Band der Woche: Towers and Bridges

Weit draußen, abgeschieden auf einem Bauernhof bei Dachau probt die Metal-Band

Towers and Bridges. Dort ist das Sextett ungestört und stört mit ihrer lauten

Metalcore-Musik auch niemanden. In Ruhe können sie so an ihrem ersten Album arbeiten. In dieser Woche erscheint das Video zum Song “Equality”.

Es gibt sogar eine Handy-App, die Breakdowns simuliert. Nicht solche, bei denen einem im Sommer der Kreislauf abrauscht, weil man zu wenig getrunken hat. Breakdowns kennt die Musik im übertragenen Sinn: Im Metal und insbesondere im Hardcore sind sie ein musikalisch stilbildendes Mittel. Doch vom Hitze bedingten Kreislaufkollaps sind die musikalischen Breakdowns gar nicht so weit entfernt. Im Metal und auch in den diversen musikalischen Stilen, die das Wort „-core“ im Namen haben, ist die Frequenz der Schläge ziemlich hoch. Wenn sich nun ein Song lange genug auf diesem Niveau aufgehalten hat, lässt der Breakdown diese surrende Energie zusammensacken: Im halben Tempo werden plötzlich nur noch die schweren Zählzeiten des Taktes gespielt, das Publikum lässt in solchem Momenten die Köpfe sinken, als wären es Marionetten, denen man die Schnüre abgeschnitten hat, es wird gemosht anstatt gebolzt.
 

Was das nun mit der Münchner Band Towers und Bridges zu tun hat, ist klar: Das Sextett spielt Metalcore und benutzt dementsprechend gerne Breakdowns in ihren Songs. Aber noch viel weiter zeigen die Breakdowns, wie abgeschlossen diese Szene immer noch ist. Kaum eine andere popmusikalische Spielart kennt diesen stilistischen Code, auch wenn Justin Bieber seit neuestem im Metal-Look herumrennt und diverse High-Fashion-Mode-Labels gerade mit dem Stil der Metaller liebäugeln – musikalisch lässt man den Metal noch erstaunlich in Ruhe. Man fühlt sich in der Pubertät meist aus einer gewissen Unzufriedenheit mit der Welt heraus zur eher härteren Musik hingezogen, man bleibt da. So auch die Musiker von Towers and Bridges. In ihrer Urbesetzung hat sich die Band im Landkreis Dachau gegründet, und da gibt es dann prozentual erst einmal noch weniger Metaller als in der Stadt. Dafür gibt es Raum. Und deshalb proben die Musiker auch seit den zwölf Jahren ihrer Existenz als Band auf einem Bauernhof dort draußen. Abgeschieden von der Außenwelt, beeinflusst durch die Bands, der internationalen Metal- und Hardcoreszene, die früher auf CD und mittlerweile im Internet auf dem Land oft sichtbarer werden als eine nichtvorhandene Underground-Szene. Deshalb nehmen die Musiker von Towers and Bridges sich auch gar nicht so sehr als Nische war: „Da ist natürlich die Frage, was man als Mainstream ansieht“, erklärt Gitarrist und Gründungsmitglied Maximilian Bopfinger, einerseits würde abgesehen von Metallicas „Nothing Else Matters“ im Radio niemals eine Metal-Band gespielt werden: „Andererseits füllen die großen Bands ja immer wieder die Olympiahalle oder das -stadion“, fügt er an.
 

Eine Nische, die in sich groß ist, was die Bandmitglieder auch spürten, als sie nach München zogen: das Backstage, das Feierwerk und kleine von den Bands der Szene selbst organisierte Konzerte. Sie fühlen sich gut aufgehoben dort, auch seit sie sich im vergangenen Jahr zum letzten Mal umbesetzten und nun gerade an einem ersten Album arbeiten.
 

Musikalisch gehen sie da einen interessanten Zwischenweg: Die Subgenres im Metal und im Hardcore scheinen ihnen ein bisschen egal zu sein. Etwa schreit ihr Sänger Antun Hösch sowohl in der tiefen Brüll-Lage als auch in der Cobainschen hohen Gebrochenheit. Und die Musik, deren aktuelle Form sie in den kommenden Wochen mit der Videoveröffentlichung zum Song „Equality“ präsentieren werden, ist gleichzeitig glatt und schwirrend, kennt aber die sinkenden, rhythmisch-punktierten Metal-Verbindlichkeiten – da scheuen sie sich auch nicht, diese einzusetzen. Am Montag, 8. August, spielen sie bei freiem Eintritt in der Backstage-Halle in München. Sie supporten die Szene-Größen Unearth und Iron Reagan.  

Stil: Metalcore
Besetzung: David Klemencz (Gitarre), Dion Röhreke (Schlagzeug), Antun Hösch (Gesang), Maximilian Bopfinger (Gitarre), Patrick Putz (Gitarre), Andreas Gutmann (Bass)
Aus: Landkreis Dachau / München
Seit: 2013
Internet: www.towers-and-bridges.bandcamp.com

Von: Rita Argauer

Foto: Stefan Grimm

Bandraumtour: Zu Gast bei El Rancho

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In unserer Reihe “Bandraumtour” geben wir mit Videos verschiedenster Künstler Einblicke in die Proberäume der Stadt. Die Münchner Band El Rancho produziert trotz häufig zugesperrter Toiletten gute Songs. Das liegt auch daran, dass sie in der Nähe des Bandraums aufgewachsen sind.

Wie würdet ihr euren Proberaum in drei Wörtern beschreiben?

Groß, Snacks, jedentagandersklingend.

Was macht diesen Raum zu eurem persönlichen Bandraum?

Die Tatsache, dass wir in der Gegend, in der er sich befindet, aufgewachsen sind.

Was war der schönste Moment in eurem Proberaum?

Als wir nach einer 3-Liter Wasser-Ex-Competition nicht an einer Hyperhydration (auch Hyperhydratation; bezeichnet eine Störung des Wasser-Elektrolyt-Haushalts des Körpers mit Erhöhung des Wassergehalts über das normale Maß hinaus; Quelle: Wikipedia) starben.

Welche und wie viele Instrumente stehen bei euch?

Diverse Akustik- und E-Gitarren (insgesamt 9 Stück), zwei Bässe, Schlagzeug, ein E-Piano und ein Banjo.

Was ist der merkwürdigste Gegenstand in eurem Bandraum?

Eine selten unverschämte CD (war ein CD-Tausch bei einem unserer Konzerte) auf deren Cover eine Frau, welche ein Kleinkind in einem jute-artigen Sack um den Körper geschnallt hat, posiert. Auf einigen Tracks ist das Gebrabbel eines kleinen Kindes zu hören.

Was gibt es zur Probe zu trinken?

Wasser oder Spezi (es steht auch seit ca. 2 Jahren ein unangerührter Kasten Augustiner rum).

Wie entstehen bei euch Songs und welche Rolle spielt dabei der Proberaum?

Die meisten Songs entstehen zu Hause bei Patty oder Luca und werden dann im Proberaum ausgearbeitet und gemeinsam einstudiert.

Welcher Song ist z.B. dort entstanden?

Einige Songs unseres zweiten Albums ‘The Black and White Sessions’, welches wir 2012 in der Toskana aufgenommen haben, fanden im Proberaum ihren Ursprung (soweit wir uns erinnern z.B. ‚Open Up Your Heart’ und ‚Tried To Be Myself Again’).

Was macht ihr in eurem Bandraum, wenn ihr nicht probt?

Snacken, am Computer Demos aufnehmen und Kunststücke aller Art.

Teilt ihr euren Proberaum mit einer anderen Band? Wenn ja mit wem?

Nein, inzwischen nicht mehr… Aber falls ‚No Testify’, die sich bis vor ca. 2 Jahren den Raum mit uns teilten das hier lesen sollten: Holt endlich eure Sofas ab! Wir brauchen sie nicht! Wir haben selber genug!

Könnte man in eurem Bandraum auch wohnen? Warum ja bzw. nein?

Ja, weil er echt ziemlich groß ist und viele Sofas rumstehen. Außerdem gibt es einen alten Röhrenfernseher und eine raffinierte Variation an Instant-Nudel-Suppen und Chips, die reichen sollte um bis zur Veröffentlichung des nächsten El Rancho Albums zu überleben.

Was seht ihr wenn ihr aus eurem Fenster schaut?

Eine graue Wand…

Was ist toll an eurem Raum?

Unser übertriebenes Lampen-Arrangement und die Tatsache, dass wir was die Lautstärke angeht nicht auf Nachbarn Rücksicht nehmen müssen.

Was stört euch?

Dass wir nichts an den Wänden befestigen dürfen und dass die Toiletten fast immer abgesperrt sind.

Wie habt ihr euren Proberaum gefunden?

Er wurde uns über das Jugendhaus, in dem wir mit unseren Punk- und Metalbands vor über 10 Jahren anfingen Musik zu machen, vermittelt.

elranchomusic.com

facebook.com/elranchomusic

youtube.com/RanchoTV

Foto: Chris Gebhardt

Neuland: Kleyo

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Am Donnerstag tritt die Band Kleyo das erste Mal auf. Mit dabei die Münchnerin Sharyhan Osman. 

Sharyhan Osman und Sergio Minutillo sind die Köpfe der neuen Band Kleyo. Sharyhan, die vor Jahren in der Casting-Show „Unser Star für Oslo“ den fünften Platz belegte, singt das erste Mal in einer Band und auf Deutsch.

 „Ich kann zu 100 Prozent das sagen, was ich will“, sagt Sharyhan erfreut. Die Band definiert ihre Musik als „Indie Synth Pop“ zwischen Mia, 2raumwohnung und Frida Gold. Das allererste Konzert ist am kommenden Donnerstag von 22 Uhr an auf der Terrasse vom Heart.

Text: David-Pierce Brill

Foto: Manuel Nagel

Bandraumtour: Mola

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In unserer Reihe “Bandraumtour” geben wir mit Videos verschiedenster Künstler Einblicke in die Proberäume der Stadt. Die Münchner Band Mola musiziert in einem 25 Quadratmeter großen Proberaum. Sie zahlen etwa 300 Euro, dürfen aber rein, wann immer sie möchten.  Gesagt, getan. 

Wie würdet ihr euren Proberaum in drei Wörtern beschreiben?

Kalt, dunkel und kuschelig.

Was macht diesen Raum zu eurem persönlichen Bandraum?

Mola hat sich in diesem Proberaum gegründet, aufgelöst und 2015

wieder gegründet.

Was war der schönste Moment in eurem Proberaum?

Es gab viele und nicht den einen.

Welche und wie viele Instrumente stehen bei euch?

Schlagzeug, Gitarre, Bass, Keyboard und viel undefinierbares.

Was ist der merkwürdigste Gegenstand in eurem Bandraum?

Ein gerahmtes Foto von Helene Fischer

Was gibt es zur Probe zu trinken?

Oftmals Bier.

Wie entstehen bei euch Songs und welche Rolle spielt dabei der Proberaum?

Der Proberaum ist der Ort an dem die gesamte Band zusammen kommt und Zuhause entstandene Ideen weiterentwickelt.

Welcher Song ist z.B. dort entstanden?

Jeder song muss den Proberaum überleben.

Was macht ihr in eurem Bandraum, wenn ihr nicht probt?

An rechten Schmarn.

Teilt ihr euren Proberaum mit einer anderen Band? Wenn ja mit wem?

Mit der band Broken Waves.

Könnte man in eurem Bandraum auch wohnen? Warum ja bzw. nein?

Schwierig aber machbar.

Was seht ihr wenn ihr aus eurem Fenster schaut?

Beton.

Was ist toll an eurem Raum?

Die Freiheit dort egal zu welcher Uhrzeit und in welcher Lautstärke Musik machen zu können.

Was stört euch?

Wie habt ihr euren Proberaum gefunden?

Neuland: Ni Sala

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Vom ersten Konzert direkt ins Fernsehen: Die Musiker der Münchner Band Ni Sala werden am kommenden Sonntag, 10. Juli, um 19 Uhr bei „Galileo“ (Pro Sieben) die Rockstars mimen.

 Bei ihrem ersten Auftritt im Münchner Strom Anfang Juni überzeugte die Band den zufällig anwesenden Produzenten der Fernsehsendung so sehr, dass er noch im Backstage-Raum Kontakt zu ihnen aufnahm. Knapp eineinhalb Wochen später wurde bereits mit Ni Sala gedreht: „Das war eine Riesenerfahrung. Für uns alle war es das erste Mal vor der Kamera“, sagt Daniel Rapp, 22, Gitarrist der Band. Im Fernsehbeitrag werden die fünf Bandmitglieder von Groupies vor einem Club abgefangen, jammen im Tourbus und stöbern in einem Plattenladen.

Von: Richard Strobl

Foto: 

Luis Zeno Kuhn

The Living: Märchenkonzert im WG-Garten

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The Living spielte Donnerstagabend noch im Strom – Samstag dann in kleiner gemütlicher Atmosphäre bei unserem WG-Konzert. Viel Grün, viel Märchen, mehr gute Musik. 

Von Marina Sprenger

Langsam wird es dunkel im Wohnzimmer und die Leute tanzen barfuß im Gras. Statt einem Lagerfeuer dreht sich alles um die fünf Musiker, die mit Lichterketten-behängten Instrumenten unter den Bäumen stehen und gerade zum zweiten Mal eine Zugabe spielen. „Das muss einfach sein, wenn das Publikum so laut klatscht und jubelt, kein Problem, wir spielen nochmal “Valerie”. Weil da alle mitsingen können, und tanzen sowieso.“

Dann beendet der Sänger, Karlo Rödinger, 23, und seine Band The Living eines der schönsten Konzerte dieses Sommers. In München sind sie fester Bestandteil der jungen Musikszene, erst Donnerstag haben sie im Strom gespielt, aber das war ein Konzert, das sich um Lichtjahre von diesem Abend unterscheidet. Konzertsaal versus Lagerfeuer-Romantik. Zwei Geschwisterpaare plus eins, das ist die Band, zwei Kathis, Katrin Röding, 20, und Katharina Würzberg, 20, am Schlagzeug und dem Keyboard, Simon Holzinger, 20, an der Gitarre, Johannes Würzberg, 22, der Bruder der einen Kathi, am Bass und Karlo, der Bruder der anderen Kathi, der Sänger mit der Stimme wie Joe Cocker.

Wenn man die WG in der Reutterstraße betritt, trifft man sicher schon am Eingang ein paar Leute, denen man nicht ins Haus, sondern in den Garten folgen kann. Dort wird schon seit dem Nachmittag gegrillt und The Living sind seit Stunden am Aufbauen, sie haben ein neues In-Ear-Monitoring und müssen sich erst mal mit der Technik vertraut machen.

Am Keyboard und am Schlagzeug hängen schon jetzt Lichterketten, aber um acht Uhr abends ist es noch zu hell dafür. Auch in den Bäumen hängen Lichterketten, auf dem Gras stehen Gartenstühle und alte Sofas mit abgewetzten Brokatbezügen. Die Stimmung hat etwas Märchenhaftes, mit diesen ungewöhnlichen Sitzgelegenheiten und dem kleinen Garten, der von Bäumen umschlossen wird.

In der WG wohnen acht Leute, in den Räumen sieht es nach bewohntem Chaos aus, in vielen Zimmern stehen Instrumente, die Wände sind mit Unterwasserwelten bemalt, weil Jenny so gut malen kann. Die wohnt hier mit ihrer Schwester Vicki, mit Jonas, Lisa, Jon, Andi, Mona und Vinzent. Ein Haus mitten im Grünen, wie eine kleine Hippie-Kommune, und so sind die Bewohner auch, ungeschminkt, echt, ausgelassen – barfuß tanzen unter dem Sternenhimmel ist hier sicher keine Seltenheit. “Das kommt mir so surreal vor hier, wie im Paradies”, sagt Jonas über sein WG-Haus mit Garten, “und dass wir hier so ein Konzert haben ist natürlich das Sahnehäubchen auf dem I-Tüpfelchen”

Während die WG-Bewohner noch über die Einrichtung ihres Outdoor-Wohnzimmers reden, ist die Band langsam bereit. Die Sofas umrahmen eine kleine Tanzfläche direkt vor der Band, im Hintergrund läuft noch die Grillparty, vom Dach aus ruft man nach den Nachbarn, die sollen doch auch rüber kommen. Dann legen The Living los. “Wenn ihr nicht sitzen wollt, könnt ihr gerne aufstehen und tanzen und Spaß haben”, sagt Karlo in seinem typisch bluesig angehauchten Tonfall. Diese Aufforderung hätte es eigentlich schon nicht mehr gebraucht. Anfangs wird zwar noch etwas verhalten getanzt, aber schnell sind die Sofas leer und die Tanzfläche ist voll.

Auch mitsingen sollen alle, die Band macht es vor, alle machen mit, “bis die Nachbarn kommen”, ruft Karlo, und dann kommen tatsächlich die Nachbarn – Nehmen sich einen Stuhl, stellen sich dazu, setzen sich mit ihren Kindern aufs Dach und feiern mit. “Die sind schon einiges gewohnt”, erklärt jemand aus der WG. Trotzdem (oder deswegen?) ist das Verhältnis zu den Nachbarn super, einer will sogar die Kontaktdaten der Band und sie selbst für ein Fest buchen, besser könnte es also gar nicht laufen. Auf den Lautsprechern steht eine Seifenblasenmaschine, die alle paar Minuten nachgefüllt werden muss, Karlo tanzt mit Tambourin auf der Tanzfläche mit, auch auf dem Dach wird getanzt und das Bier aus den Kästen in der Badewanne schmeckt immer noch, obwohl es schon nicht mehr richtig kühl ist.

Es wird dunkler und die Lichterketten werden angemacht, und alle, die vorher noch eher in gemütlicher Grillparty-Stimmung waren, sind mittlerweile auch aufgestanden. Es wird wilder getanzt, je mehr sich Gläser und Flaschen leeren, und egal, wen man fragt, es ist niemand anwesend, der nicht absolut begeistert ist. Es ist ja auch etwas besonderes, so eine Band im WG-Garten, das gibt es nicht jede Woche, obwohl die Musiker so selbstverständlich mit ihren Instrumenten den Platz zwischen den Bäumen füllen, als wäre hier jedes Wochenende ein Konzert geboten. Die Songs von The Living sind aber auch einfach wie geschaffen für genau diese Atmosphäre, nicht zu aufgeregt, aber schnell und laut genug, dass man tanzen kann, eine Mischung aus Blues und Indie, ein bisschen Folk, ein bisschen Rock und damit die perfekte Mischung, um nicht nur die WG-Bewohner und ihre Freunde, sondern auch die Nachbarn jedes Alters glücklich und den Abend unvergesslich zu machen.

Nach dem letzten Song „Head over Heels“ ist noch niemand bereit, aufzuhören, alle stehen noch vorne und die Band hat keine andere Chance, als noch einen Song zu spielen, den hatten wir zwar schon, aber ist ja egal, es ist einfach zu schön, um jetzt schon aufzuhören. Also wird der Song wiederholt, und auch danach lässt niemand das Argument gelten, dass die Band keine weiteren Songs hat – dann spielen sie eben nochmal „Valerie“. Als das Konzert dann vorbei ist, sind alle wie entrückt, Gelächter liegt in der Luft, die Sofas werden langsam wieder in Beschlag genommen und die Band ist sichtlich zufrieden. Mit dieser Begeisterung und Stimmung hätten sie nicht gerechnet, „Es war einfach total geil“, sagt Johannes Würzberg und grinst, der Rest der Band stimmt lachend zu. Dann picken sie eine verirrte Nacktschnecke vom Schlagzeug, Katharina Würzberg kühlt mit einem Bier einen Mückenstich und die WG-Kasse wird geplündert – natürlich müssen die Jungs und Mädels ein Album von The Living kaufen.

Foto: Anne Gerstenberg

Ein Abend mit: KYTES

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Mittlerweile sind die Jungs von KYTES mehr als nur ein Geheimtipp.  Michi, Timothy, Kerim & Thommy waren vor kurzem sogar in den USA. Wenn sie aber doch mal in München unterwegs sind, gönnen sie sich gerne im TÜRKITCH Fischburger und selbstgemachten Ayran. Und wenn es ein guter Abend war, kann es auch schon mal passieren, dass sie ein Handy-Battle starten. Können sie nicht empfehlen – lustig wars trotzdem!

Hier beginnt mein Abend:
Abendessen im TÜRKITCH – bester Kebap in München – sehr zu empfehlen der Fischburger, Köfte und selbstgemachter Ayran.

Danach geht’s ins/zu:
In den Bandraum,  für die Festivals proben und an neuen Songs schreiben, anschließend mit Freunden laute Musik hören, trinken und sinnfreie Weltverbesserungsgespräche führen.
Danach zu Max Ferdinand ins Cord und abschließend zu André Dancekowski ins Pimpernel

Meine Freunde haben andere Pläne. So überzeuge ich sie vom Gegenteil:
Schnaps.

Mit dabei ist immer:
UE Boombox, Wegbier, Freunde, Michis Frisbee.

An der Bar bestelle ich am liebsten:
Pils, Helles, Sambucca, Vodka-Soda, Gin-Tonic, Vodka-Mate, Cuba-Libre, Jägermeister und Blutgrätsche im Cord  – Wasser zwischendurch hilft!

Der Song darf auf keinen Fall fehlen:
Aktuell ‘Daffodils’ von Mark Ronson, ‚Smoke & Retrebution’ von Flume,  ‚So Easy’ von Röyksopp und ‚Lovesick`von Mura Masa.

Mein Tanzstil in drei Worten:  
Spätzünder (vor 03:00 Uhr wird’s schwierig), verstörend & verspult

Der Spruch zieht immer:
Du siehst aus, als könnte ich noch einen Drink vertragen.

Nachts noch einen Snack. Mein Geheimtipp ist:
Bergwolf, wobei das ist wohl kein Geheimtipp, Döner am Sendlinger Tor ist auch super oder Resteessen bei Michi Daheim. Wenn’s gesund sein soll nen Bapfel. (Apfel+Banane).
Wenn’s nicht anders geht: Snack-Sandwich an der Aral (Asia ist unser Favourite)

Meine dümmste Tat im Suff war:
Unser ‚Wer kann sein Handy härter gegen einen Baum werfen Battle’
Nicht zu empfehlen.

Das beste Frühstück nach einer durchfeierten Nacht gibt`s im/bei:
Michi, Rührei mit Speck, Tomaten und zu viel Salz.

Diesem Club/dieser Bar trauere ich nach:
Was könnten wir anderes sagen: Atomic Café.
Aber ernsthaft: Wir vermissen ihn schon sehr 🙁 🙁 🙁

Foto: Philipp Herder 

Internetseite: www.kytesmusic.com

Ein Abend mit: Line Walking Elephant

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Ferdi, Jonas und Max sind zusammen die Folk-Rock-Band Line Walking Elephant. Sie alle sind Mitte 20 und beginnen ihre Abende regelmäßig in ihrem Proberaum an der Donnersbergerbrücke. Wenn sie nicht selbst Musik machen, läuft Don’t Stop Me Now von Queen. Dazu gibts Bier und Döner. Und öfter auch mal den Spruch: “Hey, ich spiel in ner Band…”. Zieht immer!

Hier beginnt unser Abend:
Proberaum an der Donnersberger Brücke

Danach geht’s ins/zu:
Irish Pub

Unsere Freunde haben andere Pläne. So überzeugen wir sie vom Gegenteil:
Live-Musik!!!

Mit dabei sind immer:
Ferdi, Jonas und Max

An der Bar bestellen wir am liebsten:
Bier, Gin-Tonic

Der Song darf auf keinen Fall fehlen:
Don’t Stop Me Now – Queen

Unser Tanzstil in drei Worten:
abgefahren, tollwütig, nice

Der Spruch zieht immer:
Hey, ich spiel in ner Band…

Nachts noch einen Snack. Unser Geheimtipp ist:
Döner

Unsere dümmste Tat im Suff war:
„Auf ein Bier ins Pimpernel“, es bleibt nie bei einem Bier.

Das beste Frühstück nach einer durchfeierten Nacht gibt`s im/bei:
Döner, nach 10 Uhr Morgens Weißwürst beim Andechser an der Frauenkirche, oder Schneider im Tal.

Diesem Club/dieser Bar trauern wir nach:
Atomic :’(

Internetseite: LineWalkingElephant.com

Foto: Privat

In Stockbetten zum Erfolg

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Lücken im Lebenslauf? Sind ihnen egal. Gesellschaftliche
Konventionen? Juckt sie nicht. Die jungen Musiker von Famous Naked Gipsy
Circus (Foto: Käthe deKoe) wohnen zu sechst in einer
Drei-Zimmer-Wohnung – die Enge und fehlenden Rückzugsmöglichkeiten
nehmen sie auf sich: für die Band

Drei Zimmer, sechs Männer, ein Hund, drei Stockbetten. Schuld
an dieser beengten Wohnsituation haben nicht die hohen Mietpreise, es
liegt auch nicht an dem generellen Problem in München eine passende
Wohngemeinschaft zu finden. Die jungen Männer nehmen diese Bedingungen
aus einem anderen Grund auf sich: Sie leben für die Musik, sie leben für
das Ziel, eines Tages von ihrer Musik leben zu können.
Famous Naked Gipsy Circus nennen sich die Jungs dieser Musik-WG. Seit
fast einem Jahr wohnen Mat Kokesch, Robert Salagean, Artur Reichert,
Dario Krajina und Alex Petri mit Hund Nala und Filmemacher Tom von der
Isar in einer viel zu kleinen Drei-Zimmer-Wohnung in Berg am Laim: mit
Wohnküche, einem umfassend ausgestatteten Proberaum und einem
Schlafzimmer voll mit Stockbetten.

„Ein Gipsy sein“ – diesen Spirit will die Band leben, wie die Musiker
immer wieder betonen. „Ein Gipsy sein“, das bedeutet für sie so viel
wie „für den Moment und die Musik zu leben“ und, wie sie sagen, „auf
Lücken im Lebenslauf zu scheißen“. Kurz: Das zu machen, „worauf man
gerade Bock hat“. Fünf Musiker, ihr Freund Tom, der aus dem Leben der
„Gipsys“ ein Videoprojekt macht, und Hund Nala – da sind Chaos und
Unordnung vorprogrammiert, sollte man meinen. Sex, Drugs and Rock ’n’
Roll? Überraschend sauber und ordentlich ist es in der Band-WG. Keine
Spur von leeren Flaschen und ausgedrückten Zigarettenstummeln in der
Sofaritze.   Geraucht wird nämlich ausschließlich vor der Tür – und der
Sonntag ist seit Neuestem zum Putztag erklärt worden. Alles ohne Stress
natürlich, wie Mat erklärt. Es wird ausgeschlafen, entspannt
gefrühstückt ,und dann werden die Aufgaben verteilt, spontan und ohne
strikten Putzplan. Wer nicht da ist und sich drückt, wirft zum Ausgleich
Geld in die Band-Kasse.

Gemütlich hat es die Band, die sich dem dreckigen und
leidenschaftlichen Rock ’n’ Roll der Sechzigerjahre verschreibt,
allemal. Es ist warm, der Geruch von Räucherstäbchen hängt in der Luft,
im Hintergrund läuft Musik der Beatles aus der Stereoanlage. In der
einen Ecke stapeln sich Kisten voll Schallplatten, in der anderen stehen
ein kleiner Globus und zwei Theatersessel, die irgendwie auch ihren Weg
in diese WG gefunden haben. Ein paar Bücher liegen auf dem Klavier. In
der Wohnküche wird gerade das Abendessen vorbereitet – Gnocchi mit
Arturs Spezialsoße: Tomaten und Pilze. Der Rest der Band jammt ein
bisschen im Proberaum im Zimmer nebenan mit Freund Franz, Bassist der
Münchner Band The Whiskey Foundation, hinterher plaudern sie bei einem
Glas Wein am Wohnzimmertisch.

Auf der sommerlich-grün gestrichenen Wohnzimmerwand steht die „Formel
des Universums“, eine abenteuerlich wirkende Abfolge von Buchstaben und
Zahlen. Ein Freund aus Kroatien, den die Band nur „den Professor“
nennt, hat sie an die Wand gemalt. Die Küchenzeile wirkt neben den
Gitarren an der Wand und den Computer-Bildschirmen, die für die
Aufnahmen aus dem nebenan liegenden Proberaum gedacht sind, eher
nebensächlich. Alles scheint seinen Platz zu haben. Dennoch kommt die
Frage auf: Wieso wollen so viele Leute gemeinsam in einer so kleinen
Wohnung leben?
Der gemeinsame Einzug habe sich einfach ergeben, wie vieles in der
Geschichte von Famous Naked Gipsy Circus. Percussionist Robert wohnt nun
seit fast vier Jahren in dieser Wohnung. Sänger und Gitarrist Mat zog
dann als Zweiter ein. So gut wie täglich probte die Band in der Wohnung –
und irgendwann kam die Idee auf, dass der Rest auch noch einziehen
könnte: „Dann sind wir zu Ikea und haben Stockbetten gekauft.“
Zusammenziehen als logische Konsequenz? Bassist Artur ergänzt: „Als die
Idee das erste Mal aufkam, hat sich das einfach richtig angefühlt. Klar
waren ein paar Bedenken dabei, weil man weiß, dass es eine krasse
Lebenssituation ist. Aber die Musik ist einfach der Grund, warum wir das
machen.“

Ganz so einfach war das natürlich nicht. Jeder musste erst einmal
seinen Besitzstand auf ein Minimum reduzieren, was eher als befreiend,
als belastend empfunden wurde. Auch Gitarrist Dario sieht nur Vorteile:
„Wir können immer proben, wenn wir Bock haben. Wir müssen nicht fünf
Tage die Woche arbeiten, um die Miete bezahlen zu können. Wir können
auch nur zwei Tage arbeiten und uns den Rest der Woche komplett auf die
Musik konzentrieren.“ Für Robert steht nicht nur der finanzielle Aspekt,
sondern vor allem die Musik im Vordergrund: „Wenn wir zusammen Musik
machen, entsteht in gewissen Momenten einfach Magie. Du kannst nie das
Gefühl, das du zu Hause hast, später im Proberaum abrufen.“

Und was ist, wenn einer von ihnen mal ein Mädchen mit nach Hause
bringt? „No chance“, sagt Artur sofort. Scherzend wirft der Rest ein:
„Es gibt ein Lager, einen Aufzug, und der Band-Bus steht vor der Tür.“
An wirklichen Rückzugsorten mangelt es also irgendwie doch ein bisschen.

Auseinandersetzungen über die Unordentlichkeit einzelner Mitbewohner
oder über Socken auf dem Boden können auch mal vorkommen, eben nicht
anders als in jeder anderen WG. Aber ein Fan von strenger Planung sind
die Jungs trotzdem nicht, sagt Artur: „Wie musikalisch hat sich das
alles mit der Zeit eingeschwungen. Es schwingt halt immer so ein
bisschen. Irgendwann bleibt es stehen, und dann ist es cool.“ Robert
vergleicht das Leben in der gemeinsamen Wohnung mit der großen Liebe:
„Wenn du dir sicher bist, deine große Liebe gefunden zu haben, gibt es
natürlich auch Streit, weil keiner perfekt ist. Aber wichtig ist, was
für Ziele man hat, und was man möchte. In einer Beziehung ist das Ziel,
für immer zusammenzubleiben, und in der Band ist das Ziel, für immer
zusammen Musik zu machen. Wichtig ist, dass wir uns trotzdem verstehen.“

In der Münchner Indie-Szene haben sich Famous Naked Gipsy Circus
bereits einen Namen gemacht. Bei ihren Shows, beispielsweise auf dem
Flowerstreet-Festival, lassen sich viele Zuhörer durch ihren
unverfälschten Sixties-Rock ’n’ Roll in den Gipsy-Bann ziehen. Es wird
getanzt, getrunken und vor allem geschwitzt. Auch Gregor Amadeus Böhm,
Chef der Münchner Plattenfirma Flowerstreet Records, hat der
Gipsy-Spirit gepackt. Er kennt die Band durch gemeinsame Veranstaltungen
und sieht deren Stärke in ihrem Zusammenhalt: „Es ist selten, dass sich
eine Band musikalisch und menschlich so findet, wie die Jungs.“ Das
Potenzial, ihr Ziel zu erreichen, hat Famous Naked Gipsy Circus in
seinen Augen auf jeden Fall. Allerdings sei Erfolg nicht nur von Talent,
sondern auch von Durchhaltevermögen und Dingen, die man selbst nicht in
der Hand habe, abhängig. An Ausdauer scheint es der Band nicht zu
mangeln, glaubt zumindest Gregor Amadeus Böhm: „Die Ambitionen von
Famous Naked Gipsy Circus liegen sehr hoch, aber nie in negativer Form,
sodass sie sich gegenseitig zerfleischen oder unter Druck setzen würden,
sondern eher in Form von gegenseitiger Inspiration.“
Die momentane Wohnsituation sehen die Musiker eher als Übergangsphase
als einen Dauerzustand. Für die Zukunft wünscht sich die Band mehr
Platz. Ein Haus, in dem jeder sein Zimmer hat, im Keller sollen
Proberaum und Aufnahmestudio sein, und im Garten finden Konzerte statt .
Auch ein Kamin darf natürlich nicht fehlen, das macht eine Wohnung im
Winter wohlig warm. Obwohl: Die Kälte dürfte schon jetzt zu sechs in
einem Schlafzimmer nicht das Problem sein.

Der Traum, von der Musik leben zu können, verbindet die fünf. Zurzeit
verdienen sie sich ihren Unterhalt unter anderem, in dem sie
Musikunterricht geben, als Straßenmusiker auftreten oder in
verschiedenen Musikläden jobben. Allerdings: Organist Chris ist erst vor
kurzem ausgestiegen. Ihm ist alles zu viel geworden.

Gabriella Silvestri

Foto:

Käthe deKoe