250 Zeichen Wut: Geschwister-Scholl-Platz

Einfach nur am Brunnen sitzen und das schöne Wetter genießen. Unser Autor weiß, dass das vor der LMU manchmal zum Problem werden kann…

Kaum genießen wir die Muße am Brunnen, rücken sie schon an.
Bewaffnet mit Bergen an Flyern, Gratis-Stiften und süßen Schnitten (keine
Mädels) wollen sie alles von uns- nur nicht unsere Ruhe. Verdammt, könnt ihr
euch nicht politisch engagieren anstatt uns irgendwelche
bescheuerten Nebenjobs anzudrehen? Die braucht nämlich niemand- einen Platz an
der Sonne aber schon.

Text: Louis Seibert

250 Zeichen Wut: Waschsalon

Einmal waschen kostet durchschnittlich zwei Euro. Bei zehn Wäschen im Jahr, die andere sabotieren, macht das 20 Euro und viel zu viele Liter Wasser die für nichts und wieder nichts in den Abfluss laufen.

Wäsche waschen ist Krieg. Wer fünf Minuten nach Programmende an das Kleiderkarussell tritt, hat den Kampf direkt verloren. Ein anderer Hausbewohner hat zwischenzeitlich entschieden: Meine Holzfällerhemden sind wichtiger als deine Weißwäsche. Statt diese wenigstens in den freien Trockner zu legen, sumpfen die T-shirts auf den Fußboden, saugen Staub und Erde. Natürlich ist nochmal waschen die einzige Lösung, aber alle Maschinen sind besetzt. Also vor Wut den Stecker der Maschine ziehen, um wenigstens etwas Widerstand zu leisten. Das mit der weißen Weste ist jetzt sowieso vorbei…

Text: Isabel Prössdorf

250 Zeichen Wut: Wehret den Milchbauern!

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Das Pendlerdasein taugt zu so mancher Wutrede, alltäglicher Verkehrswahnsinn macht schließlich aggressiv. Schön, wenn ein echter Grund zur Empörung dann doch auch den genervtesten Fahrer zähmt.

Wer pendelt, kennt das: jede Minute zählt und jede Schlafmütze vor einem macht wütend. So wütend, dass die Leute morgens auf dem Weg von Starnberg nach Weilheim drängeln, quengeln und aggressiv überholen. Heute Morgen allerdings unmöglich, weil Wut Wut besiegte: dutzende Traktoren hielten den Verkehr auf, schlimmer denn je. Sie waren auf dem Weg zum Milchbauern-Protest nach München. Und ihre Wut zähmte die der Pendler, die jetzt befürwortend die Milchbauern grüßten und ganz artig blieben.

Text: Friederike Krüger

250 Zeichen Wut: Sommerloch

Jeden Tag am See liegen und abends grillen wird auf Dauer auch langweilig. Leider scheint im Sommerloch aber nichts anderes möglich zu sein.

Jedes Jahr das Gleiche: Alles ausgestorben. Alle auf Malle. Rien ne va plus in der Heimat. Liebe Veranstalter, Clubbesitzer, Theater, Fernsehmoderatoren, Radiosender, Zeitungen, Wirte, Bands, Politiker: Es ist nicht jeder vier Wochen im Urlaub!

Text: Maximilian Mumme

250 Zeichen Wut: Wohnungsglück

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Ungerechtigkeit ist manchmal Glückssache, auch was den Münchner Wohnungsmarkt angeht. Unsere Autorin beklagt sich über diese nervigen “Glückspilze” mit Wohnungen in Maxvorstadt und im Glockenbach.

„Also ich hatte einfach totaaaaal Glück“, sagt sie und nickt
ganz heftig. Glück hatte sie, weil sie ja super zufällig und super spontan
diese super günstige super 1,5-Zimmer Wohnung in der super Maxvorstadt(oder:
Haidhausen, Glockenbachviertel usw.) gefunden hat. Alles super hier. Schon
klar. Der obligatorische Bali- oder Südostasien-Urlaub („Also da ist alles sooo
günstig und die Natur ist sooo toll“) ist natürlich trotzdem drin. Hohe Mieten?
Die Eltern, die fast die ganze Miete für die super Wohnung zahlen, werden in
solchen Gesprächen nie erwähnt. Immer wieder schieben sie aber mal was rüber.
Zeit für’s Studium muss ja auch noch sein. Voll supi.
Leckt mich doch am Arsch mit eurer scheinheiligen Selbständigkeit und dem super
Glück bei der Wohnungssuche. Papi zahlt schon.

Text: Ornella Cosenza

250 Zeichen Wut: Sommergrippe

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Schnupfen im Sommer, das nervt. Blöde Radiosongs aber auch. Über die Vor- und Nachteile einer Sommergrippe:

Draußen scheint die Sonne. Zumindest an diesem Montag. Der
Wetterbericht verkündet Badewetter, vielleicht. Davon bekomme ich aber gar nichts mit. Mein
Husten übertönt die Stimme des Moderators vollkommen. Sommergrippen sind
lästig, sind doof und einfach nur unnötig. Wenigstens muss ich mir dank meiner
Niesanfälle den „Never-Ending-Summersong-Despacito“ heute ausnahmsweise mal nicht
an tun.

Text: Anastasia Trenkler

250 Zeichen Wut: Westend

Über Doppelmoral und die überall währende Münchner Schickeria. Selbst im Westend.

Erst
Schwabing, dann das Glockenbachviertel, jetzt hat die Münchner Schickeria das
Westend erreicht. Im SUV durch die engen Sträßchen zum nächsten Bio-Reformhaus,
über den regionalen Wochenmarkt zum neuen Beautysalon. Alles Hippe wird
vereint, die größten Gegensätze kombiniert. Doppelmoral ist ihr ein Fremdwort.

Text: Tilman Waldhier