Nadel
Der Körper von Eileen Aolani, 23, Fotografin und Künstlerin aus München, ist von oben bis unten geschmückt mit Tattoos. Einige davon hat sie selbst entworfen, sich aber von anderen stechen lassen. Jetzt nimmt sie die Nadel selbst in die Hand und tauscht Papier gegen fremde Haut. Daniel Schray, Tätowierer aus München und mit Eileen befreundet, hat sie auf die Idee gebracht, ihre eigenen Zeichnungen, die oftmals abstrakte und verzerrte Linienzeichnungen sind, anderen Menschen zu tätowieren. Bei Daniel lernt Eileen aktuell die Kunst des Tätowierens. Bisher hat sie vier Tattoos gestochen.„Ich sehe das als Weiterführung meiner Kunst. Am Anfang hatte ich schon ein bisschen Angst, auf die Haut von anderen Menschen etwas so Permanentes zu zeichnen. Auf dem Skizzenblock ist das ja schon etwas anderes. Es haben sich aber schon viele Leute gemeldet, als sie gesehen haben, dass ich jetzt Tätowieren lerne“, sagt sie. In erster Linie sehe sie sich aber weiterhin als Künstlerin, nicht als Tätowiererin.
Tinte
Auch Performance-Künstlerin Sandra Bejarano, 28, greift immer öfter zu Nadel und Tinte. In ihrer Kunst arbeitet sie normalerweise mit Körperflüssigkeiten und einer speziellen molekularen Technik, um das Aussehen oder die Textur der Flüssigkeiten zu verändern. Dadurch erforscht sie den Körper, seine Tabus und organische Materialien. „Die Haut ist ja auch eine organische Materie. Für mich besteht da eine konzeptuelle Verbindung zwischen meiner Kunst und der Tattoowelt, dem Verhalten der Haut, wenn sie mit Pigmenten tätowiert wird“, sagt sie. Das Tätowieren hat sie sogar als Bestandteil in einigen ihrer Live-Performances integriert, wie zuletzt bei der Performance „Bitchfight“. Sie tätowiert aber auch professionell in einem Münchner Tattoo-Studio. Ornella Cosenza
Fotos: Eileen Aolani / Anna-Elena Knerich