München hat doch viel mehr zu bieten als nur Wiesn, deshalb begibt sich Sandra auf die Suche nach Alternativen – und davon findet sie jede Menge. Ob Posterausstellung, Surfen am Flughafen oder ein Singer/Songwriter-Konzert, von Freitag bis Freitag ist so einiges los.
Die Countdowns zum Wiesnanstich laufen schon seit Tagen und
es scheint, als gäbe es in München nichts anderes mehr. Doch ich bin schon
längst darauf vorbereitet und freue mich deshalb erst einmal ein paar
Alternativen dazu zu entdecken. Denn wer hält schon 17 Tage Wiesn durch? München
bietet doch viel mehr: eine tolle Musikszene, interessante Ausstellungen und
auch jetzt im Spätsommer noch einige Open-Airs.
Am Freitag läute ich den Feierabend am Wiener Platz ein,
indem ich mir eine Live-Performance an einem der Streetpianos anschaue, die an verschiedenen
Plätzen Münchens aufgestellt wurden. Mit einem kühlen Radler genieße ich die
letzten warmen Sonnenstrahlen und kann hinterher sogar noch einen kurzen
Schlenker zur Isar machen. Das Wochenende verspricht leider nicht ganz so viel Sonne wie in den
letzten Tagen, deshalb schlendere ich heute noch einmal durch die Stadt.
Am Samstag freue ich mich auf eine Posterausstellung im Kösk
München: die Colored Gigs Vol. 8 goes München. Mit dabei ist auch ein
Grafikdesigner, den mein Kollege vor wenigen Wochen zu einem Interview
getroffen hat. Simon Marchner druckt Konzertplakate von Hand – und das sogar
für die amerikanische Indie-Gruppe Band of Horses. Abends lasse ich die Kunst
hinter mir und besuche den Bahnwärter Thiel. Dort legt das Münchner DJ-Duo Förg
und Lechner auf und bringt trotz grauen Wolken richtig gute Spätsommerstimmung in
die Meute.
Den Sonntag beginne ich spät mit einem langen Frühstück. Und
weil ich heute so viel Zeit habe und den ersten Sonntag seit Wochen nicht damit
verbringe, Hausarbeiten zu schreiben, mache ich mich auf den Weg zum Flughafen.
Einen Last-Minute-Flug kann ich hier jedoch nicht nehmen, aber das Surf &
Style bietet mir die Möglichkeit, auf der weltweit größten künstlichen Welle
das Surfen auszuprobieren. Das geht sogar bei Regen, denn das Forum ist
überdacht. Besonders begabt muss man dafür nicht sein, zum Glück gibt’s für
Anfänger eine Stange zum Festhalten. Nach der Anfängerstunde beobachte ich nun
ein paar Profis – einige von ihnen kommen direkt vom Eisbach und zeigen ihr
unglaubliches Können.
Wer geht montags eigentlich gerne arbeiten? Ich versuche mir
noch ein bisschen was vom Wochenendfeeling zu erhalten und gehe in die
Kranhalle. Dort spielt heute die australische Indie-Band The Paper Kites. Vor
circa einer Woche haben sie ihre Europa & UK Tour gestartet und ich freue
mich seit Wochen, mal wieder eine Indie-Band live zu hören. Das versetzt mich
doch glatt in meine Lieblingsstadt Brighton an die englische Küste zurück, wo
der Musikstil geradezu geboren wurde.
Am Dienstag eröffnet die einmonatige Ausstellung über
„Schlechte Entscheidungen“ in den Kunstarkaden. Die Künstlerinnen Simone
Kessler und Sophia Süßmilch zeigen hier alles, was ihnen zu diesem Thema eingefallen
ist. Zu sehen gibt es neben Tonskulpturen auch Performances mit zu viel
Alkohol. Interessant klingt die Ausstellung nicht nur wegen ihres Titels, es
sind ebenfalls weitere 30 Künstler daran beteiligt. Ob sich auch meine Entscheidung
als schlecht herausstellen wird, werde ich erst morgen heraus finden, aber
jetzt gehe ich erstmal gemütlich ins
35 mm², dort ist heute nämlich Gin’s Tag.
Für’s erste reichts nun aber mit den schlechten
Entscheidungen. Da höre ich am Mittwoch doch lieber Münchner Singer/Songwriter
im Import Export zu und lasse mich von ihren Stimmen und Geschichten bei einer
kalten Spezi verzaubern.
Schon in den Tagen davor habe ich immer wieder von der
Neueröffnung des Theaters HochX gehört und möchte mir nun selbst ein Bild davon
machen. Am Donnerstag findet die Premiere zu „Walk of Shame“ statt und ich bin
gespannt, wie dieser lustige Titel umgesetzt wird.
Ich beginne das Wochenende schon am Freitag und weil so
langsam der Herbst kommt und man schon einige bunte Blätter sieht, radel ich
zum Flohmarkt im Olympiapark. Dort ist immer etwas los, es gibt ganz
verschiedene Schätze und ich liebe es durch Bücherberge zu stöbern. Bei einigen
Bildbänden bleibe ich stehen und blättere mich vom Tegernsee nach New York,
doch eigentlich wollte ich mir einen dicken Wälzer für das kühle Wochenende
holen. Vielleicht beim nächsten Mal. Am Abend heißt es: Kabarett. Maxi
Schafroth ist eigentlich mit vollem Herzen Allgäuer, macht sich in seiner
aktuellen Tour aber auf nach Bayern. Auf
seiner Reise streift er auch München und was er von den Münchnern hält, erfahre
ich heute im Schlachthof. Na also, es geht eben auch während der Wiesn ohne
Bier und Schlager, dafür mit viel Gin und Musik.
Von: Sandra Will
Foto: Privat