Es lebe die Sportwurst

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Fett raus, außergewöhnliche Geschmacksträger rein –
pünktlich zur Grillsaison überraschen Michael Ziegler und Manuel Stöffler mit
einer Geschäftsidee. Ihre Bratwürste schmecken nach Oliven, Spinat oder
Sauerkraut

Sie haben die Wurstrevolution ausgerufen und sie meinen es
ernst. Grillido heißt das Start-up, mit dem Michael Ziegler, 27, und Manuel
Stöffler, 27, das „Geschmacksvakuum zwischen Steak und herkömmlicher Bratwurst“
auf dem Grill füllen wollen. Popeye, Greek oder Bavaria – so lauten die Namen
der 30 Wurstsorten, die die beiden Jungunternehmer per Internet verkaufen. Das
Prinzip ist einfach: Fett raus, außergewöhnliche Geschmacksträger rein. Nach
Sauerkraut schmecken diese Würstchen-Wundertüten dann, nach Oliven oder
Hähnchen und Spinat. Besonders stolz sind die Grillido-Gründer auf den hohen
Eiweißgehalt, der bei mehr als 20 Prozent liegt.

Wie können sich zwei junge Start-up-Gründer für Bratwürste
begeistern? „Wir haben beide Interesse an gesunder Ernährung“, sagt Michael.
Und Spaß am Grillen. Das ist also das Grillido-Rezept: ein wenig
Ernährungsbewusstsein, eine Prise Fitness-Affinität, „ein paar Bier“ – fertig
war die Idee mit den gesunden Grillwürsten. Qualitativ hochwertige Würste,
geeignet für Sportler und Rentner, Hobby-Grillmeister und Feinschmecker
gleichermaßen.

Mit seinen Grillidos möchte Michael die Grillwurst weiterentwickeln.
„Wir möchten das traditionelle Handwerk der Metzger digital und innovativ
vermarkten.“ Plötzlich wird der stets lächelnde 27-Jährige mit den blauen Augen
ganz ernst. Man sehe sich als Verbündeter der traditionellen Metzger, mit hohen
Ansprüchen an Zutaten und Verarbeitung. Tatsächlich, Sterne-Köche verleihen
neuen Rezepturen den letzten Schliff, beliefert werden auch Restaurants und
Bars wie das Arts ’n’ Boards in München. Geschäftsführer Michael Albrecht
schätzt an den Grillidos, dass sie „vom Geschmack her wirklich gut“ sind und
zudem „ganz anders als normale Bratwürste“. Die Grillido-Gründer beschreibt er
als „lässig, cool, aufgeschlossen und unkompliziert“.

Vom „Wurst-Taxi“ in ein angesagtes Münchner Restaurant: Zu
Beginn haben Manuel und Michael die Würste in ihrer Heimat im Kreis Böblingen
selbst ausgefahren. Mittlerweile hat die Digitalisierung auch im Grillsektor
Einzug gehalten. Schon wenige Monate nach der Firmengründung im vergangenen
Herbst eröffneten sie einen Online-Shop. Nur was die Kunden tatsächlich
bestellen, wird auch produziert – und das frisch, mit Produkten aus der Region
und in zertifizierten Wurstmanufakturen. „Würstchen on Demand“, wie Manuel es
nennt.

Auch wenn die Grillwurst letztlich analog auf dem Teller
landet, erinnert die Geschichte von Grillido an die Legenden amerikanischer
Computer-Start-ups: Die erste exotische Bratwurstsorte mixten die Freunde in
der Garage seiner Oma zusammen, erzählt Manuel. Doch warum nehmen sich zwei
junge Unternehmer ausgerechnet ein so altbackenes Produkt wie die Bratwurst
vor?

Die Idee wurde ihnen auf dem Silbertablett serviert: Manuels
jüngerer Bruder Marcel habe als Metzger und Lebensmitteltechnologe mit
zusatzstofffreien Würsten experimentiert, erzählen die beiden. Gedacht war der
Bratwurst-Prototyp zunächst nur für Familie und Freunde. „Die waren
begeistert“, sagt Michael. „Begeistert“ ist ein Wort, das im Gespräch mit den
Bratwurst-Erneuerern oft fällt. So waren auch die Besucher diverser
Weihnachtsmärkte im Schwarzwald „begeistert“ von den Wurstkreationen, die
saisonabhängig gerne einmal nach Zimtsternen schmecken. Der ganze
Weihnachtsmarkt habe letztlich über sie geredet. Sagen zumindest sie.

Dieses positive Feedback war Motivation genug für die Gründer,
das Start-up größer aufzuziehen und einen Online-Shop zu eröffnen. Michael hat
an der TU München Betriebswirtschaft studiert, zudem besitzt er bereits
Start-up-Erfahrung. Es reizt ihn, das wirtschaftliche Potenzial einer Idee
soweit wie möglich auszuschöpfen – egal, ob es um sensorgestützte Marktanalyse
im Einzelhandel oder um Grillwürste geht. Er ist für die strategische
Ausrichtung und das Marketing bei Grillido verantwortlich. Mitgründer Manuel
optimiert als Logistiker die Produktion und Produktentwicklung.

Mehr als 100 Bestellungen pro Woche werden derzeit an die
Grills der Republik verschickt. Doch der wahre Test für das Start-up folgt nun:
„Wir stehen vor dem Beginn unserer ersten Grillsaison“, sagt Michael und klingt
dabei so gespannt wie ein Bundesligatrainer vor dem ersten Spieltag. Wie
eingespielt sein Team ist, wird sich zeigen. Freunde und Familie sind im
Unternehmen eingespannt, sie helfen beim Verkauf auf diversen Events und testen
neue Sorten.

Freundschaft verbindet auch die beiden Gründer. Früher
spielten sie in der Bezirksliga zusammen Fußball, heute entwickeln sie Würste
für Fußballer. Ihr neues Produkt, eine geräucherte Variante der Grillido,
konnten Manuel und Michael dieses Jahr auf der Fibo in Köln vorstellen, einer internationalen
Fitnessmesse. „Wir haben hier eine echte Sportwurst kreiert“, erklärt Michael,
der selbst Turnschuhe trägt. Die Besucher der Messe seien – natürlich –
„begeistert“ gewesen. Kleine Werbevideos haben sie dort gedreht, in denen
Michael mit einer geräucherten „Grillido Sport“ als Mikrofon Sportler spontan
probieren lässt. Bodybuilder Christian aus Österreich etwa hebt den Daumen, was
angesichts der Dimensionen seiner Oberarme recht dramatisch wirkt.

Weiter Informationen im Internet unter: http://grillido.de/

Katharina Hartinger

Foto: Kevin Kuhn