Verena Lederer und Jean Poix / Foto: Privat

Neuland

Ausstellung

Verena Lederer kennt man in München vor allem als Musikerin unter ihrem Künstlernamen KLIMT. Vom 8. bis 16. Februar zeigt sie im Farbenladen jedoch eine weitere künstlerische Seite von sich. „BLOOM – Dinge, die geboren werden“, heißt ihre erste Ausstellung, in der Verena Poesie und Bilder zeigen wird. „Ich male seit der Teenagerzeit, immer nachts, wenn Musik machen zu laut war“, sagt Verena, „in erster Linie bin ich immer, und werde es wohl immer sein: Texterin.“ Im Farbenladen wird sie deshalb Gedichte, Lyrics, Briefe und Geschichten ausstellen. Inhalte, die sie vorher noch nie öffentlich gemacht hat. Es sei spannend, mache ihr auch ein bisschen Angst, sich in dieser Verletzlichkeit zu präsentieren, sagt sie. Die Ausstellung gestaltet sie gemeinsam mit dem befreundeten Maler und Fotografen Jean Poix. Seit ungefähr drei Jahren malen die beiden auch hin und wieder gemeinsam. Begleitet wird die Ausstellung von einer Audioinstallation und Live-Musik.  Ornella Cosenza

Improvisations-Theater

Was haben eine Biochemiestudentin, ein Physikstudent und eine Beraterin gemeinsam? Sie spielen alle Impro-Theater. Patricia Hoffelner (22), Yonathan Ascanio Hecker (20) und Anna Kapusta (30) haben Anfang 2019 die Gruppe Impro-WG gegründet. Wie bei vielen Impro-Gruppen ist auch ihr Name ein Wortspiel: WG steht nicht für eine Studentenbude, sondern für das Wilhelmsgymnasium, wo die Proben und Aufführungen stattfinden – ihre WG-Abende und WG-Partys. Im September 2019 ist die Gruppe das erste Mal aufgetreten und nutze Zuschauervorschläge für ihre Szenen. Das Wort Gartenschlauch mündete prompt darin, dass eine Figur die Nachbarskatze vollspritzte, um sie von seinem geliebten Motorradsitz zu vertreiben. Die Gruppe plant bereits ihre nächste WG-Party am 10.03. Das inzwischen siebenköpfige Team probt alle zwei Wochen, und jedes Mal wird ein anderer Schwerpunkt gesetzt. „Zum Beispiel arbeiten wir daran, wie man Emotionen besonders gut darstellen kann“, sagt Yonathan. Der nächste offene WG-Abend findet am 14.01. um 19 Uhr statt.  Annika Essmann

 

Besser abstimmen

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Paul Other, 24, und Kerstin Zachau, 23, wollen mit ihrem Verein „Our Impact“ junge Menschen zum Wählen animieren.

Eigentlich schon fast klischeehaft: eine WG-Party in Thalkirchen. Acht Studenten leben hier, der Partykeller der WG „Die Basis“ ist gefüllt, laute Musik dröhnt über die Gespräche der Partygäste und mittendrin eine Diskussion über Politik und die Welt. Sechs junge Leute stellen fest, dass einiges passiert ist, bei dem junge Menschen die Möglichkeit gehabt hätten abzustimmen, etwas zu beeinflussen. Nur: Sie haben es nicht getan.

Aus einer Idee auf einer Party im Oktober 2016 ist nun der Verein „Our Impact“ entstanden. Dessen Ziel ist es, Politik greifbar zu machen und jungen Leuten zu zeigen, wie viel politischen Einfluss sie eigentlich haben können. Paul Other, 24, ist eines von sechs Gründungsmitgliedern des Vereins, Kerstin Zachau, 23, kam vor kurzem dazu. Der Verein besteht aus einer bunten Gruppe von zwölf Menschen im Alter von 17 bis 26 Jahren, manche gehen noch zur Schule, der Großteil studiert, unter anderem Geschichte, Jura, Geografie oder Soziale Arbeit. Die Motivation resultiert dabei vor allem aus persönlichen Erfahrungen. Politik hat Einfluss auf unser Leben, was Paul, der in Bochum aufgewachsen und nach dem Abitur nach München gezogen ist, früh gemerkt hat. Mit 16 Jahren, als er selbst das erste Mal wählen gehen durfte (in Nordrhein-Westfalen darf bereits mit 16 Jahren bei Kommunalwahlen gewählt werden), machte die Stadt Bochum mit einem Cross-Border-Leasing-Skandal Schlagzeilen. Während Skandale bei vielen zu Politikverdrossenheit führen, ging Paul mit Schulfreunden zu Vorträgen, in denen sich die Kandidaten für die nächste Wahl vorstellten, informierte sich und wollte mit seiner Stimme etwas verändern. 

Die Wahlbeteiligung unter jungen Menschen ist traditionell gering, erschreckend im Vergleich zu der Gruppe von Senioren. Our Impact möchte mit Blick auf die Bundestagswahl 2017 bei jungen Leuten mehr Interesse schaffen und zum Wählen motivieren, aber vor allem auch vermitteln, dass die eigene Stimme zählt. Paul möchte Erst- und Jungwählern bewusst machen: „Wenn mehr junge Leute wählen würden, dann wären sie auch als Wählergruppe interessanter, man müsste auch für sie Wahlkampf betreiben und die Themen, die junge Leute interessieren, würden auch auf die Agenda kommen.“

Ein Projekt mit Studierenden der Hochschule für Fernsehen und Film München (HFF) ist im Moment in Arbeit, in dessen Rahmen ein Film, der zum Wählen aufruft, entstehen soll. Our Impact sieht eine Social-Media-Kampagne aber nicht als Hauptmission, sondern möchte die Leute dort abfangen, wo sie sind: in Schulen, Berufsschulen und Fortbildungsseminaren im freiwilligen sozialen Jahr. Im ersten Schritt soll die Angst vor dem Wahlprozess genommen werden, denn wie Paul und Kerstin erklären, sei einer der Hauptgründe für das Nichtwählen unter jungen Menschen, dass sie nicht wissen, wie das technisch funktioniere. Auch wenn für so etwas eigentlich der Sozialkundeunterricht in der Schule da sein sollte, findet Our Impact, dass dies nicht genug sei. „Der Sozialkundeunterricht vermittelt zwar bereits sehr viel, motiviert aber nicht direkt zur Handlung“, sagt Kerstin. Die Themen, die Our Impact ansprechen, gehen aber über das Wählen hinaus. Paul findet: „Politik ist nichts Fremdes und Arkanes, das man nicht verstehen kann.“ Um Politik zu entmystifizieren, soll unter anderem gezeigt werden, wie der Arbeitsalltag eines Abgeordneten aussieht. Wenn viel Zeit ist, sollen die Klassen und Gruppen selbst aktiv werden, gemeinsam etwas erarbeiten, überlegen, was sie interessiert und wie Politik ihr Leben beeinflusst. 

Die Zielgruppe umfasst dabei bewusst nicht Studierende, in der Universität sei das Politische ohnehin schon viel präsenter. Den direkten Vergleich kann Paul, der vor seinem Studium eine Ausbildung zum Garten- und Landschaftsbauer gemacht hat, aus eigener Erfahrung ziehen: „Berufsschüler sind im Vergleich zu Studierenden weniger organisiert und unterrepräsentiert. Das sieht man zum Beispiel daran, dass diese kein Semesterticket oder keine subventionierten Mensen haben.“ Besser informiert zu sein, könne dies vielleicht ändern. Deshalb sollen hauptsächlich Schüler und Auszubildende angesprochen werden, denn in Pauls Augen werde politisches Engagement in Berufsschulen nicht so gefördert, wie an Gymnasien oder an Universitäten. Als Student stellt er fest: „Studieren ist ein Privileg und deshalb hat man auch die Pflicht, etwas zu machen.“ 

Bei Our Impact bringt jeder das ein, was er kann und möchte. Während Paul sich beispielsweise um die rechtlichen Sachen und die Außenkommunikation kümmert, bringt Kerstin Wissen aus ihrem Management-Masterstudium ein, wenn es zum Beispiel um den Außenauftritt geht. Kerstin hat ihren Bachelor an der Hochschule für Philosophie München gemacht, war dort in der Studierendenvertretung aktiv und hat sich sozial unter anderem bei einem Nachhilfeprojekt für Kinder mit Migrationshintergrund engagiert. Sie wurde vor kurzem von Paul für Our Impact rekrutiert: „Ich hatte immer das Gefühl, auch politisch was machen zu müssen. Und mir ist wichtig, dass meine Arbeit Menschen hilft, eben einen Impact hat“, sagt Kerstin.

Die Findungsphase von Our Impact ist vorbei, man ist sich einig, was man will und wie man das erreichen will. Jetzt freuen sich Kerstin und Paul auf die Umsetzung des ersten Projekts. Sie sind motiviert, aber gehen auch mit gesundem Vorbehalt an die Sache heran, wie Kerstin betont: „Ich glaube, wir haben da schon realistische Vorstellungen. Wir kennen das alle noch aus der Schule, wenn Leute kommen, die einem was erklären wollen. Da wird es vielleicht Rückschläge geben.“ Paul sieht der Reaktion der Schüler aber auch positiv entgegen: „Ich glaube, wenn man wirklich motiviert ist, dann merken das die Leute auch.“

Text: Gabriella Silvestri

Foto: Robert Haas

Zeichen der Freundschaft – Von Humor

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Zwei Jungs, die ein ganz spezieller Humor miteinander verbindet. Der kommt nicht bei jedem gut an, der Freundschaft tut das aber keinen Abbruch. 

Eine weitere Kolumne aus unserer Reihe “Zeichen der Freundschaft”.

Pierre und ich schleichen uns unauffällig aus der Küche. Wir holen unsere
Jacken aus dem Wohnzimmer, schließen die Haustür auf, und sind weg. Wir sind
ein Stockwerk tiefer angekommen, als die Tür wieder aufgeht. „Wo geht ihr denn
hin?“, schreien die beiden Mädels aufgeregt. „Erigieren!“, rufen wir im
Einklang. Wir kichern, und laufen weiter.

Etwa eine Stunde vorher. Samstagabend, kleine WG-Party im Westend. „Tut mir echt
leid Alter“, murmelt Pierre, „hätte ich das gewusst, dann hätte ich dich echt
nicht hergeschleppt.“ Ich reagiere nicht, er kann ja nichts dafür. Plötzlich
fängt er an zu Grinsen. Das ist meist ein schlechtes Zeichen – nämlich ein
Zeichen dafür, dass gleich eine sehr dumme Aussage seinen Mund verlassen wird.
„Okay, Frage: Was macht ein König?“. Er räuspert sich. Mittlerweile sind seine
Mundwinkel fast an den Ohren angekommen. Pierre hat einen sehr distinkten Humor
– man könnte sagen, irgendwo weit hinter der Grenze des guten Geschmacks. Ich
grinse auch schon. Ich habe keine Ahnung was kommt, aber ich lache auch meistens
erst da, wo andere schon die Augen verdrehen. „Keine Ahnung“, antworte ich. Ich
lasse mir meine Vorfreude auf die kommende Aussage nicht anmerken. „Er regiert,
er regiert, er regiert!“ Wir prusten los, wie pubertäre Achtklässler. Geil,
mentale Notiz wird gemacht. Daraus lässt sich irgendwann was machen.

Die WG-Bewohnerinnen haben mittlerweile festgestellt, dass unsere Ecke
deutlich unterhaltsamer ist als der Rest der Party. Sie gesellen sich zu Pierre
und mir, das Schuljungengekicher hat es ihnen wohl angetan. „Jungs, wir wollen
mitlachen!“, sagt die Eine. Für Pierre ist das natürlich kein Problem. Ich
hingegen sehe das Problem kommen – darüber wird hier außer uns keiner lachen.
Zu spät, der Gute ist schon in seiner Routine. „Okay, Frage: Was macht ein
König?“ – „Wie was macht ein König?“ – Geht ja schon gut los. Aber Pierre merkt
es nicht, er will die Pointe loswerden. „Er regiert, er regiert, er regiert!“ –
Wir prusten wieder los. Was witzig ist, bleibt witzig. „Versteh ich nicht“,
sagt die Eine. Damit ist der Witz nun tot. „Ja, er regiert halt. E-RI-GIERT!
Das kennst du doch, oder?“ Wir prusten weiter. Ich stell mir die britischen
Royals vor – verlieren ja alle schon die Haare vom ständigen regieren.
Testosteron, und so.

Die Mädels haben keine Lust mehr. Pierre und ich stellen fest, dass uns auf
dieser Party nichts mehr hält. Hier werden wir keine Freunde finden, zumindest
nicht die Art von Freundschaft, die uns zusammenhält. Je mehr wir uns gemeinsam
in sozialen Situationen aufhalten, desto mehr bin ich davon überzeugt, dass wir
leicht speziell sind. „Stimmt doch gar nicht“, schlussfolgert Pierre, „aber wer
über regierende Erektionen nicht lachen kann hat meine Anwesenheit nicht
verdient!“ Wir schleichen uns unauffällig aus der Küche. Wir holen unsere
Jacken aus dem Wohnzimmer, schließen die Haustür auf, und sind weg.

Von: Matthias Kirsch