Songs über das Leben, die Liebe und das Leiden Heranwachsender: „Judi & Cocho“ machen „Coming Of Age“-Pop mit Identifikationswert.
Schlagwort: deutsch-pop
Raus aus dem Alltagstrott
Singer-Songwriter Luka Blau hat viel zu sagen – und das reicht von freier Liebe bis hin zu Kapitalismuskritik.
Es liegt nicht an dir
In ihrer Musik thematisiert die Musikerin Miramalisa psychische Gesundheit. Ihre Songtexte sollen zeigen, dass es bergauf gehen kann.
Bloß kein Schlager
Alisa Rivera weiß, wie schwer es ist, einen guten Song auf Deutsch zu schreiben.
Von Clara Löffler
Band der Woche: Filip
Ehrlichen Deutsch-Pop machen sie, sagt die Band Filip über sich selbst. Im Frühjahr ist ihr erstes Album mit eigenen Songs entstanden.
Fotoalbum
Sie sind von Münchens Bühnen nicht mehr wegzudenken. Aber wie haben die Musiker und Musikerinnen eigentlich angefangen? Für die Junge-Leute-Seite haben Künstler in ihrem Fotoalbum geblättert.
Heute: die Band „Kannheiser“.
Band der Woche: Zweitgeist
Band der Woche: Mola
Bands wie Mola mit ihrem subkulturellen Mainstream-Pop hätte es ohne den Demokratisierungsprozess in der Musikindustrie durch das Internet vielleicht nicht geben. Isabella Streifeneder singt auf Deutsch und wagt Tabus, die sich früher noch wenige Bands zugetraut hätten
Mehr als zehn Jahre ist es nun schon her. Und während die wenigen großen Plattenfirmen wohl immer noch trauern, gab der Zusammenbruch der Musikindustrie auch den ausschlaggebenden künstlerischen Anschub, den Popmusik in jüngster Zeit erfuhr. Denn selbst auf den Mainstream-Markt hinproduzierte Musik ist heutzutage oft unter Indie-Maßstäben entstanden. Bis kurz nach dem Millennium hatte die Popmusik-Industrie ein Monopol inne: Die Produktion von Radio-Pop-Hits. Studiotechnik war damals noch sehr teuer und schwierig zu bedienen. In der Industrie lag das Geld, also lag es an den Managern dort, die Künstler auszuwählen, denen solche Produktionen gewährt wurden. Dann brach alles zusammen, die Musik wurde in digitaler Form entwertet, während sich Computer so rasant entwickelten, dass es nun möglich ist, als Autodidakt im heimischen Schlafzimmer die große Popnummer zu schaffen.
Seitdem hat sich auch die Underground- und Indie-Musik-Szene rasant verändert. Denn auch hier wurde ein Monopol aufgegeben: Nicht alles, was abseits der Vermarktungsmaschinerie der Industrie stattfindet, ist noch zwangsläufig Subkultur. Es gibt in München derzeit fast mehr Musiker, die auf den Mainstream zugeschnittene Pop-Musik machen. Eine von diesen Bands ist Mola. Der Ausdruck Band stimmt hier eigentlich gar nicht. Denn bei Mola geht es in erster Linie um die Sängerin und Songwriterin Isabella Streifeneder. Die bringt die Voraussetzungen mit, auf die die Plattenbosse vor der Industriekrise angesprungen wären: Sehr flexible und soulig-groovende Stimme, hohe Musikalität, eine tolles Gespür fürs Songwriting. Doch heutzutage springen die Plattenriesen erst an, wenn alle Vorarbeit erledigt ist. Also stellte sich Isabella, die seit ihrem fünften Lebensjahr Klavier spielt (klassisch) und dann in der Pubertät begann, eigene Songs zu schreiben (ebenso klassischer Weg), ihre eigene Band zusammen. „Also Mola ist eine Band, mit festen Bandmitgliedern, aber gleichzeitig auch ein Projekt, da verschiedenste Menschen daran mitarbeiten“, erklärt sie, der „rote Faden“ sei, dass sie die Songs schreibe und singe. Und das funktioniert herrlich gut und klingt ein bisschen nach Morcheeba, der Easy-Listening-Variante der Trip-Hop-Bewegung. Isabella singt jedoch auf Deutsch, scheut nicht davor zurück, diese für die Popmusik bisweilen so unglückliche Sprache zu dehnen und in die Takte hinein zu zerren. Solche Melismen erinnerten auf Deutsch bis vor kurzen immer arg an Retro-Schlager. Mittlerweile ist diese Assoziation aber gebrochen, auch weil diese neue Art der subkulturellen Mainstream-Pop-Produktion eben noch einen anderen Aspekt in die Musik bringt: Da werden mittlerweile Tabus gebrochen, die man sich früher, als solche Musik nach Rezept produziert und finanziell gesättigt für den schnellen Verkauf veröffentlicht wurde, nicht getraut hätte.
Unter diesen neuen Underground-Mainstream-Acts, die es in München derzeit mit Nick Yume, mit Kleyo, mit Cosby oder mit Claire immer zahlreicher gibt, gehört Mola zu den einfallsreichsten und mutigsten. „In der Popmusik kann man mit verschiedensten Richtungen und Einflüssen spielen“, sagt Isabella, „irgendwie ist man so schön frei. Ich selber höre alles Mögliche.“ Damit bringt sie, unvorbelastet und der Industrie entronnen, all das auf den Punkt, was Pop-Musik ausmachte, bevor die Industrie von den Siebzigerjahren an mit Geld übersättigt war. Der Nachteil: Ein wirkliches Gehalt, dass es Bands wie Mola gestatten würde, von der Musik zu leben, gibt es nicht. Musik ist zum allzeit verfügbaren Gratis-Gut geworden. Man kann nur hoffen, dass der Markt endlich einen Mittelweg findet. Bis dahin kann man Molas vor Idealismus strotzenden Mainstream hören. Zum Beispiel am Mittwoch, 30. November, im Audi-Dome beim Spiel des FC Bayern Basketball.
Text: Rita Argauer
Foto: Jakob Paul
Konrad und der Löwe (Deutsch-Pop)
Jahr: 2010, Woche: 45
Sänger Konrad Wißmath und Gitarrist Michael Löwe, daher auch der Bandname, begannen als Singer-Songwriter Duo akustische Musik zu spielen.
Als die Band 2009 um Keyboard, Schlagzeug und Bass erweitert wurde, blieb Gitarrist Michael trotzdem der Akustik-Gitarre treu – deren Klang ist nun stilbildend für ihre Musik. Textlich setzt Konrad auf unverblümte Ehrlichkeit. Deshalb wären Englische Texte auch keine Option, ist es doch viel leichter sich in seiner Muttersprache auszudrücken. Die Band setzt auf Wahrhaftigkeit – auch wenn es die ja eigentlich in einem Bühnen- und Kunstkontext gar nicht geben kann. Mit ihren in Harmonie schwelgenden Pop-Songs haben sie es bis in die Newcomer-Show von Bayern 3 geschafft. Ihr selbstproduziertes Debüt-Album erschien im Oktober 2010. Am Samstag, 13. November treten sie um 14.00h auf dem Sendlinger-Tor-Platz in München auf.
Rita Argauer
Stil: Deutsch-Pop
Besetzung: Konrad Wißmath: Gesang, Michael Löwe: Gitarre, Benjamin Plaska: Schlagzeug, David Bertok: Keyboard, Michael Negoita: Bass
Seit: 2009
Aus: München
Internet: www.konradundderloewe.de www.myspace.com/konradundderloewe
Rita Argauer ist die Musik-Expertin der Junge-Leute-Seite. Sie ist nicht nur ständig auf der Suche nach neuen Münchner Bands und deswegen in den Clubs dieser Stadt unterwegs. Sie kennt die Szene auch von der anderen Seite: Sie singt und spielt Keyboard in der Band Candelilla.