Käppi zur Lederhose

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„Tradition neu definiert“, das ist der Leitspruch der Firma „Bavarian Caps“- sie kreieren Trachtenkäppis und vereinen so Hip-Hop und Folklore-Stil

München – Das junge Start-up „Bavarian Caps“ fertigt Hip-Hop-Caps im Folklore-Stil – also mit Edelweiß, aus grauem Filz. „Tradition neu definiert“ ist der Leitspruch. Gegründet wurde es vor knapp zwei Monaten von Johannes Sänger, 27, Peter Schels, Sebastian Kolbinger und André Lang, alle 28. Die vier stammen ursprünglich aus Regensburg, sind inzwischen mehrheitlich auch in München verwurzelt und seit langem befreundet. André Lang erscheint zum Interview passend im beigefarbenen Leinenhemd und mit Edelweiß-Käppi.

SZ: Wie ist die Idee entstanden?

André Lang: Die Ur-Idee stammt vom Peter Schels. Der ist leidenschaftlicher Cap-Träger. Und auf dem Oktoberfest vergangenes Jahr wurde er dann angesprochen, warum er denn da keines trage. So hat er diese Marktlücke entdeckt. Weil Cap mit Lederhose einfach nicht zusammengeht. Er hat dann angefangen, sich Gedanken darüber zu machen, und sich mit ein paar Freunden zusammengesetzt. Und dann ist das Thema immer ernster geworden.

Warum sollte man ein Cap tragen?
Es ist locker und praktisch. Ein Cap hat noch keinem geschadet. Sonst beschäftige ich mich aber nicht so viel mit Trends.

Und warum unbedingt der Bezug zur Tradition?
Manche Leute sagen, so ein Stilbruch wie Lederhose mit Cap geht ja überhaupt nicht. Wir haben aber auch extrem viel positives Feedback geerntet. Wir wollen Tradition ja nicht abschaffen, sondern sehen uns eher als Alternative oder Weiterentwicklung zu ihr. Tradition ist ja nicht abgeschlossen, sondern auch ein fortlaufender Prozess. Und vielleicht tragen wir unseren Teil zur zukünftigen Tradition bei.

So ein Cap kostet 35 Euro. Produziert wird derzeit in China, bleibt das so?
Am Anfang war es eine fixe Idee, und auch mehr für uns selbst gedacht. Anfangs wollten wir nichts verkaufen. Aber dann war die Anfrage im Freundes- und Bekanntenkreis so groß, dass wir immer weiter bestellt haben. Den Online-Shop gibt es jetzt seit ungefähr fünf Wochen. Wir wollen das Unternehmen erst einmal zum Laufen bringen, so dass wir unsere Ausgaben wieder reinholen können. Wir haben uns keine Hilfe für das Start-up geholt und alles selbst gemacht. Also würde ich nicht sagen, dass wir total auf dem falschen Weg wären. Langfristig wollen wir die Produktion aber auf jeden Fall nach Deutschland oder zumindest Europa verlegen.

Steht der finanzielle Aspekt gar nicht so im Vordergrund, wenn bisher vor allem für Bekannte produziert wird?
Ich würde sagen, es ist eine Mischform. Ich müsste ja lügen, wenn ich ein Unternehmen führe und sage, ich denke nicht an das Finanzielle. Wir stecken ja alle viel Kraft und Energie rein und stehen voll dahinter. Es ist ein kleines Abenteuerprojekt. Wir sind eben ein junges Start-up, das gerade dabei ist, das alles Schritt für Schritt zu entdecken.

Derzeit ist „Bavarian Caps“ aber nicht die Haupteinnahmequelle.
Es ist überraschend gut angelaufen. Ich glaube aber, es ist unrealistisch, dass wir
irgendwann davon leben werden. Wir wollen das weiterentwickeln, sodass wir alle ein gutes Gefühl dabei haben. Aber derzeit ist jeder von uns beruflich ziemlich fest anderweitig verwurzelt. Es ist eine Nebengeschichte.

Gab es schon Reklamationen?
Zwei Caps haben wir zurückgeschickt bekommen. Eine war zu groß, bei der anderen weiß ich es nicht mehr. Dafür habe ich aber schon Leute in der Stadt mit unserem Cap rumlaufen sehen. Das ist dann ein schönes Gefühl.

Interview: Mira Sonia Bahl

Foto: privat