Dani DeLion

Neuland

Fleur en Fleur – bis Sonntag war das der Name, unter dem die Schwestern Amelie und Isabelle Geiss, 25 und 21 Jahre alt, ihre Musik veröffentlichten. Isabelle ist mittlerweile allerdings öfter in Köln als in München, weil sie dort als Schauspielerin der Daily-Soap „Unter Uns“ vor der Kamera steht. Deswegen wird Fleur en Fleur zu Dani DeLion. Ein Soloprojekt mit Band von Amelie. Isabelle ist aber weiterhin beteiligt. Zu sehen in den kommenden Videos und zu hören in den neuen Songs. So auch in „drip“, der am 6. März erscheinen wird. Ende März gibt es dann auch die erste EP von Dani DeLion. Trotz Namenswechsel bleibt also einiges gleich. So auch das Genre. Amelies Soloprojekt wartet ebenfalls mit viel R ’n’ B und musikalischen 90er-Referenzen auf. Johanna Schmidt

Foto: Dani DeLion

Unter uns

image

Manchmal fehlen die Worte. Man denkt, die deutsche Sprache hätte für alles einen Begriff – aber nein, sie versagt gerade darin, jene zu benennen, die uns so nahe sind: Die Amateursänger, denen wir beim Singen in der Dusche zuhören müssen, die Partymuffel, die niemals eine unserer Partys auslassen würden – wenn auch nur, um uns mitzuteilen, dass sie jetzt wirklich die Polizei rufen. Und trotz allem haben wir keine bessere Bezeichnung für sie als „die da unten“ oder eben „unsere Nachbarn unter uns“.

Einen besonders anspruchsvollen Nachbarn hat Judiths WG. Judiths WG, das sind vier wohlerzogene Mädchen, die gern früh schlafen gehen und an St. Martin eine St. Martins-Party veranstalten, bei der sie mit Freunden St. Martins-Hörnchen essen. Das ist ein netter und vor allem geräuscharmer Zeitvertreib. Trotzdem steht nach zwanzig Minuten der Nachbar von unten vor der Tür: Wir würden trampeln, sagt er. Nicht mal ich kann hören, dass Judith Geräusche verursacht, als sie aufsteht und zur Tür schlurft. Aber der Nachbar von unten hat ein viel feineres Gehör; er hört sogar die Laute, die Füße verursachen, wenn sie in Baumwollsocken auf dem Sofa liegen. Aber wer unter einer WG wohnt, mag von all den Vorurteilen über lärmende Party-WGs schon so geprägt sein, dass er selbst eine Wohngemeinschaft von drei tibetanischen Mönchen mit Schweigegelübde als unzumutbare Lärmbelästigung empfinden würde.

Es sind Szenen wie diese, nach denen man sich vornimmt, im Alter kein Spießer zu werden, keiner von diesen Nachbarn, die bei jeder Geburtstagsfeier gleich die Polizei rufen. Man stellt sich vor, welch toleranter, lässiger Rentner man sein wird. Leider lässt die Ernüchterung selten lang auf sich warten: Es kommt die Nacht, in der man erkennt, dass die Toleranz sich erst mit der Schwerhörigkeit einstellen wird.

Ich ziehe meinen rechten Ohrstöpsel heraus, als ich über das gedämpfte Wummern des Basses Davids Jammern höre. Obwohl wir die Fenster geschlossen haben, verstehe ich alles, was sich die Menschen in der Wohnung unter uns zuschreien. Jemand brüllt, ob man die Musik nicht leiser drehen sollte. Ein anderer grölt zurück, es sei doch Samstag. David sieht im Halbdunkel sehr blass und müde aus. „Ich will nicht die Polizei rufen“, jammert er. „Aber ich will, dass jetzt sofort irgendjemand die Polizei ruft!“ Susanne Krause

Jugend: Das bedeutet Nestflucht. Raus aus der elterlichen Einbauküche, rein ins Leben. Nur dauert es dann nicht lange, bis man sich einen Pürierstab zum Geburtstag wünscht – oder Sehnsucht nach Mamas Gulasch hat. Eine Kolumne über das Zuhause, was auch immer das sein mag. „Bei Krause zu Hause“ erscheint im Wechsel mit der Kolumne „Beziehungsweise“.

image

Geboren in der östlichsten Stadt Deutschlands, aufgewachsen in der oberbayrischen Provinz: Susanne Krause musste sich schon früh damit auseinandersetzen, wo eigentlich ihre Heimat ist – etwa wenn die bayrischen Kinder wissen wollten, was sie für eine Sprache spreche und wo „dieses Hochdeutschland“ sei.