Wann wohl die Hipster den Hardrock für sich entdecken? Kein Ahnung, aber bis dahin dürfte sich unsere Band der Woche Password Monkey mit genau dieser Musik einen festen Stand aufgebaut haben.
Jimi Hendrix hätte wohl nicht gedacht, dass es mal so weit kommt. Als der seine Gitarrenverstärker zu weit aufriss und ein verzerrter, übersteuerter Klang herauskam, befand er sich damit an der Spitze einer Bewegung: Der Klang der Jugend, Auflehnung gegen die Alten und all die Dinge, die sonst noch den Anfang einer Pop-Bewegung auszeichnen, umgaben Hendrix und seine Musik. Im Moment jedoch wirken E-Gitarren und Rock eher ein bisschen wie die Klassik der Popmusik. Gitarren stehen bei Bankern als Accessoire im Büro, während man sich im Genre um den Nachwuchs sorgen muss. Drohende Pleiten und rote Zahlen von Gitarrenherstellern wie Gibson oder Fender gaben dann im vergangenen Jahr sämtlichen Medien den Anlass, ein paar Abgesänge auf die Rockmusik zu veröffentlichen. Doch wie immer, wenn etwas furchtbar uncool wird, dauert es nicht lange, bis es wieder interessant wird. Vor allem für all diejenigen, die sich gerne von der Masse und dem Mainstream abheben möchten.
Ein bisschen braucht das wohl noch, bis die Hipster den Hardrock entdecken, aber bis dahin dürfte die Münchner Band Password Monkey sich mit genau dieser Musik einen festen Stand aufgebaut haben. Das Quartett, das sich 2015 gründete, ist dabei so etwas wie die Erbengeneration dieses Stils. Gitarrist Chris Furtner und Schlagzeuger Veit Schlembach lernten von ihren Vätern, die schon in den Achtzigerjahren solche Musik gespielt hatten. Chris Buchberger am Bass hatte zuvor in Metalbands gespielt. Einzig Sänger Fabian Lichtenstern genoss eine erst einmal recht konträre musikalische Ausbildung: Klavier und Gesang bei den Augsburger Domsingknaben. Doch das tut der Musik gut, denn Sänger in anständigen Classic-Rock-Bands brauchen eine starke Stimme, die sich neben den ganzen Gitarrenbrettern gut durchsetzen kann – und durch die Musik führt. Man kennt das, zuletzt vielleicht von Bands wie The Darkness, deren Sänger sich in vollstem Stimmvolumen in höchste Höhen schwang. Doch bei denen rutschte der Rock leicht in den Glam und ins Parodistische. Password Monkey hingegen nehmen ihren Stil mit all seinen Versatzstücken Ernst. Dazu gehören, wie in der Single „From the Ashes“, ziemlich harte Riffs, Soli, die auftauchen, noch bevor im Songarrangement irgendetwas anderes passiert ist, und eben recht kraftvoller Gesang. Dabei ist deutlich zu hören, dass Fabians Stimme ausgebildet wurde – er kann mehr, als einfach grölen. Er kann seine Stimme führen, sie bewusst brechen lassen und mit viel Kraft schmettern.
Ein Album haben Password Monkey bisher veröffentlicht. „Chained“ heißt es, denn auch inhaltlich bleiben die vier ihrem Genre treu und benutzen gerne Worte, deren Bedeutung gewichtig ist. Mit ihrem neuen Album – Songs, Arrangements und Pläne stehen schon – wollen sie aber noch einmal einen Schritt mehr in Richtung Professionalität gehen. Dennoch ist das noch Underground. Fast wünscht man sich ein bisschen, dass Hardrock noch eine Zeit länger eine richtige Nische bleiben darf, bevor der Kommerz auch hier wieder greift. Bis dahin kann sich die Musik wie derzeit bei Password Monkey noch frisch, enthusiastisch und vor allem nur um der Musik willen entfalten.
Voller Motivation sind die Autoren der Junge-Leute-Seite in das neue Jahr gestartet. Aber nicht ohne Musik: diese Lieder haben uns im vergangenen Jahr begleitet- und werden das in Zukunft erst recht tun
2017 ist mittlerweile genau 17 Tage alt und wird mindestens genauso spannend wie das vorherige Jahr. Zur Entspannung haben wir schon jetzt vorsichtshalber eine Playlist mit unseren aktuellen Lieblingsliedern zusammengezimmert. Von instrumentaler Powermusik, über eine kleine Mainstream-Insel bis hin zu Hardrock zur Rettung der Wale ist alles dabei – viel Spaß!
Flako – Kuku
Ein aufwühlender Track der bei einem impulsiven Workout besonders effektiv ist. Flako schafft es mich mit seinen Instrumentalbomben beim oder zum Lernen zu motivieren. Die organische Instrumentation und der Detailreichtum lenken währenddessen jedoch gern ab…
Hubert Spangler
Petit Biscuit – Memories
“Memories” von Petit Biscuit war nicht nur vergangenen Sommer, sondern auch bis in 2017 hinein ein treuer Bestandteil meiner Playlists. Ich als Sommerkind kann damit auch im Januar in träumerischen Erinnerungen an Sonnenstrahlen und Unbeschwertheit schwelgen.
Anastasia Trenkler
Justin Timberlake – Can’t stop the feeling!
Jetzt noch einmal bei strahlendem Sonnenschein im T-Shirt bei offenem Verdeck zu dem Leuchtturm fahren, von dem man den allerwunderschönsten Blick auf die Golden Gate Bridge und den Pazifik hat – so wie im letzten September… Das Lied lief nicht nur in diesem Moment im Radio und niemand konnte es so schön mitgrölen wie meine Schwester, als sie mich besucht hat. Auslandssemester in Cali, so viele feelings. UH!
Katharina Hartinger
Major Lazer feat. Mø – Lean On
Dieses Lied ist Super-Mainstream und aus meinem Umfeld kann es keiner mehr hören, verbinde es aber am meisten mit 2016: Nicht nur weil es auf jeder Wohnheimparty abgespielt wurde oder Major Lazer live bei Rock im Park gesehen habe (mein bisher erstes Festival überhaupt), sondern weil ich endlich mehr rumgekommen bin: Mit „blow a kiss, fire a gun“ verbinde ich viele schöne Momente, egal ob in einem Club in Valencia oder an der Promenade in Stockholm – dieses Lied war mein treuester Begleiter und ist daher mein Song des Jahres.
Serafina Ferizaj
Red Hot Chilli Peppers – Goodbye Angels
Die Peppers sind zurück. Endlich. Und wie. Das neue Album „The Getaway“ ist vollgespickt mit mitreißend-kraftvollen Nummern, auf denen Josh Klinghoffer beweist dass er ein würdiger Nachfolger des Gitarren-Virtuosen John Frusciante sein kann. Zum Beispiel beim hymnischen Song „Goodbye Angels“, der mit einem leisen Riff beginnt und in einem fulminanten Headbanging-Finale von Bass und Gitarre endet. Ein Hoch auf das Leben und diese großartige Musik, die es so besonders macht: „Let your lover sail/ Death was made to fail“.
Louis Seibert
Nick and the Roundabouts – Spurned and Dismissed
Dieses Lied habe ich zum letzten Mal live und unplugged
erlebt. In der Hansa 39 stehen Musikbegeisterte dicht gedrängt nebeneinander.
Es ist der Abend des diesjährigen „Sound of Munich now“. Und dann beginnt die
Band plötzlich „Spurned and Dismissed“ unplugged zu spielen: mit Banjo,
Gitarre, Percussion und dreistimmig. Bei diesem Song kann man nicht
stillstehen, man muss mittanzen. Genau das richtige für trübe Wintertage!
Stephanie Albinger
Coldplay – Everglow
Wenn ich an Coldplay denke, denke ich an meine Schulzeit. Wo ich den ersten Liebeskummer hatte. Und wenn einem das Herz gebrochen wird, hört man Coldplay. Heute wie damals. „Everglow“ ist Coldplays neuestes Herzschmerz-Lied. Gefühlvoll wie eh und je. Reinhören lohnt sich!
Barbara Forster
Phoria – Loss
Man hat die ganze Nacht nicht geschlafen… man sitzt auf dem Fensterbrett und starrt seit Stunden in die Dunkelheit. Langsam wird es hell. Jetzt ist es Zeit, genau diesen Song zu spielen. Auf maximaler Lautstärke.
Michael Bremmer
Get Well Soon – When You’re Near To Me
Anfang 2016, Jan Böhmermann ist noch einfacher Moderator und nicht der Majestätsbeleidigung angeklagt, gab es vier Folgen einer Talkshow mit ihm und Kollege Olli Schulz. Warum das wichtig ist? Weil „When You’re Near To Me“ der Titelsong dieser Show war, und ich sofort in ihn verliebt. Später im Jahr habe ich die Band dann auch live gesehen und war absolut überwältigt. Da stehen grandiose Musiker auf der Bühne, alle Multiinstrumentalisten die ihre Instrumente perfekt beherrschen, und liefern ein großartiges Konzert ab. Ein Konzert von Get Well Soon würde ich jeder und jedem empfehlen – auf dem Album sind die Songs bei weitem nicht so stark. Außer zum Glück „When You’re Near To Me“. Das geht immer.
Marina Sprenger
Vince Staples – Summertime
Summertime 06 war für mich das Hip-Hop-Album des Jahres – zwar 2015, aber es ist so spät erschienen, dass ich es für 2016 zähle. Der Titelsong Summertime ist kalt, düster, ruhig – und trotzdem irgendwie eine Liebeserklärung. An wen, an was, das sei dahingestellt. Ein Song, eiskalt und schwarz, aber irgendwie trotzdem voller Gefühle. Bisschen wie der Sommer in diesem Jahr, fällt mir auf.
Matthias Kirsch
Einshoch6, Roger Rekless, Boshi San – So sollte es immer sein
Erstmals live erlebte ich „Einshoch6“ im Sommer 2016, auf einer Open Air Bühne im gediegenen Starnberg: Begleitet von den Münchner Symphonikern rappten sie den Kirchplatz in Rage, wackelten mit den Streichern und Bläsern um die Wette mit dem Po – bis sogar der skeptischste Starnberger tanzte. „Tagsüber Deutschlehrer, in der Nacht Deutschrapper“, heißt es in einem Song, für den sich die Band die Münchner Hip Hop-Urgesteine Boshi San und Roger Rekless an Bord holte. Das Ergebnis: gute Texte, fette Beats, mit fetzigen Streichern kombiniert. „So sollte es immer sein“!
Anna-Elena Knerich
Stabil Elite – Alles wird gut
„Wie kannst Du Dir so etwas nur anhören? Die 80er Jahre waren das schlimmste Musikjahrzehnt überhaupt!“ Neuerdings muss ich mich für meinen Musikgeschmack erstaunlich oft rechtfertigen, obwohl im vergangenen Jahr kein historisches Jahrzehnt die aktuelle Popmusik derart geprägt hat wie eben besagtes. Eighties-Synth- und Drum-Sounds an allen Ecken und Enden. Kein Wunder also, dass sich manche Bands, wie Stabil Elite, auch die volle 80er-Dröhnung geben. Der wie ein Mantra vorgetragene Text passt angesichts der aktuellen Weltlage und dem bevorstehenden neuen Jahr wie die Faust aufs Auge. Nicht die Hoffnung aufgeben. Denn: Alles wird gut!
Katharina Würzberg
Die Höchste Eisenbahn – Blume
Zum ersten Mal live habe ich Die Höchste Eisenbahn vor zwei Jahren beim Heimspiel Knyphausen gesehen. Obwohl Moritz Krämer und Konsorten für meinen Geschmack etwas zu arrogant sind, feiere ich ihre Texte seitdem. Und auch live sollte man sie nicht verpassen!
Jacqueline Lang
PBUG – Little Man
Lieblingsband des Jahres? Da gibt es für mich nur eine: PBUG. Diese nur auf Englisch melodisch klingende Abkürzung steht für “The PB Underground”, wobei PB wiederum die Initialen des Schlagzeugers und Frontmanns Pete Ray Biggin sind. Lange nicht so wirr wie der Bandname ist zum Glück die Musik des britischen Funk-Allstar-Ensembles. Im Gegenteil, ihre Scheibe “Stand Up” gibt mit treibenden Grooves, kraftvollen Bläsern und beeindruckenden Stimmen voll auf die Zwölf. So sehr sogar, dass Sänger DTale die Live-Performance seines autobiografischen Songs “Little Man” am Boden liegend beendete. Tanzbarer geht nicht, und deswegen mein Lieblingssong des Jahres.
Maximilian Mumme
Blackout Problems – Poli’s Song
Für Sea Shepard haben die Blackys dieses Cover der kanadischen Band Sights & Sounds aufgenommen. Und wie so oft reißen die Münchner eine vom ersten Akkord an mit, der Song bleibt danach noch eine ganze Weile im Ohr. Das ganze erscheint auch auf einer limitierten LP, deren Erlös an Sea Shepard geht – gute Arbeit mit guter Musik unterstützen, was will man mehr?
Lem Motlow stehen für kratzig-rauen Hard-Rock, für fast museale Zelebrierung der großen Vorbilder von AC/DC. Der Grund warum die Solis bei Gitarrist Michael Wagner nicht so flutschen: ein unplugged Konzert mit Akustik-Gitarre steht an. Da kann man sich dann auf eine entspannte Atmosphäre und bestimmt den ein oder anderen Song ihres Debüt-Albums einstellen.
Die Akustik-Gitarre möchte Michael Wagner eigentlich immer – wenn er sie denn mal spielt – in die Tonne treten. Die Soli flutschen nicht so; und die kratzig-raue Hard-Rock-Attitüde ist da auch schwer vorstellbar. Doch das nächste Konzert seiner Band Lem Motlow (Foto: Jan Betke) wird unplugged sein. Eine Herausforderung sei das, erklärt Michael, aber die ruhige und entspannte Atmosphäre bei Akustik-Gigs mag er eigentlich schon.
Doch so schweißtreibend und euphorisierend wie ihr jüngstes ausverkauftes Konzert wird es dann wohl doch nicht werden: Das war Ende April im Münchner 59:1 und sollte einher gehen mit der Veröffentlichung des Debüt-Albums. Aber es gab Verzögerungen: Die Musiker sind Perfektionisten und wollen noch einmal ins Studio – deshalb gibt es derzeit nur eine Fünf-Song-EP. Die Songs heißen „Rolling Thunder“ oder „Crying Exe“ und zeigen unüberhörbar, wo das Dachauer Quintett sich musikalisch verortet: Fast museal wird der Hard-Rock AC/DCs zelebriert. Damit erfinden sie zwar nichts Neues, aber die Begeisterung mit der sie sich dieser Musik hingeben, ist ansteckend. Und die musikalische Perfektion – getragen von Michael Wagners Gitarrenspiel – unterstützt das nur zu gut. Rita Argauer
Stil: Hard Rock Besetzung: Toni Sarcinella: Gesang; Jakob Betke: Gitarre; Michael Wagner: Gitarre; Erwin Kulinyak: Bass; Julian Schmitzberger: Schlagzeug Seit: 2004 Aus: Dachau Internet:www.lemmotlowrock.com
Rita Argauer ist die Musik-Expertin der Junge-Leute-Seite. Sie ist nicht nur ständig auf der Suche nach neuen Münchner Bands und deswegen in den Clubs dieser Stadt unterwegs. Sie kennt die Szene auch von der anderen Seite: Sie singt und spielt Keyboard in der Band Candelilla.