Jahr: 2014, Woche: 44
Sie studiert Oboe und präsentiert nun ihre ganz eigene Popmusik. Zusammen mit Katja Khodos am Klavier schafft Miriam Green Lieder, die teilweise nach einer zeitgenössischen Variante des Kunstlieds klingen.
Um ein klassisches Instrument auf Orchester-Niveau spielen zu können, verlangt es Musikalität und Interesse. Aber vor allem muss die Liebe zu dem Instrument so stark sein, dass der Großteil der Freizeit mit dem Üben verbracht werden kann. So auch bei Miriam Ströher, die sich als Musikerin Miriam Green (Foto: Dominik Engelmann) nennt. Ihr Weg von der Klassik zum Pop verwundert nicht. Sie habe angefangen, Popsongs zu schreiben, erzählt sie, als sie mitten in der Nacht in der Münchner Musikhochschule war und zu müde gewesen sei, um noch weiter Oboe zu üben. Dieses seltsam quakende Instrument, das auch heutzutage in kaum einem anderen Genre als in den klassischen Orchesterwerken vorkommt, studiert die Musikerin.
Eigentlich hat sie schon immer Songs geschrieben. Nur habe die Klassik immer im Vordergrund gestanden – erst während des Studiums traute sich die Musikerin mit ihrer eigenen Musik heraus. Doch richtige Popsongs sind das eigentlich auch nicht. Zusammen mit ihrer Kommilitonin Katja Khodos am Klavier schafft Miriam Lieder, die teilweise nach einer zeitgenössischen Variante des Kunstlieds klingen oder jazzig-groovend an die frühe Fiona Apple erinnern. Musiker-Profis, die ihr ab und an ein Schlagzeug oder einen Bass dazu einspielen, die finden sich an der Uni genug – live tritt sie derzeit zusammen mit Katja am Klavier auf. Am Anfang hat Miriam ihre Songs selbst produziert; hat mit dem E-Piano aufgenommen und Schlagzeug- und Bass-Samples dazu gebaut. „Dafür habe ich mich total geschämt“, sagt sie, da spricht die Klassikerin aus ihr, denn sie mag synthetische Instrumente überhaupt nicht. Mittlerweile hat sie mit ihren Hochschulkollegen eine EP aufgenommen, die im Dezember erscheinen soll.
Miriam hat eine weiche Stimme, textet mal auf Englisch, mal auf Deutsch. Und mal klingen die Songs mehr nach Songwriter-Pop, mal mehr nach Vocal-Jazz. Doch am Auffälligsten ist Miriams Umgang mit musikalischen Strukturen. Die sind nämlich weit entfernt von dem, was der Pop so bereit hält. Ihre Art, aus Text ein Musikstück zu schaffen, erinnert mehr an das klassische Kunstlied, etwa in dem Stück „Ganz vielleicht“. Der Text wird weich von Katjas Klavier umhüllt, scheint kein Ziel zu verfolgen und verliert sich dennoch nicht – später kommt darin auch noch die Oboe zum Einsatz. Noch eine Seltenheit, die sich Miriam in nächster Zeit aber öfter trauen will, um Ausdrucksformen für ihr im Pop völlig untypisches Hauptinstrument zu finden. Rita Argauer
Stil: Jazz / Pop / Klassik
Besetzung: Miriam Ströher (Gesang, Komposition, Oboe), Katja Khodos (Klavier), wechselnde Gastmusiker
Aus: München
Seit: 2014
Internet: www.miriamgreen.de
Rita Argauer ist die Musik-Expertin der Junge-Leute-Seite. Sie ist nicht nur ständig auf der Suche nach neuen Münchner Bands und deswegen in den Clubs dieser Stadt unterwegs. Sie kennt die Szene auch von der anderen Seite: Sie singt und spielt Keyboard in der Band Candelilla.