Ente oder Häschen? Das berühmte Kippbild von William James zeigt je nach Blickwinkel eines dieser beiden Tiere. Doch bei Markus scheint dieses Bild auf der Kante zu stehen: Seit gut einer Woche ist er nach Theresa weder Rammler noch Erpel mehr..
Manchmal gibt es das, dass Werke berühmter sind als ihre Erfinder. Das weiß jeder, der Vivaldis „Vier Jahreszeiten“ nur aus der Pizzawerbung kennt. Oder der Psychologe William James. Er selbst ist nur in Fachkreisen bekannt – sein Kippbild mit der Hasenente hat es immerhin bis in eine amerikanische Fernsehsendung geschafft. Dabei sieht man entweder eine Ente oder aber ein Häschen, je nachdem, aus welchem Blickwinkel man die Abbildung betrachtet. Weniger animalisch lässt sich das Ganze auch mit einem Gitterwürfel nachstellen. Oder mit Markus, sagt Theresa, als ich sie zum Frühstücken im Westend treffe.
Markus ist Theresas Freund. Also Kumpel, setzt sie hinzu. Sehr guter Kumpel. Einer mit Anfassen, sage ich. Theresa nippt an ihrem Kaffee. Eigentlich nicht, sagt sie. Seit einer guten Woche aber eben irgendwie doch, gibt sie dann zu. Da hat Markus ihr in einem Anfall von Gin und Tonic erklärt, er hätte kein Problem damit, ihre Freundschaft bei Gelegenheit mal ein wenig zu „vertiefen“. Theresa schluckte und bestellte schnell eine neue Runde. Die Möglichkeit, mit Markus mehr zu teilen als die gemeinsame Vorliebe für guten Wacholderschnaps hatte sie bis dahin noch nicht einmal in Betracht gezogen. Mit einem unbeholfenen „Danke“ gab sie ihm einen Korb.
Trotzdem, seit diesem Abend verbringen die beiden jede Nacht miteinander. Jede verdammte Nacht, beteuert Theresa und gähnt ausgiebig in ihre Kaffeetasse. Es ist so: Theresa träumt. Von Markus. Von Dingen, die sie niemals mit Markus machen möchte, ganz egal, wie viel Gin und Tonic er ihr dafür ausgeben würde. Das Traurige daran ist, dass Markus gar nichts weiß von seinem nächtlichen Glück. Denn was Theresa ihrem Kumpel früher ohne Aufhebens erzählt hätte, ist ihr jetzt so unangenehm, dass sie ihm nicht mal mehr in die Augen sehen möchte. Irgendjemand hat das Bild gekippt und nun steht es auf der Kante. Markus ist weder Rammler noch Erpel. Dafür aber, möchte man Theresas Träumen Glauben schenken, höchst animalisch. Lisi Wasmer
Mal ehrlich: Jeder junge Mensch ist auf der Suche. Nach Liebe. Nach einem Lebensabschnittsgefährten. Vielleicht nach einer Affäre. Das Problem: Sobald sich das Leben um mehr als nur eine Person dreht, wird es verzwickt – eine Kolumne über die Tücken der Partnersuche. „Beziehungsweise“ erscheint im Wechsel mit der Kolumne „Bei Krause zu Hause“.
Lisi Wasmer setzt sich in ihrer Kolumne mit allen Tücken der Partnersuche auseinander. Ohne ein Blatt vor den Mund zu nehmen, gibt uns Lisi Einblicke in verschiedenste Beziehungen. Die Lektüre endet bei uns oft mit Tränen in den Augen- sei es vor Lachen, Freude oder Traurigkeit.