München darf zwar raus, doch normal ist das Leben noch lange nicht. Da aber zum Glück kein Hausarrest herrscht, führen wir unsere Rubrik “Von Freitag bis Freitag” weiter. ❤ Trotz einer sich einschleichenden Verunsicherung versucht unsere Autorin Lea, die Vorzüge Münchens weiterhin zu genießen. Ihre Woche steht ganz unter dem Motto: Freunde, Literatur und ganz viel Kunst und Kultur.
Unsere Autorin Laura hat mit Umzug und Bachelorarbeit einen vollen Terminkalender. Trotzdem plant sie sich genug Pausen für Schönes ein und trinkt Glühwein beim Weihnachtsmarkt auf der Alten Utting, singt Karaoke im Cord Club oder streikt für’s Klima bei Fridays for Future am Königsplatz.
Nach einem heißen und trockenen Sommer kann unsere Autorin Sophie es nicht erwarten, dass es endlich winterlich und weihnachtlich wird. Statt sich auf Konzerten das ein oder andere Bier zu genehmigen, schlürft Sophie Glühwein auf dem Mittelaltermarkt, lässt sich von Alice im Wunderland verzaubern und futtert sich durch das Wintertollwood.
Wir sind heute das erste Mal unterwegs mit unserer Autorin Lena, die am liebsten in die Natur geht – wie in den Englischen Garten oder zum Schloss Nymphenburg. Ergänzt wird ihr Wochenprogramm durch Musik beim Konzertabend Freundschaftsbänd, durch einen Polit Slam oder Besuchen auf Weihnachtsmärkten.
Los geht’s am Freitagabend mit einer Runde Glühwein –
mir fehlt nämlich noch das Weihnachtsfeeling dieses Jahr. Also mache ich mich
gemeinsam mit ein paar Freunden auf zum Weihnachtsmarkt am Chinesischen Turm.
Mit Glühwein intus fährt es sich bestimmt gut Schlittschuh. Von dort aus geht
es deswegen weiter zum Prinzregentenstadion. Mit dem Kombiticket geht es zuerst
Eislaufen und danach in die Sauna, den Whirlpool und das Dampfbad. So lässt
sich gut das Wochenende einläuten!
Am Samstag schlafe ich ausgiebig aus
und gönne mir einen Brunch in meinem Lieblingscafé Königin 43. Da das Café
gleich am Englischen Garten liegt, dreh ich noch eine Runde im Park. Ein
Abstecher zu den Surfern an der Eisbachwelle ist für mich ein Muss. Ich liebe
es, die Surfer zu beobachten und bewundere sie dafür, in der Kälte sich auf ein
Brett zu stellen und nicht als ein Eiszapfen dabei einzufrieren. Den Nachmittag
verbringe ich mit Plätzchen, Tee und einem guten Buch auf der Couch. Abends
raffe ich mich auf: Ich kenne mich in München noch nicht so gut aus. Deswegen will
ich unbedingt die Münchner Musikszene kennenlernen. Was eignet sich besser als
der Konzertabend Freundschaftsbänd? Neun Münchner Bands covern gegenseitig ihre
Songs. Perfekt!
Da es unter der Woche abends schon dunkel ist, wenn ich
heimkomme, muss ich am Wochenende unbedingt mal raus. Ich fahre am Sonntag zu Schloss Nymphenburg. Dort
veranstalten die Stadtspürer Schlossrundgänge zum Thema Mythen und Mysterien im
Sommerpalast der Wittelsbacher. Ach ja, heute ist ja auch schon der dritte
Advent! Wahnsinn, wie schnell die Zeit vergeht… Die Weihnachtsstimmung stellt
sich immer noch nicht so richtig bei mir ein. Lässt sich aber ändern, denke ich
mir, und rufe eine Freundin an. Die ist sofort Feuer und Flamme für einen
Weihnachtsmarktbesuch. Wir entscheiden uns für den Märchenbazar am Viehhof. Wir
schlendern mit einer Tasse Glühwein in der Hand zwischen den bunten Zirkuszelten
und den hölzernen Jahrmarktbuden hindurch. Im Märchenzelt wärmen wir uns auf
bei Gitarrenklängen des Singer-Songwriter Igor Landy.
Nach dem ersten Arbeitstag der Woche brauche ich erst mal
Entspannung und das geht wunderbar im Kino. Montagabend in den City Kinos findet die Queer Shots Kurzfilmnacht
2017 statt. Dort werden preisgekrönte Kurzfilme gezeigt und es ist sogar die Preisträgerin
Clara Stern da, die ihren Transgender-Film MATHIAS vorstellt. Der
Hauptcharakter muss sich in seinem neuen Leben als Transgender erst noch
zurechtfinden und trifft auf eine Reihe von Problemen.
Am Dienstag stoße
ich zufällig auf das Tanzprojekt – Die Welt tanzt in München. Dort tanzen jede
Woche alle, die Lust haben, zusammen und am Ende entsteht eine Choreographie
aus Tänzen verschiedener Länder und bayerischen Tänzen. Angeblich kann man
jederzeit einsteigen – auch ohne Vorkenntnisse. Auch wenn ich danach außer
Puste bin und mein Kopf raucht, weil ich mir so viele Schritte merken muss, hat
es viel Spaß gemacht. Den Abend lasse ich noch in einer Bar mit Drinks und ein
paar Freunden ausklingen.
Einen Poetry Slam habe ich schon mal besucht, aber einen Polit Slam noch nicht. Vier Politiker und Politikerinnen treten gegen vier
Poetry Slammer und Slammerinnen mit selbst geschriebenen Texten an. Das Motto:
„Ich habe was zu sagen!“ Das Publikum entscheidet, wer der Gewinner ist. Finde
ich cool. Ich schleife am Mittwoch
also einen Kumpel ins Heppel & Ettlich. Es ist ein sehr kurzweiliger Abend.
Ich falle todmüde ins Bett.
Am Donnerstag
brauche ich deswegen dringend mal eine Pause. Ich entscheide mich abends für
meine liebsten Weihnachtsfilme: „Der Kleine Lord“ und „Drei Haselnüsse für
Aschenbrödel“. Ich mache es mir mit selbstgebackenen Lebkuchen und Plätzchen
sowie einem Punsch auf meinem Bett gemütlich. Hach, ist das schön!
Das Tanzen am Dienstag hat mir sehr viel Spaß bereitet, aber
ich glaube, ich sehe dabei eher aus wie ein Elefant als wie ein Schwan.
Deswegen sollte ich mir dringend Tanzmoves anschauen. Das kann ich am Freitag in der StreetLove Dance Academy
bei der Blocksession machen. Ich staune, wie toll sich manche verbiegen können oder so gut tanzen
können, als würden sie über den Boden schweben. Das muss ich erst mal verdauen
– wieder mal bei einem weihnachtlichen Getränk. Diesmal am Christkindlmarkt am
Marienplatz.
Noch eine Woche, dann ist der diesjährige Weihnachts-Wahnsinn auch wieder überstanden. Doch wie jedes Jahr schafft unser Autor es erneut kurz vor Weihnachten, gefallen an den ganzen Lichtern zu finden. Wurde ja auch Zeit.
Stille Nacht, stressige Nacht: Weihnachten steht direkt vor der Tür, glückliche Paare schlendern genügsam unter den funkelnden Weihnachtsdekorationen der Geschäfte hindurch, während ich in regelmäßigen Abständen zum Opfer heimtückischer Panikattacken werde. Einerseits schlägt mir die seit Wochen ununterbrochene Dauerbeschallung dieser längst ausgewrungenen, als “klassisch” verdudelten Weihnachtssongs stark aufs Gemüt. Andererseits habe ich noch kein einziges Weihnachtsgeschenk besorgt- was in eine noch intensivere Auseinandersetzung mit diesem Weihnachtsklamauk zu münden droht.
Trotzdem- oder gerade deshalb- gehe ich dem ganzen erst einmal schön aus dem Weg. Den Freitagabend verbringe ich im ganz und gar unweihnachtlichen Feierwerk. Der Jugendradiosender M 94.5 stellt hier die Jahrescharts dieses musikalisch bunten Jahres vor- mit ordentlich Unterstützung. Die Münchner Indie-Rocker Die Sauna werden bei Laut Indie Stadt live spielen, genauso Leoniden aus Kiel, der Ringer aus Hamburg und der Rapper Mittelkill aus Berlin. Ich freue mich, den ganzen Weihnachtsstress in bester Gesellschaft mit bester Musik hinter mir zu lassen. Und dank der Afterschow-DJs vom ehemaligen Atomic und vom Cord muss ich heute auch auf keinen Fall früh heimkommen.
Doch alles rächt sich irgendwann, und so wache ich am Samstag mit Schädel und Justin Timberlake im Kopf auf- What goes around comes around. Ich beschließe, nun doch etwas für mein Charma zu tun und verbringe den Rest des Tages auf dem Tollwood– hier weihnachtet es zwar auch, aber immerhin international. Und originelle Weihnachtsgeschenke finde ich hier in Unmengen- von Marokkanischen Chillisaucen bis zu nepalesischen Ponchos werde ich sicher etwas für den Christbaum finden. Danach geht es gleich bunt weiter. Im Cord Club findet ein Charity-Konzert zugunsten der Forschung über Autoimmunerkrankungen statt. Susanne Augustin, Bassistin bei der Indie-Band Splashing Hill leidet selbst an zwei Autoimmunerkrankungen und hat sich deshalb entschlossen, diesen Abend gemeinsam mit den Singer-/Songwritern LIANN und Pour Elise auf die Beine zu stellen. Gute Musik für den guten Zweck- da bin ich dabei. Später geht’s noch in den Keller der Milla, wo der zweite Geburtstag der Fancy-Footwork-Partys mit viel Gin und sogar Zuckerwatte all night gefeiert wird. “Denn in der Nacht sind alle Katzen bunt”, verkünden die Veranstalter. In dieser auf jeden Fall.
Den Sonntag verbringe ich kuschelig warm eingewickelt mit Tee und Plätzchen daheim. Immerhin brennen inzwischen schon alle vier Kerzen auf dem Adventskranz und eigentlich ist es eh viel zu kalt zum Rausgehen. Wenn doch nur jeder tag in der Vorweihnachtszeit so schön ruhig und beschaulich wäre.
Am Montag wird mir wieder einmal bewusst, dass es bis Weihnachten keine Woche mehr hin ist, und so hetze ich mich zum -hoffentlich- letzten Mal durch die verschiedenen Weihnachtsmärkte. Für irgend wen aus der Familie muss man immer noch etwas besorgen… Ablenkung finde ich am Abend im Marstall-Theater. Vom Stück “Balkan Macht Frei” des Bosnischen Regisseurs Oliver Frljić habe ich bereits viel gehört und gelesen- schockierte, überwältigte, verängstigte Zuschauer sollen das Theater regelmäßig vor Vorstellungsschluss verlassen haben. Der Regisseur hat wohl auch in der Vergangenheit selten ein Blatt vor dem Mund gehabt- ich bin gespannt.
Dienstag. So langsam finde ich Weihnachten eigentlich doch ganz schön- zum Glück passiert das jedes Jahr wenige Tage vor dem Großen Fest, und nicht danach. Deshalb genieße ich die Kälte heute einfach einmal – mit einem dampfenden Glühwein zwischen den Händen fällt das ja auch nicht allzu schwer. Schließlich wird mir doch kalt. Ich spaziere die Isar entlang um mich warm zu halten und stoße auf das Museum Lichtspiele-Kino, in dem der neue Star-Wars-Film “Rogue One” anläuft. Warum nicht, denke ich mir und mache es mir mit einer großen Portion Popcorn auf den dicken Sesseln gemütlich.
Kurz vor Weihnachten habe ich es tatsächlich geschafft, meine Geschenke-To-Do-Liste vollständig abzuarbeiten und so kann ich mich endlich einmal wieder so richtig entspannen. Deshalb schaue ich heute Abend, am Mittwoch, im Bahnwärther Thiel vorbei. Hier findet eine neue Ausgabe der wunderschönen Schienenbus-Konzerte statt. Und mit dabei sind gleich einige vertraute Gesichter: KLIMT kenne ich schon vom Freundschaftsbänd-Abend im Cord und auch Ziggy McNeill hat sich inzwischen in der Münchner Musikerszene etabliert.
Am Donnerstag bin ich dann den ganzen Tag über so sehr mit dem Einpacken von Weihnachtsgeschenken beschäftigt, dass ich erst kurz vor Sonnenuntergang vor die Tür trete. Aber das mit gutem Grund: Unter dem Motto “Angst- Sicher Ned! Wir sind alle von wo” lädt das Bündnis für Flüchtlinge Bellevue di Monaco auf den Max-Joseph-Platz ein, um gegen Hass und für Humanismus, Einheit und eine offene Gesellschaft zu demonstrieren. Und allein die musikalischen Zwischenspiele der Veranstaltung sind höchst vielversprechend: Keno von Moop Mama wird auftreten, ebenso die Alternative-Band The Notwist, der Syrische Friedenschor, der Rapper Maniac und Willy Astor. Noch einmal vor Weihnachten will auch ich dieser derzeit unumgänglichen Endzeitstimmung trotzen und zum Jahresende noch einmal ein positives Signal in die Welt setzen. Die Welt hat es sicher nötig.
Und dann ist die Woche schon rum, morgen ist Heiligabend. Und bevor es morgen ruhig und besinnlich wird, folge ich der guten alten Freitagabend-Maxime von Alex Turner, Sänger der Arctic Monkeys: “Put On Your Dancing Shoes!” Und dann ins Bahnwärter Thiel auf die Christmasdisko mit Bartellow? Oder ich entfliehe doch dieser schrecklich-allgegenwärtigen Kälte und tanze zu karibischen Off-Beats bei der Jamaican-Thing-Party im Backstage? Laute Nacht, heilige Nacht.
November, Movember, Dezember – Ohne Schnee und ohne Schnauzer stürzt sich Matthias in die Weihnachtsmarkt-Massen und erkämpft sich seine erste Feuerzangenbowle dieses Jahr! Außerdem begibt er sich auf Geschenkejagd auf dem Designmarkt. Und obwohl selbst frisch rasiert, zelebriert er den Schnauzer für einen guten Zweck. Umgeht den Tatort, gönnt sich dafür gute Musik und kommt dabei zu neuen Erkenntnissen.
Freitag, der 27.
So, ich bin wieder da – zurück im sozialen Leben. Ich übertreibe, ich habe
eine Klausur geschrieben, gestern. Aber : Ich fühl mich wie neugeboren.
Auf zu großen Taten also, Vorweihnachtszeit genießen. Eigentlich find ich es
ganz schlimm, dass die Monate von verschiedenen Feiertagen geprägt werden. Im
Februar ist Karneval und alle laufen in depperten Kostümen rum. Im April kommt
der Osterhase und auf das Christkindl warten eh alle. Da war der November
bisher immer so ein schönes Polster zwischen kürbisorange und
weihnachtsmannrot. Bisher, weil : Jetzt gibt es ja Movember !
Natürlich, und Movember wird heuer auch in München groß vermarktet. Die Sache
ist ja für einen guten Zweck, da kann ich dann vielleicht drüber hinwegsehen.
Bei der Stylight Movember Parté im Stylight HQ in der Nymphenburger Straße geht
es heute Abend dann zu Ehren des Schnauzers haarig zu – alle Ticketeinnahmen
werden natürlich gespendet. Da ist es fast schade, dass ich nach anderthalb
Jahren erstmals wieder bartlos unterwegs bin – mein Schnauzer ist einfach zu
creepy.
Samstag, der 28.
Nach meiner Großzügigkeit von gestern will ich mir heute etwas gönnen –
musikalisch, bestenfalls. Nur hab ich mich – mal wieder – völlig verplant. Die
Tickets für das PULS Festival in München sind längst alle ausverkauft, und in
Erlangen – tja, da war das Ganze schon gestern. Jetzt kann ich wenigstens
testen, ob mein netzwerken in der Münchner Musikszene Früchte getragen hat –
kann mir einer noch Eintritt garantieren? Es meldet sich dann irgendwann
auch jemand. Aber nicht mit PULS, sondern Subkultur. Schwierig. Wie komm ich
nach Fürstenfeldbruck ? Da spielen heute unter anderem Marvpaul, die hab
ich beim Sound of Munich Now gesehen, und die machen gute Musik mit lustigen
Texten – ganz mein Ding. Ich werf die Münze.
Sonntag, der 29.
Ich kann an dieser Stelle nicht verraten, wo ich hingegangen bin.
Vielleicht bin ich zuhause geblieben? Nur soviel : „Wer sich ab und
zu etwas Faulheit vergibt, hat dann für die wirklich wichtigen Dinge umso mehr
Energie“. Behaupten zumindest Marvpaul auf Platte. Und gibt es was Wichtigeres
als einen Sonntagsbraten? Oder Sonntagsschnitzel? Mit Pommes? Nein! Für das
Riesenschnitzel im Café Mozart brauch ich auch die zusätzliche Energie, das
Ding ist tatsächlich riesig. Nach ergiebiger Siesta drängt der After-Klausur-Enthusiasmus
wieder nach. Am Sonntagabend verschwindet aber irgendwie ganz München von der
Erdoberfläche – wo sind denn heute alle? Ich geh auf Tauchgang, grab ganz tief
– und irgendwann bin ich Unter Deck. Ha, tja, der heilige Sonntag. Hier läuft
kein Tatort, kein schlechter Blockbuster mit tausend Werbungen – The Wave
Pictures laden zu einem gemütlichen Abend ein. Ihr letztes Album heißt Great
Big Flamingo Burning Moon – sehr geil. Ich hatte immer die Theorie, dass
Musiker erst eine Band gründen, wenn sie einen Hammernamen haben. Neue Theorie
– je wahnsinniger der Albumtitel, desto besser die Musik. Innocent `til proven
guilty.
Montag, der 30.
Noch eine Theorie: Je alternativer der Weihnachtsmarkt, desto teurer der
Glühwein. Gefühlt 20 Euro kosten zwei Tassen Feuerzangenbowle am Tollwood –
Wucher. Aber ist ja Bio! Oder so. Wie dem auch sei, ich komm trotzdem jeden
Winter nicht an der Theresienwiese vorbei – auch wenn mir immer wieder
schwindelig wird, wenn ich vom U-Bahn-Ausgang durch das Lichtermeer wandere. Meine
Planung war zumindest wieder schlecht, eine weitere Konstante. Montagabend
heißt, Weihnachtsmärkte voll. Und hier sind deutlich zu viele Leute –
wenigstens schneit es nicht. Schnee mag ich eigentlich, aber nicht in der
Stadt. In den Bergen, zum Schifahren oder rodeln, fein. Was ist der Mehrwert
von Schnee in der Stadt? Nasse Hörsäle an der Uni, die Anti-Rutsch-Kieselsteine
blockieren jede Rolltreppe in der Großregion und ich muss wieder Treppen
laufen! Komischerweise wärmt mich der Gedanke an Schnee von innen. Aber
vielleicht war es auch die dritte Feuerzangenbowle.
Dienstag, der 1.
Es schneit immer noch nicht, ich kann also noch vor die Tür. Vor einigen
Wochen habe ich mich an dieser Stelle furchtbar über Lost Weekend aufgeregt –
wegen Kaffeepreisen und pseudo-intellektuellen Zeitgenossen. Seitdem ist mir
etwas aufgefallen – die veranstalten in dem Laden eine ganze Menge, ja,
Veranstaltungen. So auch heute – und ich zähle mich ganz klar zu den Pseudo-Intellektuellen
hinzu. Zwei Philosophen diskutieren über einen anderen Philosophen, klingt
spannend. Subjekt ist Alain Badiou. Ich könnte jetzt einen halben Paragraphen
darüber schreiben, wie sehr man Badiou dafür respektieren muss, dass er
Universalität und Illegalität als gleichursprüngliche Momente des Normativen in
seiner Theorie des Ereignisses vereint! Nur hab ich überhaupt keine Ahnung
davon, und den Satz einfach aus dem Facebook-Event kopiert. Ich Idiot mit
teurem Kaffee.
Mittwoch, der 2.
Mir schwirrt der Kopf noch ein wenig von gestern Abend. Die Sätze wurden
nämlich nicht nur so geschrieben – die reden auch wirklich so! Das totale
Gegenteil hierzu findet oft im Theater statt – viel mehr Wahnsinn als Genie.
Was meist ganz okay ist, und lustig auch. Darum geh ich heute mal wieder ins Rationaltheater, da war ich lange nicht mehr. Danijel Szeredy und Alena Vaida
inszenieren die nächsten drei Tage (und im Januar noch drei Mal) ihr Stück „Das
Duell“, nach Anton Tscheschow. Es handelt um drei Schauspieler, die während den
Attentaten von Charlie Hebdo gerade für ein Stück proben, und jetzt, ein Jahr
später, von ihrer Abgegrenztheit erzählen. „Das Duell“ bekommt mit den
Attentaten von Paris vor zwei Wochen noch eine neue Dimension. „Auf welcher
Höhe wirst du deine Mauern errichten? Wo wirst du die neuen Grenzlinien
ziehen?“ – Ich bin gespannt.
Donnerstag, der 3.
Ich habe einige Jahre an der Uni gebraucht, um die „guten“ von den
„schlechten“ Seminaren zu trennen, bevor ich sie auswähle. Bei den hunderten
Veranstaltungen, die man sonst an der Uni besuchen kann, habe ich bis heute
keinen Plan. Es ist wie Lotterie. Das KW-Abseits hat mich bisher meist positiv
überrascht – einmal war Claus Von Wagner da, und die Polizei hat einen Hund
abgeführt. Ich glaube, das war nicht Teil der Show, aber egal. Die Fachschaft
der Kommunikationswissenschaftler lädt wieder ein. Das Thema – Islamophobie und
Medien. Natürlich brandaktuell, und natürlich kann sich der interessierte
Student das nicht entgehen lassen. Uni ist soviel mehr als nur Pflichtseminare!
Ich fand die Medienberichterstattung zu und nach Paris jedenfalls nicht ideal –
vielleicht kann mir der Ehrengast, die Medienpädagogin Dr. phil. Sabine
Schiffer, erklären, warum ich es so empfand. Und ob ich, wäre ich in der
Situation gewesen, es überhaupt anders gemacht hätte.
Freitag, der 4.
Hoch die Hände, Wochenende! Das hat mal einer der größten deutschen
Social-Media-Philosophen gesagt – muss also stimmen. Mit erhobenen Händen
wandere ich durch die Stadt. Seit meiner Klausur hab ich Freitags nämlich frei.
Ich sollte eigentlich etwas Sinnvolles machen – aber so diszipliniert bin ich
nicht. Was steht sonst so an? Tollwood – zu teuer. Aber ein Glühweinchen wär
schon schön. Unterbewusst weiß ich natürlich, dass ich eigentlich total auf die
weihnachtliche Atmosphäre stehe. Das Heißgetränk ist nur die Ausrede. Außerdem
hab ich noch keine Geschenke, und das ist ja ein totales No-Go am vierten
Dezember! Der große Tag ist ja schon bald!. Ich mach mich auf zur
Reitknechtstraße – beim Designmarkt sind laut Einladung Omas, Opas, Kinder und
Hunde willkommen. Ich darf also hin. Musikalische Unterstützung und Streetfood halten
mich beim dem ganzen Shoppingstress bei Laune. Das Ganze geht sowohl heute als
auch morgen bis 23.30 Uhr – heiliger Bim-Bam!