Band der Woche: Emmi King

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Emmelie König ist musikalisch mittlerweile mehr in England zu Hause als in Deutschland. Den Einfluss des Pop-Rock-Mutterlandes sieht man nicht nur an ihrem Künstlernamen sondern man hört ihn auch in ihrer Musik. Alternative-Rock mit viel Durchbruchs-Potential.

Selten lässt sich die Besonderheit einer jungen Musikerin so gut auf den Punkt bringen wie in einem Kommentar auf der Facebook-Seite der Münchnerin Emmelie König. Da fragt ein Nutzer in gebrochenem Englisch, ob sie denn auch mal in „down south Deutschland“ spielen würde. Die lakonische Antwort von einem anderen Fan darauf: „Sie ist aus Süddeutschland“. Ja, ist sie. Ihre Songs klingen bloß ganz und gar nicht so. 

Vielmehr schreibt die 19-Jährige Musik, die auf eine gewisse Art seltsam aus der Zeit gefallen wirkt und gleichzeitig jeglichen Dilettantismus, jegliches Trend-Gehoppe und all die Indie-Beliebigkeit hinter sich gelassen hat. Emmelie, die sich als Musikerin Emmi King  (Foto: Dennis Gelner) nennt, spielt Rockmusik. Und zwar solche, die mit klaren, verzerrten Gitarren-Riffs, einem leichten Telefon-Effekt auf der Stimme und einem ziemlichen Gespür für Mitreißendes wirkt, als sei sie vom Soundtrack eines Neunzigerjahre-Indie-Films. Gerade hat sie ihr Album „Tell The Truth And Run“ veröffentlicht. Die Songs und Texte haben eine gewisse Leichtigkeit, fast eine Naivität im Ausdruck, die nach all dem Brüchigen, das die Musik in den vergangenen zwei Jahrzehnten so erfuhr, ein wenig einfach wirken könnte. Gleichzeitig vermittelt sie aber ein wunderbares Selbstbewusstsein, als rockmusizierende junge Frau nicht auf Geschlecht oder Sex-Appeal zu setzen. 

Dass Emmi nicht in Deutschland gelernt hat, solche Songs zu schreiben und denen ein derartiges Klangbild zu verpassen, könnte erklären, warum ihre Musik klingt, als sei sie professionell produziert. Schon als Kind hatte sie zwar in München Schlagzeug-Unterricht, doch erst während eines Gastjahres an einer amerikanischen Highschool begann sie, Gitarre zu spielen. Später brachte sie sich noch ein bisschen Bass und Klavier bei und spielte dann ihr erstes Album komplett alleine und zurück in München ein. Emmi hat eine Art Phobie vor allem, was ihre Musik in die Richtung einer Schülerband rücken würde. Deshalb fand sie in München auch keine Mitmusiker. Dann besser nach England. Denn dort hat Pop- respektive Rockmusik sowieso eine andere Tradition. 

Bei einem privaten Besuch in London startete sie einen Aufruf im Internet. Das Mitmusiker-Gesuch, dem sie Demos ihrer Musik anhängte, brachte eine ungeahnte Resonanz: Knapp 300 Musiker haben sich bei ihr gemeldet. Kontakte, mit denen sie nun auch in naher Zukunft zusammen arbeiten wird. Und die ihr nun ihre erste Europa-Tour verschafft haben. Im kommenden Sommer wird sie die britische Band Living Dead Stars supporten – die Musiker der Band werden gleichzeitig auch ihre Live-Band sein.

Mit dem deutschen Indie-Zirkus hat sie nicht mehr viel zu tun. Und auch wenn sich Emmi trotz ihrer internationalen Kontakte mit ihrer Do-it-yourself-Art weiterhin auf einem Underground-Niveau bewegt: Der Sound klingt professioneller als vieles hierzulande. So erinnert sie an eine Zeit, in der Rockmusik das letzte Mal seit dem Retro-Rock-Revival nach dem Jahrtausendwechsel nicht schrammelig klang. Ihr Sound ist dick, ihre Stimme ist präsent, das Zusammenspiel der Instrumente gut überlegt. Klar klingt das in bester Erinnerung nach Hole, vor allem auf der „Celebrity Skin“. Doch Emmi King ist mit dieser Musik nicht hinten dran, ganz im Gegenteil, was ein Blick auf den aktuellen Erfolg von Courtney Barnett zeigt. Jetzt plant sie erst einmal ihre Tour und zieht die Veröffentlichung einer zweiten EP in Erwägung. Management und Label Angebote habe sie bereits. Ob sie die annimmt, da sei sie sich aber noch nicht sicher.  

Stil: Alternative / Rock /Pop
Besetzung: Emmi König (Komposition, Gitarre, Gesang, Bass, Schlagzeug, Klavier; live mit Gastmusikern)
Aus: München
Seit: 2014
Internet: www.emmiking.com 

Von: Rita Argauer

Foto: 

Dennis Gelner