Ein Dreiergespann in einer Freundschaft kann kompliziert, oder aber auch ganz zauberhaft sein. Unsere Autorin hat das Glück, ein solches Gespann von der zweiten Sorte zu haben, das sie schon ihr ganzes Leben lang begleitet.
Ein warmer Sommertag – irgendwann
zwischen 1996 und 2017. Wir stehen nackt im grünen Garten. Dicht
aneinandergereiht und unter großen, gelben Sonnenschirmen. Hinter
uns ein türkisfarbenes Planschbecken, nicht größer als das darin
liegende orangefarbene Schlauchboot. Die Sonne kitzelt uns auf
unseren kleinen Bäuchen. Wir beißen unbeschwert in Amerikaner mit
viel Zuckerguss und lachen dabei verschmitzt in die Kamera. Es
schmeckt uns sichtlich und wir genießen den Moment.
Wir, das sind Amelie, Isabella und ich.
Drei Mädchen, die sich mit ihren unschuldigen Locken, dem
Topfhaarschnitt und den zarten Sonnenstrahlen im Gesicht auf dieser
Aufnahme so ähnlich sehen. Und doch könnten wir unterschiedlicher
nicht sein. Ein Moment aus den vielen Momenten unseren bisherigen
Lebens, die wir miteinander teilen durften und in denen wir wohl alle
drei das gleiche Glück empfanden: das Glück über eine tiefe und
enge Freundschaft.
Den Beginn unserer langen Freundschaft
haben wir unseren Müttern zu verdanken, die uns vor über 20 Jahren
fast zeitgleich auf die Welt brachten. Bei wöchentlichen Treffen
unserer sogenannten „Krabbelgruppe“ wurden wir liebevoll
miteinander bekannt gemacht. Uns wurden nebeneinander die Windeln
gewechselt, wir sind zusammen um die Wette gekrabbelt, haben zusammen
das Sitzen, das Laufen und die ersten Worte sprechen gelernt.
Auch wenn wir uns alle drei nur wenig
an unsere frühesten Kindheitstage erinnern können, so gibt es viele
Fotos und Erzählungen unserer Mütter, die uns glauben lassen, dass
wir bereits damals das Gefühl von starker Freundschaft verspürten.
Es sind die tiefen Wurzeln, die vielen gemeinsamen Erinnerungen, das
Wissen, dass wir immer füreinander da sind und immer da sein werden,
die unsere Freundschaft zu etwas ganz Besonderem machen. Und so ist
es heute nicht schlimm, wenn sich unsere Wege auch einmal trennen. Es
ist sogar gut so, denn wir sind erwachsen geworden. Eine jede hat
andere Ziele und Träume im Leben, die sie erreichen möchte. Eine
jede verfolgt ihren eigenen Weg und entwickelt sich weiter. Wir
werden älter. Umso schöner ist es, wenn wir es schaffen, uns zu
sehen. Stundenlang erzählen wir uns von unseren unterschiedlichen
Wegen, den jede von uns für sich geht. In diesen Momenten sind wir
uns wieder ganz nah. Wir erinnern uns gerne an die frühere,
gemeinsame Zeit zurück: Amelie war beliebt für ihr großes Barbie &
Ken-Equipment. Von Isabella konnte man lernen zu turnen oder es
zumindest versuchen. Bei mir wurde auf Vorrat für die Liebsten
gebastelt und gezeichnet. Wir bereicherten uns gegenseitig und sind
heute dankbar für die gemeinsamen Momente.
Dicht nebeneinander, nicht nackt,
sondern im Bikini, nicht mit zuckersüßen Amerikanern, sondern mit
Hugo und Aperol Spritz, sitzen wir bei Sonnenuntergang in der Beach Bar am Chiemsee. Wir lächeln noch genauso verschmitzt wie damals in
die Kamera. Man sieht uns an, dass wir den Moment genießen.
Vergleicht man die Bilder von früher und heute, so hat sich einiges
verändert. Nicht nur optisch haben wir uns gemacht, sondern auch
persönlich haben wir uns weiterentwickelt. Wir tragen keinen
Topfhaarschnitt mehr. Wir spielen nicht mehr mit Barbie & Ken.
Wir können bei weitem nicht alle turnen oder mit selbstgebastelten
Kunstwerken Geld verdienen. Und die Amerikaner sind auch nicht mehr
so lecker wie früher.
Trotz vieler Veränderungen ist Eines
gleich geblieben, das uns keiner nehmen kann: das Empfinden vom Glück
über eine tiefe und enge Freundschaft und das Gefühl, eine Basis
gelegt zu haben, die so schnell nicht in die Brüche geht. Eine
Freundschaft, die uns seit 20 Jahren miteinander verbindet und die
hoffentlich für immer anhalten wird.
Text: Laura Schurer
Foto: Yunus Hutterer