Mein München: Münchner Hauptbahnhof

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Als Kind hat der Münchner Hauptbahnhof Anna Pentzlin Angst gemacht. Der ständige Trubel der vorbei hetzenden Menschen mit ihren Koffern, die dunklen Gestalten, die sich scheinbar nur im Schatten der Stadt aufhalten. Doch mittlerweile kommt ihr der Bahnhof klein vor, verglichen mit den Hauptbahnhöfen anderer Städte, an denen sie selbst mit ihrem Gepäck zum Gleis geeilt ist

„Er ist Aufbruch und Heimkommen zugleich. Neben den durchreisenden Touristen ist das Viertel sehr international. Mehr als alle anderen Stadtviertel ist es von vielen verschiedenen Nationalitäten geprägt“, sagt Anna. Aber auch Elend sehe man am Hauptbahnhof oft. Szenen, von denen die meisten Münchner häufig ferngehalten werden. „Doch hier lässt es sich nicht wegfegen und es ist auch nicht zu übersehen“, sagt Anna.
 Ihre kleine Analogkamera hat sie immer griffbereit in der Jackentasche. Auf dem Weg zu einem Freund schaut die junge Fotografin vom Zwischengeschoss nach oben und hält diesen Blick fest. Oft fotografiert sie spontan, doch ihre Werke der konzeptionellen Fotografie machen ihre Arbeit aus.
 Für verschiedene Magazine hat Anna geshootet. Die „glattgebügelte Bilderwelt“ langweilt sie. Strenge Ideale? Anna setzt etwas dagegen. „Mir wurde schon öfters gesagt, dass meine Fotos provozieren, weil ich zum Beispiel hängende Brüste und Penisse zeige. Dabei finde ich nicht, dass ich provoziere. Ich zeige die Dinge so, wie ich sie sehe. Mich provozieren eher die Millionen von Fotos, die völlig inhaltslos sind und mich mit belangloser Ästhetik konfrontieren“, sagt Anna. 

Von: Stefanie Witterauf

Mein München – Marienplatz

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Beweis gegen die Behauptung, junge Menschen nach der 68er-Bewegung, seien nicht mehr an Politik interessiert: Anna Pentzlin alias Rosi Offenbach fotografierte eine Demo während der Münchner Sicherheitskonferenz im Februar.

Ach ja, immer diese Generation Y. Diese jungen Menschen, die – so heißt es – vor allem konsumorientiert handeln. „Ich glaube nicht, dass die Jugend in München desinteressiert ist“, sagt die junge Fotografin Anna Pentzlin. „Aber wahrscheinlich gibt es viele, die frustriert sind, weil sie das Gefühl haben, nicht eingreifen zu können und wenig Macht zur Veränderung haben.“ Während der Münchner Sicherheitskonferenz Anfang Februar dokumentiert sie, dass Politik auch nach der 68er-Bewegung eine große Rolle in der Jugend spielt. „Anarchie wär eh geiler“, steht auf dem Banner der jungen Protestierenden. „Die Kids waren auch auf der Demo, nicht nur alte Leute“, sagt Anna.

Nachdem sie ihr Germanistik- und Romanistikstudium abgeschlossen hatte, machte Anna eine Ausbildung zur Kommunikationsdesignerin. Ihr Schwerpunkt: Fotografie. Für den Münchner Szeneblog „Elektrischer Garten“ hat sie bis vor zwei Jahren das Konzept, Flyer und Videos gemacht. Auch für das Folgeprojekt Miami Schwarz übernahm Anna die kreative Gestaltung.

Nun widmet sie sich ihrem Soloprojekt. Unter ihrem Künstlernamen Rosi Offenbach fotografiert sie Menschen. Dabei befasst sie sich mit Selbstdarstellern. Das Hauptmotiv für ihre aktuelle Ausstellung im Café Kosmos: Menschen, die ihre eigene Persönlichkeit öffentlich inszenieren. Bis zum 14. August sind ihre Fotografien in der Dachauer Straße 7 während der normalen Öffnungszeiten zu sehen.  

Stefanie Witterauf

Foto: Anna Pentzlin

Mehr Information unter www.rosioffenbach.de