EP-Kritik: Die Sauna – Elektra

Düster, verletzlich, aber temporeich – Die Sauna schaffen es auf Elektra einen ganz eigenen Sound zu entwickeln.

Tochter des Agamemnon, Protagonistin von Komödien von
Sophokles oder Euripides, Namensgeberin einer Oper von Richard Strauss und
dramatische Figur in einem Werk von Jean-Paul Sartre – Elektra hat die
Jahrtausende als Titelfigur verschiedenster Werke überdauert. Es ist nur
konsequent, dass einer von Münchens momentan größten Hypes ihre erste EP auch
so tauft. Denn der Aufruhr um die sechs Jungs von „Die Sauna“ ist schon
beachtlich. Seit ihrem Bestehen haben sie eine ganze Reihe von großen
Auftritten hingelegt, auch auf dem Sound of Munich Now im November, ohne auch
nur ein einziges Lied veröffentlicht zu haben. Wie schlägt sich die erste
Platte jetzt nun?

Man konnte durchaus die Befürchtung haben, dass da eben noch
eine Band kommt, die eben deutsche Musik mit halbwegs klugen Texten mischt,
soweit, so Kraftklub eben. Aber Die Sauna
schaffen es auf Elektra einen
ganz eigenen Sound zu entwickeln. Düster, verletzlich, aber temporeich gibt „Du
gehst unter zwischen Worten“ direkt einmal eine Richtung vor. Und auch
„Isolation“ spinnt das Leitmotiv weiter, Trennung, Einsamkeit, irgendwie der
Einschlag eines Falco’esken Jeanny-Elements in allen Songs. Im Refrain schafft
es Sänger Matthias Berg recht souverän Tonfolgen zu erreichen, die man sonst
eher von jemandem wie Andrew Stockdale kennt. Und der fiebrige Titelsong setzt
den Eindruck nahtlos fort, mit dem gemurmelten „Du gehört zu mir. Ich will nur
dein Leben kontrollieren.“  Zum Schluss
dann noch ein kleiner Bruch, „Auf dich“ ist deutlich schneller und lebhafter
und hat mehr von den ersten Sauna-Auftritten, zeigt aber auch die
Vielseitigkeit der Musiker. Der erste Schritt ist gemacht mit der EP, jetzt
wird es spannend zu sehen sein, wohin die Sauna sich noch entwickeln wird.

Text: Philipp Kreiter

EP-Review: The Words That Make Us Murder — Your God Is Dead Now

image

Erst seit einem Jahr gibt es die Band mit dem langen Namen The Words That Make Us Murder, doch nach ersten Auftritten mit der bekannten Hardcore Punk-Band ACxDC veröffentlichen sie nun bereits ihre erste EP. Ein Review.

Die Begriffe „München“ und „DIY Hardcore Punk“ stellen nur auf den ersten Blick einen Gegensatz dar — tatsächlich hat die bayrische Landeshauptstadt nämlich hinsichtlich lokaler Musik der härteren Gangart so einiges zu bieten.
Ein Beispiel hierfür ist The Words That Make Us Murder. Die Gruppe besteht zwar erst seit diesem Jahr, hat aber bereits mit Genregrößen wie ACxDC (Antichrist Demoncore) die Bühne geteilt und nun auch vor Kurzem ihre erste EP Your God Is Dead Now auf Bandcamp veröffentlicht.

In dem berühmten Aphorismus aus der Fröhlichen Wissenschaft, auf den der Titel anspielt, kündigte Friedrich Nietzsche einst die Ankunft des Nihilismus an — und hierfür liefern TWTMUSM nun auch einen passenden Soundtrack. Mit schmetternden Hardcore-Riffs („Darkest Place“), peitschenden Blast-Beats („Ironic Life“), Doublebassgewitter und Moshpits induzierenden Breakdowns à la CODE ORANGE, die immer wieder mit geschickt eingestreutem Feedback und Dissonanzen garniert werden („Love“), reißen die vier Songs — von denen keiner die Drei-Minuten-Marke überschreitet — die Fundamente der alten Welt nieder. Unterstrichen wird das apokalyptische Geschehen hierbei von verzweifelten Screams des Frontmanns, die in ihren besten Momenten an jene von Jacob Bannon auf CONVERGEs epochalem Album Jane Doe aus dem Jahre 2001 oder auch an die von AMENRAs Sänger Colin H Van Eeckhout erinnern; dazu blitzen — wie beispielsweise am Ende von „No More“ — immer wieder zum übergreifenden Abwechslungsreichtum der Platte beitragende melancholische Fragmente inmitten der von der Musik hinterlassenen Ruinen auf.

Das einzige Ethos, das am Ende stehen bleibt, ist dann jener des eingangs erwähnten DIY-Punk, welchem sich auch TWTMUM zuordnen — und dieses wirkt dank der sehr rohen, aber die einzelnen Instrumente differenziert zum Ausdruck bringende Produktionsqualität letztendlich umso authentischer.

Foto: privat

Von: Maxime Weber