Nachhaltiger Sonnengruß

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Anna Souvignier, 25, und Sophie Zepnik, 24, bringen Hejhej-Mats, Yogamatten aus Müll, auf den Markt.

Den Planeten verändern, das fängt klein an: Stoffbeutel für den Wocheneinkauf verwenden, den eigenen Fleischkonsum einschränken, öfter mal das Rad nehmen. Auch Anna Souvignier, 25, und Sophie Zepnik, 24, ist Nachhaltigkeit wichtig. Sie dachten lange Zeit, dass sie alles richtig machten. Wenn da nur nicht das Yoga wäre. Weil es sie stört, dass ihre Yoga-Matten aus Plastik sind, wollen sie eine Lösung für das Problem finden. Sie haben ein Start-up gegründet und bringen im Herbst Hejhej-Mats, Yogamatten aus Müll, auf den Markt.

SZ: Ihr wollt mit Yogamatten aus Müll die Welt retten?
Sophie: Die Welt retten können wir wohl leider nicht, wir möchten sie aber ein Stück weit besser und nachhaltiger machen.

Und wie?

Sophie: Pro Yogamatte können etwa 1,5 Kilogramm Müll eingespart werden. Der Müll wird für die Produktion einer Matte verwendet und bekommt somit ein zweites Leben. Wir wollen nicht, dass der Abfall dort landet, wo er nicht hingehört. Im Ozean zum Beispiel.

Ihr schafft aus Müll also einen neuen Gebrauchsgegenstand.
Anna: Die Matte kann am Ende wieder recycelt werden. Wir wollen ein Rückgabesystem integrieren, sodass ein geschlossener Kreislauf entsteht und wir aus den abgegebenen Produkten neue Matten machen können.

Der Gedanke ist dennoch abstoßend.
Sophie: Warum?

Beim Yoga liegt man manchmal mit dem Gesicht auf der Matte. Das riecht doch dann streng, oder? Die Matte ist schließlich aus Müll.
Anna: Darüber braucht man sich keine Sorgen zu machen. Die Yogamatten werden aus Schaumstoffresten hergestellt, also Abfallprodukten, die beispielsweise bei der Autoindustrie übrig bleiben. Dabei handelt es sich um Schnittreste, die noch nicht benutzt wurden. Die Yoga-Matten können also bedenkenlos genutzt werden. Der Schaumstoff wird zusätzlich mit einer dünnen Schicht überzogen, damit die Oberfläche rutschfest ist. Das Produkt besteht überwiegend aus recyceltem Material, ist aber noch nicht vollkommen nachhaltig. Da wir uns momentan noch in der Prototyp-Phase befinden, arbeiten wir an diesem Punkt.

Nachhaltigkeit liegt voll im Trend.

Sophie: Ja, wir machen den Trend mit, das kommt aber nicht von irgendwo her. Wir beide haben Leadership for Sustainability in Malmö studiert. Da beschäftigt man sich mit solchen Thematiken. Und auch uns selbst liegt Nachhaltigkeit sehr am Herzen.

War das schon immer so?
Anna: Bei mir definitiv nicht. Ich habe zuerst Marketing-Management studiert. Da wird dir beigebracht, wie man Sachen möglichst billig herstellt, sie an den Mann bringt und damit viel Geld macht. Irgendwann dachte ich mir aber: Stopp mal! Kann ich nicht mehr bewirken als bloßen Profit?
Sophie: Bei mir kam das schon etwas früher, so richtig auseinandergesetzt habe ich mich mit all dem allerdings erst im Studium. Mittlerweile ist uns beiden das Thema wirklich wichtig.

Wie kamt ihr auf die Idee? Bei einer Meditation nach dem Yogakurs?
Sophie: Tatsächlich waren wir während unserer Studienzeit in einer Ausstellung mit einem nachhaltigen Thema. Es wurde auch der Aspekt der Trend-Yogis beleuchtet, die immer denken, sie wären ach so nachhaltig und sich dennoch auf Plastik dehnen und verrenken. Anna und ich hatten uns ertappt gefühlt. Als wir dann nach einer Yogamatte suchten, die bereits recycelt war, konnten wir kein solches Produkt finden. Klar, es gibt Yoga-Matten aus Kork oder Kautschuk. Das war uns aber noch nicht genug.

Hejhej-Mats startet jetzt mit Crowdfunding. Und dann?
Sophie: Das Crowdfunding wird Anfang Oktober starten. Den Onlineverkauf möchten wir im Anschluss von unserer neuen Base in München aus koordinieren.

Wieso gerade München? Leben die Menschen hier denn so ökologisch?
Anna: Wir beide haben Freunde in München. Uns gefällt die Stadt, außerdem scheint die Gründerszene hier für uns interessant zu sein. Es leben viele interessante Jungunternehmer in München.

Text: Anastasia Trenkler

Foto: Elina Nomade

Rot zieht an

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Nicola Hahn, 25, ist seit August 2016 selbständige Personal Stylistin und Shopperin. Die ehemalige Modedesign-Studentin springt damit auf einen amerikanischen Trend auf. Im Interview spricht sie über Stil, Mode und das Münchner Klientel.

SZ: Was macht eigentlich ein Personal Stylist?

Nicola Hahn: Ich mache Umstylings, Typberatungen, Kleiderschrank-Checks und begleite Leute beim Einkaufen. Mit manchen mache ich das regelmäßig, andere wiederum benötigen mich nur für ein bestimmtes Event. Ich gehe auf jede Person individuell ein.

Wie wichtig sind Trends bei deinen Empfehlungen?
Ich achte bei meinen Kunden nicht nur auf Trends, denn nicht jedem steht alles. Lieber verwende ich mehr Basics und kombiniere das mit ein oder zwei trendigen Teilen.

Ist das nicht ein unheimlich oberflächlicher Beruf?

Natürlich ist Mode etwas Oberflächliches. Aber es steckt viel mehr dahinter. Mode spiegelt mehr oder weniger deine Seele wider. Mode trägt viel dazu bei, ob du dich in deiner Haut wohlfühlst. Und wenn du dich wohlfühlst, strahlst du das auch aus.

Was ist denn das Ziel deiner Beratung?

Ich möchte den Menschen näher bringen, dass Mode kein Muss ist, sondern auch Spaß machen kann. Dass man vor allem für sich selbst und nicht für jemand anderen toll aussehen sollte. Das Ziel ist auch, dass meine Kunden irgendwann ihren eigenen Stil gefunden haben und mich nicht mehr brauchen.

Ist der eigene Stil nicht etwas sehr Subjektives?

Absolut. Stil sollte mit deinem Charakter gleichzusetzen sein. Wenn ich gerne in die Berge gehe, bin ich vielleicht eher ein natürlicher Typ. Das hat auch viel mit Hobbys zu tun. Deshalb biete ich für meine Kunden vorab kostenlose Beratungsgespräche an, um mehr über sie herauszufinden.

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Was macht das Münchner Klientel aus?

Die Münchner legen viel Wert auf ihr Äußeres und sind auch bereit, etwas dafür zu investieren. Sie sind viel auf den Straßen, sobald die Sonne scheint. Ihnen ist es wichtig, wie sie auf andere wirken. Die Münchner tragen zum Beispiel gerne hohe Schuhe und sind allgemein sehr elegant gekleidet.

Also typisch Münchner Schickeria.

Das Wort „Schickeria“ wird oftmals negativ ausgelegt, was aber nicht unbedingt sein muss. Schick bedeutet für mich nicht nur hohe Schuhe mit Bluse. Man kann auch mit flachen Schuhen schick aussehen, wenn man es richtig kombiniert. Aber ja, die Münchner möchten eher schick als lässig sein.

Kann man mit Mode auch nur so tun als ob?

Natürlich! Man kann mit Mode vieles überspielen.

Was denn?

Wenn du zum Beispiel einen blöden Tag hattest, aber etwas Rotes trägst, sieht dir das keiner an. Rot ist eine Farbe, die anzieht. Gleichzeitig kann man mit Mode aber auch super die eigene Stimmung unterstreichen oder hervorheben. Wenn ich mich schlecht fühle, ziehe ich eher schwere Stoffe an. Wenn ich mich gut fühle, ziehe ich etwas Luftiges an mit frischen Farben.

Wer lässt sich denn von dir vorwiegend beraten?

Der Großteil meiner Kunden ist Ü40. Das sind Frauen, die wissen, dass sie nicht mehr jeden Trend mitmachen wollen. Aber grundsätzlich möchte ich natürlich jedem helfen. Auch meinen männlichen Kunden. Das wird zwar eher selten wahrgenommen, aber die lassen sich durchaus auch gerne beraten.

Gibt es ein Kleidungsstück, das jedem steht?

Cardigans stehen jedem. Das sind absolute Figurenschmeichler.

Interview: Barbara Forster

Fotos: Viktoria Popfinger, Oh