Von Freitag bis Freitag: Unterwegs mit Max

Pünktlich zum Semesterbeginn liefert unser Autor das passende Programm. Für Musikliebhaber lohnt sich das
Keep It
Low-Festival
und das
Digitalanalog,

außerdem wird im Cord ein
Debate Club veranstaltet.. ach ja: und natürlich stehen jede Menge Erstipartys an.

Semesterbeginn
ist eine schöne Zeit. Und das nicht nur wegen des traumhaften Wetters, das wir
momentan wahrscheinlich zum letzten Mal in diesem Jahr genießen dürfen. Nein,
endlich wieder Unipartys, drei verschiedene Tagesessen in der Mensa, den Lieblingsprof
wiedersehen und … hab ich die Unipartys schon erwähnt? Aber man kann nicht
nur feiern in diesen Tagen. München hat noch einen Haufen anderer Events zu
bieten, die ich auf keinen Fall verpassen darf.

Vollgepackt
geht’s gleich am Freitag los – das Feierwerk bietet das Keep It
Low-Festival
,
Münchens Geheimtipp und Pop-Up-Club Clap 2.0 den Sänger San2
mit seiner Soul Patrol
und gleichzeitig startet auch noch das
Digitalanalog im Gasteig… da hab ich
wohl die Qual der Wahl. Naja, Digitalanalog gibt’s morgen auch noch, und Soul
ziehe ich dann doch dem Rock vor – der Clap Club bekommt den Zuschlag.

Am Samstag
bin ich erstmal enttäuscht. Zweimal war ich zu langsam, denn sowohl das Konzert
der HipHop-Girls von SXTN in der
Muffathalle

als auch das der österreicher Durchstarter Granada im
Clap Club

sind schon ausverkauft. Aber es gibt ja noch das Digitalanalog. Da spielen
heute unter Anderem Xavier Darcy, die Tula Troubles und Mullein und dazu
verschiedene DJs und VJs. Und um mir die Zeit bis dahin ein bisschen zu
vertreiben, schau ich noch im MVG-Museum vorbei. Zum zehnjährigen
Jubiläum ist heute nämlich der Eintritt gratis.

Eine
weitere Ausstellung besuche ich am Sonntag. Doch heute wird es etwas
anspruchsvoller. Im Farbenladen des Feierwerks stellt Max Boström aus. Der Frankfurter
Architekt und Künstler entwirft aufwändige Skulpturen, die er Schicht für
Schicht aus den Seiten verschiedener Zeitschriften ausschneidet und
zusammensetzt.

Am Montag
stecke ich wieder in einer Zwickmühle. Es wird politisch, das ist klar. Aber
gehe ich ins Cord, wo im Debate Club das Thema
“Popfeminismus” zur Diskussion steht? Oder doch lieber ins Münchner
Pop-Up-Hotel Lovelace, wo der Filmwissenschaftler Urs Spörri eine Vorlesung
über den Schauspieler
Donald Trump

hält? Denn der amtierende US-Präsident trat schon in vielen Film- und
Fernsehproduktionen auf – ein Nebenjob, der, wie Spörri erörtert, einen starken
Einfluss auf Trumps Image habe und vielleicht eine Erklärung liefert, warum so
viele Amerikaner diesem Mann ihre Stimme gaben.

“Apropos
Vorlesung”, erinnere ich mich am Dienstag, “da war doch was…
ach ja, es ist ja wieder Uni! Vielleicht sollte ich da doch mal
vorbeischauen.” Deshalb trete ich mit dem Kulturprogramm heute etwas
kürzer und kümmere ich mich wieder ein bisschen um die Ausbildung. Am Abend
kann ich es aber doch nicht lassen und schaue am Hauptbahnhof vorbei. Mitten im
Verkehrstreiben kann man dort nämlich die besten journalistischen Fotos des
vergangenen Jahres betrachten, auf der “World Press
Photo Exhibition
”, die sogar noch bis nächsten Montag offen hat.

Musik
zum Mitmachen – immer mittwochs. Das wäre ein geeigneter Werbespruch für viele
Münchner Locations, denn Mittwoch ist Jamsession- und Open-Stage-Tag.
Und so muss ich mich heute schon wieder entscheiden. Zwischen der Jazz Jam in der Milla und der Singer/Songwriter-Open
Stage

im Import/Export. Es ist einfach schwierig, doch am Ende zieht mich der eigene
Musikgeschmack dann doch in die Milla.

Langsam
bin ich die Entscheidungen leid. Semesterbeginn hätte ich mir einfacher
vorgestellt. Und deswegen bleibe ich am Donnerstag hart. Und daheim. Aus
gutem Grund, denn donnerstags steigen die Partys in meinem Studentenwohnheim,
und Feiern war ich trotz Semesteranfang noch gar nicht. Zeit wirds!

“Was,
ich war gestern feiern?”, frage ich mich am Freitag. “Kann
doch gar nicht sein, denn die großen Partys steigen doch alle erst heute. Aber
wo kommt dann dieser Kater her?” Egal, Kater hin oder her, heute wird
nochmal richtig auf den Putz gehauen. Möglichkeiten gibt’s dazu genug, zum
Beispiel die Erstiparty an
der LMU
,
die Semesteropening-Party
im Jack Rabbit
, Neunzigerparty
im Cord

oder, etwas Alternativ, Funktastic-Party
in der Downtown Bar
. Klingt schon wieder nach einer Entscheidung. Aber nein,
heute gehe ich einfach auf alle. So wird das doch noch ein standesgemäßer
Semesteranfang. Nur den Lieblingsprof, den hab ich bisher noch nicht
wiedergesehen…

Von Freitag bis Freitag: Unterwegs mit Marina

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Trotz Semesterbeginn und Aprilwetter ist unsere Autorin noch erstaunlich motiviert. Nicht nur was die Uni angeht, sondern auch bei ihrem wöchentlichen Kulturprogramm und beim Feiern: Im Ampere wird ausgiebig getanzt und im Milla gebührend auf die neue EP von Matthew und Matilda angestoßen. 

Freitag beginnt für
mich mit Musik. Es geht direkt los zu einer alt-bekannten Münchner Band, die
nach einer Pause ihr neues Album veröffentlicht. Die Rede ist von Password Monkey natürlich! Der nicht zu verkennende Classic Rock Einschlag
macht mir richtig Laune und bereitet mich auf den weiteren Abend vor. Als
nächstes fällt die Wahl schwer: Lieber tanzen gehen oder selber Musik machen?
Letzteres kann man heute Abend in der Kongress Bar bei der regelmäßig
stattfindenden Jam Session. Da war ich noch nie, also muss jetzt das erste Mal
sein. Und wie ich es von anderen

schon

gehört habe, entsteht hier ein echter
kreativer Austausch. Aber auch das Tanzen darf nicht zu kurz kommen, deswegen folge
ich der Aufforderung „Geh Tanzen!“ ins Ampere. Diese „Revolution freier Musik“
mischt alle tanzbaren Genres zu einem groovigen Abend und ist damit schon eine
echte Institution in München.

Samstag erhole ich mich
erstmal von Freitagabend. Nach ausgiebigem Brunchen und
vor-dem-schlechten-Wetter-im-Bett-Verstecken bin ich Abends fit genug, um 20:30
im Cord zu sein. Nach dem wilden Genre-Mix von Freitag beschränkt sich der
heutige Abend auf Jazz – ein Paradoxon an sich, wenn man bedenkt, wie abgefahren Jazz
sein kann. Beschränkungen gibt es da nicht, dafür bekannte Gesichter aus
München, die schon in ihrem jungen Alter Profis neidisch machen können. Was
danach noch geht? Im Cord ist immer noch was los, und wenn nicht, tut mir ein
bisschen Schlaf nach Freitag bestimmt auch mal wieder ganz gut.

Am Sonntag verpasse ich
mir eine Ladung Kultur im Farbenladen. Die Ausstellung „Nichts Desto Trotz“ von
Metromadrid läuft seit dem 8. April und es wird Zeit für mich da auch endlich
hinzugehen. Galgenhumor und gegenseitige Sichtweisen werden versprochen,
eingefangen in 70 Fotografien, die meinen Hunger nach Denkanstößen mehr als
zufriedenstellen. So intellektuell abgefüttert gehe ich Sonntag früh ins Bett –
denn ab Montag geht die Uni wieder los.

Das klingt vielleicht so,
als ob sofort viel Stress ansteht, aber zum Glück kann ich auch am Montag
entspannt ausschlafen und muss erst um zehn in der ersten Vorlesung sein.
Motiviert, wie meistens zum Semesterbeginn, will ich mich auch Montagabend
weiterbilden und gehe dazu ins Lost Weekend. Philosophie und Text stehen im
Mittelpunkt der Diskussion mit dem Autor
Arven Avanessian
, auch in Bezug auf Hausarbeiten im Uni-Alltag und Diskurse in
Seminaren. Zum Glück habe ich hier gut aufgepasst und mir ein paar spannende
Gedanken für die nächste Hausarbeit mitgenommen.

Am Dienstag wird ebenfalls
tagsüber studiert und abends erlebt. In der Galerie der Künste bekommen mit dem
Ausstellungskonzept „Die ersten Jahre der Professionalität“ aktuell sieben
junge Künstler und Künstlerinnen aus München die Gelegenheit, ihre Werke zu
präsentieren und auf sich aufmerksam zu machen. Die ein oder andere spannende
Entdeckung beschäftigt mich bis nach Hause. Zur Mitte der Woche gibt es dann
eine Portion Spaß und Entertainment. Natürlich muss ich als junge Münchnerin
auch das Wannda Festival besuchen! Besonders lustig ist das beim Stand-up
Comedy-Abend
, der mit drei Performern und freiem Eintritt extremen
Lach-Schluckauf verspricht. Da gibt’s gerne eine kleine Spende in die
Künstlerkasse.

Donnerstag werden zwei
sehr ähnlich konzeptionierte und glücklicherweise nicht weit voneinander
entfernte Veranstaltungen geboten: Im Milla präsentiert Mais Sundermann seine
Kunst, und die Elektro-Pop Band Aggressive Swans, in München keine Unbekannte
mehr, gibt ein Konzert. Ziemlich cool wie ich finde, und deswegen lausche ich
hier bei Betrachtung der Ausstellung um mich herum ausgiebig dem Konzert, bevor
ich ins awi weiterziehe. Da werden Graphic Designs von Simon Marchner und
Fotografien von Julian Mittelstädt gezeigt, im Anschluss daran gibt es feinste
Sounds die ganze Nacht lang. Wie gut, dass Freitags keine Vorlesung ist.

Auf den Freitag freue ich
mich schon ganz besonders: Matthew Matilda veröffentlichen endlich ihre erste
EP
! Wer Blues und Soul liebt, ist hier genau richtig, denn die beiden haben es
raus, ihre Stimmen harmonisch zu verbinden und diesen Sound mit Cello und
Akustik-Gitarre atmosphärisch zu hinterlegen. Das klingt fast wie der
Soundtrack zu einer großartigen Nacht, die auch nach dem Konzert im Milla
weitergeht, bei

Spring Again! – der perfekte Abschluss. Denn mit diesem
tanzbaren Mix endet meine Woche genau so, wie sie begonnen hat. Schlechtes
Wetter im April? Mir doch egal!

Text: Marina Sprenger

Foto: Privat

Ein Abend mit: The Living

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Dieses Mal haben wir den Abend gleich mit einer ganzen Band verbracht: The Living sagen uns, wo sie gerne feiern, nachts noch Essen finden und welchen Club sie vermissen.

Hier beginnt mein Abend: 

Beim Burger Essen bei Ruffs Burger.

Danach geht’s ins/zu: 

Cord

Meine Freunde haben andere Pläne. So überzeuge
ich sie vom Gegenteil: 

Ich geb’ Dir ein Bier aus.

Mit dabei ist immer: 

Handy-Ladekabel

An der Bar bestelle ich am liebsten: 

Bier, Spezi
oder Mate

Der Song darf auf keinen Fall fehlen: 

My Type –
Saint Motel

Mein Tanzstil in drei Worten: 

Vom Alkohol
beeinflusst.

Der Spruch zieht immer: 

Ich spiel in ‘ner Band. 🙂

Nachts noch einen Snack. Mein Geheimtipp ist: 

Döner an der Münchner Freiheit oder McDonalds am Stachus – kein Geheimtipp, geht aber auch immer. 🙂

Meine dümmste Tat im Suff war:

In Griechenland im Club eingeschlafen
und den Bus nach Hause verpasst. In Wien morgens betrunken zwei Stunden unser
Auto umgeparkt – ohne Erfolg.

Das beste Frühstück nach einer durchfeierten
Nacht ist: 

Nasi Goreng bei Kati und Karlo.

Diesem Club/dieser Bar trauere ich nach: 

Atomic
Cafe – wir
hatten leider nie die Möglichkeit, dort zu spielen.

Internetseite: http://the-living.de/

Foto: Sebastian Resch

Von Freitag bis Freitag München – Unterwegs mit Katharina

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Studentenleben, vor allem am Anfang des Semesters, ist kein Sahneschlecken: Katharina kämpft schon in der ersten Woche des Wintersemesters mit Übermüdungserscheinungen. Kürzer treten wird sie in ihrer Freizeitgestaltung deswegen aber keineswegs: Ob das Spielart Festival, der Supersonic Thursday im Cord oder die Charity Veranstaltung der Asian Charity Organization – Katharina ist am Start und denkt auch noch fast nicht an Winterschuhe und Weihnachten. Also fast.

Zwei Wochen Wintersemester habe ich jetzt hinter mir und ich bin vollkommen geschafft und durchgefroren. Hatten wir nicht gerade noch 30 Grad? Jetzt laufen alle auf einmal mit Winterschuhen, dicken Schals und Daunenjacken rum, trinken Tee aus der Thermoskanne und freuen sich auf Weihnachten. Das geht mir irgendwie ein bisschen zu schnell. OK – das Wintersemester heißt nun mal Wintersemester, weil der größte Teil des Semesters im Winter stattfindet. Aber der gute Winter muss es ja auch nicht gleich übertreiben. Wo ist der Herbst geblieben? Wie soll mein Körper einen derartigen Temperatursturz überhaupt überstehen? Aber das Gejammer hilft ja auch nichts. Ich muss mich langsam an den Gedanken gewöhnen, dass ich eine Jacke brauche, wenn ich vor die Tür gehe – meine Chucks werden aber noch nicht durch Winterschuhe ersetzt. Irgendwie muss man dem Ganzen ja trotzen. Immer schön langsam, lieber Winter, eins nach dem anderen.

Um die Sommerstimmung noch ein bisschen in Erinnerung zu halten, entschließe ich mich am Freitag zu einem Festivalbesuch. Heute ist der erste Tag des Spielart Festivals in München. An verschiedenen Orten in der ganzen Stadt präsentieren internationale Künstler ihre Werke. Von Ausstellungen, über Performances und Parties bis zu Installationen ist in den nächsten 16 Tagen alles dabei. Beim Lesen des Programms springt mir sofort die Ankündigung der Videokunstinstallation „Perhaps All The Dragons“ ins Auge und ich mache mich auf den Weg in die Falckenbergstraße zur Kammer 2 der Münchner Kammerspiele. Hier verfolge ich auf dreißig Bildschirmen den unglaublichen Geschichten von dreißig verschiedenen Menschen aus der ganzen Welt. Echt kurios und beeindruckend!

Ich muss zugeben: Es sind nicht nur die Temperaturen, die meinem Körper und Geist zu schaffen machen, sondern auch die Tatsache, dass die Ferien vorbei sind und ich mich langsam wieder ans Semester gewöhnen muss. Das hat meine innere Uhr, die irgendwie immer noch im Ferienmodus tickt, noch nicht so ganz verstanden. Zum Glück ist heute Samstag – mein Lieblingstag der Woche. Morgens ausschlafen und abends ohne schlechtes Gewissen spät ins Bett gehen, egal ob Ferien sind oder nicht. Der heutige Tag gestaltet sich außerdem auch noch unglaublich produktiv. Wir, also meine Band THE LIVING und ich, spielen auf der ACO-Benefiz Veranstaltung im Willi-Graf-Gymnasium. Die Asia Charity Organization (ACO) sammelt für verschiedene Hilfsprojekte in Vietnam und wir dürfen heute auch unseren kleinen Beitrag dazu leisten. Abends genießen wir das leckere asiatische Essen und machen danach noch einen kleinen Abstecher zum Freiheiz. Wir schaffen es zum Glück noch rechtzeitig zum Auftritt von der Lischkapelle und Swallow Tailed, die hier heute im  Rahmen der Neuhauser Musiknacht auf der Bühne stehen. 

Ich glaube das Schicksal hat mein Gejammer gehört. Denn als ich am Sonntag erwache und auf die Uhr schaue, fällt mir ein, dass uns ja heute eine Stunde geschenkt wird. Die kann ich in meinem Projekt „Gewöhn dich ans frühe Aufstehen – die Semesterferien sind vorbei“ gut gebrauchen. Nach einem schönen entspannten Sonntagsbrunch ist mal wieder Zeit für ein bisschen Kunst. Auf der Kunstmesse Stroke in der Säulenhalle an der Hackerbrücke bewundere ich in einer riesigen Schar aus Hipstern die Kleidung junger Münchner Designer und beobachte fasziniert die Präzision und Detailverliebtheit der Tatookünstler.

Es ist Montag und ich kann ausschlafen. Halt! Da stimmt irgendwas nicht. Hab ich mich im Wochentag geirrt? Ich überprüfe meine Stundenplan und tatsächlich: Mein erster Unitag der Woche beginnt erst um vier Uhr nachmittags. Das ist ja gar nicht mal so schlimm. Was beklage ich mich eigentlich die ganze Zeit? Da höre ich lieber mal ein paar jungen Leuten zu, denen wirklich etwas auf der Seele brennt. Beim Isar Slam im Ampere sind heute preisgekrönte Poetry Slammer aus ganz Deutschland und der Schweiz zu Gast. Die Wortwellen der Sprechkünstler schwappen mir entgegen und nehmen mich so in ihren Sog auf, dass ich ganz verblüfft bin, als ich mich am Ende des Abends in einer jubelnden Menge wiederfinde.

Am Dienstag hat sich der ganze Schlafüberschuss vom Wochenende – wenn man überhaupt von etwas derartigem reden kann – schon  wieder relativiert. Nur mit viel Kaffee kommt mein Kopf einigermaßen in Gang. So kann ich wenigstens die ersten paar Stunden des Tages einigermaßen konzentriert überstehen. Doch schon mittags ist die Konzentration wieder hinüber. Ich schaue aus dem Fenster in den wolkenverhangenen Himmel und träume vom weißen Strand, warmer Sonne und Sommerluft. Bis mich auf einmal meine Freundin in die Seite stupst und fragt: „Sag mal, hast du verstanden, was der Professor genau damit meint?“-  Professor? Was? Ich schrecke aus meinen Tagträumen hoch und befinde mich in einem vollen Vorlesungssaal. OK – so kann das echt nicht weitergehen. Ich bekomme ja gar nichts mehr mit. Irgendwas muss ich an meinem Schlafverhalten ändern. Vielleicht sollte ich einfach mal früher ins Bett gehen. Aber heute klappt das sicher nicht. Ich muss unbedingt zur Aufführung des Performance-Stücks Amarillo in die Muffathalle. Es erzählt die Reise eines Mexikaners durch die Wüste nach Texas. Seine Sinneseindrücke und Erlebnisse stellen die Künstler aus Mexiko mit Hilfe verschiedener Mittel – von Choreographien bis Filmprojektionen – dar. Vollkommen fasziniert vom Geschehen, merke ich gar nicht wie müde ich eigentlich war.

Erst als ich mich am Mittwoch verschlafen aus dem Bett quäle, fällt mir mein doch eigentlich so vernünftiger Plan wieder ein. Naja, vielleicht lege ich einfach später nach der Uni noch ein kleines Nachmittagsschläfchen ein, bevor ich mich dann abends mal wieder in Richtung Ampere aufmache. Langsam kennen meine Füße den Weg dorthin von ganz allein. Sales aus Florida bringen mit ihrer Musik sofort wieder warme Sommerstimmung auf und lassen auch meine kalten Füße schnell wieder auftauen. Vielleicht sollte ich doch langsam mal überlegen, meine Winterschuhe aus den tiefen Winkeln meines Schranks zu befreien.

Der Donnerstag startet mal wieder viel zu früh. Ich glaube mein Plan des Früh-ins-Bett-Gehens war dann doch ein bisschen zu optimistisch – oder sollte ich sagen realitätsfern? Eine Planänderung muss her. Neues Motto: Wenn nichts mehr geht, dann geht noch was. Das klingt doch auch sehr optimistisch. Ich trink mir über den Tag hinweg einen Cola-Rausch an und steuere abends zum Supersonic Thursday in den Cord Club. Ich tanze so lange, bis ich Seitenstechen bekomme und meine Füße weh tun. Auf dem Nachhauseweg lässt dann auch langsam mein Koffeinpegel nach. Zu Hause falle ich mit Klamotten ins Bett und bin sofort weg.

Der Wecker ist echt eine unnötige Erfindung, vor allem wenn er nach weniger als sechs Stunden Schlaf klingelt. Aber an einem Freitag kann ich selbst über diese Tatsache hinweg sehen. Ich bin in Hochstimmung. Nur ein ganz kurzes, kleines Seminar in der Uni und dann steht das Wochenende vor der Tür. Zwei Tage Zeit, um ausreichend Schlaf für die nächste Woche zu sammeln. Nach dem gestrigen Abend gehe ich das ganze ein bisschen langsamer an. Was passt da besser als ein Besuch auf dem eat&style-Festival im Zenith? Ich schlemme mich durch verschiedene kulinarische Köstlichkeiten und hole mir Anregungen für unser Weihnachtsessen. Ups, eigentlich wollte ich da ja noch nicht daran denken, aber jetzt, wo ich schon mal hier bin…

Katharina Würzberg

Foto: Lorraine Hellwig

Von Freitag bis Freitag München – Unterwegs mit Theresa

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Herbstnostalgie und Sonnenstrahlenjagd: Theresa tanzt sich durch die letzten unifreien Tage: Bei Rage against Abschiebung im Feierwerk, bei Elektrik Kezy Mezy im Cord. Außerdem durchlebt sie noch ein paar Kindheitserinnerungen im Lenbachhaus beim Blauen Pferd und bei einer Pumuckl-Drehort-Führung.

Der Spätsommer gibt sich diese Woche noch einmal richtig
Mühe und zeigt mir, wie viel Lust ich habe, am 13. Oktober wieder eine Unibank
zu drücken. Aber man tut, was an kann und lebt im Augenblick. Deshalb Motto
dieser Woche: Herbstlaub sammeln und Sonnenstrahlen jagen. Sich ein bisschen in
Nostalgie verlieren. Und durch die Sternennächte tanzen.

Damit fange ich auch gleich am Freitag an, im Feierwerk bei
Rage against Abschiebung. Vor allem auf Kofelgschroa freue ich mich wie ein kleiner
fröhlicher Kürbis und mir sind es die 10 Euro Eintritt auf jeden Fall Wert, um die
verplanten Oberammergauer einmal wieder live auf der Bühne zu sehen. Vor allem, weil das Geld an den bayerischen Flüchtlingsrat geht und ich damit wenigstens ein klitzekleines politisches Statement senden kann. Rage against Abschiebung ist seit 1996 das größte, regelmäßig stattfindende, antirassistische Benefiz-Bandfestival im süddeutschen Raum.

Am Samstag bin nach einem langen Spaziergang im Englischen
Garten, inklusive Lesepause auf sonnenbeschienener Bank noch nicht ausgepowert
genug und mache mich deshalb gegen 23 Uhr auf den Weg zum Kong. Club Autonomica.
Damit meine Mama mir nicht immer vorwerfen kann, ich würde nur zu süßen
Indie-Bands und schnulziger Salsa-Musik tanzen. Ich schlage mich auch gut bei
Fur Coat, BAAL und Samsa und zuckle in den frühen Morgenstunden nach Hause. 

Ich finde, am Sonntag habe ich mir deshalb ein bisschen
Schonung verdient. Drehe mich sogar noch zweimal mehr in meinem herrlich
großen, neuen DOPPEL(!)bett um und lese weiter in meinem herrlich aufgeladen,
verspielten, prallen Buch “Jitterburg Perfume”. Heißer Tipp für alle, die auf
der Suche nach dem ewigen Leben und dem perfekten Duft sind.
Am Nachmittag muss ich an meinen Papa denken und mache mich
deshalb in nostalgischer Erinnerung an unsere früheren wöchentlichen
Kinobesuche in der großen Stadt gegen drei Uhr auf den Weg ins Theatertiner
Film, um mir “Der Sohn der Anderen” anzuschauen. Meine Befürchtung, dass das
zwar keine leichte Kost und deshalb nicht der optimale Film für einen einsamen
Kinonachmittag ist, bestätigt sich zwar, aber ich frage meinen Nachbarn, von
der anderen Seite des Ganges nach einem Taschentuch und fühle mich gleich nicht
mehr so alleine. Das Gute an bedrückenden Nachmittagsfilmen ist, dass man
sich am Abend noch zu Mama auf die Couch kuscheln und Polizeiruf gucken kann.

Am Montag geht es weiter mit Kindheits-Nostalgie. Ich fahre
zum Königsplatz, raschle durch das goldene Laub und gehe dann ins Lenbachhaus. Ich setze mich in eine Ecke in der Blauen Reiter-Ausstellung und stelle mir vor, wie es wäre, auf dem blauen Pferd in den Sonnenuntergang zu reiten. Daheim mache ich mir einen Gute-Laune-Tee und packe meine Aquarell-Farben aus. Die hat mir mein Papa gekauft, als ich in der Grundschule war, und mein erstes Kunstwerk war – das blaue Pferd von Franz Marc.

Letzten Donnerstag ist Ellis Kaut gestorben. Anlass, mal wieder
die alten Pumuckl-Kassetten auszupacken und – am Dienstag an einer
Pumuckl-Drehort-Stadtführung teilzunehmen. Der gebürtige Franke Sebastian
Kuboth zeigt seinen Gruppen, wo Meister Eders Werkstatt 1985 gleich nach dem
Dreh wieder abgebaut wurde und erzählt auch, dass die Autorin gar nicht
so zufrieden mit der filmischen Umsetzung ihrer Klabautermann-Geschichten
war. Ist mir egal. Ich mag den kleinen rothaarigen Strolch so und so, ob als
Buch, Kassette oder Fersehserie. 

Am Mittwoch muss dann aber endlich mal gut sein mit all
diesem Schwelgen in Kindheitserinnerungen, sonst werde ich wirklich noch traurig,
dass das Leben irgendwie  nicht mehr so
unkompliziert ist wie damals. Deshalb wird Nostalgie weggetanzt, diesmal wieder
mit Musik, die genau meinem “Musikgeschmack” (wenn es so etwas bei mir
gibt) entspricht: Elektrik Kezy Mezy spielt im Cord. Und The Tuts finde ich nicht nur
schon grundsätzlich cool, weil sie aus London kommen, sondern weil sie “impassioned
songs about sexism, feminism and everyday life-isms” machen.

Grandioser Auftakt für den
Wochenabschluss am Donnerstag: Ich schaffe es endlich einmal ins Rationaltheater, wo Nick & the Roundabouts unterstützt
von Ella Josaline “Half-Written Poems” zum Besten geben. Für mich klingt das alles mehr als nur halb, sondern eigentlich ziemlich ganz und ich schlendere unter dem, was man München an Sternenhimmel eben zu bieten hat, nach Hause.

Künstlerisch geht es am Freitag weiter, bei der Release-Party von “München ist Dreck” im Maxés.
Ich glaube, das mit dem Studieren überlege ich mir nochmal. Vielleicht male ich auch einfach nur noch expressionistische Aquarelle, die niemand versteht. Oder ich schreibe Gedichte. Über den Herbst, und eine Stadt, die wirklich golden sein kann, wenn die Sonne scheint.

Theresa Parstorfer

Foto: Tobias M Kraft