Institutionen, Banken, Versicherungen, wichtige Konzerne – das alles findet man zuhauf in Münchens Innenstadt, aber wo sind die Orte, an denen die Zeit stehen bleibt und an denen man sich gehen lassen kann? Unsere Autorin nimmt euch mit zu ihren Lieblingsorten zum Menschsein.
In München wohnen zwei Typen von Menschen: wichtige und extrem wichtige Menschen – zumindest habe ich dieses Gefühl. Möglicherweise liegt es auch an dem sozialen Umfeld, in dem ich mich durch das Studieren befinde: angehende Akademiker*innen etablierter Akademikereltern, irgendwo auf dem Spektrum zwischen wichtig und extrem wichtig. Diese Woche nehme ich euch mit zu meinen top Plätzen und Veranstaltungen in München und zeige euch, was mein München lebenswert macht, weil es sich dort nicht wichtiger nimmt, als es ist. Mein Wochenende beginne ich an einem Ort, der vielen nicht bekannt ist: Der Farbenladen. Etwas dezentral und nicht so münchenschick ist der Ausstellungsort Heimat für die vielfältige Kultur Münchens. An diesem Freitag eröffnet eine Ausstellung zu Gender und Kunst. Der Eintritt ist frei. Mit der Ausstellung und den damit verbundenen Workshops soll auf die (Un-) Sichtbarkeit von Frauen in der Kunstbranche aufmerksam gemacht werden und dazu beitragen, diese zu brechen. Ein Blick auf die leitenden Köpfe der großen Kunstinstitutionen Münchens und man weiß, wie nötig das ist.
Es ist Samstag und ich freue mich schon auf die Probe mit meiner Band. Die drei Stunden sind immer aufregend, nicht weil wir wie wild Musik machen, sondern eher, weil wir den überwiegenden Teil darüber reden, was uns zurzeit bewegt. Zum Glück gibt es im islamischen Zentrum gegenüber von unserem Proberaum den besten Kaffee vom nettesten Barista in München, der uns fit hält. An diesem Ort laufen die Uhren gefühlt ein bisschen anders und man kommt mal runter in der Großstadtblase. Der Raum ist gefüllt mit Zigarettenrauch und einem leichten Duft von Kaffee. An einem großen Fernseher an der Wand laufen Musikvideos in einer Sprache, die ich nicht kenne, was sie aber umso interessanter macht. Ein paar Menschen treffen sich dort scheinbar jeden Samstag zum Spielen, Rauchen und Kaffee trinken – irgendwie sympathisch.
Schon seit einem Monat schleife ich ein Projekt hinter mir her, das ich eigentlich gerne zu Ende schreiben möchte, bis jetzt konnte ich mich aber nicht dazu aufraffen. Sonntags habe ich am ehesten Zeit, mich einige Stunden effektiv hinzusetzen und zu schreiben. Mehr als drei Stunden möchte ich trotzdem nicht am Schreibtisch sitzen und entscheide mich im Anschluss einen ausgedehnten Spaziergang im Englischen Garten zu machen. Mein Ziel ist der Tivoli Pavillon Kiosk, er liegt etwas versteckt auf der Höhe der Hirschau im Nordteil. Hier gibt es kein Schick, keine Bequemlichkeit, aber gutes Essen und urige Wirte. Falls ihr dort vorbeikommt und euch auch eine Portion Sauerkraut in dem Glauben bestellt, es sei vegetarisch zubereitet – seid gewarnt, ihr werdet eine ordentliche Menge Speck dazubekommen.
Die letzte Uniwoche hat begonnen und auch meine Motivation ist entsprechend am Ende. Was immer hilft, ist gute Musik. Zum Glück habe ich kürzlich Leniliciouz Rap entdeckt. Eine Münchner Rapperin, die einen entspannten, jazzigen Sound hat und über politische Themen singt. Meine perfekte Pause zum Runterkommen an einem zähen Montag.
Mein Dienstag ist voll mit Uni-Veranstaltungen und nach sieben Stunden Input raucht mein Kopf förmlich. Den ganzen Tag musste ich irgendwelche Infos zu Kriegen aus der Antike, dem Mittelalter und der Neuzeit durchkauen, weshalb ich dringend etwas brauche, das mich da zumindest kurzzeitig rausholt. Ich schwanke zwischen einem kostenlosen Konzert an der Hochschule für Musik und Theater unter dem Namen „Cuba meets New York – von Buena Vista bis Bigband“ und Stand-up-Comedy im Senatore. Ich entscheide mich für letzteres, in der Hoffnung darauf, herzlich lachen zu können. Der Eintritt ist auch hier frei und wenn man es schafft, ein Getränk für circa vier Euro über den Abend verteilt zu trinken, kommt man doch echt günstig weg. Aber wie ich mich kenne, bleibt es nicht nur bei einem.
Obwohl ich mich finanziell versuche am Riemen zu reißen, bleibe auch ich nicht davon verschont, neben meinem Studium arbeiten zu gehen. Aber das hat ja auch Vorteile: Man lernt andere Menschen kennen, andere Inhalte und kommt aus dem Uni-Trott raus und so komme ich immer wieder zu dem Schluss, dass mir meine Arbeit Spaß macht. Einziger Minuspunkt ist natürlich, dass die Zeit für anderes fehlt. Mein gesamter Mittwoch geht also für die Arbeit drauf.
Die Woche ist schon fast wieder vorbei und die letzten beiden Tage Uni für dieses Semester stehen an. Einen besonderen Tipp habe ich mir noch aufgehoben: Die X Bar im Lehel. Sie ist etwas versteckt, aber das Suchen lohnt sich. Donnerstags gibt es immer Live-Musik in entspannter Atmosphäre. Wenn ihr Fans von Rock-Musik seid, kann ich euch die Bar nur wärmstens empfehlen.
Melina Bäckmann