Unser Autor Johnny freut sich über das regnerische Wetter und hat damit einen perfekten Grund, sein wohlig warmes Zimmer nicht zu verlassen. Ein paar Veranstaltungen gibt es dann doch, die ihn in die regnerische Außenwelt treiben. So wird er vielleicht eine italienische Komödie in den City-Kinos anschauen oder eine Vernissage im PIXEL² besuchen. Vielleicht. Aber dafür muss er erst eine geheimnisvolle Kraft besiegen, die ihn zu Hause festhält.
Die Zeit vergeht. Kein Sommer mehr. Sondern Herbst. Jetzt also Oktober. Das bedeutet für mich nicht nur, jegliches Essen mit einer Prise Kürbis zu verfeinern, sondern auch ständig das Gefühl zu haben, nur einen Tag davon entfernt zu sein, mit einer Erkältung im Bett zu liegen. Das, eine leicht laufende Nase und die Umstellung von einem überdurchschnittlich hohem Kaffeekonsum zu einem ebenso hohem Teekonsum, bedeuten für mich Herbst – die vielleicht schönste Jahreszeit. Alles ist langsamer und entspannter im Herbst. Und so werde ich auch in das Wochenende starten. Die letzten paar Tage werde ich mein Bestes geben, um die Theresienwiese einen großen Bogen zu schlagen. Um noch ein bisschen Urlaub aus den letzten Tagen zu quetschen, hole ich meine Badehose doch noch aus dem Schrank und ziehe im Westbad ein paar Bahnen. Leider werden hier (Energie sparen!) die Temperaturen der Bäder gesenkt, und alle Saunas sind geschlossen. Ich bin mir aber sicher, dass ich hier trotzdem noch ein bisschen Wärme und Entspannung finden kann.
Am Montag ist der Tag der Deutschen Einheit und das werde ich feiern, indem ich mich ärgere, dass Feiertag ist, und mich mit einem Kinobesuch belohne. Die City-Kinos zeigen montags unter der Rubrik „MonGay“ queere Filme aus der ganzen Welt. So flimmert kommenden Montag „Mascarpone“ über die Leinwand; eine italienische Komödie über Antonio, 30 Jahre alt, frisch verlassen und auf dem Weg, sein Leben in den Griff zu bekommen.
Im PIXEL², einem kleinen Raum für Medien, Kultur und Partizipation am Stadtmuseum, findet am Montag und Dienstag eine Vernissage zum Thema „Scham – Eine queerfeministische Betrachtungsweise“ statt. Das ist für mich Grund genug, die trockene Wohnung auch am kaltnassen Dienstag zu verlassen.
Seit mehreren Monaten hocke ich auf Gutscheinkarten, die mir meine Schwester für das Münchner Volkstheater zum Geburtstag geschenkt hat. Diesen Mittwoch werde ich sie aber endlich einlösen und mit ihr die Vorführung von „Pussy Sludge“ besuchen. Zugegebenermaßen weiß ich überhaupt nicht, worum dieses Stück geht, aber das will ich eigentlich auch überhaupt nicht. Eine Freundin, die das Stück bereits gesehen hat, meinte nur, ich solle mich auf etwas gefasst machen und nicht zu viel im Vorhinein darüber lesen.
Der Donnerstag ist bei mir bisher noch ziemlich offen. Vielleicht schaffe ich es, jemanden zu überreden mit mir den Film „Don’t worry Darling“ von Olivia Wilde anzuschauen. Harry Styles und Florence Pugh verkörpern hier ein Ehepaar in einer utopischen Kleinstadt im Fünfzigerjahre-Stil. Auch wenn die Kritiken eher mittelmäßig ausfallen und Harry Styles Schauspiel sehr verrissen wird, will ich mich davon selbst überzeugen. Für Florence Pugh lohnt sich sowieso jeder Kinobesuch.
Hoffentlich bin ich am Freitag noch immer gesund. Hier in meiner Wohnung ist schön wohlig und trocken. Vor mir steht eine große Kanne Tee. Ich bin überrascht, dass ich meine eigentliche Hauptbeschäftigung der gesamten Woche bisher verheimlichen konnte. Herbst heißt nämlich auch, dass ich in jeder freien Minute die Vorhänge zuziehe, Netflix öffne und alle Staffeln von „Gilmore Girls“ durchschaue. Es ist also gut möglich, dass ich jede aufgelistete Veranstaltung verpassen werde und mich lieber unter die Bettdecke verkrieche. Aber das ist auch in Ordnung. Der Zwang vom Sommer, ständig unterwegs zu sein und etwas zu erleben, ist endlich vorüber und die gemütliche Jahreszeit hat begonnen.
Autor: Johnny Rockstuhl