Eine Nacht mit Einstein

Was tun, wenn ein Date so richtig mies war? Kathi hat dafür auch keine richtige Lösung – vielleicht aber Harald Juhnke.

Was ist Glück? Keine Termine und leicht einen sitzen, hat Harald Juhnke einmal gesagt.
Kathi, Stefan und ich sitzen im Augustiner-Keller und sind schon ziemlich glücklich. Stefan und ich zumindest. Kathi sollte sich vielleicht noch ein Bier holen. Will sie aber nicht. Ist nicht in Stimmung. Stattdessen erzählt sie uns, wie sie damals im Philosophiestudium mit Entsetzen festgestellt hat, dass sie sich für die Abschlussprüfung auf einmal mit höherer Physik beschäftigen musste. Heute hätte sie eine glatte Eins in der Klausur geschrieben. Weil sie gestern endlich verstanden hat, was es mit der Relativitätstheorie auf sich hat: Eine Stunde ist eine Stunde ist eine Stunde. Es sei denn, man liegt nachts neben seinem Date und kann nicht schlafen, weil man sich die ganze Zeit fragt, was eigentlich schief gelaufen ist.
Jetzt, wo sie es sagt, sieht Kathi tatsächlich ziemlich müde aus. Müde und relativ unglücklich. Dabei hatte sie vor ein paar Tagen sogar noch gehofft, dass sie in der vergangenen Nacht nicht viel zum Schlafen kommen würde. Allein, die Alternativbeschäftigung hätte sie sich dann doch anders vorgestellt. Kathi war gestern mit Dominik verabredet: gemeinsam kochen, gemeinsam essen und dann, na ja, jedenfalls nicht schlafen. Bis nach dem Essen lief auch alles noch nach Plan. Dann räumte Dominik seinen Teller in die Spülmaschine, erklärte, er sei müde und legte sich auf die Couch. Drei Minuten später war er eingeschlafen. Und Kathi? War relativ irritiert. Guckte eine Weile zu, weckte ihn dann vorsichtig und konnte ihn schließlich überreden, doch noch wenigstens ins Bett umzuziehen.
Doch alle Hoffnung, der Ortswechsel würde Dominik zumindest so weit wieder auf Touren bringen, dass er noch die ein oder andere Runde mit ihr drehen würde, war vergebens. Dabei hatte er ihr am Vortag in seinen SMS noch eine heiße Nacht versprochen, wenig Schlaf und dass es laut werden könnte. Der Fairness halber muss man sagen, dass es in dieser Nacht über zwanzig Grad hatte, Kathi vor lauter Verwunderung tatsächlich lange wach lag und Dominiks Schnarchen durchaus einen gewissen Geräuschpegel erreichte. Wirklich glücklich ist Kathi deshalb aber nicht.
Und jetzt? Dominik ist heute an die Nordsee in den Urlaub gefahren. Wenn er zurückkommt, werden sie eine irre Nacht miteinander verbringen, hat er Kathi beim Abschied versprochen. Kathi ist sich relativ sicher, dass sie darauf verzichten wird. Am Ende treibt er sie doch nur wieder in den Wahnsinn. Sie seufzt, steht auf und holt sich noch ein Bier. Immerhin hat sie heute keine Termine.