Die SZ Junge Leute Playlist des Jahres 2017

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Das
Jahr 2017 macht seine letzten Atemzüge und wieder hat es ein ganzes Bataillon
von unvorhergesehenen Ereignissen gebracht. Konstanter war unsere Playlist, jeden
Monat haben wir Euch unsere aktuellen Lieblingslieder präsentiert, kurz und
knackig und auf Spotify zum Nachhören. So ist es nur konsequent, wenn heute
unsere Lieblingslieder des Jahres kommen, wie immer ein bunter Mix für alle
Geschmäcker!

Nick
Yume – Paper Love

Nick Yume fasziniert immer wieder mit authentischer
Pop-Musik, die durch seine Soul-Stimme, den sanft elektronischen Klängen und
den Lyrics, die zum Teil aus seinen Träumen stammen, überzeugt. Mein absoluter
Favorit in diesem Jahr ist Nicks EP “Paper Love”!

Laura-Marie
Schurer

Mumford
and Sons – Winter Winds

Winterliche Gemütlichkeit gemischt mit tiefgründigem
Text und folkiger Musik – dafür steht für mich dieser Song. Die Mandoline
treibt den Song voran, die warmen Töne des Akkordeons geben ihm etwas
Gemütliches. Wenn es draußen kalt ist, die „Winter Winds“ draußen den Schnee
durcheinanderwirbeln, und man mit einer Tasse heißem Tee im Warmen sitzt, passt
dieses Lied einfach perfekt. Viele Songs waren für mich in diesem Jahr wichtig,
den einen Song des Jahres zu finden, ist eine echt schwere Aufgabe. Aber dieser
hier passt einfach perfekt zu dieser Jahreszeit. Deshalb ist „Winter Winds“ für
jetzt mein Song des Jahres.

Stephanie
Albinger

Marteria
– El Presidente

„Werd’ doch einfach Präsident / Du hast dafür genug
Talent.“ 2017 wurde leider bewiesen, dass scheinbar jeder Präsident werden
kann, egal wie frauenverachtend, rassistisch, größenwahnsinnig, ungebildet und
undiplomatisch man sein mag. Marteria bringt das in „El Presidente“ auf den
Punkt – und davon abgesehen auch mit seiner Roswell-Tournee wieder
Hunderttausendende Marteria-Girls (und Boys) zum Durchdrehen: Mein
Konzerthighlight dieses Jahr war im Dezember, als Marteria nach einer
Wahnsinns-Show mit alten und neuen Songs sowie Marsimoto-Einlagen noch eine
megafette Zugabe gab – und den Zenith komplett zerstörte. Der Typ ist für mich
definitiv „El Presidente“ des deutschen Rap.

Anna-Elena
Knerich

Casper
feat. Drangsal – Keine Angst

Für mich war 2017 irgendwie ein ambivalentes Jahr.
Viele schöne, viele herausragende Erlebnisse, aber auch viel mit dem man zu
kämpfen hatte. Und eigentlich belächle ich ja immer die Leute, die Kraft aus Paulo-Coelho-Gedächtnis-Kalenderspruch-Liedern
ziehen. Aber gerade in diesem turbulenten Jahr, war es mal gut, dass jemand „Keine
Angst“ gesagt hat. Und keiner hat das schon getan, wie Casper und Drangsal.
Bleibt am besten gleich das Motto für 2018.

Philipp
Kreiter

 

Joelistics
– Last night

Diesen einen, persönlichen Soundtrack 2017 gibt es
dieses Jahr irgendwie nicht. Zu viele verschiedene Episoden und Stationen, zu
viel unterschiedliche Gefühle und Stimmungen, das nicht einmal der beste Song
der Welt sie alle in sich vereinen könnte. Aber was immer geht: Joelistics. Und
„All i need to get me through is sunlight, coffee and a picture of you“ ist
wohl auch eine Zeile, die irgendwie immer passen wird. Sei es an Neujahr oder
jedem x-beliebigen anderen Tag. Denn vergesst eines nicht: Silvester wird nicht
die beste Nacht des Jahres, weil schon jeder Tag der beste Tag eures Lebens
ist.

Jacqueline
Lang

 

Fishbach
– Un autre que moi

Mein Song des Jahres war auch schon mein Beitrag in
dieser Playlist im Juni. Sechs Monate später ist “Un autre que moi”
immer noch so wuchtig, macht so süchtig. Großartig.

Matthias
Kirsch

Pond
– Waiting around for Grace

Gegründet unter anderem von zwei Mitgliedern von
Tame Impala, ist Pond mehr Kollektiv als Band mit fester Besetzung. Auch sonst
geht es den Musikern aus Perth mehr um ihren Sound, als um Regeln. Eine
Strategie, die sich auszahlt: Sie waren unter anderem schon Vorband für die
Arctic Monkeys. „Waiting around for Grace“ ist zwar schon zwei Jahre alt, aber
trotzdem immer noch ein Ohrwurm.

Marina
Sprenger

 

Ben
Howard – Keep your head up

Das Lied 2017, um im Regen  zu tanzen, unter Tränen zu lachen, sich in
der Bib nach einem langen Tag umzuschauen, mit dem Kopf  mitzuwippen und sich langsam durch die Ohren
wieder Leben einhauchen zu lassen, mit dem Fahrrad durch die lichtererleuchtete
Nacht zu rauschen, zu lächeln, wenn die Melodie wie 1000 kleine Ameisen durch
den ganze Körper kribbelt und mit unbedinger Lebendigkeit erfüllt.

Anne
Gerstenberg

 

The
Chainsmokers & Coldplay – Something Just Like This

Es ist bestimmt kein Zufall gewesen, dass das Lied
einen Tag vor meinem Geburtstag veröffentlicht wurde. Ein verfrühtes
Geburtstagsgeschenk – nur für mich. Seitdem ist es nämlich mein Lieblingslied.
Egal, ob ich traurig bin und Aufmunterung brauche oder ob ich gerade in Glück
bade, das Lied macht mich happy. Außerdem spricht der Song jedem aus dem
Herzen. Wer braucht denn nicht ein bisschen Liebe?

Lena
Schnelle

 

Bruno
Mars – 24k Magic

Zugegeben, dieses Mal war ich etwas langsam. Denn
Brunos “24k Magic” gab’s auch schon 2016. Doch entdeckt hab ich den
Song erst Anfang diesen Jahres. Warum? Ich war wohl etwas zögerlich, weil mir
die ersten beiden Platten des hawaiianischen Megastars nicht sonderlich
zugesagt haben. Ganz anders sein drittes Werk – Synth-Funk mit Vintage-Sounds,
gemischt mit modernster Produktionstechnik. Genau mein Ding. Dass es in jedem
Song des Albums um genau das Gleiche geht – Geld, Partys und Frauen – kann ich
dabei schon mal verzeihen. Deshalb jetzt “Players only – put your pinky
rings up to the moon” – die Magie der dicken Klunker ist mein “Song
des Jahres”.

Max
Mumme

 

Frank
Ocean – Biking (Solo)

Frank Ocean ist ein Musiker, der sich nur schwer
einordnen lässt. Sein letztes Album vereinte R&B, Rap, Folk-Rock,
elektronische Fahrstuhlmusik und Gospel, teilweise in ein und demselben Song.
Seine Texte bleiben meist rätselhaft, ich verstehe eigentlich nie, wovon genau
er singt. Musik, die so assoziativ ist, kann streckenweise anstrengend sein.
Manchmal aber klappt es ganz hervorragend mit der Entführung in Oceans
verschwommene Traumwelten. Biking (Solo) ist das beste Beispiel.

Wolfgang
Westermeier

Kentucky
Schreit – Paarungsversuch

Als Goethe und Schiller sich 1799 auf den
informellen Kodex “Lieber widerlich als wieder nicht” einigten,
hatten sie nicht bedacht welche Ausmaße diese Absprache annehmen würde. Die
Münchner Ska-Poppunk-Band KENTUCKY SCHREIT nahm sich diesem Thema an und
verarbeitete es unter Anbetracht des heutigen Zeitgeistes zu einer lebendigen
Kritik an der gelebten Flirtkultur – ein Muss vor jedem Clubbesuch.

Tobias
Weiskopf

Rolling Stones – Sympathy for the Devil

Als langjähriger Fan der Rolling Stones habe ich
mich riesig gefreut, als im Frühjahr ihr Konzert im Münchner Olympiastadion
angekündigt wurde. Bis dahin habe ich mir nämlich nicht verziehen, sie drei
Jahre zuvor in Wien nicht gesehen zu haben. Ein neues Album kam von den Stones
auch raus, doch nichts geht über einen Klassiker wie “Sympathy for the
Devil”, das mein Lieblingslied von ihnen ist und mit dem das fast
dreistündige und megacoole Konzert begann, das definitiven mein Highlight des
Jahres war. Daher ist das Lied mein Song des Jahres 2017.

Serafina
Ferizaj

 

Todeskommando
Atomsturm – Früher war da doch mal Hass

Die schönste Entdeckung beim Sound Of Munich Now,
ein paar Wochen später dann ein sensationelles Konzert im Sunny Red!

Michael
Bremmer

Band der Woche: The Preset

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Indie mag mittlerweile im Mainstream angekommen sein, aber The Preset aus Schrobenhausen machen trotzdem schönen, unkonventionellen Pop, der ins Ohr geht und zeigt, dass Musik auch neben dem Studium gemacht werden kann.

Indie-Pop ist derzeitig ein wenig beliebig geworden. Eigentlich fast so beliebig wie Singer-Songwriter mit Akustik-Gitarre, die seit eh und je die Bürde tragen, dass sie etwas verdammt Besonderes brauchen, um nur ansatzweise auf sich aufmerksam machen zu können. Und das inflationäre Auftauchen von Indie-Bands, die alle irgendwie ähnlich gut singen können und ähnlich hymnische Songs in Understatement-Haltung verkleiden, hat im vergangenen Jahrzehnt dem Genre geschadet. Da überrascht nichts mehr, wenn eine Band aus dem Umland einer Großstadt schöne Musik schreibt, die dann auch noch schön aufnimmt und wunderbar mehrstimmig darüber singt.
Das ist so normal, dass es eigentlich eine neue Art der Bürgerlichkeit ist – auch weil die Eltern-Generation mittlerweile selbst mit Popkultur aufgewachsen ist und da auch überhaupt kein Gegensatz mehr besteht.

Gerade ist die Shell-Jugendstudie veröffentlicht worden, der Gegensatz der jungen Generation zu den Eltern schrumpft. Man interessiert sich für das gleiche, hört ähnliche Musik und trägt ohne große Rebellionsgesten normale Konflikte aus. The Preset (Foto: Carina Kowatsch) aus Schrobenhausen sind so ein wenig die Muttersöhnchen aktueller Popkultur. Und das ist aber heutzutage kein Strebertum mehr, sondern Zeitgeist. Hörbare Einflüsse, musikalisches Talent als Pop-Version der Hausmusik. Sie spielen einfach schöne Musik, so wie im 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts klassische Hausmusik gespielt wurde – am Brahms-Walzer auf dem biedermeierlichen Klavier hat sich die Eltern-Generation auch nicht gestört.

Und The Preset übertragen diese Geste auf Pop, was eben ein wenig wie eine neue Bürgerlichkeit wirkt. Ein vorgezeichneter Weg, der passend zum Bandnamen erscheint: Preset bedeutet Voreinstellung. Und die spielt auch ohne Metapher beim Musikmachen eine gewisse Rolle: Presets in Musikprogrammen sind in das Programm integrierte Soundeinstellungen, die meist ziemlich gut klingen; aber eben auch nicht sonderlich individuell sind. Ein klangliches Abziehbild sozusagen.

The Preset legen also einen Indie-Flirt mit der Bürgerlichkeit hin. Doch das ist in der Popkultur auch irgendwo spannend. Denn im Ursprung hat Pop – egal ob Elvis’ Sex-Appeal oder die psychedelische Haltung der späten Beatles – erst einmal eine antibürgerliche Haltung. Doch die Musiker aus Schrobenhausen eignen sich prächtig als Schwiegersöhne. Sie studieren bürgerliche Fächer wie Elektrotechnik, Maschinenbau, Physik und Geologie. Und machen eben nebenbei Musik.
Und damit stören The Preset die Haltung, die der Popmusik so lange eingeschrieben war. Obwohl unter der glatten Oberfläche des Quartetts etwas Naives und ja auch Nerdhaftes durchblitzt. Das beginnt beim Cover ihrer EP „Supervision“: Ein in Neonfarben starrendes Auge, das ungefähr den gleichen Coolness-Faktor hat wie psychedelische Kifferposter aus dem Wasserpfeifen-Shop.

Und die Musik kann sich auch noch nicht ganz darauf einigen, welchen generationsübergreifenden Weg sie denn nun einschlagen soll. So laufen sie von der schick-elegischen Depression Interpols („Motion“) zu Funk-Bässen à la Bruno Mars („Brainstrøm“). Und doch erklären sie es zum Ziel für die geplante Folge-EP: „Noch mehr rockige Einflüsse reinzubringen und vielleicht auch etwas unkonventionellere Musik zu machen.“ Und die unkonventionelle Version der neuen Bürgerlichkeit – im Sinne von Bands wie Vampire Weekend, die dürfte schon, weil sie so paradox ist, spannend werden. Auch dafür, dass Popmusik entsteht, die nicht immer nur in die Vergangenheit blickt, sondern die Musik aus ihrer Gegenwart heraus formt.  

Stil: Indie / Rock / Pop

Besetzung: Bernhard Birkner (Gitarre,
Gitarre), Moritz Gamperl (Gitarre, Gesang), Christoph Appel (Bass),
Sebastian Mayer (Schlagzeug)

Seit: 2010Aus: Schrobenhausen,

Aus: München, Augsburg

Internet: www.facebook.com/thepresetmusic

Rita Argauer

Foto: Carina Kowatsch