgehend selbständig zu meistern. Neben Materialien zur Alphabetisierung von der Schlau-Schule und der Universität plant die Projektleiterin nun etwas Neues. „Wir wollen Möglichkeiten finden, wie Sehbehinderte und Blinde selbständig und unabhängig Deutsch lernen können“, sagt sie. Ein Informatikstudent, der sich bereits ehrenamtlich im Projekt engagiert, sowie weitere behinderte Dozenten und Ehrenamtliche haben sich bereit erklärt, eine App zu entwickeln.

12 Uhr. Maram wird abgeholt und zurück in die Unterkunft gebracht. Wenn ihrem Antrag auf eine barrierefreie Sozialwohnung stattgegeben wird, könnte Maram auch einen Rollstuhl mit Elektroantrieb bekommen, den sie mit ihrem Fuß steuern kann. So ein Rollstuhl, die Leselupen oder orthopädische Schuhe werden benötigt, ebenso wie Geld für Fahrdienste: Gerade im Winter ist die Fahrt mit den Öffentlichen für Rollstuhlfahrer sehr beschwerlich – jedoch übernehmen weder das zuständige Bundesamt noch das Jobcenter die Kosten für ein Taxi oder einen Begleitservice. Maram hat Glück, dass Ehrenamtliche sie begleiten können. Und dann ist da noch Hassan, der seine Kameradin unterstützt.

Text und Foto: Anna-Elena Knerich

Neue Heimat

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Çağdaş Yüksel, 23, aus Mönchengladbach dreht einen Film über die Gastarbeiter in Deutschland. Ein großer Teil der Doku soll in München entstehen – sein Opa ist damals am Hauptbahnhof auf Gleis 11 angekommen.

Çağdaş Yüksel, 23, aus Mönchengladbach ist Regisseur und arbeitet nach seinem ersten großen Film „Asyland“ an einem neuen Projekt. Mit der Dokumentation „Gleis 11“ will er die Geschichte seines Großvaters und vieler anderer Türken, Griechen und Italiener erzählen, die in den Fünfziger- und Sechzigerjahren als Gastarbeiter nach Deutschland kamen. Das Gleis 11 am Münchner Hauptbahnhof war für die vielen Türken der erste Eindruck von ihrer neuen Heimat – dort kamen die Züge aus Istanbul an.

SZ: Ein großer Teil deines Films soll in München gedreht werden. Warum?
Çağdaş Yüksel: Bei den Recherchen habe ich sehr schnell herausgefunden, dass die allerersten Züge mit Gastarbeitern aus Istanbul in München ankamen. Von dort aus wurden sie in den ersten Jahren auf ganz Deutschland aufgeteilt. München selbst hat aber auch erst einmal sehr viele Gastarbeiter aufgenommen und ist ja heute eine der multikulturellsten Metropolen Deutschlands.  

Die Gegend, aus der du kommst, steht jetzt aber mehr für die Thematik Gastarbeiter. Was ist dein persönlicher Bezug zu München?
Wie alle anderen Türken ist auch mein Großvater in München angekommen. Er war damals so alt wie ich jetzt.

Wie bist du auf die Idee zu dem Film gekommen?
Die Idee hatte ich schon lange, weil das Thema mir einfach persönlich sehr viel bedeutet und ich oft darauf angesprochen werde. Irgendwann kam allerdings der Punkt, an dem ich gemerkt habe, wie wenige persönliche Geschichten ich von meinem Großvater und anderen ehemaligen Gastarbeitern eigentlich kenne. Er ist ja gestorben, bevor ich geboren wurde. Der Wunsch, das zu ändern, war der Auslöser des Projekts.

Erzählst du nur die Geschichte deines Großvaters?
Es ist keine komplett individuelle Geschichte, der Film erzählt das Leben von ganz vielen Menschen. Mein Großvater dient aber als eine Art roter Faden.

Deswegen liegt dir das Thema so am Herzen.
Es ist die letzte Chance, dieser Generation eine Stimme zu geben. Ich will nicht über sie berichten, sondern sie selbst reden lassen. Das ist einfach nicht mehr so lange möglich. Außerdem ist das Thema Einwanderung heute ja wieder sehr aktuell.

Wo wurde dein Großvater nach seiner Ankunft in München hinversetzt?
Nach Mönchengladbach, wo ich jetzt noch lebe. Er wurde bei einer Elektrofirma angestellt.

Du kennst ihn nur aus Erzählungen. Was meinst du, wie er sein neues Heimatland damals empfunden hat?
Ich habe versucht, sehr viel darüber zu recherchieren, habe dazu Freunde von ihm und meine Großmutter befragt. Ich habe ein sehr positives Bild von seinem Leben in Deutschland bekommen. Ich glaube, er hat sehr viele gute Erfahrungen gemacht, hatte nette Nachbarn, die ihn bei der Integration geholfen haben.

Wurde er glücklich in Deutschland?
Das ist auf jeden Fall mein Gefühl, ja. Weder er noch seine neuen deutschen Freunde wussten, ob und wie lange er in Deutschland bleiben würde. Er hat sich dann fürs Bleiben entschieden. Seine Familie kam nach vier Jahren aus der Türkei nach.

Du bist Deutscher in dritter Generation, hast aber einen türkischen Namen. Kommen dir manchmal selbst noch Vorurteile entgegen?
Ich persönlich habe das nie erlebt. Es ist für mich selbstverständlich, dass ich hier geboren und aufgewachsen bin. Klar habe ich auch die türkische Kultur in mir, das empfinde ich als sehr wertvoll. Das heißt aber nicht, dass ich kein Deutscher wäre.

Spannst du im Film auch den Bogen zur heutigen Situation, in der das deutsch-türkische Verhältnis ja sehr belastet ist?
Nein, es soll eh nicht nur um türkische Gastarbeiter gehen. Der Film soll auch nicht allzu politisch werden, das wäre noch mal ein ganz anderes Thema. Der Impuls des Films ist eher, ein positives, nostalgisches Bild aus dieser Zeit zu übermitteln und zu zeigen, wie lange diese interkulturelle Freundschaft schon besteht. Und dass man sie nicht von einzelnen politischen Akteuren kaputtmachen lassen sollte.

Was können wir denn von der damaligen Situation lernen, dass Integration heute wieder besser funktioniert?
In der deutsch-türkischen Beziehung wünsche ich mir die Offenheit der Sechzigerjahre zurück. Das Interesse, neue Kulturen und neue Menschen kennenzulernen. Es wird oft vergessen, wie viel Musik, Literatur, Rezepte und Gemüsesorten die Gastarbeiter einst nach Deutschland gebracht haben. Dinge, die es einfach in Deutschland nicht gab. Umgekehrt haben diese Kulturen natürlich auch viel von den Deutschen gelernt. Man muss sich wieder in Erinnerung rufen, dass dieser Austausch etwas sehr Wertvolles ist.

Unterstützen kann man Cagdas und sein
Team auf der Crowdfundingseite Startnext unter dem Link
www.startnext.com/gleis11. Dort finden sich auch der Trailer zum Film sowie viele
Hintergrundinformationen.

Interview: Tilman Waldhier

Foto: cocktailfilms

Neues Leben


Adnan Albash, 24, lebt seit mittlerweile zweieinhalb Jahren in Deutschland. Weil er aus eigener Erfahrung weiß, wie schwierig es sein kann, sich in einem fremden Land zu integrieren, arbeitet er als Kulturdolmetscher.

Die Tierwelt macht es vor: Zugvögel fliegen jährlich gen Süden und finden sich in ihrer neuen Umgebung problemlos zurecht. Niemand fragt sie, woher sie kommen oder wie lange sie bleiben wollen. Integration leicht gemacht.

Vor seiner Flucht aus Syrien war Adnan Albash, 24, überzeugt davon, dass Integration unter Menschen viel leichter sein müsse, als unter Tieren – immerhin ist kein anderes Lebewesen so intelligent wie der Mensch. Heute weiß er, dass der menschliche Verstand die Sache häufig sogar erschwert. Somit sei Integration unter Menschen zwar möglich, nehme aber viel Zeit in Anspruch, sagt Adnan. „Integration ist wie Brot backen – es braucht Zeit“, sagt der junge Mann mit dem rundlichen Gesicht. An diesem warmen Sommertag trägt er ein weißes Leinenhemd und eine schwarze Jeans.

Adnan weiß aus eigener Erfahrung, wie schwierig der Weg nach Deutschland sein kann. Er selbst war fünf Monate mit seinem vier Jahre älteren Bruder auf der Flucht. Fast wären die beiden bei der Überfahrt im Meer ertrunken, in Mazedonien sperrte man sie vorübergehend ins Gefängnis. Wer mit jungen Jahren schon so viel erlebt hat, dem fällt es nicht immer leicht, sich in einer neuen Gesellschaft, einem fremden Land zurechtzufinden – zumindest nicht ganz ohne Starthilfe.

Weil vor allem die Sprachbarriere anfangs ein großes Problem darstellt, hat Adnan sich von der Caritas zum Kulturdolmetscher ausbilden lassen. Er kann mittlerweile sowohl Arabisch als auch Deutsch sprechen und so dabei helfen, sprachliche Barrieren zu überwinden. Adnan unterstützt hierbei auch die studentische Initiative „Ahlan wa Sahlan – Studenten helfen Flüchtlingen“ der Ludwig-Maximilians-Universität. Zu seinen Aufgaben gehört es, Flüchtlinge bei Behördengängen und Arztterminen zu begleiten, vor allem aber die interkulturelle Vermittlung. Aktuell betreut er die syrischen Brüder Faris und Nabil (Namen geändert), 18 und 20 Jahre alt, die ihre Eltern im Krieg verloren haben. Adnan hilft ihnen, sich einzuleben, und beantwortet all ihre Fragen: Wie komme ich mit dem Bus in die Stadt? Wo kann ich Fleisch kaufen, das halal ist? Zu welchem Arzt muss ich gehen, wenn ich Zahnschmerzen habe? Wie finde ich einen Ausbildungsplatz? Fragen über Fragen.

Für Adnan ist es ganz selbstverständlich zu helfen. „Wenn ich das nicht mache, wer soll das sonst machen“, sagt er. Trotzdem weiß Adnan, dass er nie für alle Syrer sprechen, sondern immer nur seine Sicht der Dinge erzählen kann. Das müsse aber auch umgekehrt gelten. „Wenn ich einen Fehler mache, dann hat Adnan den Fehler gemacht und nicht alle Syrer“, sagt er bestimmt und runzelt dabei kurz die Stirn. Wenn er auf Deutsch spricht, hört man seinen Akzent, aber Fehler macht er kaum noch.

Als er Ende Januar 2015 nach Deutschland kommt, kann er gerade einmal zwei Sätze auf Deutsch sagen: „Ich komme aus Syrien.“ Und: „ Ich bin neu hier.“ Fürs Erste bleibt es jedoch dabei, denn kaum in München angekommen, werden er und sein Bruder nach Deggendorf gebracht. Dort leben sie in einem Haus voller Flüchtlinge ohne Kontakt zur Außenwelt. Niemand, der sich Zeit nimmt, mit ihnen über das Erlebte zu sprechen oder ihnen etwas über Deutschland und die Deutschen zu erzählen. An Integration ist nicht zu denken.

Als er im Mai desselben Jahres zurück nach München kommt und kurz darauf seinen Asylbescheid erhält, beginnt für ihn endlich ein neues Leben. Sein Leben in Deutschland. Adnan macht einen Intensiv-Sprachkurs, findet ein Zimmer in einer Wohngemeinschaft und sogar einen Arbeitsplatz als Laborassistent. Das Wichtigste aber ist für ihn der soziale Kontakt. „Es gibt Dinge, die kann man nicht im Sprachkurs lernen, sondern nur im Austausch mit anderen Menschen“, sagt Adnan. Denn Dinge, die in der Heimat üblich sind, sind es hier nicht unbedingt. Das bedeute nicht, dass das Eine richtig oder falsch sei, sagt er, aber trotzdem sei es wichtig, die andere Kultur verstehen zu lernen. „Korruption ist in Syrien normal, in Deutschland nicht“, sagt er und lacht bei diesem Beispiel. Er hat gelernt, die Dinge mit Humor zu nehmen.

In Damaskus hat Adnan bereits zwei Jahre Medizin studiert, als er fliehen muss. Er hat gute Noten, ist ein fleißiger Student. Trotzdem müssen einige der Flüchtlingshelfer erst lernen, Neuankömmlinge wie ihn nicht wie ein Kind zu behandeln. Nur so sei ein Kontakt auf Augenhöhe möglich. „Nur weil jemand kein Deutsch spricht, heißt das nicht, dass er dumm ist“, sagt Adnan. Das versucht er auch bei seinen Vorträgen immer wieder deutlich zu machen. Kürzlich wurde er von einer Münchner Stiftung eingeladen, um im Dialogforum über das Thema Flüchtlingshilfe zu sprechen. An der Münchner Volkshochschule hat er an einer Podiumsdiskussion zum Thema „Der neue Anfang in Deutschland – Flüchtlinge erzählen“ teilgenommen. Und auch in der Dokumentation über Integration „Mit dem falschen Fuß aufgestanden“ kommt Adnan zu Wort. Durch die Vorträge, die er über seine Heimat und seine Kultur hält, möchte er den Menschen klar machen, dass die Unterscheidung zwischen „wir“ und „ihr“ nicht sein muss. „Wir können viel voneinander lernen“, sagt Adnan. Und er meint, was er sagt: Einmal haben er und seine syrischen Arbeitskollegen im Labor deshalb für die anderen Mitarbeiter ein Essen zubereitet, um ihnen die Küche ihrer Heimat näher zu bringen. Lernen mit allen Sinnen.

Adnan selbst fühlt sich nach mehr als zwei Jahren in Deutschland angekommen. Für ihn bedeutet das, sich sicher zu fühlen in dem Land, von dem ihm schon sein Großvater, der lange vor dem Krieg in Deutschland Medizin studiert hat, so viel erzählt hat. Aber er weiß auch, dass er Glück gehabt hat. Er ist gemeinsam mit einem seiner Brüder gekommen, auch sein 17-jähriger Bruder ist mittlerweile in Deutschland und hat nun die Möglichkeit, die Mutter, die alleine zurückgeblieben ist, nachzuholen. Adnan hat viele Freunde, seine Arbeit als Laborassistent und als Kulturdolmetscher, seit kurzem sogar eine feste Freundin, mit der er zusammenziehen möchte, und vom kommenden Wintersemester an – wenn alles nach Plan läuft – sogar einen Studienplatz für Medizin an der LMU.

Adnan ist das, was manche Menschen wohl einen Vorzeige-Flüchtling nennen würden. Es sind dieselben Menschen, die nicht verstehen, was denn so schwer daran sein soll, sich zu integrieren.

Adnan mag vergleichsweise Glück gehabt haben – aber was heißt schon Glück, wenn man vor dem Krieg flieht? Viele andere haben weitaus mehr Schwierigkeiten als Adnan. Ein befreundeter Syrer sei mit seinem vierjährigen Sohn nach Deutschland gekommen, der schwer krank ist, sagt Adnan. Statt seinen Deutschkurs zu besuchen, hetzt er von Krankenhaus zu Krankenhaus. Wie solle so jemand in Deutschland ankommen können? „Sie sind immer noch auf der Flucht“, sagt Adnan ernst. Erst, wenn sich jemand sicher fühle, könne er sich integrieren. Das braucht Zeit.

Text: Jacqueline Lang

Foto: Robet Haas

Der tapfere Schneider

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Das Eigene und das Fremde, buchstäblich ineinander verwebt: Der aus Gambia geflüchtete Sulayman Jode, 20, kombiniert europäische Styles mit westafrikanischen Stoffen

Die junge Frau ist ein Hingucker. Ihr Gang und ihr Blick strahlen Selbstbewusstsein und Zufriedenheit aus. Es ist aber vor allem ihr blauschwarzes Kleid mit dem gelben Sonnenmuster, das alle Augenpaare im Raum auf sich zieht. Der Stoff kommt augenscheinlich von weit her, das Kleid ist modern geschnitten. Als das Model eine Drehung macht, umtanzt der fließende Rock ihre Beine spielend. Das Publikum klatscht.

Die Szene spielt sich nicht auf einem der großen Laufstege in New York oder Paris ab. In einem Second-Hand-Laden in der Münchner Ludwigsvorstadt wird die erste Kollektion von Sulayman Jode, 20, präsentiert, es läuft afrikanischer Hip-Hop und Afrobeat-Musik. Der junge Mann aus Gambia kombiniert europäische Styles mit westafrikanischen Stoffen aus seiner Heimat. T-Shirts, Hosen, Kleider, selbst Dirndl hat er schon angefertigt. Meistens schneidert er abends nach der Schule oder in den Ferien. 

Sulayman holt gerade den Hauptschulabschluss nach. Vor drei Jahren kam er als Flüchtling aus Gambia nach München.

Er sitzt in seinem Zimmer, die Wände hängen voll mit Fotos. Freundschaften, die er in seiner neuen Heimat schließen konnte. Auf dem Tisch: das Buch „Momo“ von Michael Ende. Er selbst trägt einen einfachen grünen Hoody, zieht die Kapuze über die kurz geschorenen Haare. „Ich mag das, wenn Deutsche Stoffe aus Gambia tragen“, sagt er, „weil das zumindest zeigt, dass die Leute Interesse an anderen Kulturen besitzen.“

Sulayman ist ein dauerhaft Getriebener. Schule, Mode, Musik machen, Freunde treffen. „Einfach nur daheimbleiben? Das ist nichts für mich“, sagt er und lacht dabei herzlich und laut. Durch sein Engagement ist er viel herumgekommen: Mit seiner Band ONE Corner stand er schon auf der Bühne des Ampere, drehte ein Musikvideo im Olympiapark. Und er traf auf Konstantin Wecker bei einem Auftritt für die Sendung „Z’am rocken“ des BR. „So ein cooler Typ“, schwärmt Sulayman. 

Er mag die Deutschen, besonders deutsche Musiker. Gentleman, Die Beginners oder Blumentopf zählt er zu seinen Favoriten.

In München hat er viel Unterstützung erfahren. „Wenn die Leute merken, dass du Talent besitzt, dann wollen die auch, dass du das zeigen kannst“, sagt er. So kam es, dass er während eines Praktikums als Verkäufer in jenem Second-Hand-Laden in einer Pause die Nähmaschine entdeckte. Wenig später durfte er die erste eigene Kollektion auf dem Laufsteg im Laden präsentieren. Das liegt auch an Sulayman und seiner aufgeweckten und zielstrebigen Ausstrahlung. Man merkt ihm die Ernsthaftigkeit in seiner Stimme an, wenn er erzählt, eines Tages ein eigenes Geschäft mit seinen Kleidungsstücken zu führen und weitere solcher Modeschau-Events organisieren zu wollen. Während seine Hände mit jedem Wort neue Gesten zeichnen, sucht er immer wieder den direkten Augenkontakt.

Sich mit Händen und Füßen verständigen – für Sulayman war das lange Realität. Diese Zeit begann für ihn vor drei Jahren. Sein Onkel setzte sich gegen den gambischen Diktator Yahya Jammeh ein (der am 21. Januar 2017 ins Exil gegangen ist). Immer wieder wurden Oppositionelle entführt und mundtot gemacht. Das Regime sperrte Sulaymans Onkel ein und folterte ihn. Die Familie erhielt Drohbriefe. Mit Mutter und Schwester floh er in den Senegal. Zum Weitergehen waren die Schwester zu klein und die Mutter zu schwach. Also machte er sich von dort aus alleine auf den Weg. Mali, Niger, Libyen. Und dann über das Mittelmeer nach Italien.

Über die Zeit auf der Flucht spricht er nicht gerne. Keine seiner Gesten vermag es, Erlebnisse und Traumata stimmig ausdrücken. Sulayman wechselt das Thema. Er erzählt von seinen Plänen nach dem Schulabschluss. Auf eine Modeschule will er. Ein Traum, den er mit aus der Heimat hergetragen hat. „In Gambia habe ich von meiner Mutter gelernt, sie war professionelle Schneiderin“, sagt er. Fotos von den fertigen Kleidungsstücken bekommt die Mama noch immer zugesendet. Meist antwortet sie in löblichen Tönen, „auch wenn ihr manches zu haram, also freizügig, ist“, sagt er.

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Dafür kommt seine Kleidung bei anderen jungen Geflüchteten fantastisch an. Er gibt ihnen ein Stück Heimat – und das Gefühl, trotz allem neu starten und etwas erreichen zu können. Sulayman spricht Freunde aus seinem Heim an, ob sie nicht für seine Show modeln wollen. Die Trauer und den Schmerz über die verlorene Heimat verarbeiten er und andere Geflüchtete in der Musik. Auch die konnte man auf der Modeschau hören. Solche Events will er in Zukunft öfters organisieren, „zusammen mit Schneidern aus Afghanistan, Deutschland oder anderen Ländern“. 

Es sind Momente wie diese, in denen man merkt, wie gut Sulaymans Gespür für Integration ist. Das Eigene und das Fremde – er verwebt es buchstäblich ineinander. Die Elemente verbindet er zu etwas ganz Neuem, einer interkulturellen Symbiose. Sulayman will die vielen Menschen verschiedener Kulturen miteinander in Kontakt treten lassen. Aus dem alltäglichen Nebeneinander soll ein Miteinander werden. 

Und da sind Musik und Mode fantastische Bindeglieder, „weil beides keine Grenzen kennt“, sagt Agnes Fuchsloch. Sie ist die Leiterin des Second-Hand-Ladens und hat gemeinsam mit Sulayman die Modeschau organisiert. Dabei war sie nicht nur von dessen Mode beeindruckt, auch vom Organisationstalent. „Er hat eine ganze Menge Leute dazu bewegt, ehrenamtlich als Models oder Stylisten mitzuhelfen“, erzählt sie. Sulayman verstehe es, Leute mitzureißen, „weil er eigene Ideen hat und diese dann auch unbedingt umsetzen will“.

Die Zukunft könnte gut aussehen für den jungen Gambier. Vorerst ist da allerdings auch etwas, das ihn nachdenklich macht: Sulaymans Leben und Wirken in Deutschland wird vom Staat nur geduldet. Auf die Anerkennung seines Asylantrags wartet der 20-Jährige nach drei Jahren Schule und Sprachkurs, nachdem er unzählige neue Freunde gefunden und Partys gefeiert hat, weiterhin vergeblich.

Text: Louis Seibert

Fotos: Hermon Biniam


Mehr zu den politischen Hintergründen in Gambia hier 

Alles ist möglich

Samuel Flach, 25, plant ein besonderes Projekt: Bei
„Gemeinwohlwohnen“ sollen Flüchtlinge, Menschen mit Behinderung und Studierende
zusammenleben

Samuel Flach liegt in seinem Bett. Er starrt die Decke an. Er schaut auf die Uhr. Eigentlich müsste sein Assistent schon längst da sein. Er fischt nach seinem Handy. Akku leer. Alleine aufstehen kann er nicht. Samuel ist querschnittsgelähmt. „So eine Situation ist scheiße, so richtig, richtig scheiße. Alltag ist das nicht, aber es kann passieren, zum Beispiel wenn mein Assistent in der U-Bahn feststeckt.“  
 

Samuel lebt in einer Wohngemeinschaft mit einer Mitbewohnerin, die ihm hilft und bei ihm angestellt ist. Eigentlich ein super Prinzip, aber wenn einer mal länger weg bleiben will oder seine Mitbewohnerin mal nicht da ist, ist es schwierig. Deswegen kam Samuel auf die Idee, dass es besser wäre, mit mehr Menschen zusammenzuwohnen. Als er dann auch noch zufällig auf Alejandro Hünich traf, der sich in einem Projekt engagiert, in dem Flüchtlinge und Studierende gemeinsam leben, entstand die Idee zu einem ganz besonderen Wohnprojekt: Gemeinwohlwohnen, ein Projekt, in dem Flüchtlinge, Menschen mit Behinderung und Studierende zusammenleben sollen. „Alle Mitbewohner und Mitbewohnerinnen, ob mit oder ohne Behinderung, könnten von dem Wohnkonzept profitieren und selbstbestimmter leben“, sagt Samuel. Von dieser Idee ist er überzeugt.
 

Samuel sitzt seit seinem 20. Geburtstag im Rollstuhl. Jetzt ist er 25. Damals hatte er ein Jahr Zivildienst in Uganda gemacht und fuhr zum Abschluss und zur Feier seines 20. Geburtstages nach Sansibar, einer kleinen Insel vor Tansania. Direkt nach der Ankunft rannte er über den Strand und machte einen Hechtsprung ins Meer. Dabei stieß er mit dem Kopf vermutlich gegen eine Sandbank. Ein Halswirbel zersplitterte.
 „Ich würde sagen, es war ziemlich knapp“, sagt Samuel. „Ich war ja bei Bewusstsein, aber ich kam halt nicht raus und hatte auch nicht mehr viel Luft.“ Aber Einheimische am Strand sahen ihn, zogen ihn sofort aus dem Wasser und holten Leute von der ansässigen Tauchschule. Mit Plastikflaschen wurde sein Kopf stabilisiert, damit nicht noch mehr kaputt gehen konnte. Er musste schleunigst operiert werden, so viel stand fest. Aber es gab keinen Hubschrauber auf der Insel. Letztendlich organisierte und bezahlte ein tansanischer Manager einen Safari-Hubschrauber, der Samuel nach Daressalam flog. Dort wurde er untersucht und weiter nach Nairobi gebracht, wo er operiert werden konnte. Nach zehn Tagen kam Samuel nach Deutschland in die Unfallklinik in Murnau, wo er ein halbes Jahr verbrachte.
 

Seine Stimme ist leiser geworden, während er über seinen Unfall redet. Aber genauso fest. „Ich habe das schon so oft erzählt“, sagt er. „Immer wieder fragen mich Leute mit mitleidigem Blick, was mir denn passiert sei. Die können sich einfach nicht vorstellen, dass der Rollstuhl für mich inzwischen Alltag ist.“ Er sitzt in seiner Küche am Tisch. Bunt kariertes Hemd, Haare zurückgebunden. „Klar war das ein Bruch in meinem Leben“, sagt er, überlegt kurz und widerspricht sich dann: „Nein: Mein Leben ist mein Leben.“
 Nach dem Aufenthalt in der Klinik in Murnau war er wiederholt in einer Reha in Pforzheim. Sie versprachen viel. Sogar, dass Querschnittsgelähmte wieder laufen könnten. Bei ihm passierte das nicht. Nach fast einem Jahr Reha beschloss er zu studieren: „Ich wollte nicht länger mein Leben damit verbringen, nach einem Ziel zu streben, dass ich vermutlich nie erreichen würde“, sagt er. „Es ist jetzt einfach so. Ich sitze im Rollstuhl. Mittlerweile ist das normal geworden.“

Er wohnt seit vier Jahren in München, hat gerade seinen Bachelor in Ethnologie gemacht. Jetzt hat er sich für einen Bachelorstudiengang Statistik angemeldet. Um ganz was anderes auszuprobieren, wie er sagt. Er engagiert sich viel, macht bei einem inklusiven Theaterprojekt an Mittelschulen mit und ist aktiv in dem Verein für Jugendaustausch, mit dem er selbst in Uganda war. Außerdem reist und schreibt er viel. Aber auch sein Projekt Gemeinwohlwohnen nimmt ziemlich viel Zeit in Anspruch. Allein zwei bis drei Tage pro Woche beschäftigt er sich ausschließlich mit dieser Idee.
 Seit Anfang 2016 arbeiten er und Alejandro an dem Konzept. Kernidee ist, dass Menschen mit Behinderung ihre Mitbewohner anstellen und mit ihrem Pflegegeld bezahlen. Dadurch haben Studierende und Flüchtlinge, die Arbeit suchen, die Möglichkeit, auf Minijob-Basis zu arbeiten. Außerdem können Flüchtlinge durch das Zusammenleben leichter Deutsch lernen – und durch eine Wohngemeinschaft werden die Mieten günstiger. Es ist ein Vorhaben, das für alle Vorteile schafft. Aber auch Bildungsarbeit soll es leisten und die dort gelebten Werte wie Toleranz und Inklusion sowie die Idee an sich an die Öffentlichkeit tragen. Daher hätten sie auch gerne einen Gemeinschaftsraum. Manchmal träumen sie sogar von einem Café.
 

Mittlerweile ist das Projekt gewachsen. Gemeinsam mit den Mitgliedern eines schon bestehenden Wohnprojekts haben Samuel und einige Freunde den Verein Zusammen-Leben gegründet. Dieser dient als Trägerorganisation. Jetzt suchen sie nach einer Wohnung, die groß genug für etwa acht Leute ist, halbwegs zentral liegt und dann gemeinsam barrierefrei umgebaut werden soll. Alle städtischen Ämter, mit denen Samuel gesprochen hat, seien begeistert von der Idee, sagte er, haben aber kein Haus zur Verfügung.
 Die Suche nach geeigneten Unterstützern ist nicht einfach: „Wir passen in keine Schublade“, sagt er. Die meisten Wohnprojekte mit Behinderten managen große Trägerorganisationen. Außerdem kommt die Hilfe meist von außen. Dass das Projekt autonom ist, ist Samuel sehr wichtig. Es geht nicht um Hilfe, sondern darum, selbstbestimmt und gleichberechtigt zusammenzuwohnen. Auch wenn das schwierig ist, wenn Geld und Wohnung fehlen.
 Probleme könnte es natürlich auch beim späteren Zusammenleben geben. „Aber es ist ein Projekt, das von den Problemen leben wird“, sagt Samuel, „man kann das nicht vorher planen. Es kann schiefgehen, aber es ist halt ein Prozess.“

Während Samuel erzählt, gestikuliert er viel. Seine Hände zeigen alles Mögliche in der Luft. Samuel kann begeistern.
Natürlich hat sich sein Leben verändert. Aber natürlich ist er immer noch derselbe Mensch, der dieselbe Begeisterung und dieselbe Organisationskraft ausstrahlt. Und auch seine Zukunftspläne haben sich nicht wirklich geändert. In Uganda hat er eine Liste mit Zukunftsideen angefangen. Und als er diese nach dem Unfall wieder durchgegangen ist, hat er gemerkt, dass er nichts streichen muss. „Das ,wie‘ verändert sich natürlich, aber es ist trotzdem möglich.“ So reist er trotzdem ständig durch die Gegend, denn „Reisen und Schreiben wird mich mein Leben lang begleiten“, sagt er. Also verbrachte er ein Semester in Kuba, machte eine Reise nach Indien und jetzt plant er schon seinen nächsten Trip. Zurück nach Uganda und Sansibar. Vor allem seine Freunde aus Uganda will er wiedersehen und sich sogar überlegen, dort vielleicht später mal eine Feldforschung zu machen. Auch in Sansibar will er an denselben Ort zurück. Will seine Retter von damals wiedertreffen. Will vielleicht sogar mit ihnen tauchen gehen. Denn das haben sie ihm damals versprochen: Es ist alles möglich, was sich ändert, ist nur das ‚wie‘.

Von: Mariam Chollet

Foto: Stephan Rumpf

Neuland: Social Bee

Mit ihrem Start-up Social Bee wollen die Münchner Master-Studenten Maximilian Felsner, 26, und Zarah Bruhn, 25, jungen Geflüchteten eine Perspektive geben. Gelingen soll das in der Zeitarbeitsbranche.

Die Idee der im März gegründeten Firma ist eine „soziale“ Zeitarbeit, bei der zusätzlich zum Personal auch Qualifikationen vermittelt werden sollen, um Geflüchtete langfristig zu integrieren. Seit vergangenen Mittwoch verfügt das Sechs-Mann-Team über die Zeitarbeitslizenz und will von August an Flüchtlinge anstellen. „Die Geflüchteten wollen gerne arbeiten, Arbeitgeber sind aber wegen der Bürokratie oft abgeschreckt“, sagt Gründer Max Felsner. Er will mit seinem Start-up der Vermittler sein, indem er diese anstellt und an die Unternehmen in der Logistikbranche ausleiht. Zusammen mit Sozialpädagogen und Trainern begleitet die junge Firma dann die Flüchtlinge durch den Job. Nach etwa einem Jahr sollen diese dann Beschäftigungen in Festanstellung bekommen.
„Für uns zählt nicht das Geld, sondern die Wirkung“, sagt Max. Er hat VWL im Bachelor studiert und studiert nun im Master Philosophie. Er will in seinem Job neben der wirtschaftlichen auch gesellschaftliche Verantwortung übernehmen: „Bei der klassischen Wirtschaft fehlt der soziale Mehrwert.“

Von: David-Pierce Brill

Foto: Jospeh Hagen