Mein München – Tal

Eine Taube, die in der Innenstadt Münchens Müll aufpickt- eine scheinbar banale Situation, die doch eine Botschaft hat. Aurelia Bergs möchte mit ihren Fotografien Menschen berühren

Eigentlich ist eine Taube, die Essen vom Boden pickt, kein ungewöhnliches Bild in einer Stadt. Wenn Aurelia Bergs, 20, mit ihrer Kamera flaniert, kann aus einer auf den ersten Blick banalen Situation eine Momentaufnahme werden, hinter der doch mehr steckt: „Mit einer Kamera nimmt man Dinge anders war, als wenn man einfach so durch die Stadt läuft.“ Für die Design-Studentin ist Kunst unter anderem die Möglichkeit, Dingen Bedeutung beizumessen, die oberflächlich gesehen keine haben.

Aurelia macht gerade ihren Abschluss in Kommunikationsdesign an der Meisterschule für Mode. Im Herbst geht die gebürtige Münchnerin nach London, um dort im Master Grafikdesign zu studieren. Mit ihrer Arbeit, sei es Fotografie oder Design, möchte Aurelia die Menschen berühren: „Wie Journalismus kann Design auf gesellschaftliche Missstände hinweisen und Aufmerksamkeit schaffen.“ Beim Fotografieren passiere viel intuitiv, eine mögliche Botschaft sei oft erst im Nachhinein erkennbar.

Das Bild, aufgenommen im Tal, vereint viele Symbole, die für die Großstadt stehen: Müll, eine Taube, im Hintergrund der Platz eines Mittellosen. München wird oft als reiche Stadt bezeichnet. „Umso dekadenter kam mir die Situation vor – Essen wie Müll am Boden, daneben jemand, der zu hungern scheint, und eine Taube, die das Ganze aufpickt.“

Gabriella Silvestri

Foto: Aurelia Bergs

Aurelia Bergs: Hofgarten

Der Hofgarten ist sicherlich einer der idyllischsten Orte Münchens, der zum Träumen einlädt. Verbotsschilder holen einen aber abrupt wieder in die Realität zurück.

München ist vielleicht nicht die lauteste oder vollste Großstadt der Welt, dennoch sehnt man sich auch hier manchmal nach ein wenig Idylle. So auch Aurelia Bergs, 20. Diese findet sie im Hofgarten: „Wenn man durch den Hofgarten spaziert, fühlt man sich ein bisschen wie eine Majestät, die durch ihren persönlichen Schlossgarten läuft.“ Doch Verbotsschilder holen einen in die Realität zurück, geben einem das Gefühl, ein potenzielles Störelement zu sein. Für die Kommunikationsdesign-Studentin spielt die Perspektive eine wichtige Rolle. „Das Schild wirkt absichtlich größer, als der Dianatempel im Hintergrund. Mit Fotos kann man eine ganz andere Wirklichkeit schaffen.“ Gabriella Silvestri