Eva hat sich vorgenommen, ab sofort nur noch bedeutungslosen Sex zu haben. Nur kommt ihr immer das fatale Schirmchen Liebe dazwischen.
Wenn Sex ein Cocktail wäre, wäre Liebe das Schirmchen – geht auch ohne, ist aber irgendwie nicht dasselbe. Interessant ist dabei auch, dass Männer tendenziell weniger von einem Schirmchen halten als Frauen. Frauen wie Eva zum Beispiel. Und das, obwohl Eva seit der Trennung von ihrem Langzeitfreund im vergangenen Sommer krampfhaft versucht, sich auf unverbindliche Mischgetränke ohne jegliche Deko einzulassen. Weil Eva aber ein Mädchen ist und Mädchen eben ein Faible für unnützen Kram haben, gibt es am nächsten Morgen in der Regel die Rechnung: Der Typ ist weg, der Kater ist da – und in der Pfote hält er ein Schirmchen.
Besonders unangenehm werden solche Überbleibsel, wenn man sie auch noch mit in die Arbeit nehmen muss: Jonas, Evas jüngste Cocktail-Verabredung, arbeitet in derselben Abteilung. Als sie einen Tag nach dem gemeinsamen Abend die Büroküche nach Kopfschmerztabletten durchsucht, steht er auf einmal in der Tür. Er grinst. Sie grinst zurück. Ihr Schirmchen überspannt inzwischen gut und gern den Botanischen Garten. Er holt sich Kaffee und geht. Kein Schirmchen zu sehen. Blödmann, denkt Eva.
Blödmann, denkt sich auch Fabi, als sie uns die Geschichte beim gemeinsamen Abendessen in ihrer Sendlinger Wohnung erzählt. Zumal Eva uns jetzt eröffnet, dass sie in nächster Zukunft erst einmal genug hat von Cocktails, ob nun mit oder ohne Deko. Armer Fabi. Dabei lauert er schon seit gefühlt hundert Jahren auf eine Gelegenheit, seinen Strohhalm in Evas Cocktail zu versenken. Und zwar mit Schirmchen, Palmwedel und notfalls auch Papierpapagei.
Ich versuche, möglichst unbeteiligt in meinem Suppenteller zu rühren. Wenn Fabi Lust auf einen Drink mit Eva hat, muss er sie schon selbst fragen. Er traut sich aber nicht, gesteht er, als Eva kurz auf den Balkon geht, um eine zu rauchen. Dabei wäre es höchste Zeit, habe er sich doch extra alle Mischgetränke verkniffen, seit sie endlich Single ist.
Ich schiebe meinen Suppenteller zur Seite. Wenn Liebe eine Bar wäre, wäre der erste Schritt das Schild über dem Eingang – man findet sie auch so, aber mit ist es leichter.
Von Lisi Wasmer