Neuland: Andi Papelitzky – Illustration und Design

image

Andi Papelitzky zeichnet Comics. Es ist sein größtes Hobby. Um sein eigenes Projekt, eine Comic-Weltraumsaga, zu verwirklichen, hat er eine Crowdfunding-Kampagne ins Leben gerufen. Schon bald wird der erste Band einer ganzen Comic-Reihe erscheinen.

Eine Weltraumsaga mit politischen und gesellschaftskritischen Untertönen – so könnte man die neue Comicserie von Andi Papelitzky aus München beschreiben. Der erste Band mit dem Namen „Bountilus“ bildet den Auftakt der Saga. Die zwei Hauptprotagonisten, Weltraumkapitän Nihil und sein Lieutenant Quattro, stolpern darin von einem Abenteuer ins nächste. Erscheinen soll der Comic-Band zum Comicsalon in Erlangen am 30. Mai. Andi zeichnet hobbymäßig Comics und für den ersten Band der Reihe hat er eine Startnext-Crowdfunding Kampagne gestartet, um die Finanzierung nicht komplett alleine stemmen zu müssen, denn den Comic soll es in einer Standard-, Deluxe- und Special-Edition geben. „Der erste Teil ist eine unterhaltsame Einleitung, um die Charaktere kennenzulernen“, sagt Andi. Bis zum 21. Mai läuft die Aktion. Andi strebt nicht nach dem großen Ruhm. Es ist vielmehr seine große Leidenschaft. „Ich möchte mir eine kleine Leserschaft aufbauen. Das Comic-Zeichnen ist mein Hobby. Es ist aber nicht mein Ziel, in der Comic-Szene super bekannt zu werden“, sagt Andi. Es mache ihm Spaß, zeichnerisch Geschichten zu erzählen.  

Text: Ornella Cosenza

Foto: Andi Papelitzky

Happy Birthday, Stadt Land Rock Festival!

image

Zum 13. Mal findet 2016 das Stadt-Land-Rock Festival statt. In diesem Jahr gibt es an drei Abenden zwölf Bands und Künstler zu sehen – bei freiem Eintritt.  In den vergangenen Jahren etwa MarieMarie (Foto), die 2011 und 2013 Stimmung machte. Zur Einstimmung ein kleiner Rückblick. 

Wer über das Tollwood schlendert, findet wie jedes Jahr die Stände mit Crepes und Langosch, mit Schmuck und verträumter Hippie-Kleidung, die Skulpturen, die die jährlich neuen Themen des Tollwoods veranschaulichen und den Besucher jedes Mal wieder überraschen. Das alles gehört zum Tollwood – Genau wie die Musik. Schon seit Beginn spielen bekannte Bands auf Münchens beliebtestem Stadtfestival, große Namen sind jedes Jahr vertreten, aber vor allem die jungen Münchner haben seit 13 Jahren auch ein anderes Ziel: Das Stadt-Land-Rock-Festival.

Seit 2004 wird es vom Tollwood und der SZ-Junge-Leute Seite veranstaltet. Damals waren das einfach ein paar kleinere Bands aus München, aber auch von anderswo, die ohne wirkliches Festival-Feeling eher als Begleiterscheinung auf den verschiedenen Bühnen des Tollwood auftraten. Viele der damaligen Bands sagen heute kaum jemandem etwas, und trotzdem lohnt es sich, reinzuhören. Denn als Veranstaltung für junge, aufstrebende Musiker hat das Stadt-Land-Rock schon früh ein Gespür für die richtigen Bands bewiesen, die, genau wie das Festival selbst, einfach ein bisschen Zeit und Unterstützung brauchten, um größer zu werden.

Besonders wenn man sich die Bands der letzten Jahre anschaut, wird man einige davon wieder erkennen. Die Young Chinese Dogs beispielsweise, die man nicht nur auf dem Tollwood, sondern auf so ziemlich jeder Münchner Bühne treffen kann. Die beiden Schwestern von Sweet Lemon, die, obwohl noch sehr jung, dieses Jahr schon zum zweiten Mal das Publikum mit ihrem Mix aus Pop und Blues verzaubern. Oder MarieMarie, die mittlerweile über München hinaus ein bekannter Name ist. „Es war eine tolle Erfahrung auf dem Stadt Land Rock Festival zu spielen und die Stimmung war super“, erinnert sie sich an ihre Auftritte 2011 und 2013.

Genau wie die Szene, die Jugendseite und die Teilnehmer, ist das Stadt Land Rock mit seinen Bands gewachsen. Das Festival hat in der Tollwood tanzbar seinen Platz gefunden und repräsentiert mit dem diesjährigen Programm einen Querschnitt durch die junge Münchner Musik Szene. Es spielen Bands wie Line Walking Elephant, die mit ihrem Alternative-Rock die Fetzen fliegen lassen oder die Folk-Rock-Band The Charles, deren Namen längst keine Unbekannten mehr sind, aber auch Newcomer, wie Paul Kowol oder KLIMT, die sich beide als Solokünstler natürlicherweise ruhiger, aber nicht weniger spannend präsentieren.

Die Zeiten, als noch Umzugskisten voller Demo-CDs den Beginn der Auswahl für das Festival einläuteten, sind vorbei, doch Bewerbungen um auf dem Stadt-Land-Rock zu spielen kommen immer noch genug. Oder sollte man eher sagen jetzt erst Recht? München und seine Musik-Szene sind ein unteilbares Ganzes, und Gelegenheiten für junge Bands gibt es viele. Und doch ist das Festival auf dem Tollwood etwas besonderes geblieben. Weil es gewachsen ist, seinen Platz gefunden hat und weil man nach 13 erfolgreichen Jahren sicher sein kann, dass man den Sprung geschafft hat vom Trend zu einer der fest verankerten Institutionen, ohne die München nicht das wäre, was es ist.

Von: Marina Sprenger

Foto: Käthe Dekoe

Zufallsstudium: Innocent zu Innozenz

image

Was studiert der Junge mit den Dreadlocks eigentlich? Welchen Kurs besucht das Mädchen, das in der U-Bahn neben uns saß? Woche für Woche folgen wir fremden Studenten zum „Zufallsstudium“. Dieses Mal: Philipp verschlägt es in eine Vorlesung über die Geschichte der Kirche im Mittelalter: Päpste, Konzilien und Seniorenstudenten. Und das am Dienstagmorgen.

Renter kommen nicht zu spät. Zumindest ist
das die Erklärung, die ich mir dafür gesucht habe, dass die Vorlesung, in die
ich am Dienstagmorgen reingestolpert bin, erst nach ungefähr 20 Minuten ein
ausgewogenes farbig/grau-Verhältnis, im Hinblick auf die Haarfarbe der Zuhörer, aufweißt. Zugegeben, die Vorlesung trägt auch den Titel “Die
mittelalterliche Kirche: Strukturen – Lebensformen – Weltbilder”, nicht
unbedingt das Thema, das einen täglich umtreibt. Aber nun gut, wie bin ich hier
eigentlich gelandet?

Seit
ich im Master bin, haben sich die Anfangszeiten meiner Uni-Veranstaltungen
angenehm nach hinten verlagert. Vor 10 Uhr läuft da normalerweise gar nichts.
Umso ehrgeiziger ist mein Unterfangen, Dienstag um 08 Uhr eine zufällige
Vorlesung zu besuchen. Selbstverständlich vertrödele ich die Zeit in der Früh
und muss dann mit meinem Fahrrad eindeutig zu schnell durch die von Gefahren
(Autos, andere Radler, Kinderwägen) gesäumte Strecke zur Uni radeln. An der Uni
bin ich dann zwar pünktlich, aber die meisten Leute sind wohl schon in ihre
Veranstaltungen gegangen. Vor dem LMU Hauptgebäude stehen nur einige
versprengte Studenten.

Eigentlich hätte ich Lust mir mal eine
literaturwissenschaftliche Vorlesung anzuhören, ich suche deshalb Studenten,
die wie Germanisten oder ähnliches aussehen. Leider habe ich gar keine Ahnung,
wie genau sich das darstellen könnte, deshalb gehe ich einfach einer Studentin
mit langen, braunen Haaren und sommerlichem Tanktop hinterher. Vielleicht
studiert sie ja tatsächlich irgendwas mit Literatur?

Bekanntlich lande ich dann aber in einer
geschichtlichen Vorlesung zur mittelalterlichen Kirche, naja, vielleicht gibt
es nächstes Mal Literatur, jetzt geht es erstmal um den Papst. Dem Dozenten ist
es zunächst wichtig zu betonen, dass es bisher nur männliche Päpste gab und der
Film “Die Päpstin” ins Reich der Fabeln gehören dürfte, schade
eigentlich. Was folgt ist ein Husarenritt durch die Geschichte des Pontifikats,
wobei ich froh bin, dass ich mir die ganzen Fakten nicht für irgendwelche
Klausuren merken muss. Denn ich kann mir gut vorstellen, dass man mit den
ganzen Gregors und Innozenzens irgendwann mehr als nur ein bisschen verwirrt
sein könnte.

Andererseits eignet sich die Vorlesung
bestens um einige historische Ereignisse, die gerne mal in Debatten oder
Feuilletonartikeln rumschwirren, einordnen zu können. Während mir der
Investiturstreit zumindest aus der Schule noch irgendwie ein Begriff ist, weiß
ich erst nach der Vorlesung, was es mit der babylonischen Gefangenschaft in Avignon
auf sich hatte. Und auch wer schon immer wissen wollte, was genau ein Konzil
ist und was es denn zu sagen hat, sollte sich die Vorlesung mal anhören. Mit
Marsilius von Padua hat sogar ein alter Bekannter aus meinem eigentlichen
Studiengang einen kurzen Gastauftritt, hier fühle ich mich schon fast wie zu
Hause.

Immer wieder geht es um Begriffe und
Themen, die auch heute noch relevant sind, ob es jetzt Mönche oder Eremiten sind. Und auch die Lebensweise der Mönche hat sich über Jahrhunderte hinweg relativ
konstant entwickelt und weißt auch noch heute Spuren der Antike auf.
Beeindruckend ist es also schon, dass Entwicklungen und Vorschriften aus dem
Mittelalter selbst bis in unsere moderne, unruhige Zeit reichen. Ein bisschen
Demut fühlt man dann doch nach der Vorlesung, nicht aus religiösen Gründen, sondern schlicht wegen der Wirkungsmacht von zwei Jahrtausenden
Menschheitsgeschichte. Ganz schön viel für einen Dienstag Morgen….

Von: Philipp Kreiter

Foto: Lukas Haas

Die Geschichtensammlerin

image

Kurz vor Beginn des Zweiten Weltkriegs konnten 10 000 jüdische Kinder fluchtartig NS-Deutschland verlassen. Lilly Maier, 22, hat Zeitzeugen über ihr Leben nach den Kindertransporten befragt – und reiste dafür durch die USA

Lilly Maier, 22, hat diesen Moment noch gut vor Augen. Sie studiert heute an der LMU in München (Foto: Catherina Hess). Damals war sie zehn Jahre alt und lebte in Wien, als ein weißhaariger Mann an ihre Haustür klopfte: Arthur Kern. Der 70-Jährige mit Hornbrille und Poloshirt hatte eine sonderbare Bitte – er wollte ihre Altbauwohnung sehen. Dort hatte er gelebt, bis die Nationalsozialisten kamen, bis Wien für Juden brandgefährlich wurde, bis die Familie den damals Zehnjährigen wegschickte, ins rettende Frankreich, dann in die USA. Seine Eltern und der große Bruder kamen ins Ghetto, er hat sie nie wieder gesehen. Mehr als ein halbes Jahrhundert war das her. Doch die Wohnung, die stand immer noch. Nur um sie zu sehen, war Kern aus Kalifornien angereist.

Die Maiers ließen den betagten Juden hinein. Von diesem Moment an war die Geschichte Kerns auch ein Teil von Lillys Leben. „Ich bin damals mit zehn Jahren ins Archiv gegangen“, erzählt die Studentin. Sie half Kern beim Suchen von Meldezetteln. Um mehr über den Nationalsozialismus herauszufinden, nahm Lilly an einem Geschichtsprojekt teil: Bei einer Gedenkfeier ließen Schüler 80 000 weiße Luftballons in den Himmel steigen – einen für jedes österreichische Opfer der Nationalsozialisten.

Lilly hat mittlerweile einen Bachelor-Abschluss in Geschichte in der Tasche. Für ihre Abschlussarbeit bekam die junge Frau den LMU-Forscherpreis für exzellente Studierende. Die Studentin redet schnell und gestikuliert viel, während sie spricht. Sie erzählt, wie sie den Preis auch Arthur zu verdanken hat. Ihn und zwölf andere Juden hat sie über die Zeit nach der Flucht aus Deutschland und Österreich interviewt. Dafür ist Lilly zwei Monate quer durch die USA gereist – von Washington bis an die Westküste, durch fünf Städte.

Interviews waren für Lilly eigentlich nichts Neues: In ihrem Auslandssemester in Washington studierte sie Journalismus, telefonierte gelegentlich mit Pressesprechern im Weißen Haus. Doch die Suche nach Zeitzeugen fing mühsam an. Von der „Kinder Transport Association“, einer Zeitzeugen-Organisation, bekam sie eine Namensliste von Menschen, die damals auf einem Kindertransport gewesen waren – und telefonierte sich durch. Bei den ersten sieben Anrufen hatte sie keinen Erfolg. Viele der Überlebenden waren schon sehr alt, eine Anwältin hatte Bedenken: Was, wenn in der deutschen Arbeit etwas Antisemitisches stand? An diesem Punkt kam wieder Arthur Kern ins Spiel, der damals an ihre Tür geklopft hatte. Um Lilly zu helfen, riefen er und andere Überlebende die Zweifler an. „Die kennen mich, seit ich zehn bin, und haben den anderen gesagt: Lilly schreibt sicher nichts Böses.“

Den achten Namen auf ihrer Liste musste Lilly nicht durchstreichen, hier wurde ihre Anfrage akzeptiert. Eine gebrechliche Jüdin namens Esther lud sie zu sich nach Hause ein. Auf dem Wohnzimmersofa ließ sich Lilly vergilbte Fotos zeigen und stellte vor laufendem Aufnahmegerät Fragen – oft bis zu vier Stunden lang. Die Gesprächspartner erzählten ihre Geschichte, die häufig nicht einmal die eigenen Kinder kannten. „Ich habe die Erfahrung gemacht, dass es für Betroffene einfacher ist, so etwas jemandem Fremden zu erzählen“, erklärt Lilly. „Ich selbst weiß mehr über die Lebensgeschichte dieser Menschen als über die Kriegserlebnisse meiner Großeltern.“

image

Die Überlebenden, die auf Kindertransporten nach Großbritannien gelangten (Foto: Bundesarchiv), erzählen ihre Geschichten erst seit den Neunzigerjahren. „Das hat auch damit zu tun, dass es früher Hierarchievorstellungen unter den Opfern gab“, erklärt Lilly. „Nur wer im KZ gewesen war, galt als echter Holocaust-Überlebender. Den anderen wurde vorgeworfen, sie hätten ja nichts Schlimmes erlebt.“ Dabei haben auch viele, die Vernichtungsofen und Appellplatz nie gesehen haben, Traumatisches mitgemacht. Als Großbritannien, teilweise auch Frankreich 1938/39 die Grenzen für jüdische Kinder öffnete, konnten 10 000 Kinder NS-Deutschland rechtzeitig verlassen – mit wenig mehr als einem Koffer und einem Schild um den Hals. Ihre Eltern mussten sie zurücklassen. Besonders kleine Kinder glaubten, sie würden zur Strafe weggeschickt. Entwurzelt, manchmal von den Geschwistern getrennt, brachte man sie in oft christlichen Pflegefamilien unter. Die waren häufig liebevoll, manchen ging es aber nur ums Geld. Viele Kinder emigrierten daraufhin in die USA, litten lange unter Schuldgefühlen, überlebt zu haben.

So berührend die Geschichten auch waren: Kritisch geblieben ist Lilly trotzdem. „Wenn jemand beim Transport drei Jahre alt war und mir dann genau den Bahnhof beschreibt, glaube ich ihm das nicht“, sagt sie und rückt ihre randlose Brille zurecht. Obwohl die meisten Zeitzeugen Deutsch konnten, sprachen sie mit Lilly Englisch. Aber immer wieder schlichen sich deutsche Begriffe ein. Die bis zu 90-Jährigen, die früher auf einem Kindertransport waren, bezeichnen sich auch heute noch als „Kinder“. „Es ist wirklich eine Identität geworden“, sagt Lilly.

Die Zeitzeugen sind eng miteinander vernetzt, oft befreundet, treffen sich regelmäßig für Gedenkfeiern. Kaum hatte Lilly das erste Interview geführt, bekam sie neue Kontakte. Dabei half auch ihr Alter: „Viele der Überlebenden reden nicht mit gleichaltrigen Menschen aus Österreich oder Deutschland, weil sie immer Angst haben, das seien Nazis.“ In Überlebenden-Kreisen fand man es bald bemerkenswert, dass sich jemand, der selbst nicht jüdisch war, für das Thema interessierte: „Bist du Arthurs Lilly? Du musst unbedingt meine Bekannte treffen!“ Am Ende hatte sie mehr Interviews geführt, als sie eigentlich wollte. „Ich konnte da einfach nicht Nein sagen.“

Wohl auch deshalb, weil Freundschaften mit den Überlebenden entstanden. Nach den Interviews gingen sie häufig gemeinsam essen. „Dann wurde ich ausgefragt!“ Damit Lilly Weihnachten in New York nicht allein verbringen musste, stellten neun 80- und 90-jährige Juden ihr die Christmas-Party auf die Beine, die sie selbst gar nicht feierten – mit Plätzchen und Stiefeln voller Schokolade.

Wieder zurück in München, schrieb Lilly ihre Ergebnisse nieder. Herausgekommen ist eine „spannend zu lesende, gut geschriebene und innovative Arbeit“, befand die Betreuerin Mirjam Zadoff. Dass Lilly den mit 1000 Euro dotierten LMU-Forscherpreis gewonnen hat, darüber freuen sich manche Überlebende mehr als sie selbst. „Einer hat geschrieben, es bedeute ihm viel, dass München, die ,Hauptstadt der Bewegung‘, eine Arbeit über die Kindertransporte so würdigt.“

Deprimiert haben Lilly die Gespräche mit Zeitzeugen nicht, erzählen sie doch trotz Traumata eine der wenigen positiven Geschichten über den Holocaust. Viele dieser Kinder wurden später überdurchschnittlich erfolgreich. „Es gibt dieses psychologische Phänomen, dass man zum Workaholic wird, wenn man ein großes Trauma erlebt“, sagt Lilly. Eine Studie aus Harvard belegt: Die Kindertransport-Kinder verdienten als Erwachsene besser, wurden häufiger Ärzte oder Anwälte, hatten eine höhere Wahrscheinlichkeit, einen Nobelpreis zu gewinnen. Aus dem damals zehnjährigen Arthur, der von seinen Eltern getrennt wurde, ist ein erfolgreicher Raketentechniker mit drei Söhnen geworden. „Er ist ein total glücklicher Mensch, der Frieden mit dem Ganzen geschlossen hat“, sagt Lilly, zögert kurz und sagt dann: „Es hat etwas von einem Happy End.“ Und wenn Lilly nächstes Semester für ihr Masterstudium wieder in die USA fliegt, wird diesmal sie es sein, die an Arthur Kerns Haustür klopft.

Elsbeth Föger