Von Freitag bis Freitag: Unterwegs mit Marina

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Nach der Prüfung ist vor der Party. Die anstrengende Klausuren-Woche ist rum – wir haben die Tipps für Euch, egal ob ihr nächste Woche noch einmal ran müsst: Das Sommerfest der HFF, das Stadt-Land-Rock-Festival und das Junge Leute Konzert der SZ auf dem Tollwood, Jahresausstellung in der Akademie der bildenden Künste und Party im Downtown Flash. 

Es ist ja so, dass für Studenten die Prüfungsphase wohl das anstrengendste am Semester ist. Das ist bei mir auch jedesmal so. Wenn die Prüfungen dann allerdings vorbei sind, entlädt sich das meistens in einer Welle von guter Laune, die Studenten kriechen aus ihren Bibliotheken und werden von rotäugigen schlaflosen Zombies wieder zu: Rotäugigen schlaflosen Zombies, denn so eine Prüfungsphase muss entweder gefeiert oder schnell vergessen werden. Also versuche auch ich mich von der Ungewissheit über bestandene oder nicht bestandene Prüfungen abzulenken und starte am Freitag auf zum Sommerfest der HFF.

Nachdem der Bahnwärter Thiel vor ein paar Monaten seinen Platz am Viehhofkino aufgeben musste, steht der rote U-Bahn-Waggon jetzt auf der Wiese vor der Hochschule für Film und Fernsehen. Und die nutzt ihn auch regelmäßig für ihre Veranstaltungen, zeigt Filme oder feiert, wie am Freitag, ihr Sommerfest. Mit Elektro kenne ich mich eher weniger aus, Namen sind mir da kein Begriff, aber der DJ 959er gibt dem Abend die nötige musikalische Untermalung, um bis in die frühen Morgenstunden durch zu feiern, mitten in der Maxvorstadt, open Air – Besser kann ein Start ins Wochenende nicht sein.

Samstag Morgen quäle ich mich aus dem Bett, denn heute ist eine Führung durch die Jahresausstellung der Akademie der bildenden Künste – Das will ich nicht verpassen. Komplett übermüdet versuche ich, mich mit gefühlten zwei Liter Kaffee fit zu machen und starte dann zur Akademie. Die Führung lohnt sich sehr, wie jedes Jahr sind viele sehr gute Kunstwerke in der Ausstellung zu sehen und vor allem eine Videoinstallation begeistert mich. Nach der Führung bleibe ich noch ein bisschen im Hof der Akademie, da gibt es Getränke und eine Kleinigkeit zu Essen. Für den Abend habe ich einen Besuch auf dem Tollwood geplant, da ist ja gerade das Stadt Land Rock Festival und Line Walking Elephant, The Red Aerostat, Ludwig Two und Klimt will ich mir unbedingt anhören. Also packe ich meine Freunde ein und düse los, um mir noch schnell einen Langosch zu holen bevor das Konzert beginnt.

Sonntag ist dann erstmal Ausschlafen angesagt. Ich bleibe bis Mittag im Bett, bevor ich Abends mein Wochenende wieder auf dem Tollwood beende. Ich habe nämlich Karten für das Konzert für Junge Leser der Sz gewonnen und will mir unbedingt Ella Josaline, Blackout Problems und Dicht  Ergreifend anhören. Ella verzaubert den Abend mit ihrem Singer-Songwriter Programm und ihrer außergewöhnlichen Stimme, dagegen sind die Blackout Problems eine ganze Stufe härter und machen richtig Stimmung. Dicht & Ergreifend runden den Abend mit ihrem Rap auf Bayrisch ab, der oft genug zum Schmunzeln aber auf jeden Fall auch zum Tanzen einlädt.

Ein Arbeitstag nach so einem Wochenende ist natürlich nicht gerade das was man sich wünscht, aber es ist halt Montag, das muss sein. Immerhin kann ich mich auf den Abend freuen. In der Glockenbachwerkstatt lasse ich mich bei der Veranstaltung Kino Auge auf eine Weltreise mit zwei jungen Dokumentarfilmern entführen. Dabei geht es ausnahmsweise mal nicht darum, anderen die perfekte Reise vorzuführen um sie neidisch zu machen, sondern es werden auch die Ängste des einen Filmemachers vor der großen Reise thematisiert. Ein Blickwinkel, den ich sehr spannend finde und der vielen jungen Leuten vor der ersten großen Reise bestimmt nicht fremd ist.

Einen Tag Ruhe gönne ich mir am Dienstag. Den Nachmittag kann ich bei gutem Wetter super mit einem Buch am See verbringen und schnell bin ich ganz entspannt und fit für den Rest der Woche.

Am Mittwoch wartet wieder ein musikalischer Abend auf mich – Ich stehe vor der Wahl: Gehe ich wieder in den Bahnwärter Thiel zu den Schienenbuskonzerten mit Griswold? Oder doch lieber zu Fish’n’Blues mit Triska? Ich kann mich bis zuletzt nicht entscheiden, aber letztendlich ist der Bahnwärter bei mir um die Ecke und ich entscheide mich dafür. Eine gute Wahl, denn Griswold macht in seiner außergewöhnlichen Besetzung mit Gitarre, Cajon, Trompete und Gesang eine Mischung aus Indie-Pop und Jazz-Rock, die mich für den Abend in eine ganze andere Welt entführt und mich zum Tanzen bringt.

In München ist eigentlich fast wöchentlich ein Nachtflohmarkt, Klamotten und die verschiedensten Kuriositäten in einer der Konzerthallen der Stadt. Diesmal bin ich beim Modeflohmarkt im MMA, ein Konzept des Midnightbazar, bei dem es nur um Kleidung geht. Ich bin auf der einen Seite schon begeistert von den Unmengen an Klamotten, andererseits vermisse ich den kleinen Krims Krams, der sonst so auf Flohmärkten zu finden ist. Macht nichts, ich schlage ordentlich zu, zur Not kann ich ja alles auf einem anderen Flohmarkt weiterverkaufen. Nachdem ich meine Errungenschaften zuhause abgeladen habe, geht es gleich wieder los ins Unter Deck. Heute Abend spielen da Inside Golden und Matthew Austin. Inside Golden kenne ich noch nicht, die vier Jungs präsentieren aber ein tolles Programm und machen eine super Atmosphäre mit ihrem zauberhaften Blues. Matthew Austin, den Support, habe ich dagegen schon ein paarmal gehört, freue mich aber immer wieder über die folkigen, von einem Cello begleiteten Gitarrenklänge.

Und meine Woche endet auch wieder mit Musik, nämlich mit Hip Hop! Ganz gegensätzlich zu den Eindrücken der letzten Woche aber verdammt gut zum tanzen. Mein Weg führt mich ins Downtown Flash, zu den Hip Hop Diaries mit verschiedenen Djs, die Musik aus den letzten Jahrzehnten spielen. Dabei kann ich so richtig Spaß haben und falle anschließend todmüde ins Bett – Aber es hat sich gelohnt.

Fünfmal große Gefühle, einmal Schoko

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Die Label-Night von Redwinetunes auf dem diesjährigen Sound
of Munich Now stand ganz im Zeichen von gefühlvoller Folk- oder Indiemusik, vorgetragen
in zahllosen unterschiedlichen Facetten.

Schon der Anfang war denkwürdig: Der junge Singer und- Songwriter
Paul Kowol, der eben erst mit der
Schule fertig geworden ist, spielte auf der Bühne, als würde er seit Jahrzehnten
nichts anderes tun. Und nach dem ersten Lied und einigen charmanten
Begrüßungsworten hatte er die Herzen des Publikums bereits im Sturm
erobert. In einem knapp halbstündigen Auftritt spielte er neben einigen
englischen Liedern auch (fast) zum ersten Mal Lieder auf Deutsch. Und er freute
sich nach dem Auftritt sehr, dass auch die deutschen Lieder beim Publikum so gut
ankamen, vielleicht sogar besser als die englischen…

In deutscher Sprache ging es dann auch weiter, als die Band Wendekind, um den musikalischen
Tausendsassa Benjamin Süß, das Publikum mit ihrer poetisch-nachdenklichen Musik
in den Bann zog. Bereits als die Musiker den ersten Akkord anschlugen, nahmen
sich Pärchen wie instinktiv in den Arm, ja der ganze Raum rückte merklich
zusammen: Wendekind schufen nach kürzester Zeit eine intensiv-intime
Atmosphäre. Auch die Band selbst, die natürlich insbesondere Bassist und
Geburtstags-Wendekind Matthias Grabichler feierte, war nach dem packenden
Auftritt im Orangehouse noch sichtlich euphorisiert – und dürfte als Belohnung
wohl einige neue Fans gewonnen haben.

Anschließend kam es wieder zu einem Stilwechsel, als Triska, das Musikprojekt um Heidi
Triska und redwinetunes-Mitgründer Gerald Huber, die Zuschauer mit ihrer
zart-sanften Musik verzauberten. In einer Mischung aus Folk und Pop-Elementen –
garniert mit einer großen Prise Melancholie, aber auch Lebensfreude – ließen
die Musiker das Publikum das Hier-und-jetzt vergessen und für die Dauer des
Auftritts in ihren Träumen schwelgen. Auch die Musiker selbst genossen den
Auftritt beim Sound of Munich Now sichtlich und hoben besonders die Stimmung
hervor, die für sie mehr als nur ein Festival ist: eher ein Treffen unter
(Musik-)Freunden.

Mit aufrichtiger, intensiver Folkmusik begeisterten auch Nick and the Roundabouts das Publikum
im bis zum Platzen gefüllten Orangehouse.
Es war wohl niemand im Raum, den die Texte von Songwriter Nick Sauter
nicht berührten, zum Nachdenken anregten. Oder auch zum Tanzen! Denn Nick and
the Roundabouts schafften es, ihr Publikum auf vielen Ebenen zu erreichen. Und
auch zum Abschluss trafen die Musiker den richtigen Ton: Der Refrain ihres
letzten Liedes „Just Go“ sprach vielen Zuschauern in dem Moment aus dem Herzen:
Don’t leave me…

Mit The Marble Man nahm
daraufhin eine feste Größe der Münchner Musikszene das Mikro in die Hand.
Obwohl der Begriff abgegriffen erscheint, so muss doch von „mitreißend“
gesprochen werden, wenn man die Musik der Band um Sänger Josef Wirnshofer
beschreiben will. Der gesamte Raum ging in den melancholisch-mächtigen Klängen
der Band auf. Die Gäste lauschten fasziniert Wirnshofers ein wenig an Michael
Stipe erinnernder Stimme. Auch für The Marble Man selbst war es ein besonderer
Auftritt, wird sich die Band jetzt doch bis auf weiteres von der Konzertbühne
zurückziehen, um an einer neuen Platte zu arbeiten. Wer gestern nicht da war
hat also eine letzte, großartige Chance verpasst.

Nach sehr vielen schönen, meist ruhigen und melancholischen
Bands betraten zum Abschluss des Abends noch Schoko & Band die Bühne. Die Band des ehemaligen
Jamaram-Trompeters Sebastian Kölbl, animierte das Publikum durch eine frech-spritzige Mischung aus Reggae
und Pop zum Mittanzen.  Die zahlreichen
Zuhörer, die bis zum Schluss des Abends im Orangehouse geblieben waren, wurden
mit einer feurigen Darbietung belohnt, die ein letztes Mal an dem Abend alle
Alltagssorgen vergessen ließ und zum Träumen von Freiheit und Südsee verführte.
Philipp Kreiter

Foto: Jeanmarc Turmes, http://www.jeanmarcturmes.com/