Von Matratzenlagern im Audimax und Zelten im Englischen Garten

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Im Farbenladen wurde am Samstag lebhaft über das Thema Wohnungsnot in München diskutiert. Umrahmt wurde die anregende Podiumsdiskussion von zwei Konzerten der Singer/Songwriter Alisha Prettyfields und Chuck Winter.

Das hatte etwas familiäres. Gerade noch schlenderten die Besucher gemeinsam und doch jeder für sich durch den Raum. Als man dann aber mit der Anmoderation beginnen will, verteilen sich alle wie auf ein Zeichen hin auf die Sitzmöglichkeiten an den sonnendurchfluteten Fenstern. Einige machen es sich im Schneidersitz bequem. Zusammen lauschen die eben noch durch den
Ausstellungsraum wandernden Gäste den Sprechern.

Das Abendprogramm der Ausstellung „10 im Quadrat“ beginnt an diesem Samstag mit einem kurzen Künstlertalk. Jean-MarcTurmes und Vera Flück berichten von ihrer Arbeit als Künstler oder Model. „Mich selbst als Person auf den Bildern zu verkörpern hat mir eigentlich keine Schwierigkeiten bereitet. Ob ich nun eine Figur auf der Bühne spiele, oder für einen Fotografen Model stehe, ein Teil von mir lässt sich immer in den Rollen wieder finden“, erklärt die junge Schauspielerin Vera Flück.

Es folgt ein Auftritt der Singer-Songwriterin Alisha Prettyfields. Mit ihrer Darbietung gelingt es der Münchnerin eine sehr gefühlvolle und intime Atmosphäre zu schaffen. Jeder scheint in seine eigene Gedankenwelt abzuschweifen.

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Die Moderatorinnen Laura Schurer und Antonia Franz leiten über zur Diskussionsrunde Münchner Unimagazine.Thema ist das allseits bekannte Wohnproblem der Stadt. Was denken junge Studenten darüber? Welche Opfer kann und will man bringen, nur um hier eine Wohnmöglichkeit zu bekommen? Gibt es Tipps um die Wohnungssuche im überteuerten München zu erleichtern? Wo liegen Schmerzgrenzen? „Wenn man ein bestimmtes Maß der Verzweiflung erreicht hat, würde man wohl vieles auf sich nehmen, nur um in der Stadt wohnen zu können“, meint Carola Schulz von der Campus Zeitung.
Zustimmendes Nicken geht durch die Runde. Das Gefühl ist jedem bekannt. „Man kennt die skurrilsten Fälle. Angefangen mit Angeboten für fensterlose Kellerzimmer, bis hin zu Anfragen für „offene Wgs“, wo Nacktheit unter Männern auf der Tagesordnung steht“, fügt Autorin Elina des Studentischen Magazins Nomen Nominandum hinzu.

Die beiden Studentinnen diskutieren noch lange mit ihren Kollegen von Unikat, Philtrat und Cogito. Es werden utopische Wohnideen entwickelt. Der Kreativität sind keine Grenzen gesetzt. Vom Matratzenlager im Audimax bis hin zum Sommerzeltlager im Englischen Garten werden alle Hirngespinste ironisch diskutiert. Mit einem etwas realistischeren Blick werden alternative Wohnformen betrachtet. Alle sind sich einig: Man würde viel dafür tun, um sich einen Münchner nennen zu können. Aber warum das alles? Wieso Stress, Kosten und Anstrengung für eine Schuhkarton-Wohnung oder ein Kellerapartment investieren? „München ist einfach großartig! Die Stadt hat ein gewisses Feeling. Der Englische Garten, die LMU – einfach viele verschiedene Dinge, die das Leben hier einzigartig machen“, meint eine der Diskutierenden und schließt somit die Talkrunde mit einem positiven Statement.

Geteiltes Leid, eine Situation und ein Problem, wovon so gut wie alle Münchner Studenten betroffen sind. Doch das schweißt zusammen. Draußen wird noch eifrig weiter diskutiert. Bei einer Zigarettenpause erzählen Besucher und Veranstalter weitere Geschichten über komische Wohnangebote und monströse Mietkosten.

Nach der kurzen Unterbrechung tritt Chuck Winter in die Mitte des Raumes. Nach nur wenigen Minuten scheint jegliche Anspannung und getrübte Diskussionsstimmung verflogen. Der Sound des jungen Musikers erfüllt die gesamte Ausstellung und man erfreut sich an unterschiedlichen
Songs und der krönenden Premiere seiner neuen Single.

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Text und Fotos: Anastasia Trenkler

Von Freitag bis Freitag: Unterwegs mit Barbara

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Die kommende Woche von Barbara steht ganz im Zeichen des Farbenladens. Mit Livemusik, Diskussionsrunde und Kabarett wird es wieder einige gute Gründe geben, vorbeizuschauen. Außerdem: ein Kunstfestival auf der Praterinsel und die Eröffnung vom StuStaCulum.

München ist in Sommerstimmung. Bei jeder sich bietenden
Gelegenheit genießen die Menschenmassen das prächtige Wetter im Freien. Wie
schön, dass nächste Woche auch wieder Regen angesagt ist. Aber wir weinen
nicht. Wir nehmen das Wetter, wie es kommt, und lassen uns nicht vom Regen,
sondern von Münchens kultureller Vielfalt berieseln.

Wir steigen gleich richtig ein und starten Freitagnachmittag
in der Villa Stuck. Dort erwartet uns Münchens
1. Blogger Market & Verleihung des Isarnetz Blog-Award
s. Die
Veranstaltung wird vom Mucbook
im Rahmen der Münchner
Webwoche 2017
organisiert. Zunächst gibt es eine Vorstellungsrunde. Von 17
Uhr an folgen Vorträge, Workshops und Diskussionen der Blogger. Später spielt eine
Live-Band und um 19 Uhr präsentieren drei große Münchner Modeschulen eine
Modenschau. In der Jury sitzen die Blogger selbst. Von 20 Uhr an beginnt dann die
Nominierung der Blogger mit anschließender Blog-Award-Verleihung.  

Wer Lust auf Musik hat, sollte am Freitagabend in die
Theaterfabrik zur Album-Release-Show „10
Years The Moonband“
gehen. Die Alternative Folk-Band feiert ihr
zehnjähriges Bestehen, was musikalischen Hochgenuss verspricht. Das Konzert
beginnt um 19 Uhr. Danach geht es mit einer Aftershowparty weiter. Zieht euch
bequeme Schuhe an, die Nacht wird lang!

Am Samstagnachmittag soll es regnen. Wie gut, dass um 16 Uhr
der Feierwerk Farbenladen
seine Pforten öffnet! Dort findet eine weitere Veranstaltung unserer
diesjährigen Ausstellungsreihe „10 im Quadrat“ statt. Die Junge-Leute-Seite
präsentiert zehn Münchner Fotografen, die wiederum zehn junge Münchner
Schauspieler, Literaten und Musiker porträtiert haben. Heute steht ein Talk mit Unimagazinen
inklusive einem Doppelkonzert
auf dem Programm. Im Mittelpunkt steht das
Thema „Studenten in Wohnungsnot“. Musikalisch untermalt wird die Vernissage von
Alisha Prettyfields
und Chuck Winter Music.
Auch für den Durst ist gesorgt. Kommt und trinkt!
Der Eintritt ist frei.

Auch am Sonntag bietet der Farbenladen eine willkommene
Abwechslung zum regnerischen Wolkenhimmel. Das heutige Motto lautet „Liann &
Kabarett“
. Und da wir durch die Abwesenheit der Sonne psychisch
angeschlagen sind, müssen wir uns in eine positive Grundstimmung versetzen
lassen. Die Münchner Comedians und Kabarettisten Alex
Döring
, Julian
Wittmann – Liada & Kabarett
und Michael Mauder bringen
uns wieder auf Vordermann. Für unser musikalisches Wohlbefinden sorgt der
wunderbare Musiker Liann.
Wer etwas Fame braucht, darf sich zusätzlich auf unsere kleine Bühne wagen und
bei der Powerpoint-Karaoke zeigen, was er zu bieten hat. Beginn ist um 16 Uhr, der
Eintritt ist frei.

Am Montag zeigt sich hoffentlich die Sonne und wir sollten
die wenigen Sonnenstrahlen genießen. Ab an die Isar oder in den Englischen
Garten! Abends dürfen wir uns dann über einen leichten Sonnenbrand freuen.

Die Sonne soll auch am Dienstag bei uns bleiben. Ich will
sie nicht verlieren, sie bedeutet mir viel. Wir sollten vor ihr niederknien
oder am Flaucher chillen. Abends zieht es mich zu den Münchner Kammerspielen zu
der Veranstaltung „Wir
wollen das Meer sehen“
. Dort lesen einige Autoren und Journalisten Texte von
Deniz Yücel vor. Darin werden Themen wie der Rechtspopulismus, Fußball und die Entwicklungen
in der Türkei angesprochen. Beginn ist um 20 Uhr.

Am Mittwoch ruft das StuStaCulum!
Die Studentenstadt
Freimann
transformiert sich in ein wundervolles Festivalgelände. Hier gibt
es alles, was das Studentenherz begehrt: Musik, Essen, Getränke – und
hoffentlich Sonne! Nichts wie hin! 

Hip Hop-Freunde sollten abends ins Gasthaus Altgiesing pilgern.
Mit der Veranstaltung „We
love 2 Hip Hop u!“
will Giesing seine hippe Seite zeigen. Also Cap auf,
Goldkette um und ab ins Getümmel!

Der Donnerstag. Ein schöner Tag. Vor allem, wenn die Sonne
ihr Versprechen hält! Das Schloss Blutenburg lädt zu einem gediegenen Weinfest
ein. Auf dem Land, wo ich herkomme, ist diese kultivierte Umschreibung meist
ein Euphemismus für Massenbesäufnis. Aber diese Veranstaltung mit traumhaftem
Schlossambiente klingt wirklich stilvoll und nett. Von 11 Uhr an geht’s los.

Alternativ findet auf der Praterinsel das dreitätige Kunstfestival
ArtMuc
statt. Internationale Künstler und Galerien haben hier Gelegenheit, ihre
Projekte und Kunstwerke vorzustellen. Beginn ist um 18 Uhr.

Und wir haben es wieder geschafft! Wochenende! Am Freitagabend
erwartet uns ein besonderes Highlight: Die Rockband Ni Sala gibt sich die Ehre und
feiert im Strom ihre Album-Release-Party ihres gleichnamigen Debütalbums „Ni Sala“. Tickets sind noch
verfügbar, Einlass ist um 20:30 Uhr. In diesem Sinne: Ein schönes und sonniges Wochenende!


Text: Barbara Forster

Foto: Privat

Band der Woche: Alisha Prettyfields

Unplugged als Format wurde einst von MTV ins Leben gerufen und hat sich inzwischen etabliert. Singer-/ Songwriter wie Alisha Prettyfields zelebrieren die unverstärkte und unverzerrte Musik. 

Kurz vor Weihnachten ereignete sich eine dieser schön absurden Fehlinszenierungen der Popmusik: Der Stuttgarter Kuschel-Rapper Cro trat unplugged in der Münchner Olympiahalle auf. Unplugged wurde als Format einst von MTV erfunden, um die Musik von Bands, die normalerweise alles andere als unverstärkt auftreten, in einem intimen Klang erscheinen zu lassen. Aus den Effektgeräten ausgestöpselt sollte die Musik dabei auf ihre Essenz heruntergebrochen werden und im skelettierten Klang ihre nahbare Schönheit abseits großer Pop-Inszenierung zeigen. Nun, selbst das legendäre Unplugged-Konzert von Nirvana 1994 war zwar alles andere als uneingestöpselt, aber immerhin verzichtete man damals auf Verzerrer, und das Schlagzeug wurde mehr gestrichen als geschlagen. Und das Cello – natürlich zusätzlich in die vormaligen Rocksongs hineinarrangiert – gab dem Ganzen noch einen sinnlichen Anstrich. In der Olympiahalle trat Cro natürlich weder intim noch unplugged auf, schon die große Halle als Ort vereitelt diesen Plan im Kern und höhlte den unplugged-Begriff aus. 

Das Label unplugged gebührt heute vielmehr den vielen Songwritern, die meist mit Akustik-Gitarre und großteils in eher zarteren Tönen versuchen, in der Musikszene anzukommen. Doch auch wenn der Songwriter-Stil in den vergangenen Jahren durch meist bärtige amerikanische Männer wie Devendra Banhart oder allen voran Bon Iver auch ein wenig in den großen Hallen angekommen ist, findet sich der Großteil der Szene immer noch an anderen Plätzen. Denn der große Vorteil des Unplugged-Spiels ist der minimale technische Aufwand, der zum Konzertieren nötig ist. In kleineren Cafés etwa ist manchmal nicht einmal ein Mikrofon vonnöten. Das ist gleichzeitig auch ein Nachteil: Denn damit ist der zeitgenössische Großstadt-Songwriter der meist unbezahlte Nachfolger des Barpianisten, der durch Live-Musik unauffällig für eine wohlige Atmosphäre sorgt, aber definitiv nicht im Mittelpunkt des abendlichen Geschehens steht. Dieses Problem nimmt auch die Münchner Songwriterin Alisha Prettyfields wahr. „Ich persönlich finde es echt schade, dass man als Singer-Songwriter zu wenig honoriert wird“, sagt sie, es sei für einige selbstverständlich, dass die Musiker umsonst auftreten. Die Gitarristin und Sängerin, die bürgerlich Alisha Schönfelder heißt, macht seit 2013 unter diesem Namen Musik, ihr damaliger „Herzschmerz“ hatte sie dazu gebracht, die ersten Songtexte zu verfassen. Seitdem schreibt sie ruhig-melancholische Gitarrensongs, die eher die düstere Seite der Liebe betonen, aber dennoch auf wohlige Art hörbar bleiben. Bisher hat sie ihre eigenen Songs und dazu Cover-Versionen von Naheliegendem wie Bon Iver und Überraschendem wie der Punk-Band Rancid im Internet veröffentlicht. Vor Auftritten habe sie sich bisher eher gedrückt, sagt sie. Doch das soll sich 2017 ändern. Deshalb nimmt sie nun am Samstag, 21. Januar, am „Emergenza Bandcontest“ im Münchner Backstage teil.

Das ist noch so eine Besonderheit der Songwriter. Da ihre Art, Musik zu schreiben, eher unkomplizierter ist, als das bei Bands der Fall ist, vermitteln sie oft etwas Unkapriziöses und Zurückgenommenes. Und der Musikmarkt ist bei so einer Haltung oft harsch – jemand, der nicht auffällt, wird nicht wahrgenommen. Doch Alisha, die Kinder-Bildung und -Erziehung studiert, hat eine Ruhe, die der Musik gut tut. Und dann gibt es ja als leuchtendes Beispiel auch immer noch die Selfmade-Königin der Songwriterinnen: Aimee Mann, deren Platten einst kein Label herausbringen wollte, bis sie es selbst in die Hand nahm und wunderbar gelassene und gleichzeitig tief berührende Lieder veröffentlichte – ziemlich erfolgreich.  

Text: Rita Argauer

Foto: Monaco Sessions