„Das größte Problem sind die mangelnden Proberäume”

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Standortfaktor Pop: Ist München jetzt wirklich so uncool, dass man
als Band keine Chance hat? Läuft alles prima? Oder muss die Stadt weit
mehr fördern als bisher? Wir haben bei Young Fast Running Man nachgefragt.

Ist es leicht, eine Band in München zu gründen bzw.
aufrecht zu erhalten?

Die Stadt in der man wohnt hat
meiner Meinung nach nur insofern was damit zu tun, ob man einen Proberaum
findet bzw. einen bezahlen kann. Alles andere hängt einfach nur von den Leuten
ab, mit denen man eine Band gründet und im digitalen Zeitalter hat sich das
Banddasein ohnehin um einiges vereinfacht, da man z.B. Songideen schneller
austauschen oder sogar ganze Alben unabhängig voneinander vorproduzieren kann.

Was haltet ihr von der Münchner Musikszene? Gibt es
Schwierigkeiten oder auch Vorteile?

Puh, das ist eine etwas
schwierige, wenn nicht sogar schwammige Frage, da man die verschiedensten
Genres und Subkulturen nicht über einen Kamm scheren kann. Die Hip Hop Szene
ist z.B. sehr populär und gut vertreten, andere Szenen jedoch eher im
Underground, was aber vielleicht auch von deren Vertretern so beabsichtigt ist.
Aber meiner Meinung nach gibt es für jede Art von Musik irgendwo eine Plattform
bzw. ein Zuhause in München.

Würdet ihr euch von der Stadt mehr Unterstützung für die
Szene wünschen? Welche Art von Unterstützung? Was tut sie bislang zu wenig?

Das
größte Problem sind die mangelnden Proberäume bzw. die Tatsache, dass sie zu
teuer sind. Die freistehenden Flächen werden oft nur vorübergehend genutzt.
Gleiches Problem haben auch oft die Live-Locations für Musiker. Der
Immobilienmarkt in München bremst die Musikszene.

Haben es Bands aus München schwieriger national Fuß zu fassen?

Ich denke nicht. Wenn die Qualität
der Musik stimmt, ist es letztlich total egal wo sie herkommt. München und
Umland hat in den letzten Jahren aus sämtlichen Genres Bands hervorgebracht,
die es bundesweit und auch über die Grenzen hinaus zu etwas gebracht haben,
siehe The Whiskey Foundation, Blackout Problems, Claire uvm…

Habt ihr persönlich schon Erfahrung mit Vorurteilen
gegenüber Münchner Künstlern gemacht?

Ja
leider gibt es tatsächlich Vorurteile, oftmals sogar von Menschen die aus der
Region stammen und weggezogen sind. Aber ich denke, dass es auch hier
Vorurteile gegenüber anderen Städten gibt. Für mich zählt die Qualität der
Musik – nicht die Herkunft.

Habt ihr schon mal geleugnet, aus München zu sein? Wenn
ja, warum – wenn nein, würdet ihr es tun?

Nein, niemals. Würde wahrscheinlich auch schwierig
werden, weil man es mir anhören würde. Wenn jemand Vorurteile hat, ist das
einfach nur ignorant – vor allem wenn die Person noch nie länger als ein
Wochenende in München gewesen ist.

Foto: Vipasana Roy

“Das Problem sind engstirnige Menschen”

Standortfaktor Pop: Ist München jetzt wirklich so uncool, dass man
als Band keine Chance hat? Läuft alles prima? Oder muss die Stadt weit
mehr fördern als bisher? Wir haben bei Dobré nachgefragt.

Was haltet ihr von der Münchner Musikszene? Gibt es Schwierigkeiten oder
auch Vorteile?

München und Umgebung haben extrem viele gute Bands und Künstler aus den
verschiedensten Genres. Dank der engagierten Medien bekommt Talent in München
auch immer eine Bühne. Die Vernetzung innerhalb der Szene und zwischen den
Subszenen könnte sicher besser sein, insgesamt überwiegen meiner Ansicht nach
aber die Vorteile.

Würdet ihr euch von der Stadt mehr Unterstützung für die Szene wünschen?
Welche Art von Unterstützung? Was tut sie bislang zu wenig?

Andere, kleinere Städte wie Mannheim z.B. engagieren sich wohl noch
stärker für die Musikszene, die Stadt München scheint da andere Prioritäten zu
setzen. Die Fachstelle POP sollte mehr Mittel und Manpower bekommen und es
müssen mehr Proberäume her. Allgemein finde ich es aber zu einfach, die Stadt
oder das Stadtmarketing für alles verantwortlich zu machen.

Haben es Bands aus München schwieriger national Fuß zu fassen?

Bei manchen Genres hat München sicher nicht die Credibility von Hamburg,
Berlin oder Köln. Aber gerade Köln hat in den letzten Jahren mit ein paar guten
Acts gezeigt, dass man sich aus der Bedeutungslosigkeitsfalle selbst auch
wieder raus ziehen kann. Es gibt sicher Münchner Künstler, die ihre Herkunft
lieber nicht betonen, aber in einigen Stilrichtungen, wie z.B. im
experimentellen Pop hat München durchaus einen Namen. Oft ist das Problem ja
nicht München, sondern engstirnige Menschen, die auf das Laptop-und-Lederhose-Klischee
hereinfallen. Leider gibt es in der Musikbranche wohl zu viele davon. Das
Schubladendenken wird da wohl nie ganz aufhören.

Habt ihr persönlich schon Erfahrung mit Vorurteilen gegenüber Münchner
Künstlern gemacht?

Nein, zu uns waren bisher alle immer nett. Wir haben vor allem aus Berlin
immer sehr viel Support bekommen.

Was zeigt, dass auch München eine tolle, alternative Musikszene zu bieten
hat?

Konzerte im Milla, im Feierwerk oder im Strom, das Programm von M94.5 oder
PULS, ein Blick in die Süddeutsche – man kann der Münchner Szene ja kaum
entkommen.

Habt ihr schon mal geleugnet, aus München zu sein? Wenn ja, warum – wenn
nein, würdet ihr es tun?

Wir leugnen nur, aus München zu sein, wenn das Gespräch aufs Oktoberfest
kommt.

Foto: Fabian Kammerer

„Wir haben noch keine negativen Erfahrungen gemacht”

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Standortfaktor Pop: Ist München jetzt wirklich so uncool, dass man
als Band keine Chance hat? Läuft alles prima? Oder muss die Stadt weit
mehr fördern als bisher? Wir haben bei Kleyo nachgefragt.

Ist es leicht, eine Band in München zu gründen bzw. aufrecht zu erhalten?

Generell glauben wir ,dass es nirgends schwer ist eine Band zu gründen, aber
überall schwer eine aufrecht zu erhalten 🙂 In München gibt es dennoch mit Sicherheit ein Paar Aspekte, die es einer Band in der Anfangsphase nicht unbedingt leicht machen.

Was haltet ihr von der Münchner Musikszene? Gibt es Schwierigkeiten oder auch Vorteile?

Zuerst einmal müssen wir sagen, dass es auf jeden Fall eine interessante
Musikszene in München gibt! Allerdings ist diese Szene unserer Meinung nach recht überschaubar. Wir machen nun seit gut 10 Jahren Musik und haben uns sowohl im Singer Songwriter, Jazz und auch Popmusik Bereich bewegt und da kennt man sehr bald die meisten Locations in denen Bands spielen können, oder Live Sessions ermöglicht werden, sowie die Förderer junger Bands und Musiker in München. Kurzum, man weiß sehr schnell wer sich sonst noch in der Szene bewegt. Eigentlich finden wir, dass es ein Vorteil ist, dass man sich schnell kennen lernt. Viele Bands sind miteinander verknüpft, z.b. durch gemeinsame Bandmitglieder. Wenn wir auf eine Session in der Kongress Bar gehen oder zu einem Konzert im Milla, kennen wir meistens ein paar von den Musikern. So ist es eigentlich relativ einfach sich in München zu connecten und quasi in die „ Szene“ zu gelangen.

Was auf der einen Seite ein Vorteil ist, kann auf der anderen Seite leider auch ein Nachteil sein. Es gibt unserer Meinung nach nicht genug Möglichkeiten für Bands aufzutreten. Die Handvoll, die uns einfallen, würde so gut wie jede Band aus München sofort aus dem FF nennen. Ausserdem haben wir in München ein Proberaum Problem. Der Proberaum Komplex „Delamare“ wurde oder wird bereits abgerissen und der beim „Maxes“, wo wir unseren Proberaum haben, soll auch bald dran sein. Wir glauben das liegt daran, dass in München alles sauber, schön und ordentlich sein muss, dadurch bremst die Stadt aber
leider viel an künstlerischem Freiraum aus. Wenn etwas frei wächst und gedeiht, ist es nicht immer aufgeräumt. Natürlich hat man als Musiker in München nicht soviel Konkurrenz wie z.B. in Berlin, allerdings ist Konkurrenz auch ein Antrieb besser zu werden und sich weiter zu entwickeln.

Würdet ihr euch von der Stadt mehr Unterstützung für die Szene wünschen? Welche Art von Unterstützung? Was tut sie bislang zu wenig?

Zum Einen wäre es toll, wenn es in München Fördermittel gäbe für junge Bands, die noch kein Label haben, das sie unterstützt. ( Für Musikvideos z.b.)
Zum Anderen wäre es toll, wenn es mehr Plattformen gäbe, sprich Locations in denen man spielen kann, vielleicht auch Bandwettbewerbe, die einem den nächsten Schritt ins Business erleichtern. Ausserdem wäre es sehr schön, wenn mehr Radiosender, auch mal Acts oder Newcomer aus ihrer Stadt fördern würden, in dem die ein oder andere Nummer gespielt wird, obwohl sie nicht durch die Marktforschung geschleift wurde und vielleicht auch gar nicht ins
gewohnte Raster passt. Ach ja und bitte lasst die wenigen Proberäume, die wir noch in München haben stehen!!

Haben es Bands aus München schwieriger national Fuß zu fassen?

Wir glauben nicht, dass es an der Stadt München liegt, also dass Leute nur
aufgrund der städtischen Herkunft nicht mit einem arbeiten wollen. Wir denken, es ist einfach schwieriger an Entscheidungsträger zu gelangen, weil die nun mal ( zu 80-90% ) in Berlin oder Hamburg sitzen.

Habt ihr persönlich schon Erfahrung mit Vorurteilen gegenüber Münchner Künstlern gemacht?

Wir haben da noch keine negativen Erfahrungen gemacht. Klar sagt der eine
oder andere Label Typ aus Berlin mal, dass in München doch nix los sei, aber beeinflusst hat das die Meinung oder das Feedback zu unserer Musik nicht.

Was zeigt, dass auch München eine tolle, alternative Musikszene zu bieten hat?

Es gibt immer noch viele tolle Bands in München und das obwohl viele sobald sie konnten nach Berlin ausgewandert sind. Ich denke das Konzerte wie z.b. die im Milla oder auf der Theatron Bühne und Veranstaltungen wie das „Sound of Munich Now“ zeigen, dass es viele Talente in München gibt. Auch Radiostationen wie Ego FM spielen immer wieder neue coole Musik aus München. Es gibt bei uns in München mit Sicherheit viel Kreativität, man müsste ihr nur mehr erlauben bzw. ermöglichen sich auszuleben!!

Habt ihr schon mal geleugnet, aus München zu sein? Wenn ja, warum – wenn nein, würdet ihr es tun?

Nein! Wir lehnen es grundsätzlich ab, etwas aus unserem Leben zu verleugnen, macht auch gar keinen Sinn.

Foto: Max Württemberger

„Es tut sich einiges”

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Standortfaktor Pop: Ist München jetzt wirklich so uncool, dass man
als Band keine Chance hat? Läuft alles prima? Oder muss die Stadt weit
mehr fördern als bisher? Wir haben bei Claire nachgefragt.

Ist es leicht, eine Band in München zu gründen bzw. aufrecht
zu erhalten?

Die Frage kann man
nicht so pauschal beantworten. Eine Band zu gründen ist in München
wahrscheinlich nicht grundsätzlich leichter oder schwieriger als in anderen
Städten. Die Proberaum-/Studiosituation ist durch die hohen Mieten und den
fehlenden Flächen vielleicht etwas angespannter als in anderen Städten, und
sicher findet man in Berlin allein durch die Masse an Leuten leichter
gleichgesinnte um eine Band zu starten. Mit dieser Problematik haben Bands in
Hamburg oder Stuttgart aber auch zu kämpfen, wir sehen das nicht als München
spezifisches Problem. Wer unbedingt Musik machen will, der schafft das auch,
unabhängig von der Stadt, in der er gerade lebt.  

Was haltet ihr von der Münchner Musikszene? Gibt es
Schwierigkeiten oder auch Vorteile?

Wir haben das Gefühl, dass sich momentan
in München wieder einiges tut. Es gibt so viele Leute die echt gute Musik machen
und die Szene hier lebendig halten. Ein Vorteil für uns ist die Möglichkeit in
Ruhe kreativ arbeiten zu können. Man lässt sich hier nicht so leicht ablenken
wie in anderen Städten und zieht eher sein Ding durch. Zumindest geht es uns in
diesem Punkt so. Natürlich liegt der Fokus der deutschen Musikszene eher auf
Städten wie Berlin oder Hamburg – und es gibt in München schon die Tendenz,
dass man hier immer mit einem Auge nach Berlin schielt, und etwas neidvoll auf
die dort mittlerweile geballt angesiedelte Kreativwirtschaft blickt. Aber
letztendlich hat der Standort München unserer Meinung nach keinen besonderen
Nachteil. Hier ist es halt ein bisschen langweiliger, deshalb sitzt man auch
öfter im Sprinter und fährt auf der A9 Richtung Norden. Aber da gewöhnt man
sich auch dran.

Würdet ihr euch von der Stadt mehr Unterstützung für die
Szene wünschen? Welche Art von Unterstützung? Was tut sie bislang zu wenig?

Als Künstler in München ist es
wahnsinnig schwierig Studio- bzw. Proberäume zu finden. Wir selbst haben nach
langer und intensiver Suche keinen geeigneten und bezahlbaren Raum innerhalb
der Stadt gefunden und mieten uns nun ein Studio/Proberaum eine Auto-Stunde
außerhalb von München entfernt. Wir kennen auch viele andere Musiker, die mit
dem gleichen Problem zu kämpfen haben. Wen wir uns also eine Sache wünschen
dürften, wäre es die Unterstützung der Stadt, dass geeignete Räume für Künstler
geschaffen werden die bezahlbar und nicht komplett runtergekommen sind.

Haben es Bands aus München schwieriger national Fuß zu
fassen?

Wie es sich für andere Bands aus München
anfühlt, können wir leider nicht beantworten. In unserem Fall hatte unsere
Münchner Herkunft bisher noch keine negativen Auswirkungen. Aber vielleicht
liegt dass auch daran, dass wir nicht deutsch singen und möglicherweise auch
nicht einem bestimmten Genre zuordenbar sind. In der Pre-Internet und
Social-Media-Ära war es sicherlich schwieriger überhaupt Fuß zu fassen, da damals
bestimmte Genres in Deutschland gefühlt immer eine passende „Hauptstadt“ dazu
hatten und München eher das „Uncool“ Label anhaftete. Aber heutzutage ist
dieses Städte-Ding ehrlich gesagt auch ein bisschen überholt, da es eigentlich
egal ist wo her man kommt, sondern eher darauf ankommt was man musikalisch und
inhaltlich hervorbringt.

Habt ihr persönlich schon Erfahrung mit Vorurteilen
gegenüber Münchner Künstlern gemacht?

Natürlich. In München sind alles
Schnösel und dort gibt es keine richtigen Subkulturen. Eben die typischen
Vorurteile die in Schubladen denkende Menschen nun mal haben. Jede Stadt hat
mit unterschiedlichen Vorurteilen zu kämpfen, die Vorurteile die gegen München
vorgebracht werden sind vielleicht am wenigsten mit dem Musiker- oder Kreativen
Dasein zu vereinbaren. Deshalb freuen wir uns um so mehr, die Leute vom
Gegenteil zu überzeugen und zu zeigen, dass es nicht die Stadt ist, welche die
Künstler prägt, sondern dass es die Künstler sind die eine Stadt prägen.

Was zeigt, dass auch München eine
tolle, alternative Musikszene zu bieten hat?

Es gibt auch hier gute Clubs, es gibt tolle Bands und
Musiker. Es gibt immer mehr Festivals (auch im Münchner Umland), die ein super
Line-Up auf die Beine stellen und nicht nur auf die große Masse abzielen.

Habt ihr schon mal geleugnet, aus München zu sein? Wenn ja,
warum – wenn nein, würdet ihr es tun?

Haben wir noch nie gemacht und werden
wir auch nie. Warum auch? München ist unser zu Hause. Wir haben hier unsere
Familie, Freunde und fühlen uns sehr wohl.

Foto: Marco Einfeldt

Was macht München sonst noch mit Claire?

Man ist als Münchner ein Exot

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Standortfaktor Pop: Ist München jetzt wirklich so uncool, dass man
als Band keine Chance hat? Läuft alles prima? Oder muss die Stadt weit
mehr fördern als bisher? Wir haben bei Julia Kautz nachgefragt.

Was haltet ihr von der Münchner
Musikszene?

Ich finde, dass die Münchner Musikszene
weitestgehend unterschätzt wird. Es gibt hier viele tolle und einzigartige
Künstler. München ist als Musikszene vielleicht nicht ganz so hip und angesagt
wie zum Beispiel Berlin. Und natürlich wesentlich kleiner. Das heißt aber
natürlich nicht, dass es hier nicht auch großes Talent gibt.

Gibt es Schwierigkeiten oder auch
Vorteile?

Ich bin Sängerin und Songwriterin und
schreibe auch viele Songs für andere deutsche und internationale Künstler.
Gerade für Letzteres muss ich schon sehr oft nach Berlin reisen, weil da
natürlich die meisten Songwriting Sessions stattfinden. Das ist natürlich ein
wenig anstrengend und verursacht Kosten. Andererseits ist es auch ein Vorteil
als Songwriterin in München zu leben. Denn wenn eine Plattenfirma (z.B.
SonyMusic, die ja auch in München ansässig ist) dann doch mal Künstler in der
bayrischen Hauptstadt hat, ist die Auswahl an Songwritern natürlich nicht so
groß. Ich freue mich, dass ich dann sehr oft angerufen werde.  

Würdet ihr euch von der Stadt mehr
Unterstützung für die Szene wünschen?

Klar, mehr Unterstützung und
Förderungen von Künstlern sind immer schön. Man kann da ja nie genug machen. Es
gibt allerdings auch jetzt schon schöne Events, viele Festivals wie zum
Beispiel die Lange Nacht der Musik oder das Sound Of Munich Now Festival. Auch
diverse Open Stage Veranstaltungen, bei denen sich Newcomer gut ausprobieren
können.

Haben es Bands aus München schwieriger
national Fuß zu fassen?

Das glaube ich nicht. Wenn die Songs
und der Sound stimmen, und der Wille, es zu schaffen, groß ist, dann ist der
Wohnort doch wirklich egal. Das gilt übrigens auch für internationale Erfolge:
Ich habe als Münchner Künstlerin diesen Sommer sogar eine Single mit einem DJ
aus Los Angeles auf einem Label in L.A. veröffentlicht („Unreal“ – DJ Birdee
feat. Julia Kautz) und hatte Auftritte in L.A. und Las Vegas. Außerdem gelang
mir kürzlich eine Nummer Eins in Japan! Wenn man es mit seiner Musik in die
große weite Welt schaffen will, dann spielt es überhaupt keine Rolle, woher man
kommt…

Habt ihr persönlich schon Erfahrung mit
Vorurteilen gegenüber Münchner Künstlern gemacht?

Ich werde oft darauf angesprochen,
warum ich denn nicht einfach nach Berlin ziehe, ganz einfach, weil es da mehr
Studios und eine größere Szene gibt. Aber ich hatte nie das Gefühl, dass meine
Herkunft einen negativen Einfluss darauf hat, wie ich als Künstlerin
wahrgenommen werde. Man ist als Münchner sogar fast schon so etwas wie ein
kleiner Exot. Ich mag das!

Was zeigt, dass auch München eine
tolle, alternative Musikszene zu bieten hat?

Festivals wie zum Beispiel das „Sound
Of Munich Now“ am 5.11. im Feierwerk, bei dem ich diesmal auch auftrete. Wenn man sich das Line-Up anschaut, sieht
man, wie viele ganz unterschiedliche Künstler die Stadt dann doch zu bieten hat.

Habt ihr schon mal geleugnet, aus
München zu sein?

Nein, warum auch? Ich liebe München und
bin stolz, in so einer wunderschönen Stadt leben zu
dürfen.

Foto: Sascha Wernicke

Es gibt gute Institutionen in München

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Standortfaktor Pop: Ist München jetzt wirklich so uncool, dass man als Band keine Chance hat? Läuft alles prima? Oder muss die Stadt weit mehr fördern als bisher? Wir haben bei Lyndenstraße nachgefragt.

Ist es leicht, eine Band in München zu gründen bzw. aufrecht
zu erhalten?

Wir denken ja, so leicht oder schwer wie überall. Es ist
vielleicht nicht so leicht einen geeigneten Raum zu finden, aber das hält einen nicht ab
wenn man für eine Sache brennt. Als Künstler muss man in München für Ateliers oder
Proberäume etwas tiefer in die Tasche greifen, dafür sind Jobs in München aber oft auch besser
bezahlt. 

Was haltet ihr von der Münchner Musikszene? Gibt es
Schwierigkeiten oder auch Vorteile?

München ist voll von hervorragenden Bands, genauso gibt es
unzählige „klingen wie“-Bands, die den Musikern dennoch großen Spaß bringen.
Manchmal wundern wir uns dass nicht alle den Drang haben etwas eigenständiges zu machen. Schwierigkeiten in der Szene sind vielleicht dass es zu
wenige zentrale Orte gibt an den Bands spielen können. Insgesamt ist der Münchner Kulturbereich oft sehr
eingeschworen und man unterstützt sich gegenseitig. Manchmal ist das positiv, für neue aber
auch manchmal negativ. Das kenne ich vor allem aus der Kunstszene. Manchmal wird nicht
gerne geteilt.

Würdet ihr euch von der Stadt mehr Unterstützung für die
Szene wünschen? Welche Art von Unterstützung? Was tut sie bislang zu wenig?

Ganz klares Ja. Es gibt eindeutig zu wenige Proberäume in der Stadt. Hier
wurde schon viel versprochen, wenig ist passiert. München hat einfach keine leeren
Brachen die irgendwie genutzt werden könnten. Alles wird sofort verwertet. Flächen für
die Kreativwirtschaft helfen Künstlern und Musikern nur wenig. Da muss eindeutig mehr
passieren. Für Künstler und Designer gibt es Atelierförderprogramme
und Stipendien, für Musiker kenne ich da noch nichts. Das mag daran liegen dass man bei
Musikern nicht direkt von einer Gewinnerzielungsabsicht ausgeht, Mieten und Equipment
etc. gehen allerdings gut ins Geld.

Haben es Bands aus München schwieriger national Fuß zu
fassen?

Schwer zu beurteilen, ich denke es ist im Grunde ziemlich
egal wo die Band herkommt.Jemand der etwas sagt wie Zitat: „das höre ich mir garnicht
erst an wenn es aus München kommt“, hat eine eigenartige Vorstellung davon wie Kultur
entsteht. Natürlich waren früher Städte, in denen man sich von einem künstlerischem
Virus anstecken lassen konnte, wichtig. Siehe Berlin, London, Liverpool, Detroit, Seattle
und tausend weitere. Seit dem Internet ist es aber jedem möglich den Horizont in jede
Richtung zu erweitern. Viel erstaunlicher finde ich dass es die meisten auf
Englisch versuchen. Jaja ich weiß, derjenige denkt und fühlt auch bestimmt englisch. Ich denke
man kann auf deutsch ganz gut die Hosen runterlassen, gefällt dann vielleicht nicht
jedem, aber auch der Inhalt darf manchmal Teil der Kunst sein.

Habt ihr persönlich schon Erfahrung mit Vorurteilen gegenüber
Münchner Künstlern gemacht?

Nein, aber so etwas wird einem ja auch nicht zwingend
direkt mitgeteilt. Die Menschen haben so manches Vorurteil. Anfang der 00er Jahre sind mir in Berlin allerdings viele
Ex-Münchner aufgefallen die sehr stolz darauf waren in Berlin zu wohnen und nicht gerne auf
ihre Heimat angesprochen wurden.

Was zeigt, dass auch München eine tolle, alternative
Musikszene zu bieten hat?

Es gibt gute Institutionen in München wie die
Glockenbachwerkstatt, Theatron, Sound of Munich now, Puls, Digital Analog, und vieles mehr. Wenn man ein bisschen die Ohren offen hält findet man
unzählige talentierte Bands in München.

Habt ihr schon mal geleugnet, aus München zu sein? Wenn ja,
warum – wenn nein, würdet ihr es tun?

Nein, wir haben grundsätzlich kein Interesse am Dialog mit
Personen die andere auf ihre Herkunft reduzieren. Das ist im besten Fall einfach dumm,
im schlimmsten Fall sehr bedenklich.

Nein, das würden wir nicht tun. Ausser wenn der Tourmanager
von Madonna darauf besteht dass
der Supportact nicht aus München kommen darf 😀