Zwischen Wirklichkeit und Traum

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Wir porträtieren an dieser Stelle bis zur Vernissage alle 20
mitwirkenden KünstlerInnen unserer Ausstellung
“10 im Quadrat Reloaded”
 im Farbenladen – mal Fotograf, mal
Modell. Heute: Fotografin Anna Heimkreiter.

Statt zehn Fotos macht Anna Heimkreiter, geboren 1993, nur
fünf. Sie fotografiert immer zwei Models zusammen, weil sie die Verbundenheit
zweier Menschen durch Körperkontakt darstellen möchte. Das ist nicht nur für
Anna spannend, sondern gerade auch für die Models, da sie sich vorher noch nicht
kennen und sich plötzlich in einer Situation wiederfinden, in der man sich
normalerweise nur mit bereits vertrauten Menschen befindet. „Gerade dadurch
möchte ich aber auch zeigen, dass alle Menschen etwas gemeinsam haben“, erklärt
Anna, „und dass jeder eine Geschichte hat, die es wert ist, erzählt zu werden –
wir müssen uns nur trauen, aufeinander zuzugehen.“

Nach dem Abitur hat Anna Kulturwirtschaft studiert und
arbeitet inzwischen im Bereich Stiftungen. Die Fotografie ist nur ein Hobby.
Ihre Fotos haben eine mystische, geheimnisvolle Atmosphäre. Schon als Kind
liebte sie es, sich in Büchern und Geschichten zu verlieren. Die Fotografie
gibt ihr die Möglichkeit, dort weiterzumachen, wo ihre Worte aufhören. „Sie ist
ein Medium, um sowohl Erinnerungen einzufangen als auch surreale Szenarien zu
schaffen“, sagt Anna. „Die Fotografie befindet sich irgendwo zwischen
Wirklichkeit und Traum und genau das mag ich an ihr.“

Viele ihrer Fotos sind Selbstporträts, und wenn sie jemand
anderen ablichtet, dann meistens Frauen. Für die junge Fotografin sind Frauen
faszinierend und stark: „In den letzten Jahren habe ich mich viel damit
beschäftigt, wie Frauen durch die Geschichte bis in die Gegenwart in der
Fotografie dargestellt wurden und werden, und das ist gerade im Bezug auf
Geschlechterstereotypen sehr aufschlussreich. Seitdem betrachte ich auch meine
eigenen Fotos kritischer. Auch unsere heutige visuelle Kultur spiegelt in
großen Teilen uralte Muster wider.“

Die größte Herausforderung war es für diese Ausstellung nicht,
ausnahmsweise auch Männer vor der Linse zu haben, sondern das Wetter: „Kreativ
zu sein, ist definitiv leichter, wenn man nicht schon halb zum Eiszapfen
erstarrt ist und die ganze Zeit ein schlechtes Gewissen hat, weil man seine
Models gerade frieren lässt“, sagt Anna, die ihre Models zu zweit draußen
fotografiert hat. „Es war ein bisschen wie eine Wundertüte – man weiß nicht
genau, was man kriegt, aber genau das ist ja der Spaß daran.“

Text: Lena Schnelle

Foto: Anna Heimkreiter