Mein München – Olympiadorf

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Etwas zu fotografieren mit einem Film, der aus der gleichen Zeit stammt wie das Motiv – der Gedanke ließ den Fotografiestudenten Georg Raab nicht los, als er einen in den 70ern abgelaufenen Analogfilm in seine Kamera einlegte.

Als Stadt in der Stadt wurde für die Olympischen Sommerspiele 1972 das Olympische Dorf zur Unterbringung der Sportler gebaut. Heute wohnen rund 6 000 Menschen in den Wohnungen. Durch den alten Film sind die Farben nicht mehr realitätsgetreu und entsättigt – wie die Wahrnehmung des Olympiadorfs heute, findet Georg Raab.

Georg Raab drückt in seinen Fotografien seine kognitive Dissonanz aus: Ein Kampf zwischen Urbanität und Natur. Als Münchner liebt er es, in der Stadt zu leben, doch genauso geborgen fühlt er sich auf dem Land. Er vermisst die Natur. Oder die Stadt. Das was er gerade nicht hat, fehlt ihm.  Nur in seiner Kunst kann er seiner Zerrissenheit frönen, im echten Leben muss man sich entscheiden. An der Akademie für bildende Künste studiert Georg Raab Fotografie mit Passion Bildhauerei, da kann er etwas mit seinen Händen erschaffen und total erschöpft über seinen Arbeiten zusammenbrechen. Das braucht der Student, denn so kann er in seine Traumwelten eintauchen und versuchen, sie der äußeren Welt zu offenbaren.

Stefanie Witterauf

Neuland

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Fotograf sein, sei ein einsamer Beruf, meint Rosalie Fey, 21. Deswegen fotografiert sie jetzt unter dem Namen “Rosalie & Licht” mit ihrer Freundin Lisa Walter, 21, zusammen.

„Fotograf ist ein einsamer Beruf“, sagt Rosalie Fey, 21, deswegen hat sie sich mit ihrer Freundin Lisa Walter, 21, unter dem Namen „Rosalie & Licht“ zusammen geschlossen. Die beiden Münchnerinnen fotografieren seit Jahren und wollen als selbstständiges Fotografie-Duo erst in München, dann international durchstarten. Ihr nächstes gemeinsames Projekt heißt: „Das schlimmste was dir jemand jemals gesagt hat“. Dabei wollen sie durch einen Aufruf auf ihrer Facebook-Seite Leute finden, die ihnen ihre Erlebnisse schildern und vor einem schwarzen Hintergrund fotografieren. Während Lisa ihre Motive besonders inszeniert und ins kleinste Detail plant, fotografiert Rosa am liebsten „unmanipuliert“ Reportagen-Strecken und Porträts.

Stefanie Witterauf

Mein München – Feldherrnhalle

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Mädchensachen in München. Lisa Walter fotografiert am liebsten Sachen, die sie auch mag. Zum Beispiel ihre Freundinnen als Ballerinas. Lange denkt Lisa, bevor sie ein Motiv realisiert, darüber nach, bis sie es vor ihrem inneren Auge perfektioniert hat. Mit dem Frühlingsanfang ist es dann soweit: sechs Ballerinas mit bunten Tüllröcken und Lisa sitzen in der U-Bahn um bei der Feldherrenhalle das Bild, dessen Entwurf Lisa seit Monaten mit sich rumträgt, in die Linse zu bekommen.

Lisa Walter, 21, hat in der Schule gelernt, analog zu fotografieren und entwickelte daraus eine riesige Leidenschaft. Ihr Hobby hat sie mittlerweile zum Beruf gemacht. Neben Portraitfotografie jobbt sie in der Münchner Modewelt. Wohin sie genau gehen möchte, steht noch in den Sternen, aber kreativ soll es auf jeden Fall sein.

Wichtig bei ihrer Fotografie, genau wie in ihrem Leben, ist, die Schönheit der Welt darzustellen. Zu viele Menschen seien pessimistisch und übersähen all die Kleinigkeiten, die das Leben so kostbar machen. Ihre Fotos sollen zwar auch dazu anregen, über das Leben nachzudenken, doch sollen nicht alle Gedanken negativer Natur sein.

Stefanie Witterauf

Mein München – Stiglmaierplatz

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Der junge Fotograf Luca Senoner unterbricht sein Studium an der Akademie der bildenden Künste. Nicht freiweillig. Als gebürtiger Kufsteiner musste Luca ins österreichische Bundesheer einrücken.

München ist für Luca Senoner, 21, ein Kompromiss: Eine Stadt voller Klischees, die bei näherer Betrachtung doch ihren ursprünglichen Anschein verlieren. Er versucht mit seiner Fotografie einen Blick auf die Stadt zu lenken, der jenseits der Tourismuswerbebroschüre liegt. Bei einem Spaziergang am Stiglmaierplatz fotografiert er diesen Eingang. Die Strukturen und Spiegelungen faszinieren ihn. Auch die sechsfache Wiederholung des Wortes „Taxi“ und das Plakat „Das kreative Universum“ bringen den gebürtigen Kufsteiner dazu, auf den Auslöser zu drücken.

Luca studierte bis zum vergangenen Winter Fotografie an der Akademie der bildenden Künste. Dann musste er beim österreichischen Bundesheer einrücken. Wegen einer Verletzung wurde er frühzeitig entlassen. Jetzt ist er „wieder frei“, sagt Luca.

Stefanie Witterauf

Mein München – Verkehrsinsel

München hat so viele schöne Plätze. Auch bei Regen. Da kann man dann auch mal aufhören zu meckern, falls nicht so tolles Wetter ist, denn man kann sich ja überall eine schöne Zeit machen: Simon Mayr landet mit seinen Freunden nach einer durchgetanzten Clubnacht im Morgengrauen auf einer Verkehrsinsel. Inmitten der Verkehrshektik strahlt der grüne Fleck eine unerklärbare Ruhe aus. Belebte Plätze, Großstadt Geschäftigkeit – in München kann es sehr hektisch sein, aber der Münchner an sich sei ja ‘gmiatlicher’ Natur.

Schon als Kind fotografierte der nun 21-Jährige mit einer silberen Analogkamera vorwiegend andere Familienmitglieder. Seit über sechs Jahren absolviert Simon Mayr Praktika rundum Fotografie. Letzten Sommer war er in London und hat Seb Winter assistiert. Im dritten Semester studiert er an der Hochschule Fotodesign. Für ein Uniprojekt ist er kürzlich mit Kommilitonen nach Marokko gereist, um eine Modestrecke zu fotografieren.

Etwas hat sich seit seiner Kindheit nicht geändert: im Mittelpunkt seiner Werke stehen immer noch die Menschen. Obwohl der modeaffine Student davon träumt, für das Magazin revs die Modestrecken zu fotografieren, soll die Mode doch Accessoire bleiben. Mit seinem Vorbild Hedi Slimane hat sich Simon große Ziele gesetzt.

Stefanie Witterauf