Zeichen der Freundschaft: Nicht die Upper East Side

Ob New York oder nicht: Die vier Charaktere aus Sex and the City sind Vorbild für so manche Freundinnen-Clique.

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Für uns sind Orgasmen bislang graue Theorie, doch
das hindert uns nicht im Geringsten daran, uns in der Welt der vier New
Yorkerinnen mit ihren Sexeskapaden und Männergeschichten wiederzufinden. Bin
ich Carrie oder doch eher Samantha? Du bist auf jeden Fall Miranda!

Es ist Samstag Abend. Lena, Mardjan, Ann-Kris und
ich sitzen in Jogginghosen im Keller vor dem Beamer und schieben die Hand immer
wieder in die Chipstüte, im Anschluss führen wir sie fast mechanisch zum Mund.
591 Minuten Serienvergnügen liegen vor uns.

Wir sind vier Freundinnen. Die Besten.
Stundenlang könnten wir über Gott und die Welt reden, meistens analysieren wir
aber gerade das Verhalten des männlichen Geschlechts. Realistisch betrachtet
hört es dann aber auch schon auch wieder auf mit den Parallelen zu Sex and the
City. Ok, Ann-Kris hat mindestens so rote Haare wie Miranda. Dennoch: Unser
Leben ist im Vergleich unglamourös. Das lässt sich einfach nicht leugnen.
Schließlich ist es Samstagabend und wir sitzen hier im Keller und nicht in
einer hippen Bar. Wir tragen keine Manolo Blahniks sondern dicke Socken mit
Loch. Und unser Brunch ist ein Frühstück. Minus Champagner. Das alles mag kaum
verwunderlich sein, wenn man bedenkt, dass wir in die 7.Klasse eines Gymnasiums
in Nordrhein-Westfalen gehen. Trotzdem träumen wir uns oft nach Manhattan.

Wir sitzen auf der Tischtennisplatte und
überblicken den Pausenhof. Simon kommt. Lena drückt meine Hand, cool bleiben.
Er grinst linkisch und geht weiter in Richtung Raucherecke.  Sie
schaut uns an, wir nicken und laufen betont lässig hinterher. In
sicherer Entfernung bleiben wir stehen, Mardjan holt unsere Schachtel Marlboro
umständlich aus ihrem Rucksack. Ich denke, Mama kommt, atme den Rauch ein und
unterdrücke ein Husten. Das ist nicht die Upper East Side, aber hätte Carrie
wirklich cooler reagiert, wenn Mr.Big zwei Meter entfernt von ihr gestanden
hätte? Unwahrscheinlich. 

Ein gefühltes Leben liegt zwischen damals und
heute. Während meiner Bachelorarbeit saß ich oft in der Bibliothek und habe mir
wieder Sex and the City angeschaut. Aus wissenschaftlichen Gründen diesmal,
versteht sich. Ein Vergleich zwischen Sex and the City und Girls im Bezug auf
ihre feministische Lesbarkeit. Mit 13 wussten wir nicht mal, was das überhaupt
ist. Und selbst, wenn wir es gewusst hätten, es hätte uns wohl kaum
interessiert. Es gab schließlich wichtigere Themen zu besprechen.

Von: Jacqueline Lang

Foto: Yunus Hutterer