Fünfmal große Gefühle, einmal Schoko

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Die Label-Night von Redwinetunes auf dem diesjährigen Sound
of Munich Now stand ganz im Zeichen von gefühlvoller Folk- oder Indiemusik, vorgetragen
in zahllosen unterschiedlichen Facetten.

Schon der Anfang war denkwürdig: Der junge Singer und- Songwriter
Paul Kowol, der eben erst mit der
Schule fertig geworden ist, spielte auf der Bühne, als würde er seit Jahrzehnten
nichts anderes tun. Und nach dem ersten Lied und einigen charmanten
Begrüßungsworten hatte er die Herzen des Publikums bereits im Sturm
erobert. In einem knapp halbstündigen Auftritt spielte er neben einigen
englischen Liedern auch (fast) zum ersten Mal Lieder auf Deutsch. Und er freute
sich nach dem Auftritt sehr, dass auch die deutschen Lieder beim Publikum so gut
ankamen, vielleicht sogar besser als die englischen…

In deutscher Sprache ging es dann auch weiter, als die Band Wendekind, um den musikalischen
Tausendsassa Benjamin Süß, das Publikum mit ihrer poetisch-nachdenklichen Musik
in den Bann zog. Bereits als die Musiker den ersten Akkord anschlugen, nahmen
sich Pärchen wie instinktiv in den Arm, ja der ganze Raum rückte merklich
zusammen: Wendekind schufen nach kürzester Zeit eine intensiv-intime
Atmosphäre. Auch die Band selbst, die natürlich insbesondere Bassist und
Geburtstags-Wendekind Matthias Grabichler feierte, war nach dem packenden
Auftritt im Orangehouse noch sichtlich euphorisiert – und dürfte als Belohnung
wohl einige neue Fans gewonnen haben.

Anschließend kam es wieder zu einem Stilwechsel, als Triska, das Musikprojekt um Heidi
Triska und redwinetunes-Mitgründer Gerald Huber, die Zuschauer mit ihrer
zart-sanften Musik verzauberten. In einer Mischung aus Folk und Pop-Elementen –
garniert mit einer großen Prise Melancholie, aber auch Lebensfreude – ließen
die Musiker das Publikum das Hier-und-jetzt vergessen und für die Dauer des
Auftritts in ihren Träumen schwelgen. Auch die Musiker selbst genossen den
Auftritt beim Sound of Munich Now sichtlich und hoben besonders die Stimmung
hervor, die für sie mehr als nur ein Festival ist: eher ein Treffen unter
(Musik-)Freunden.

Mit aufrichtiger, intensiver Folkmusik begeisterten auch Nick and the Roundabouts das Publikum
im bis zum Platzen gefüllten Orangehouse.
Es war wohl niemand im Raum, den die Texte von Songwriter Nick Sauter
nicht berührten, zum Nachdenken anregten. Oder auch zum Tanzen! Denn Nick and
the Roundabouts schafften es, ihr Publikum auf vielen Ebenen zu erreichen. Und
auch zum Abschluss trafen die Musiker den richtigen Ton: Der Refrain ihres
letzten Liedes „Just Go“ sprach vielen Zuschauern in dem Moment aus dem Herzen:
Don’t leave me…

Mit The Marble Man nahm
daraufhin eine feste Größe der Münchner Musikszene das Mikro in die Hand.
Obwohl der Begriff abgegriffen erscheint, so muss doch von „mitreißend“
gesprochen werden, wenn man die Musik der Band um Sänger Josef Wirnshofer
beschreiben will. Der gesamte Raum ging in den melancholisch-mächtigen Klängen
der Band auf. Die Gäste lauschten fasziniert Wirnshofers ein wenig an Michael
Stipe erinnernder Stimme. Auch für The Marble Man selbst war es ein besonderer
Auftritt, wird sich die Band jetzt doch bis auf weiteres von der Konzertbühne
zurückziehen, um an einer neuen Platte zu arbeiten. Wer gestern nicht da war
hat also eine letzte, großartige Chance verpasst.

Nach sehr vielen schönen, meist ruhigen und melancholischen
Bands betraten zum Abschluss des Abends noch Schoko & Band die Bühne. Die Band des ehemaligen
Jamaram-Trompeters Sebastian Kölbl, animierte das Publikum durch eine frech-spritzige Mischung aus Reggae
und Pop zum Mittanzen.  Die zahlreichen
Zuhörer, die bis zum Schluss des Abends im Orangehouse geblieben waren, wurden
mit einer feurigen Darbietung belohnt, die ein letztes Mal an dem Abend alle
Alltagssorgen vergessen ließ und zum Träumen von Freiheit und Südsee verführte.
Philipp Kreiter

Foto: Jeanmarc Turmes, http://www.jeanmarcturmes.com/